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Kaiser Maximilian in Mexiko hat am 3. Juli ein hüb­sches Stück Geld verdient; er hat einen Gewinnst von 500,000 Franken in die Tasche gesteckt. Es war nämlich die erste Ge- winnztthung der mexikanischen Anleihe, und eie Nummer, die den gießen Treffer erhielt, gehört einem glücklichen Unglücklichen, der die zweite Einzahlung auf seine kaiserliche Schuldverschreibung nicht geleistet und somit kein Recht auf den Treffer hat.

Mit in Vas Grab.

,-r-r,>'.l,-en Friedrich Friedrich.!

(Fortsedim,, nnd Schlick.!

Gerade deßhalb müssen Sie zu ihr gehen!" rief Roth Thun Sie es Sie sind es dem Andenken Hago's schuldig!"

Diese Mahnung wirkte auf sic und sie versprach es zu ihun.

Ich werte Ihre Zurückkunst hier erwarten", fuhr Roth fort. Doch noch Eins, bevor Sie gehen Haben Sie je in Augustens Händen ein Kästchen bemerkt, auf dessen Deckel ein kleines Stahl­schild mit ihrem Namen angebracht war?"

Ja, Hugo hat ihr einst ein solches Kästchen geschenkt," gab Marie zur Antwort

Roth zeigte ihr die Ueberreste welche er in der Asche gesun­den batte, erzählte -ihr Alles und begleitete sie dann mit Burkart durch den Wald. Während er dann it diesem langsam zum Försterhause znrückkehrte, schritt Marie schnell zu dem nahen Dorfe, in welchem Augustens Gut lag.

Ihre ganze Kraft nahm sie zusammen, als sie dasselbe erreicht hatte und in das kleine Haus des Gärtners trat, in welchem die Kranke noch immer lag.

Tie Wärterin kam ihr entgegen

Gut', daß Sie kommen, Fräulein," sprach dieselbe.Die Kranke hat Sie mit Sehn uckr und Ungeduld erwartet. . Wohl schon lOmal Hatz sie gefragt, ob Sie noch nicht da seien. Es steht schlimm mit ihr recht schlimm und ich glaube nicht, daß sie noch eineu Tag leben wird."

Marie vermochte nicht zu antworten Sie trat ein in das Krankenzimmer. An dem Lager saß der Pfarrer er stand auf, als er Marie erblickte. Erschreckt blieb diese an der Tbüre ste­hen, als sie einen Blick auf die Kranke warf Aufgerichtet im Bett saß sie da, ihre Au>,en starr auf die Eingetretene gehefrel. Marie hätte sie kaum wieder erkannt. Das waren nicht allein die Schmerzen und die Folgen der Verwundung, welche ihre Züge so verzerrt hatten.

Die Kranke wollte sprechen die Lippen versagten den Dienst. Mit ungeduldiger Hast winkie sie Marie zu sich, an ihr Lager

Diese raffte sich zusammen, eilte ru ihr und erfaßte ihre Hand. Das Mitleid, welches sie empfand, ließ sie für den Au genblick vergessen, welche Ueberwindung es sie gekostet Halle, hie her zu kommen

Dieses Entgegenkommen schien der Kranken wohl zu thun, denn beruhigt sank sie zurück, Mariens Hand fest in der ihrigen haltend Ihr Auge verlor indeß den starren Ausdruck nicht und schien dem Blicke Mariens auszuweichen.

Der Pfarrer trat an das Lager zurück.

So. nun ist ja Ihr Wunsch erfüllt", sprach er.

Die Kranke nickte zustimmend mit dem- Kopse Eine Zeit- lang lag sie regungslos da; rann zackte sie wiederholt wi- er­schreckt zusammen. Ihre Lippen bewegtet: sich hastig, allein kei­nen Laut brachten sie hervor

Wünschen Si ' etwas?" iragte der Pfarrer, der es bemerkt haue.

Sie schüttelte ungeduldig. heftig mit dem Kopfe Es schi n ihr peuilich zu fein, daß sie so genau bevtachtet wurde Off.u bar kämpfte sie mu einem Ei.-danken, vielleicht mit einem Ent­schlüsse ihre U' r che vuvieth eS.

tÄidlieb ichteie ge sich empor. Mart ns Hand ließ sie los. (Line unnennbare Au,,st spra a s.us ihrem Auge

Marie Marie!" ri-.s sie

Die G.eu;e:w erhob sich und beugte sich über sie. Mit ei - f ner Sterbenden und der Tod sprach schon aus ihren Zügen. mußte sie Mitleid haben i

Dein Bruder Tein Bruder ick!" fuhr! die Kranke fort. Mehr brachte sie nicht hervor. Der Gedanke

an das, was sie sagen wollte, schien sie zu überwältigen. Ihr Blick wurde starrer und starrer, ihre Lippen zitterten, ihre Hände zuckten krampfhaft

Hugo!" ries sie noch einmal, dann sank sie zurück, ihre Kraft war gebrochen, in wenigen kurzen, schnellen Athemzügen entfloh das Leben von ihr.

