welche, da der dem Throne zunächst stehende Agnat, Landgras Wilhelm, am 24 Dez. bereits sein 77 Jahr vollendet, ebne Zweifel dem Sohne desselben, Prinzen Frie rich (geb. 26. Nov. l820 und in zweiler Ehe mit einer preußischen Prinzessin, Tochter des Prinzen Karl, vermählt), zuchllen würde. Von preußischer Seite dürfte in dieser delikaten Angelegenheit eine sehr reservirte Haltung beobachtet werden.

Leipzig. Die Redaktion der hier erscheinendenSänger balle" fordert alle deutschen Gesangvereine auf, zur Gedächiniß- seier an Ernst Moriz Arndt am 26 Dez. d. I , Abends 10 Uhr, das Lied:Was ist des Deutschen Vaterland?" anznüimmen.

England. London, 16. Dez Die Teilnahme und An­erkennung, welche der hiesige Rechtsschutzverein in Deutschland findet, wirken belebend und ermuthigend aus seine Mitglieder, die in der That eine sehr schwierige Stellung hier haben. Von der segensreichen Wirkung des Vereins kommen fast täglich neue Beweise zu unserer Kenntnis; Roch dieser Tage wurde eine arme deutsche Arbeiterfamilie, welche nahe daran war, durch den Kontraktbruch ihres Hanswirlhs ihren Hausrath und ihr Alles zu verlieren, und die in ihrer Arinuth und Unkenntniß der eng­lischen Verhältnisse der beabsichtigten Betrügerei waffenlos gegen- übcrsland, durch die Intervention des Vereins gerettet. 18. Dez. Die Arbeitseinstellungen, welche zu Anfang dieses Jah­res in den Kohlenbergwerken des südlichen Jorkshire staltfanden, sind in dieser Woche zu Ende gegangen. Das Resultat der Coa- litionen ist, daß die Arbeiter, nachdem sie zehn Monate lang ohne Verdienst gewesen, jetzt unter denselben Bedingungen, ohne die verlangte Erhöhung ihres Lohnes erreicht zu haben, ihr Werk wieder aufnehmen. Wenigstens 70,600 Pfd. St. haben sie ein- gcbüßt, während auch die Arbeitgeber ernstliche Verluste erlitten baden. In Folge des Mangels an menschlichen Arbeitskräften sind ferner Maschinen eingejührt worden, welche im Laufe weni­ger Jahre eine große Veränderung in Len Kohlenbergwerken zu­wege bringen dürsten.

Polen. Nach derFrance" wäre festgestellt, daß der Gene­ral Murawicff nicht weniger als 150,000 Personen verbannt habe. In ganz Litthauen soll es nur noch 7 Großgrundbesitzer geben, die Polen sind; vor 3 Jahren war ihre Zahl noch 637.

Italien. Florenz. 14. Dez. Vorgestern gegen 5 Ubr Abends begann hier ein Erdbeben, das sich zu wiederholten»,alen bis Mitternacht bemerkbar machte. Man sah zuweilen den Schreib­tisch unter den Häuten sich leicht hin- und herwiegen, und hörte auch die Fenster erklirren; aber sonst haben die wellenförmigen Erderschütteruugen für Florenz, wie gewöhnlich, keine ernsten Störungen verursacht. Schlimmer ist es Wugello, dem Thal der Sieve, ergangen. Aus Barberino und Scarperia wirb berichtet, daß Schornsteine und Dächer niederstürzten. Der Papst ha, alle Ursache mit seiner gegenwärtigen Lage in Rom höchst un­zufrieden zu sein. Außerdem daß der moralische Kredit des Papst- thums immer tiefer sinkt, fangen auck die materiellen Quellen zu versiegen an. So ist der Ertrag des Peterspfennigs von 4000 Scudi monatlich in letzter Zeit auf 2000 heruntergekommen, und im letzten Monat hat er sich auf kaum 700 Scudi belaufen. Die Opinio» nationale erzählt folgende Anekdote: Der Papst un­terhielt sich mit einem Kardinal und im Lauf des Gesprächs kom­men sie auf die Schicksale des Papstthums zu reden. Trotz allem, ries der Kardinal, sind wir des endlichen Siegs sicher: die Schrift sagt, daß das Schifflein Petri nicht untergehen werde. Ja, das Schifflein Wohl! enkgegnete der Papst, um seinetwillen bin ich unbesorgt; aber die Mannschaft, vom der steht nichts in der Sckrift! Das angebliche Komplot der drei Schuster auf das Leben des Papstes stellt sich jetzt als eine klerikale Erfindung heraus.

Griechenland. Athen. Telegraphische Nachrichten über Turin vom 19. melden, daß in Zante Unruhen ausgebrochen sind, denen politische Ursachen zn Grund liegen.

rosenrothe King Charles. Die verschiedenen Farben sollen einen ganz eigenthümliwen Einfluß auf den Gemüthszustand der kleinen Vierbeinler ausüben. Es soll die rothe Farbe dir Hunde emsind- lich, die grüne sehr heiler, die chokoladbraune melancholisch machen.

