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der Telegraph spielte überall hin. Extrazüge flogen in verschie­denen Richtungen fort, und blitzschnell waren die Feuerwehren von Heidercheim, Gmünd, Bopfingen, Nördlingen auf dem Brand­platze; auch Ellwangen stellte sich bald ein; so allein wurde es möglich, die Stadt vor noch größerem Unglück zu bewahren, lieber die Entstehung des Feuers kursiren verschiedene Gerüchte.

Hohenzollern, 4. Febr. Großes Aufsehen erregen die Veruntreuungen, welche im Verlaufe der letzten Zeit einzelne Be­amte in Sigmaringen sich haben zu Schulden kommen lassen; erst in der vergangenen Woche stellte sich eine Unterschlagung von bedeutendem Umfange heraus.

Karlsruhe. In der Nacht, zum 2. Febr. fand Hierselbst ein junger Mann von 20 Jahren, Polytechniker, aus traurige Weise den Tod. In angeblich betrunkenem Zustande hatte er sich i zur Ruhe begeben und das auf dem Nachttischchen stehende Licht brennen lassen. Durch dieses gerieth ein Theil des Bettzeugs in Brand. Nach einiger Zeit erweckte Schmerz den jung u Mann, aber es war zu spät: er war bereits so stark verbrannt, daß er nach wenigen Stunden den Geist ausgab.

Vom Main, 5. Febr. Man versichert, die Großh. hessische und die nassauische Regierung hätten stich für jetzt gegen eine Revision der normativen Bundesbestimmungen über die Presse und das Vereinswesen ausgesprochen.

Leipzig. Die neuesten Nachrichten über Gutzkow's Zu sta nd, die aus Dresden mitgetheilt werden, lauten so wenig gün­stig, daß man kaum noch hoffen darf, diese ungewöhnliche geistige Kraft werde den über sie hereingebrochenen Dturm überdauern. Aus Anrathen des Frankfurter Irrenarztes, Dr. Hvffmann, ist eine Uebersiedlung des Kranken in die Privatheilanstalt für Ge- müthskranke erfolgt, welche Dr. Falkow in Eilgenberg, in der Nähe von Baireuth, leitet. Als Gutzkow von Dr. Hoffmann's Wunsch, ihn zu sehen, Kenntniß erhielt, äußerte er:da kKiniut mein Scharfrichter." Die Besorgniß, er werde wahnsinnig kver- den, hat er öfter ausgesprochen. Als man ihm unlängst zu er­kennen gab, er habe heute wieder einmal mit besserem Appetit gegessen, meinte er: so stelle sich Wohl schon die Gefräßigkeit ein, mit welcher sich die Gehirnerweichung bei Lenau angekündigt habe. Gutzkow hatte, da er vermögenslos ist, sein Leben in Gotha versichert. Mit der scharfen Dialektik eines Irren weist er nun in Momenten finanzieller Grübeleien die Umstände nach, unter welchen auch in^Selbstentleibungssällen die Summe aus­gezahlt werden müsse.

München, 5. Febr. Oberzollrath Widmann ist gestern nach Stuttgart abgereist, wo die Verhandlungen zwischen dem Zollverein und der Schweiz morgen eröffnet werden sollen.

Wien, 4. Febr. der nächsten Woche wird das Budget für 1866 dem Reichsrath vorgelegt, wahrscheinlich mit Regierungs- Vorschlägen zur Beseitigung des Defizits.

Frankreich. Paris'. 4. Febr. Kleine Ursachen haben oft große Wirkungen, im Komischen wie im Ernsten. Der Umstand, daß der Prinz Napoleon, der bekanntlich ein sehr sparsamer Herr ist, anfängt, große Bälle zu geben, hat eine Menge von seltsamen Gerückten hervorgerufen, aus denen nach und nach folgende Fa­bel konstruirt worden ist: der Kaiser habe sich die Ueberzeugung gebildet, daß eine Regentschaft nach seinem Tode mit großen Hin­dernissen zu kämpfen habe, daß es daher im Interesse seiner Dy­nastie sein würde, wenn er die Krone niederlegte, damit die Re­gentschaft noch bet seinen Lebzeiten zu funktioniren beginne. Seine bloße Gegenwart Werde hinreichen, Schwierigkeiten, die sonst un­vermeidlich wären, zuvorzukommen, da man ihn trotz seiner for­mellen Abdankung doch noch für den leitenden Gedanken halten werde. Unter allen Gerüchten, welche d'e Einbildungskraft der Franzosen geschaffen hat, ist jenes ohne Zweifel eines der origi­nellsten; daß es aber sehr ernste Leute gibt, welche die Existenz eines derartigen Projektes für möglich halten, scheint uns ziemlich kennzeichnend zu sein und zu beweisen, daß der Gedanke, eine Regentschaft würde ein? sehr bedenkliche Phase für die kaiserliche Dyn astie sein, den Franzosen sehr na he^liegt . (Schw. M.)

