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Mit in das Grab.

(Erzählung non Friedrich Friedrich.)

(Fortsetzung.)

Wissen Sie keinen andern Weg?" fuhr der Rittmeister fort.

Keinen denn ich habe sie alle bereits versucht."

Ich habe das Geld vielleicht nur für kurze Zeit nöthig, auf Wochen auf einige Monate, dann hoffe ich verheirathet zu sein. Sic haben Vermögen, Sie können es mir geben, wenn Sie wollen!"

Er war bei diesen Worten vor dem Advokaten stehen ge­blieben und blickte ihn prüfend an.

Dessen Gesicht verzog sich zu einem halbMöttischen Lächeln.

Ich wünschte, daß Sie die Wahrheit sprächen", erwiederte er.Mein ganzes Vermögen beträgt kaum halb so viel, als Sie verlangen, und selbst dieses ist nicht in meinen Händen."

Sie haben aber Credit genug, um mir die Summe ver­schaffen zu können", fuhr der Rittmeister fort.Ihre Bürgschaft wird genügen geben Sie dieselbe".

Der Advokat war augenscheinlich in eine unangenehme Lage gebracht. Er mochte .nicht gestehen, daß er seine Bürgschaft nicht geben wollte.

Auch sie wird nicht genügen", entgegnete er.

Der Rittmeister wandte sich unwillig ab.

Sie mögen Andere damit täuschen können, mich nicht!" rief er.Oder sind Sie besorgt, Laß Sie das Geld nicht zurücker­halten würden?"

Herr Rittmeister", bemerkte der Advokat,ich habe die Ehr­lichkeit Ihrer Absichten noch nie in Zweifel gezogen, aber sagen Sie selbst, womit Sie die Zurückzahlung leisten wollen, wenn sich die Verbindung mit Ihrer Braut zerschlagen sollte!"

Ter Rittmeister war jetzt in Verlegenheit gesetzt.

Es ist bis jetzt nicht die geringste Aussicht dazu", gab er zur Antwort.Gut, ich will auf die von Ihnen verlangte Summe verzichten, wenn Sie mir einen Weg angeben, auf dem ich meine Gläubiger bis nach meiner Verheirathung Hinhalten kann. Mehr verlange ich ja gar nicht. Ich unterwerfe mich selbst ja schon der größten Einschränkung. Wollte ich diese noch weiter treiben, so würde ich nur Verdacht dadurch erregen".

Und auch nichts erreichen", fügte Faber hinzu.Herr Rittmeister, ich verkenne ja Ihre schwierige und unangenehme Lage durchaus nicht und ich habe oft nachgesonnen, wie derselben am Besten abgeholscn werden könnte. Ich sehe jetzt keinen an­dern Weg der Möglichkeit als Ihre Verheirathung. Ich will indeß mir noch einmal die größte Mühe geben und versuchen, ob ich Ihnen das Geld verschaffen kann."

'Ich habe es in einigen Tagen nöthig," fiel der Rittmeister ein,und ich wiederhole noch einmal, daß ich es. haben muß!,,

Der Advokat zuckte die Achseln.

Wenn es in meiner Macht steht," sprach er zögernd versprechen zusichern kann ich nichts!"

Ter Rittmeister schritt hastig, ärgerlich der Thür zu. Schon hatte er die Hand auf dem Schlosse liegen, da trat er noch ein­mal einen Schritt zurück.

Wie vielsZinsen verlangen Sie, wenn Sie mir die Summe leiben?" fragte er.Ich bin bereit, das Höchste zu geben."

Sie könnten mir die Zinsen nur mit meinem eigenen Gelde bezahlen," erwiederte Faberaußerdem bin ich wirklich nicht im Stande-!" *

Der Rittmeister ließ ihn seine Worte nicht wiederholen. Er verließ das Zimmer und schlug heftig die Thüre hinter sich zu. Er befand sich wirklich in einer verzweifelten Lage, in der er irgend einenlAusweg erblickte. Er war indeß nicht ein Charakter, der dieß in Ruhe und Fassung ertragen bätte und er griff deßhalb zu demselben Mittel, dem er früher M ähnlichen Lagen immer eine augenblickliche Beruhigung oder zum wenigsten ein gleichgil- tiges Hinwegsetzen über eine verzweiflungsvolle Stimmung zu verdanken gehabt hatte.

Zu dem Wirthshause eilte er, in welchem er abgestiegen war und durch Wein suchte er sich Beruhigung zu verschaffen. Er trank bastia. Es war ja seine Absicht, wenn auch nicht sich zu

berauschen, so doch seine verzweiflungsvolle Stimmung zu betäuben. Es gelang ihm vollkommen. In ganz andern Bildern stieg jetzt die Zukunft vor ihm aus Eine feste Zuversicht erfüllte ihn, WS er vorher kaum zu hoffen gewagt hatte.

