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Frankreich. Paris, 13. Mai. Der Moniteur" bringt ein Dekret der Kaiserin, durch welches die Session der Kammern vom 15. Mai bis zum 18. Juni verlängert wird. — Ein Telegr. aus Medeah vom 12. Mai, 7'/- Uhr, sagt: „Der Kaiser ist gestern hier eingetroffen und heute Morgen nach Algier zurückgekehrt. — Sollten wir von einer „belgischen Frage" bedroht sein? Ein hiesiges Blatt ergeht sich schon in allerlei Vermuthungen sür den Fall des Todes des Königs Leopold, und man flüstert sich, selbst an diplomatischen Orten, in die Ohren, Napoleon Ul. greise Lew Papst um so mehr unter die Arme, als er die katholische Partei in Belgien für mögliche Eventualitäten gewinnen möchte. — 14. Mai. Der Moniteur zeigt an, daß die französische Regierung ebenso wie mit Preußen, so auch mit Baiern, Württemberg, Baden und Frankfurt in neuerer Zeit eine literarische Konvention (gegen Nachdruck re.) abgeschlossen hat. Aehnliche Konventionen werden mit Sachsen, Hannover, Großherzogthum Hessen, Nassau und Sachsen-Koburg abgeschlossen werden, während man sich mit ven übrigen deutschenStaaten, Oesterreich und einige ganz kleine Bundesländer ausgenommen, bereits früher geeinigt hat.
Italien. Rom. Das Memorial diplomatique spricht über das Schreiben, worin der Papst den König Viktor Emanuel zu Unterhandlungen bezüglich der Wiederbesetzung der vakanten Bischofssitze ausgefordert hat. Dasselbe ist ganz eigenhändig vom Papst in italienischer Sprache abgesaßt worden. Das Schreiben ist durchaus nicht lang. Der Papst nennt den König darin einfach „äileNinsimv iixiio" und beginnt damit von jeder politischen Frage abzusehen, die, wie der Papst sagt, Gott allein lösen werde. Bezüglich der Unterhandlungen spricht der heilige Vater den Wunsch aus, der König möge diese Mission nicht einem jener Priester von lauem Glauben, wie es deren so viele in seinen Staaten gebe, anvertrauen, sondern einem redlichen und ehrlichen Laien. — Nach Berichten aus Rom ist zwischen dem Papste und dem König Viktor Emanuel Folgendes vereinbart worden: Der Papst besetzt unmittelbar und allein sämmtliche erledigten italienischen Bistbümer; die Verbannten Bischöfe kehren zurück; die neüernannten Bischöfe haben der weltlichen Autorität keinen Eid zu leisten und gelangen in den Besitz ihrer Tafelgüter; sür Ernennungsbullen ist kein Exequatur erforderlich; die Seminarien flehen unter der ausschließlichen Leitung der Bischöfe.
Amerika. Die Behörden der Stadt Philadelphia find vor einem Brandstisiungs-Complotte gewarnt worden, dessen Existenz durch die Entdeckung eines sorgfältig ausgearbeiteten Planes bekannt geworden ist. Die Regierung, heißt es, habe in Erfahrung gebracht, daß eine Bande von 800 Verschworenen aus die Einäscherung der bedeutenderen Städte im Norden ausgehe.
Mit in das Grab.
(!?ri>ihüi»g von Friedrich Friedrich.)
(Fvrlsctzuin,.)
Burkart trasMarie in ihrem Zimmer. Ucberrascht blickte sie auf. als sie ibn so schnell zurückkehren sah. Er trat vor sie hin.
„Marie, wehhalb gabst Du ihr die Hand nicht?" fragte er.
„Ich konnte es nicht — es war mir unmöglich", erwiederte sie. „Und wenn mein Leben davon abhängig gewesen wäre, so hätte ich es doch in dem Augenblicke nicht vermocht!"
„Marie!" rief Burkart. „Du glaubst, daß sie um Hugo's Tod gewußt hat. Du hältst sie sür die Mörderin!"
Sie fuhr auf. Wie war es möglich, daß er ihre geheimsten Gedanken, die sie sich selbst kaum zugestehen mochte, errirth.