Italien. Turin. Der Entschluß Viktor Emanuels, seine Hauptstadt zu verlassen, entsprang aus dem Gefühl, von der Haupt­stadt beleidigt zu sein, was ihn nicht länger bleiben ließ. In einem Ministerrath am 1. oder 2. Februar erklärte, der König entschieden, er wolle nicht länger unter einer Bevölkerung bleiben, welche so feindselige Gesinnungen kundgebe. Es hatte den König und die Negierung am meisten empört, daß nach den Vorgängen vom 30. Abends die Stadtbehörden nicht das Mindeste thaten, um für die Beleidigungen wenigstens eine formelle Satisfaktion zu geben. Am 31. erließ die Munizipalität eine Proklamation an die Nationalgarde, worin diese für ihre zweifelhaften Verdienste außer­ordentlich belobt, der König mit keinem Worte erwähnt wurde. Das Ministerium verlangte vom Munizipalausschuß irgend einen Akt oder ein Wort, das die Wirkung des Skandals von jenem Abend gemildert hätte. Der Munizipalausschuß schlug e,s rund­weg ab. Auf dieses wurde im Ministerrath der Beschluß zur Ab­reise gefaßt. Um 7'/- Uhr brach der König auf, nur begleitet von Lamarmora und dem Königlichen Hause. In vier Wagen fuhren sie nach Moncalieri, wo sie einen Extrazug nahmen. Tie Straßen von Turin waren zu dieser frühen Morgenstunde noch sehr leer. Als im Laufe des Vormittags die Abreise des Königs in Turin bekannt wurde, war die Wirkung eine ungeheure. Sie mußte um so empfindlicher sein, kals gleichzeitig bekannt wurde, daß Cialdini das Kommando in der Stadt erhalten habe, derselbe Cialdini, der einst zur Züchtigung des Räuberwesens nach den Abruzzen geschickt worden war! Die Verlegung der Hauptstadt ist nunmehr, wenigstens was das Staatsoberhaupt betrifft, voll­endet, Viktor Emanuel wird nicht wieder nach Turin zurückkeh- ren. ' Es heißt sogar, die Akte der Regierung werben von nun an aus Florenz datirt. Turin, 5. Febr. Ter Ausschuß des Abgeordnetenhauses über den Gesetzesentwurf für Gleichheit der Gesetze in allen Theilen des Reiches beantragt die Abschaffung der Todesstrafe. Der König wird die letzten Tage des Karne­vals in Mailand zubringen, und die Gesandten der fremden Wachte werden ihn dahin begleiten.

Amerika. Newyork, 25. Jan. Der conföderirte Kongreß hat einstimmig den Beschluß gefaßt, die Regierung auszufordern, alle Streitkräfte des Südens unter den ausschließlichen Oberbe­fehl Lee's zu stellen und den Krieg mit äußerstem Nachdruck fort­zusetzen, bis die Emanzipation des Südens definitiv errungen ist. Der Kongreß empfiehlt gleichfalls, General Johnston wieder in sein Kommando einzusetzen. In den Senat der Unionisten ist eine Resolution eingebracht, es dürfe keine Unterhandlung, iein Kompromiß statt haben vor der unbedingten Unterwerfung der Rebellen. Sherman konzentrirt sich in Macphersonville. Terry meldet, die Rebellen haben die Forts Caswell, Campbell, Smithville, Smith-Island verlassen. Admiral Porter besetzte sämmtliche Positionen und erbeutete 162 Kanonen.

Notizen über Preis n. Gewicht der verschiedenen Gctreidegat- tnngen nach dem Schrannen-Ergebniß vom 4. Febr. 1865.

Quan­

tum.

Gattung.

Gewicht per Simri.

Preis per Simri.

1 Simri 1 Simri l Simri I Simri I Simri I Simri l Simri 1 Simri l Simri

Mrnen

Dinkel

Haber

Roggen

Gerste

Bohnen

Erbsen

Linsen

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Stadtschultheißenaml.

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