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schwellen, wird rer Regierung zur weiteren Verfügung übergeben, worauf sich eine längere Debatte über die 8000 fi, betragende Nachcxigenz für Errichtung eines '(Lesebäftsträgerpostens in der Schweif eiilspinnt, die schließlich mit 58 gegen 25 Stimmen zu deren Genehmigung führt,

Stuttgart, 27. Mai. Se. K, Hvh. der Prinz Friedrich ist von Sr. Maj. dem König zum wirtlichen General der Caval- lerie ernannt worden. Seit den Kriegszeitcn ist in Württemberg eine Ernennung zum wirklichen General nicht mehr erfolgt; es gal' nur noch Gcncrallieutenants und Generalmajore.

Stuttgart, 29. Mai. Wie wir hören, haben die Ver­handlungen, welche seit mehreren Wochen zwischen Bevollmächtig­ten von Baiern. Württemberg, Baden nnd der Schweiz hier in Stuttgart gepflogen worden sind, am vergangenen Samstag, den 27, d, M., zu der Paraphirung eines Handels- und Zollvertrags zwischen den Staaten des deutschen Zoll- und Handelsvereins und der Schweizerischen Eidgenossenschaft, ferner eines Niederlas- fungsvertrags zwischen dem Königreich Württemberg und der Schweiz, mit Beitrittsvorbehalt für die übrigen Zollvereinsstaaten, geführt. Tie definitive Unterzeichnung dieser Verträge soll gegen .das Ende des Monats Juni in Aussicht genommen sein. (Schw. M.)

München, 25, Mai. Die Staatsregierung schlägt mit cin- rnüthiger Zustimmung des Kammer-Ausschusses vor, die Amnestie auf die Angehörigen aller deutschen Bundesstaaten auszudehnen.

München. 27. Mai. Die Abgeordnetenkammer nahm heute das Amncstiegesetz nach den Ausschußanträgen mit 131 gegen 1 (Rutland's)Stimme an. Dreimaliger Hochruf auf den König bei Verkündigung des Abstimmungsresultats.

Wien, 27. Mai. TerVolksfreund" schreibt:Von ver­läßlicher Seile kommen uns heule Nachrichten über Entschließun­gen des Kaisers Max von Mexiko zu, die überraschender Natur sind. Sollten sich die gedachten Nachrichten bewahrheiten, so wäre eine Lösung der mexikanischen Frage weit näher gerückt, als man nach Allem, was bisher in die Ocffemlichkeit gedrungen, anzunehmcn berechtigt sein könnte. Das, was uns als im Wer­den und Werke begriffen, mitgetheilt wird, wäre ganz danach an- gethan, die Tuilerien in die äußerste Besorgniß und Verlegenheit zu versetzen, Angesichts dieser Krisis fände das Aufgebot selbst der äußerst materiellen und moralischen Mittel von Seiten Na­poleons seine Erklärung. Die Monroe-Doktrin, die Politik Johnsons, die Werbebureaux in den Vereinigten Staaten, die be­vorstehende Invasion, wenn auch ohne Waffen, in mexikanisches Gebiet, das ist es nicht allein, was geeignet ist, Napoleons Cal- rul rücksichtlich des jungen Kaiserreiches zu durchkreuzen." Der Volksfreund" scheint eine baobsichtigte Rückkehr des Kaisers Ma­ximilian nach Europa andeuten zu wollen.

Wien, 27. Mai. Eine Vorlage des Finanzministeriums kündigt ein Anlehen von 45 Mill. Gulden für den Fall an, daß der Staatsgüterverkauf gelingen sollte; im entgegengesetzten Fall ein solches von 80 Millionen. Der Zweck dieses AnleheuS ist die Deckung des DeficitS.

Wien, 27. Mai. Die preußische Antwortdepesche ist gestern hier eingetroffen. Sie beharrt aus vorgängiger Einberufung der Provinzialstände, stimmt aber der Vorlage des Wahlgesetzes von 1848 bei.

Die Stadt Galacz wurde am 27. Mai von einem Erdbe-

beben in Schrecken gesetzt. Zwei Männer, die auf einem hohen Gerüste arbeiteten, sind dabei herabgestürzt und todt auf dem Platze geblieben. (Dfztg)

Auf seiner Rückreise von Köln stattete der König von Preu­ßen dem Kaiser svon Rußland einen Besuch in Jugenheim ab. Der König schilderte seine Aufnahme am Rhein im rosigsten Lichte. Der Kaiser bhieb aber ernst und sagte endlich. der König möge doch daraus denken, wie er dem bedauerlichen Cvnflirte in seinem Lande ein Ende mache. So könne es unmöglich gut thun, wenn er und seine Regierung durchaus keine Coneeffionen machen woll­ten. Man müsse auch der Zeit und ihren Verhältnissen Rechnung tragen. Nicht minder dringend legte er ihm eine baldige Ord­nung der schleswig-holsteinischen Frage an das Herz. Herr v. Bismarck scheint aber die Anschauung des Kaisers nicht zu theilen.