„Ja — ich bin überzeugt, Laß sie nicht ohne Schuld an Hugo's Tode ist", erwiederte sie. „Ich habe keinen Beweis sür diesen Verdacht, aber eine mir selbst unerklärbare Ahnung hat mich von der ersten Stunde an auf sie hingewicsen und diese Gedanken find nicht wieder von mir gewichen. Nur die Briese sind ihm geraubt, nichts weiter, und nur sie konnte an den Briefen Interesse haben, nur sie allein. Hugo hatte Ansprüche auf ihre Hand, sie hatte sie ihm versprochen, ihm unzählige Male die Treue und Innigkeit ihrer Liebe geschworen und geschrieben, er war bei ihr gewesen, hatte bei seinem leicht erregbaren Charakter vielleicht heftig auf die Erfüllung ihres Versprechens gedrungen und ihr
war vielleicht daran gelegen, sür immer die Ansprüche, die er an sie machte, zum Schweigen zu bringen."
„Du glaubst also, Laß sie ihn selbst getödtet hat?" rief Burkart erstaunt darüber, wie ihr sonst so sanfter, harmloser Sinn diese Sache so scharf und vielleicht nur allzuwahr aufgegriffen hatte.
„Ich weiß selbst nicht, was ich darüber denken soll," erwiederte sie. „Es scheint mir unmöglich, daß die Hand einer Frau eine solche That begehen könnte und doch — doch sie ist fähig dazu. Ihr Herz ist kalt und gefühllos, sie ist berechnend und scheut vor nichts zurück, wenn sie Etwas dadurch erreichen kann."
Burkart theilte ihr jetzt auch die Vermuthungen desRichters mit.
„Wenn sie wirklich die That begangen hätte," schloß er seine Mittheilung, „würde sie dann den Muth gehabt haben, hieher zu kommen?"
Hätte sie Dir und mir so ruhig ins Auge sehen können?"
„Sie hat mich ausforschen wollen," warf Marie ein. „Ich weiß, daß sie mich nie gern gehabt hat und doch wollte sie mir heute die Hand zur Versöhnung reichen, nachdem eine so große Kluft zwischen uns getreten ist. Die Zukunfl wird in dieses Dunkel Licht bringen!" —
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Wochen waren wieder entschwunden, Burkarts und des Cri- minalrichters Thätigkeit waren nicht erschlafft und dennoch war Las Dunkel nur um ein Weniges erhellt. Nur das Eine, die Unschuld des jungen Karsten an dem Morde war so gut als bewiesen.
DerBursch halte in seinem Läugnen beharrt, selbst daß er das Reh geschossen, hatte er hartnäckig in Abrede gestellt. Durch das Ausfinden der Brieftasche auf dem Hofe seines Vaters hatte man in dem Dorfe seine Schuld als erwiesen angesehen und offen darüber gesprochen, daß er sie mit dem Tod werde büßen müssen.
Von Angst getrieben war ein Mädchen, mit welchem der Bursch im Geheimen versprochen war, zum Richter geeilt und hatte ihm mitgetheilt, daß er das Reh zwar geschossen habe, allein an dem Tode des Försters unschuldig sei. Noch spät am Abend jenes Tages sei er zu mir gekommen und habe eine große Unruhe nicht verbergen können. Wiederholt habe sie ihn nach der Ursache derselben gefragt und endlich habe er ihr gestanden, daß er an dem Abende ein Reh im Walde geschossen habe. Schon sei er damit auf dem Heimwege gewesen, als er Plötzlich den Hund des Försters hinter sich bemerkt habe. In der Meinung, daß der Förster demselben folge, habe er Las Reh von sich geworfen und fei geflohen. Sein Waidmesser habe er dabei verloren, er wollte einige Tage später in den Wald gehen, um es zu suchen, damit es nicht zum Verräther für ihn werde. Sie fügte hinzu, daß sie ihm Vorwürfe über sein Treiben gemacht habe und er habe ihr sogar gelobt, die Jagdleidenschaft sür immer von sich zu bannen, wenn er dieses mal noch unentdeckt bleibe. Mit dem Förster habe er nichls zu schaffen gehabt, er fei unschuldig an seinem Tode, sonst würde er ihr an jenem Abende nicht so ruhig in das Auge haben blicken können._(Forts, folgt.)
Notizen über Preis u. Gewicht der verschiedenen Getreidcgat- trmgen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 6. Mai 1865.
Gewicht per L-imri.
Preis per Simri.
Gattung.
böcb-
milt-
nieder-
hoch-
mitt-
nie-
steS.
leres.
st es.
st
er.
lerer.
Verster.
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Ntdizirl, gedruckt und verlegt von A. Geisckläger.