Zu einem befreundeten Gutsbesitzer war er sür diesen Nach­mittag eingeladen, auch Auguste. Halb und halb hatte er die Einladung bereits abgelehnt und es war nicht seine Absicht ge­wesen, ihr Folge zu leisten, weil es ihn zur Stadt getrieben hatte und seine peinliche Lage ihm wenig Ruhe zur geselligen Unter­haltung ließ. In diesem Augenblicke gedachte er der Einladung. Schnell sprang er empor und ließ sein Psecd Vorführern

Seine Wangen glühten, seinen ganzen Körper fühlte er von neuer Kraft Lurchgossen. Von Muth und Hoffnung erfüllt, wollte er an diesem Tage noch einmal in Auguste dringen, den Tag ihrer Vermählung sestzusetzen.

Er sprengte sort, dem Gute seines Freundes zu. Man hatte ihn nicht mehr erwariet. Er flüsterte Auguste zu, daß er alles ausgeboteu habe, um noch kommen zu können um sie zu sehen. In gestrecktem Galopp sei ec von der Stadt bis dorthin geritten. Seine glühenden Wangen sprachen sür die Wahrheit seiner Worte. Auguste fühlte sich geschmeichelt. Er erwies ihr mehr Aufmerk­samkeiten als je zuvor.

In der lustigen Gesellschaft, in welche er mitten hineinge­kommen war, vergaß er die Sorgen, welche ihm an diesem Tage schon so viel Unruhe bereitet hatten. Aufs Neue sprach er dem Weine tüchtig zu. Nie zuvor hatte Auguste ihn in einer so lusti­gen Stimmung gesehen.

Bis spät am Abend blieb die Gesellschaft zusammen. Er bat Auguste so innig, sie heimbegleiten zu dürfen, daß sie ihm die Bitte nicht abschlagen mochte an diesem Abende am Wenigsten, La er so zuvorkommend aufmerksam gewesen war. Er setzte sich zu ihr in den Wagen. Sein Pferd ließ er zurück, da Auguste ihm versprach, ihn biß zu seinem Gute fahren zu lassen.

Es war eine schöne, mondhelle Nacht. Auguste schien in einer weicheren Stimmung zu sein, als er sie je gesehen hatte. Er mußte diese Stimmung benutzen, um ihr das Versprechen ihrer baldigen Hochzeit zu entlocken. DersWeg bis zu ihrem Gute war nur eine Stunde weit die Zeit war ihm also kurz gemessen.

-w>§t.)

(Bestrafte Eifersucht.) Einer eifersüchtigen Berlinerin be­gegnete unlängst Folgendes:

Da sie ihren Mann im Verdacht der Untreue hatte, beauf­tragte sie eine Freundin, denselben aus Schritt und Tritt zu be­achten und beobachten zu lassen. Sie rechnete dabei um so sicherr auf den besten Erfolg, als diese Freund« wegen ihres besonderen Talents zum Polizeiagenten allgemein bekannt und gefürstet war.

Einige Tage später wurde ihr folgender Brief von ihrer Freundin zugestellt:

Liebste Freundin! Er ist entdeckt! Endlich, nach vielen Be­mühungen ist cs mir gelungen, ihn zu überführen. Zwar habe ich ihn nicht selbst gesehen, sondern eine meiner Freundinnen, der ich ihn einmal zeigte, hat ihn genau wiedererkannt an seinem perlgrauen Ueberrock und gewichsten Schnurrbart. Denke Dir nur, er ist mit einem Frauenzimmer nach den Spandauer Bock gefahren! am helllichten Tagein einer Droschke mit einem solchen Subjekt! Und meine Freundin hat sogar bemerkt, daß er bei dem vierten Glase Bock zärtlich seinen Arm um die Taille dieses Subjektes schlang. Und wenn sie doch nur wenigstens ein klein wenig hübsch gewesen wäre! Nein, im Gegentheik, ich sage Dir, alt war sie und häßlich wie die Nacht, aber ausgepvtzt zum Ekel und frech bis zum Exceß, wie diese Subjekte alle sind. Ick hatte es nicht sür möglich gehalten, daß der Geschmack Deines Mannes so tief gesunken, so verdorben sein könnte. Rüffle ihn nur gehö­rig I Herzlich grüßt Dich Deine Dich tief beklagende

Mathilde."

Die eifersüchtige Frau erinnerte sich mit Entsetzen, Laß sie an dem fraglichen Tage mit ihrem Manne nach demSpandauer Bock" gefahren war, und soll sich vorgenommen haben, künftig nur solche Spione zu gebrauchen, die nicht bloß ihren Mann, sondern auch sie selbst, kennen. _ '

Scdlgirl, -cdrli-kt uns vertt/» von A. Vrrlck.(ä-,rr