aus dem Grunde, weil der Gemeinderath nicht zum Voraus ihren Führer zum Com- Mandanten ernannte, sondern diese Wahl den foctschrittsparteilichen Grundsätzen gemäß der zukünftigen Feuerwehr überlassen wollte Ebensowenig- ist das ein Zeichen des Fortschritts, daß diese Partei erst Lurch die Thcilnahme der andern Partei aus ihrem Schlummer geweckt werden mußte, um von ihrem Wahlrechte Gebrauch zu machen; viel weniger aber kann cs als Fortschritt angesehen werden, trenn diese Par- lei bloß deßhalb, wie es scheint, durch die Mahlen sich im Bürgerausjchuß «denn in den Gemeinderath hats noch nicht gereicht) gellend zu machen sucht, um durch unberechtigte Anmaßungen- auch sich vollends das bisher genossene Mitberathuugsrccht in Sachen der bürgerlichen Nutzungen streichen zu- lassen, trotz aller Reisen nach Reutlingen, Der austretcnde Obmann bildet sich gewiß viel ein, wenn er sich an maßt, allein den Schultheißen daraus aufmerksamge-1 macht zu haben, daß er nicht wahlberech- ^
ligt sei, da, wie mir erinnerlich, ich es war dm Ließ bemerkte, denn- wie hätte der Obmann, der seinen Posten an der Urne .eingenommen Hatto, in seiner Gesetzeskennt- niß den nnbereckt gtcn Zettel des°Schult- heißen seinen Weg in die Urne finden lassen lönnen, um nachher wieder herausge- uommen zu werden?
Tie betreffende Gesetzesstelle auszuschlagen lag in meinen Pflichten, thal es aber nicht, nm mich hierüber zu orieniiren, wie der ehrenwerthe abtretcnde Obmann es zu seinem winket-advokatischeu Berufe allerdings nökhig hätte.
Was die Partei betrifft, die n v ch zu meinen Freunden zählt, so bin ich gewöhnt, diese nicht nach Zahlen, sondern nach dem inner» Gehalte zu berechnen, und in dieser Beziehung ist mein Schmerz über Verlust einiger Freunde, die mitunter schon ihrer Farbe narb nicht zu mir taugen, mir ganz erträglich.
Den großen Sieg zu beleuchten kann
iw nicht umhin, der. Obmann der sogen, Fortschrittspartei erhielt 41, der der andern Partei 40 Stimmen; mit einein solchen Wahlsieg wäre ich zu Hause geblieben, um so mehr, als zwei von den Nrugewählien schon im Bücgeransschuß waren, ehe die sog. Fortschriltspa tri die Gemeinde Gelingen beglückte, und sei deßhalb nur kurz noch bemerkt, daß der Gemeindera-H sich zu dcm Ergebniß der Wahl gegenüber gewisser austrelender Größen nur gratulier, indem der jetzige Obmann diese Stelle vor Jahren schon bekleidete, ohne daß der Ge- meindcrath sich zur Flucht vom Rathhaus herab gezwungen sah, La der Gewählte zu dem Loch (wie m n gewöhnlich sagt) hinauswill , das der Zimmecmann gemaeR hat, und nicht mit dem Kopf Lurch die Wand, um nachher mit verstoßener Stirne wieder in seine gesetzlichen Schranken zn- rückzuprallcn.
Ten 28. Juli 1865.
Rathsschrbr. F. Ziegler.
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— Stuttgart, 26. Juli. (180. Sitzung der Abgeordneienlam-! mer.) Das Finanzministerium bringt nochmals eine Nacbexigenz von 50,000 fl. und zwar zur Betheiligung des Staats au dem Aktienuuternehmen ein, das sieb zu Gunsten der Anstalten von G. Werncc gebildet hat, was den Abg. Tuvcrnoy zu einer Klage darüber veranlaßt, daß aus solche Weise die Etatsberathnng nicht zu Ende geführt werden könne. Nun folgt die Beraihung des Berichts der Finauzkcmmissiou über die Nacbexigenz von 600,000 fl zu Bildung eines Fonds für künftige Krirgsinvaltden. Die Commission beantragt Zustimmung, Höldcr stellt jedoch den Antrag auf Uebergang zur Tagesordnung, jür den auch v. Gülr- lingen, Zeller und Oesterlen sprechen und der schließlich mit 4! gegen 25 Stimmen angenommen wird. Hieraus tritt die Kammer in die Berathung des Berichts der Finanzkcmmission über die Nacbexigenz von 150,000 fl zu Auslassung von gezogenen Gußstahlkanonen ein. Zeller, Hökder und Hopf sprechen auch gegen diese Position, die zwei ersteren, weil sie einem Knegsmi- nisterinm gegenüber, das keinem einzigen Wunsch der Volksvertretung entgegcnkam, nicht einmal dem der Unterstützung der Jn- gendwehren, nur das Allernothwendigste verwilligeu wollen, letz-, lerer, weil er prinzipiell dagegen ist, indem er sagt, damit wolle die Freiheit des Volkes unterdrückt werden, was ihm einen Ordnungsruf znzieht Sein Antrag, auch über diese Position zur Tagesordnung nberzugebcn, wird 'schließlich mit 64 gegen 8 Si, abgelebnt; dafür stimmen Zeller, Rödinger, Basels Hops, Nägele, Sckwadcrer, Holder, Wolbach, Dagegen wird die Exigenz^ mit großer Mebrheit bewilligt und außerdem mit 43 gegen 2l stimmen beschlossen, daß dieser Aufwand erst gewacht werden dürfe, wenn auch die übrigen Staaten des achten Armeekorps sich zu gleicher Anschaffung solcher Geschütze bereit erklärt haben.
