zu denselben von dem andern Hause beschlossenen Bitten und Voraussetzungen beizutreien, mit Ausnahme der Bitte des andern Hauses, die Regierung möchte die erforderlichen Einleitungen treffen, daß möglichst gleichzeitig mit der Erbauung einer Eisen bahu von Stuttgart über Leonberg nach Calw und Nagold eine direkte Bahn von Stuttgart nach Böblingen gebaut werde und dem nächsten Landtage die erforderlichen Vorlagen zu machen. Die Kammer trat dem Anträge der Commission bei und geneh migte den Gesetzesentwurs unverändert, nachdem sich vorher Frhr. v. Wächter-Spittler für die Stuttgart-Böblinger Linie, als die alte Verkehrsstraße und den kürzesten Weg vom Neckar nach dem Schwarzwalde ausgesprochen, einen Antrag auf Ausführung derselben aber nicht gestellt hatte. Auch mit der Bitte des andern Hauses vermag er sich nicht zu vereinigen, weil er es nicht für angemessen hält, daß beide Linien gleichzeitig gebaut werden, unv weil er überhaupt keine Bitte an die Regierung stellen möchte, die voraussichtlich erfolglos sei.
— Stuttgart, 14.Juli. (173.Sitzung der Abgeordnetenkammer ) Das Finanzministerium bringt eine Nachcxigenz von 40,000 fl. zu Beiträgen an Gemeinden für Herstellung von Schullehrerwohnungen ein Ersten Gegenstand der Tagesordnung bildet die Eingabe der Thierärzte des Landes um Besserstellung und um Reorganisation der Thierarzneischule. Die volkswirthschaftlicke Commission beantragt, dieselbe der Regierung empfehlend zur Erwägung zu übergeben ; die Kammer stimmt nach kurzer Debatte bei. Es folgen nun drei Berichte der Finanzcommission, und zwar erstens übe eine Nachcxigenz von 50,000 fl zu weiterer Ausbildung des Telegraphennetzes, die nach kurzer Debatte bewil ligt werden, dann eine solche von 900,000 fl Mehraufwand für die Erweiterung des hiesigen Bahnhofs, welche nunmehr im Ganzen aus 2,659,651 fl. 38 kr. zu stehen kommt; auch sie wird nach kurzer Debatte bewilligt, nachdem Minister v. Varnbüler nachgewiesen hatte, daß für den Personenvenehr jedenfalls weit über ein Menschenalter hinaus der erforderliche Raum geschaffen sei für den Güterverkehr aber, wenn es nöthig sein sollte, leicht und ohne großen Kostenaufwand weitere Erweiterungen bewerkstelligt «erden könnten. Endlich werden gleichfalls nach kurzer LiScus- ston 475,000 fl für Erbauung eines neuen Postgebäudes dahier genehmigt.
— Stuttgart, 15. Juli. Heute Mittag 12 Ubr sind die württembergischen Schützen (etwa 60 Mann) n it Dampf nach Bremen bgefahren. Es ist ein sehr erfreulicher Zug, daß sie sich noch so zu sagen wenige Stunden vorher aus zwei Schützenbünden zu einem allgemeinen schwäbischen Schützenbunde ver einigt haben; die Herren hätten, in zwei Lager gespalten, auf dem Bremer Schützentag sonst eine gar zu klägliche Rolle gespielt Daß sie nickt allein der Zahl nach, sondern auch auf dem Stande das Schwabenland würdig repräsentiren, haben sich die „Unfehlbarsten" zu einem Elitecr rps zusammengethan, um auch in diestm Hauptpunkte die Ehre der schwäbischen Schützen hoch zu halten.
— In Haslach bei Stuttgart wird nun eine Dampfbäckerei in größerem Maßstabe errichtet werden. Es sollen bedeutende Capitalien dazu bereit sein Es wird ein besseres und wohlfei leres Brod versprochen.
— Leipzig, 15. Juli. Herr v. Neust ist gestern Abend aus Dresden hier eingetroffen und conserirte mit dem baiertschcn Mi nister Hrn. v. d. Pfordten. Heute Abend reist er zurück.
— Kölzn, 13. Juli. Seitens des Comite's für das Abgeordnetenfest ist gestern eine Beschwerdeschrist an den Minister des Innern von hier abgegangen. (Wird voraussichtlich umsonst scii'I-
— Das Schützenfest in Bremen hat nun, nämlich letzt, n Sonntag, den 16 Juli, seinen Anfang genommen. Am letzun Mittwoch waren bereits 4500 Schützen angemeldet, welche sämmt- lich in Freiquartieren untergebracht werden. Für jeden Stadtbezirk sind bestimmte durch verschiedene Farben kenntliche Wcbnungs- kartcn gewählt. Als Führer nach der Wohnung bieten sich den Gästen Schüler an, welche eine Schleife derselben Farbe tragen, wie die Karte des betr. Stadtbezirks. Tie Schützengäste aus Amerika sind am Freitag in' Bremerhaven angekommen.
