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Tagesneu,'gkeiton.
— Stuttgart Als Tagesordnung der Kammer der Nbge- ordneten i,t für die erste Sitzung bestimmt: 1) der Bericht der Finanzkommission, betreffend die Fort rhebung der Steuern tue die Zeit vom 1. Januar bis 30. Juni 1865; 2) der zweit: Bericht der Justizgebungskommission zu dem Entwurf eines Gesetzes in Betreff der Herabsetzung des Alters der Volljährigkeit; 3) der Bericht der Kireben- und Schulkommission über den Gesttzesent- wurf, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen der besetze über die Volksschulen vom 29. September 1836 und vom 6. November 1858
— Stuttgart, 22. Tez. In der Absicht, die früher bestan dene Einrichtung der Benennung der Reiter- und Jnfanierieregi menter wieder in's Leben zu rufen, zugleich auch um ausgezeichnete militärische Verdienste in besenderer Weise zu ehren und zu belohnen, bat der König verfügt, daß das 1. Reiter- und 5 Infanterieregiment den Namen König Carl, das 4. Neuer und l. Infanterieregiment den Namen Königin Liga, das 3. Reiter- und 6. Infanterieregiment, welche unter der Regierung König Friedrichs den Nanun Kronprinz trugen, zum bleibenden Gedächtniß des höchstseligen Königs fortan den Namen König Wilhelm tragen solle. Ferner ist diS zweite Reiterregiment dem Prinzen Friedrich und das 4 Infanterieregiment dem Knegsminister v. Miller als Inhaber verliehen worden und. tragen diese beiden Regimenter von nun an den Namen der Inhaber.
— Tagesordnung für die Sitzungen des Schwurgerichtshvfcs zu Rottweil im vierten Quartal. Den 30. und 3 t. Dez. An- llagesache gegen Christoph Friedrich Bäßler. Kaufmann in Freu- denstadt, wegen betrügerischen Bankerotts; den 2 Jan k. I. oeqen Friedrich Waigold von Loßburg, OA. Freudenstadt, wegen "Verführung zur Unzucht, den 3., 4. und 5. Jan. gegen Joseph Vogler, Taglöhner von Tuttlingen, wegen TovtschlagS; den 7. Jan. gegen Christian Koch von Osttors, OA. Balingen, wegen Verführung zur Unzucht.
— In Hall begannen die Schwurgerichissitzungrn am 16 Tez. mit der Anklage-fache gegen den 2ljährigen Mnllergesrllen Joh. Leonhard Gleich von GammeSfeld, OA. Gerabronn,' wegen ausgezeichneten Diebstahls. Genußsüchtiges Leben führte den Ange- llagten schon mehrmals zum Stehlen und er war Leßhalb in Baiern schon zweimal bestraft worden. Das letzte Mal am 3. Juli ans einer bairischen Strafanstalt entlassen, und in seine Heiniath geliefert, beging er sofort wieder zwei Diebstähle, worunter einen von 2000 fl. bei einem reichen Oheim von ihm. Am darauffolgenden Tag (12. Juli) wurde er verhaftet, man fand aber Kur noch 950 fl. bei ihm; er wollte zuerst nickt weiter gestohlen haben, später aber gab er zu, weitere 900 fl. in einem Wäldchen versteckt zu haben; dahin geführt, erwies sich die Angabe als unwahr; ob er nun Len wahren Versteck nicht angeben will und nur hoffte, dabei entfliehen zu können, ober ob andere Umstände mit im Spiele sind, ist unklar. Der Angekl. wurde zu 4 Jahr 6 Mon Zuchthaus verurtheilt. — Am 17. Dez. ivurrde verhandelt die Anklagesache gegen Wilhelmine Kappes von Dürrenzimmern, OA Künzelsau, wegen Kintsmords. Die dienende 20jährige sonst gut prädicirte Angeklagte verheimlichte ihre Schwangerschaft und gebar am 20. Sept. Nachts in ihrer Kammer, wobei, da sie außerhalb des Bettes war, das Kind auf den Boden gefallen sei. Sie hob es auf, bemerkte, wie sie sagt, kein Leben mehr an demselben, drückte ihm aber, wie sie zugesteht, um es für den Fall, daß es noch lebe, zu tödten. mit beiden Händen den Kopf zusam men und schnürte eine Binde um den Hals de? Kindes. Die Angeklagte wurde wegen vollendeten Kindsmords zu 8V- Jahren Zuchthaus Verurtheilt.
— Meers bürg. Am 14. und 15. d. M. fand dahier die Zwangsversteigerung der Fahrnisse der hiesigen Scemannsschule statt. Das Uebungsschiff, sowie verschiedene Schiffsgeräthschastcn wurden für die Insel Mainau erworben.
München, 20. Dez. Den beharrlichen Mittheilungen der Wiener Presse gegenüber erklärt die „Bairische Ztg." wiederholt, daß keine Einladung der Mittelstaaten und noch viel weniger die Wahl eines Confercnzortes erfolgt sei, fügt aber die Bemerkung bei, eine Verständigung der Negierungen könne übrigens
auch ohne Ministerkonferenzen stattfinden. — Nächstens wird i« der A. Z. der Nachweis von der Existenz pfalzbairischcr Erban- sprücbe an die Herzogtümer erscheinen.