Dresden, 27. Mai. DasDresdener Journal" berich­tet: In einem Brief an den Justizminister gewährt der König aus Anlaß der Geburt eines Prinzen allen politischen Verbrechern aus dem Jahre 1849 volle Amnestie unter unbeschränkter Wieder­herstellung aller Ehrenrechte,

i An der Mosel hat man am 20. Mai reife Erdbeeren gepflückt, das Heu eingefahren und Frühkartoffeln geerntet, während auch dort am 1. und 2, April der Schnee noch fußhoch lag. Ein 86jähriger Greis hat ausgesagt, daß -»rno 11 die Vege­tation nicht soweit vorgerückt war als jetzt.

Berlin, 28. Mai. Eine identische Depesche Oldenburgs soll in Berlin und Wien übergeben sein, gegen ein etwaiges ent­scheidendes Votum der Stände Verwahrung einlegen und die Agw tation in den Herzogthümcrn zu Gunsten des Herzogs von Au- gustenburg signalisireu.

Belgien. Brüssel, 28. Mai Aus Mexiko wird gemeldet: Die Juaristen überfielen die belgische Legion, fingen oder lödte- ten 300 Mann und 5 Offiziere, worunter der Sohn des belgi­schen Kriegsministers Ehazal.

Frankreich. Paris, 27. Mai. DiePresse" veröffentlicht den nachstehenden Brief des Prinzen Napoleon an den Kaiser: Sire! In Folge des Briefs Ew. Majestät ,vom 23. Mai und der Veröffentlichung desselben imMoniteur" gebe ich meine De­mission als Vizepräsident des geheimen Rathes und als Präsident der Commission für die Weltausstellung von 1867. Genehmigen Sie, Sire, die Versicherung der tiefen Huldigung und der ehrer­bietigen Anhänglichkeit, mit welcher ich bin Ew. Maj. ergebenster Detter: Napoleon " Das Memorial diplomatique bringt heute folgendes Telegramm aus London, dessen Authenlicität und Be­deutung noch in einer besonder» Anmerkung hervorgehoben wird. London den 23. Mai. Alle Gefahr Betreffs der Juaristischen Anwerbungen ist verschwunden. Herr Bigelow, Gesandter der Der. Staaten in Paris, der seine Gemahlin nach Liverpool be­gleitet hatte, wo sie sich auf der Persia nach Newyork cingeschifft hat. ist nach London znrückgekehrt, wo sein Kollege ihm die letzten Instruktionen des Präsidenten Johnson mitgetheilt hat, die nichts zu wünschen übrig lassen. Herr Bigelow ist beauftragt, der französischen Regierung die positivsten Versicherungen zu geben, daß das Cabinei von Washington fest entschlossen ist, die aller­strengste Neutralität betreffs Mexiko's. welches jetzt unter dem Schutze Frankreichs steht, zu beobachten. Herr Bigelow ist be­reits gestern Abend nach Paris abgegangen, um ohne Zeitverlust Hrn. Drouhn de Lhuys die aus eigenem Antrieb gemachten Ver­sicherungen des Präsidenten Johnson zu überbringen. Am.25. Mai feierte der deutsche Turnverein in Paris, der vor 2 Jahren gegründet wurde und 200 Mitglieder zählt, ein Turnfest, das vollkommen gelungen war und auch bei den Franzosen lebhaften Anklang fand.

Amerika. Newyork, 17. Mai. Ueber die Gefangennahme Jefferson Davis erfährt man folgendes Nähere:Die! Cavallerie Wilsons hat am 10. zu TruinSville Jefferson Davis, mit seiner Frau, seinem Bruder und seiner Schwester, ferner Regan, den Direktor des konföderirten Postwesens, die OberstenHarrison, John­son Morris, Sybkek und andore Stabsoffiziere gefangen genom­men. Eine Depesche Wilson'S besagt, daß, als Davis sich über­rascht sah, er Frauenkleider anzog und sich in ein Gehölz flüch­tete, wohin ihn die Soldaten verfolgten. Anfangs versuchte er, sich mit einem Messer zur Wehr zu setzen, ergab sich jedocb, als man ihn durch ein vorgehaltenes Pistol bedrohte." Alle der Mordverschwörung Angeklagten liegen in Eisen. In Louisiana und in Texas werden zur Fortsetzung des Krieges Meetings ab­gehalten. Die Unionisten bereiten in Neworleans eine Expedi­tion gegen Texas vor. Die Gouverneure Brown von Georgien und Vauce von Nordkarolina sind verhaftet worden.

Mexiko. Die Pariser Patrie berichtet auS Mexiko vom 24. April: Oberst Potier hat die Armee der Insurgenten, die 3500 Mann stark war, bei Aonicuco vollständig in die Flucht geschlagen. Die Aufständischen haben 500 Mann verloren. Die Verluste der Franzosen waren geringfügig. (S. a. Belgien.)