Erschüttert standen Marie und der Geistliche neben ihr. Es war ihnen, alS ob sie den letzten, schwachen Pulsschlag des Her­zens hörten. Es stand still.

Sie ist hinüber", sprach der Geistliche nach kurzer Zeit, in­dem er ihr die Augen zubrückte.Sie ist nicht leicht gestorben, allein ich begreife, daß ein so junges Leben schwer sieb von der Erde trennt, die so viele Freuden für es hatte."

Er hatte keine Ahnung, was der Kranken das Sterben so schwer gemacht hatte Marie mochte es ihm am wenigsten sa gen, denn zu gewaltig war sie erschüttert. Sie durste es auch nickt sagen, batte doch die Tobte bas Geheimniß der Thal mit in das Grab genommen.

So bald als möglich kehrte Marie heim, und ihr wurve erst wieder leichter um das Herz, als sie in den Wald trat.

Mit Ungeduld wurde sie in dem Fötsterhause erwartet. Roth's Blicke richteten sieb fragend aus sie, als sie in das Zim­mer trat.

^Sie ist tobt," sprach Marie

!Unk sie hat Ihnen die That gestanden?" warf Roth sra- i genb ein

!Nein Es war inveß ihre Absicht, es zu tt-un Auch der ! Geistliche war bei ihr. Ich sah, wie sie mit dem Entschlüsse ! kämpfte - endlich brachten ihre Lippen die Worte nicht mehr hervor. ! Marie erzählte ihnen Augustens letzte Worte, jSind Sie nun überzeugt, daß sie den Mord begangen hat?" !wars Roth ein.

^ Marie zögerte mit der Antwort. Es war eine Tobte, über ! welche sie ein Uriheil aussprechen sollte und der Tod übt ja eine j wunderbar versöhnende Kraft

!Ich bin davon überzeugt," erwieberte sie endlichWerden j Sie die Untersuchung'gegen sie nun noch sorlsetzen?" fügte sie tragend hinzu.

Wünschen Sie es?" warf der Richter ein

Nein "

Gar, so wollen wir bas Andenken der Tobten nickt trüt'en", fuhr Roth fortIhr Munk ist geschlossen und vermag nichts imehr zu ihrer Rerdtferngun., zu sagen Vielleicht wird später über Kiese Tbai norr mehr Licht verbreitet wir müssen eS abwar- ken!"-

*

Wenige Tage nar» Augustens Tode wurde ihr Testament ge­öffnet,. welches sie zwei Tage vor ihrem Scheiben halte aufneh­men lassen Marie wusste nichts davon, um so mehr wurde sie durch die Na-chrickr überrascht, daß die Lotte ihr einen nicht un­wesentlichen Theil ihres Vermögens vermacht hatte. Der Erbe ihwö Gutes mußte ihr dasselbe auszahlen.

Sollte nicht auch hieran eine Süimr liegen? Ein Beweg­grund für vieles V-rmächtnlß war in dem Testamente nicht an­gegeben Oh"e Schwierigkeit ward-. Marte in Besitz desselben gesetzt.

Noch war kein halbes Jahr verschwunden, sv fand na dem Försterbause eine einfache, stille Feier statt. Burkart hatte Hngo's Stelle erhalten und an diesem Tage hatte Marie für immer ihre Hand in die seinige-gelegt Ganz still wurde auf Mariens Wunsch die Hochzeit gefeiert Nur wenige Menschen waren zu­gegen .unter ihnen Roth, der sür Marie wie für Bnrkart ein wirklicher Freund geworden war. Jetzt kehrte das Glück in das Försterhaus zurück und mit ihm nach und nach sür Marie auch eine heilere Stimmung. Der Schmer; über bas Vergangene Hane sich in eine still-.- Trauer aufgelöst.

Jahre vergingen, ohne daß man von dem Rittmeister etwas hörte Da kam endlich von Amerika die Nachricht, daß er dort in den ärmlichsten Verhältnissen lebe und sich durch die Arbeit seiner Hände, die e> nie zuvor kennen gelernt hatte, sein spärliches Brod verdienen müsse.

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Ftkdigtrr. aedrv-nl »»» verteil von A. Geltchtöger