"— Stuttgart, 27, Juli Die Bismärckische Wirthschast geht nun geradezu ins Telle. Tie Maßregeln gegen das Abgcordne- tenfest, die Verhaftung des Redakteurs Mai (s. Altona) sind Schritte, die geradezu ans Irrenhaus erinnern. Dagegen war nun selbst Manicnffel Nickis. Das ist die offenbare Revolution von Oben Ein Neckt gibt es da nickt mehr. Es haben jedoch diese Vorgänge vielleicht auch ihre gute Seite Tie Partei des Volks verstärkt sich, denn auch Denjenigen, Lauen das Denken f - schwer wnd, und die nur langsam marschiren, müssen Kie Augen aufgchcm. Es ist ganz recht so, d'as Hans Hohcnzollern möge sich nur vollends nm sein Bischen Credit bringen, das deutsche Volk kann nur dabei gewinnen. (Schw.VZ)
— Leipzig. 25. Juli Wie man der D. Allg. Ztg. mitlherlt, wird von hier aus eine Einladung an dir preußischen Abgeordneten zu einem Festmahle in Leipzig vorbereitet.
! — Dresden, Das Sängcrsest ist in vollem Gang. Von allen ! Weltgcgendcn kommen die Sänger in Schaarcn — 23. Juti. Am heutigen zweiten Festtag Nachmittags 3 Nhr fand die Weihe der deutsche» Sängerbnndesfahne statt. Dieser Alt war sicherlich einer der erhebendsten des ganzen Festes, denn schon das Glockenläuten, womit er angefangcu und beendet wurde, machte einen tiesfeier- lichcn Eindruck, klm 5 Uhr begann die erste Hauptanfführung in der Festhalle, der auch die königliche Familie beiwohnt:. So groß vorher die Zweifel waren, daß ein so großartiger Massengesang ven irgendwelcher künstlerischer Bedeutung sein könne, so sehr überraschte dieses erste Concert bezüglich seiner Wirkung aufs Gefühl und seiner künstlerischen Abgerundetheil, Die königliche Familie wohnte dem ersten Theile des Concerts bei und vor ihrem Verlassen der Halle ertönte ein vieltausendstimmiges Hock auf dieselbe. Um 9 Uhr Abends fand der erste Sängerabend in der Festballe statt, wobei Einzelvorträge verschiedener Vereine die bunte, lebendige Unterhaltung kaum zu durchdringen vermochten. Tie Sängerhalle, so reizend sie erbaut worden, ist für dieses Fest viel zu klein, denn kaum 2 Drittel der Sänger wenn nicht nur die Hälfte, findet' ans dem Podium Raum. Der Charaker des heutigen Festtags war im Allgemeinen recht gemüthlich, aber auch nur gemüthlich. Anklänge an nationale Gesinnung sind so selten, daß sie im großen Trubel spnrlvs vorübergehen. — 24. Juli. Der große Festzug der Sänger ist soeben in der Festhalte Ungezogen. In dem Zuge, welcher von vielen Tausenden begleitet wurde, zählte man mehr als 600 Fahnen; 30 Musikcorps, darunter sämmtliche Militär-Musikcorps in Gala-Uniform, nahmen an demselben Theil. (N. Z)
— Berlin, 23.' Jnli. Am Freitag sind unter der Einwirkung der nun schon so lange andauernden ungewöhnlichen Hitze nicht weniger als sechs Personen aus oer Straße und an öffentlichen Orten vom Schlagsall tödtlich getroffen worden, und außerhalb ihrer Behausung verstorben. Am Tage zuvor waren es 4 Personen, die ans gleiche Weise plötzlich so den Tod gesunden (Auck in den Lokalblättern anderer Gegenden finden mir ungewöhnlich viele durch Schlag herbeigesührte Todesfälle.) (AZ)
— Berlin, 27. Jnli. Die Regierungsblätter bestätigen, daß der preußische Ministerrath in Negensbnrg beschlossen Halle,
!die Ausweisung res Herzogs Friedrich aus den Horzogtbülliern zu unterlassen, bis Oesterreich seine Zustimmung dazu geben würde. Von der bevorstehenden Gasteiner Zusammenkunft der Fürsten von Preußen und Oesterreich sei die Anbahnung eines Ausgleichs zwischen Preußen und Oesterreich in der Herzogthümcrsrage zu erwarten.
— Hamburg, 27. Juli. Der preußische Abgeordnete Frcese jip durch den preußisch:?. C'-vilkommissär v. Zedlitz <üls den Hrr-