Der Vicomte de Terves wurde kürzlich wegen Bettelei in Sens verhaftet. Vor dem Ziicbtpolizcigencbte führte er zu seiner Vertheirigung an,die Achtung vor seinen Ahnen und vor stincm adeligen Wappen verbiete ihm, sein Brod mit der Arbeit seiner Hände zu verdienen".

Vermischtes.

In Paris ist jetzt das Färben der S'chooßhunde ganz allge­mein Mode geworden. Man sieht in den brillanten Equipagen und i n den Alleen des Boulogner Wäldckwns himmelblaue und

(Londoner Wirths Häuser.) Es ist kaum glaublich, welche Masse Geldes in den Londoner Wirthsbäusern von der arbeitenden Klasse verschleudert wird. Eine exakte Berechnung läßt sich leicht begreiflich hier nicht anstellen; aber eine annähernde Idee mag die Thatsache geben, Laß in der Ergeware-Road vor einiger Zeit ein Wirlhshaus (in welchem fast gar kein Wein, w-nig Bier und sonst nur Branntwein getrunken wird und weiter Nichts zn haben ist, als etwa ein Stück Brod) verkauft wurde, dessen wöchentliche Einnahme auf 240 Pfd. St. oder 1600 Thlr. geschätzt war. Würden die Etablissements dieser Art, weiche die Hauptstadt auszuweisen hat, Seite an Seite gestellt, so würden sie eine Häuserreihe von zwölf Wegestunden Länge ausmachcn.

Ein Brief aus San Francisco imPhiladelphia Demokrat" schildert in ergötzlicher Weise, wie der Plötzliche Reicklhuin manche Leute, die von ihm heimgesucht werden, in Verlegenheit bringt. Einige hundert wohl gekleidete Männer, welche monatlich an 1000 bis 20,000 Dollars aus ihren Goldgruben beziehen, dämeln in der Stadt umher und wissen niebt, was sie mit sich anfangcn sollen. Die meisten waren ehemals Handarbeiter, welche es sich sauer genug werden ließen. Jetzt fühlen sie sich in hohem Grade unbehaglich, denn seitdem sie die Schaufel uvd die Spitzhacke an­der Hand gelegt, haben üe ein ganz anderes Leben begonnen. Aber ihr giößies Unglück besteht darin, daß sie nicht wissen, w» sie ihr Geld las werden sollen Allerdings trinken sie den besten Wein, rauchen die besten Cigarren und speisen vortrefflich, Las Alles kostet jedoch nicht viel Aber in San Francisco gibt Geld allein noch nickt einem Manne den Anspruch auf Verkehr in der guten Gesellschaft und für diese fehlen auch ohnehin den meisten Neureichen die Vorbedingungen. Ein plötzlich reich gewordener Mann wird in den östlichen Staaten als ein Shoddy bezeichnet, in Kalifornien aber als Washoe (noch den reichen Wasboegruben). Vielen Leuten kann man kein anderes Verbrechen zum Vorwürfe machen, als daß sie Monatlich 10,000 Dollars Einkünfte haben. Ich kenne einen, den das Mißgeschick betraf, von seinem verstor­benen Bruder obendrein monatlich 12,000 Dollars zu erben, und er ist darüber untröstlich.Was soll ich nun anfangcn?" sprach er. Ich entgegnete:Kaufen Sie sich eine gute Bibliothek, kau­fen Sie sich auch eine Nacht, treiben Sie Fischfang, werden Sie Jäger, machen Sie Reisen, lernen Sie andere Länder kennen, erfreuen Sie sich an der Kunst, namentlich an schönen Gemälden, oder bauen Sie sich ein schönes Haus und treiben Sie Land- wirthschaft. Auf solche Weise können Sie sich die Zeit vertrei­ben." Der Unglückliche gähnte und sprach:Das Jagen macht mir kein Vergnügen, auf das Fischen verstehe ich mich nicht, zum Ackerbau habe ich keine Lust, beim Lesen babe ich Langeweile und ein Gemäldekenner bin ich auch nicht." Der Bciefschrei- bec versichert, Loß er diese Unterredung buchstäblich wiedergebe: er rieth dem Washoe sich zu ersäufen, dann habe alle Qual ein Ende.-

(Sehr klassisch!) Das Mainzer bischöfliche Ordinariat stellt für Weinhändler lateinisch geschriebene Zeugnisse aus, worin sie alsgut katholisch" bezeichnet und als Lieferanten sür Meßwein empfohlen werden. Diese Zeugnisse sollen mehr Erfolg haben als alle Prcismedaillen der Industrieausstell ungen. __

Gottesdienste. Am heil. Christfest: Verm. (Pred.): Herr Helfer Sckmidt. Nachm, (Pred.): Herr Stadtvilar Binder. (Das Opfer ist fiir den Kerchenbaufond bestimmt.) Am St cp h a iisfeterta q (Pred.): Herr Helfer Schmidt.' Am I »Hannes feiertag (Pred.): Herr Stadtvilar Binder-

Dedizirt, verrückt und verlest von A. Geltcktäscr