— Wien, 12 Juli. Am Bunde wird demnächst ein Antrag Baierns und einiger andern Regierungen erfolgen, dahin gehend,
daß Seitens deS Bundes an Oesterreich und Preußen das Ersuchen gestellt werde, über den Stand der Angelegenheit von der Einberufung der Stände in Holstein Auskunft zu geben, und zwar wird diese Auskunft auf Grund des Art. 13 der Bunde-- akte verlangt. Der Schritt geschieht übrigens, wie ich vernehme, im Einverstäntniß nicht bloß mit Oesterreich, sondern auch mit Preußen, wird also von beiten Mächten entsprechend beantwortet werden. (Allg Z.)
— Tie österreichische Ministerkrisis ist ins Stocken ge- rathen. Der Wiener Vvlkswitz singt von ihr :
In der ganzen MiiMeekrifl«
Ist da« Einz'ge, wa« gwiß >«,
Daß um Plener's Portefeuille ka Gerik t«.
Plener ist bekanntlich Finanzminister. — Ein anderer Witz sagt: Wir sind in einer sonderbaren Lage, haben zwei Häuser und ket» Kabinet. — Sonderbar allerdings, aber immer noch besser al- ein Kabinet ohne die Häuser — antwortete ein Abgeordneter.
— Die „Frkf. Pstz " will wissen, daß das Jahreseinkommen de- scquestrirten Fürsten Esterhazy auf 300,000 fl. festgesetzt worden ist. Es war anfangs nur von jährlich 200,000 fl die Rede; da fragte der Fürst: „Will man mich denn verhungern lassen?" Dem Manne wäre 14 Tage bei Wasser und Brod sehr zuträglich, denn es sollen jetzt besonders die sogenannten „kleineren Leute" bei ihm verlieren!
Frankreich Paris, 14 Juli. InToulon soll ein neuer Convot von 500 Verurtheilten, der vierte seit zwei Jahren, nach Cayenne abgehcn. — Im Monat August soll inBrest ein englisch-französisches Seefest stattfincen. Sämmtliche Mächte, auch die Vereinigten Staaten sind eingeladen worden, sich durch Absenkung von Kriegsschiffen dabei zu betheiligen.
Amerika. Newyork, 1. Juli. Die mit dem Versckwö- rungsprvjtß beschäftigte Mililärcommission hat sich über ihre» Wahripruch geeinigt, ker Spruch ist aber noch nicht kund gemacht. Der Srabsaudiior bat vorher eine Tacstell ng vorgelegt, worin behauptet wird. daß vier der Angeklagten Mitverschworene des Mörders Booth seien Er schloß aus den Aussagen, daß Davt-, Sanders, Zucker u. A. den Mordplan entworfen und bei der Ausführung geholfen haben. — In den südlichen Häsen Nordamerikas langen seil Beendigung deS Krieges ungeheure Quantitäten Baumwolle an. Man sagt, es lagerten noch 3,000,000V Ballen im Süden Binnen Kurzem werden großartige Versendungen nach Europa statifinden; der Preis wird durch Spekulanten künstlich in der Höhe erhalten.
Australien. AuS Neu-Seeland ist die Trauerkunde eingetroffen, daß der Missionär Dr. Volkuer von den Maoris grausam ermordet worden ist. Dieß geschah von seiner frühere« Gemeinde, angesichts seines eigenen Hauses, das er lange in ihrer Mitte bewotnt hatte. Es war zu Anfang März, da kehrte er mit einem College», einem Mr. Grace, zu seiner frühere« Gemeinde zurück, allen Warnungen zum Trotz, die ihm von befreundeter Seite zugekommcn waren; aber bevor er noch an's Land gestiegen war, wurde er und Mr. Grace von den Maoris gepackl. Sie schleppten ihn ans Land, henkten ihn an eine» Baum, tödtetcn ihn auf kannibalische Weise und verzehrten Her) und Leber.
Vermischtes.
In der europäischen Adlerfamilie ist großer Streit, wer dafrische Kongreß Ei gelegt hat Ter französische Adler sagt: das neue Ei sieht meinem zwar ähnlich, wie ein Ei dem andern, ich Hab' es aber nicht ausgebrütet. — Ein Kukuks Ei, ins fremde Rest gelegtI ruft der österreichische Adler und möchte gern gegen den preußischen Adler eine Vaterschastsklage anstrengen. — Wenn s kein Adler- und kein Kukuks bi ist, dann wird's ein Enten-Ei sein! sagen die politischen Ornithologen.
Victor Emanuel, sagte neulich Pius IX. im Gespräch. ist aus einer Familie von Heiligen und er selber ein verirrtes Schaf, das sich bald bekehren wild ; „der Andere aber (Napoleon) der ist ein Wolf." (Tfztg.)