— München, 19. Dez. Das Modell zum Keplerdenkmal in
Weil der Stadl ist fertig; es ist bekanntlich von dem geschickten Di ektor Krcling in Nürnberg. Auf hohem Piedestal sitzt Kepler, eine imposante Gestalt, im Kostüm der Zeit, den linken Arm auf einen Globus gestützt. In 2 Jahren hofft man das eherne Denkmal enthüllen zu können. (Schw. M.)
— Wien, 20 Dez. Ein vertrauliches Rundschreiben des Ministeriums des Innern in Turin fordert die Präsekten im Ange- siebt der Anzeichen eines beabsichtigten neuen Unternehmens zur strengsten Ueberwachung der Aklionspartei auf.
— Berlin, 19. Tez Aus Anlaß der in der Bundesversammlung vom 5. d. M. abgegebenen dissenlirenden Vota einzelner deutscher Regierungen har die preußische Regierung an die letzteren eine Depesche gerichtet, in welcher sie sich gegen die Tendenz ansspricht, sich am Bundestag durch Majoritätsbeschlüsse über die bundesmäßige Kompetenz hinaussetzen zu wollen, und die Ueber- schreitung dieser Kompetenz als Bundesbruch bezeichnet. D>e preußische Regierung werde ihre politische Selbstständigkeit durch dergleichen übergceifende Bundesbeschlüsse nicht bcinträchtige» lassen und sich für solche Fälle die Freiheit des Handelns nehmen.
— Berlin, 19 Tez. Tie Verhandlungen zwischen dem Zollverein und Oesterreich wegen Fortbildung des Vertrags vom 19. Febr. 1853 werden nächstens eröffnet werden. Herr v. Hock ist bereits dazu hier cingetroffcn. Bekanntlich werden sich auch Sachsen und Baiern als Grenzstaaten an den Verhandlungen durch besondere Kommissarien betheiligcn.
— Berlin, 20 Dez. Die „Prov-Korrcspoad." sagt: Tie Freunde des Augustenburgers drängen auf die Entscheidung bezüglich des künftigen Besitzers der Herzogtümer, müssen sich aber dareinsinden, Laß die schließlicke Entscheidung in besonnener Erwägung der wirklichen Interessen der Herzogtümer, Prenßens und Teutscklands vorbereitet werde. Die einstweilige Negierung wird durch Gerechtigkeit und Milde das Vertrauen und die Liebe der Bevölkerung gewinnen. Um so ruhiger kann die Entschließung über die Zukunft der Herzogtümer gefaßt werden. Eine Aenderung des Besitzes gegen den Willen der zeitweiligen Besitzer ist keinesfalls herbeizuführen. Preußen bewilligt kr ine Aenderung, bei welcher niebt Preußens nnv Deutschlands (?), Interessen voll ständige Befriedigung finden. Eine Prüfung der Erbansprüchr auf ausdrücklichen Anlaß eines Staates har bisher noch nickt stattgefundcn. Preußen wird zunächst die Kionsyndici zur Abfassung eines Gutachtens über die Erbfolge in den Herzog«, ümern veranlassen; Ließ Gutachten wird aber nicht ein Nick-terspruch, sondern lediglich eine beachtenswert« Grundlage für das Urtheit der preußischen Regierung sein.
— Kassel, 19. Dez. Dem Premierlieulenant v. Loßbcrg (der,
in den Reihen der Preußen auf Alsen „ein Knrbesstn befreundetes Fürstenhaus" bekämpfte) ist heute das Urtbeil des General- anditonats eröffnet worden, dahin gehend, daß das Erkcnnkniß erster Instanz auf vierwöchentlichen Oifiziersarrest lautend, einfach bestätigt sei. (Schw. M.)
— Nach der Köln. Zeitung hält man cs für wahrscheinlich, daß die Agnaten des kurfürstlich hessischen Hauses sich über einrn am Bundestage einznbringenden Antrag, den jetzigen Inhaber der höchsten Gewalt in Kurbessen für regiernnasnnfälig zu erklären, vereinigen werden. Tie folgenschwere Bedcutung eines solchen Schrittes springt in die Auge». Seine Rechtfertigung würde in der überaus traurigen Lage des kurhessischen Lande« liegen, und jedenfalls ist' es Pflicht, Recht und drmgendstcs Interesse der Agnaten, das Ihrige zu thun, um Abhilfe zu bringen. Ein bedeutungsvolles Zeichen war es bereits, daß der Vertreter des Thronfolgers, Landgrafen Wilhelm, mit für die Adresse der Ständcversammlung stimmte. Welchen Erfolg ein solcher Schritt am Bundestage haben würde, ist eine andere Frage, deren Ent sebcidung von dem Verhalten der beiden Großmächte abhangur würde. Sollte es wirklich zur Erklärung der Regiernngsunfähig- keit des Kurfürsten kommen, so würde sich daraus als näctste Folge die Nothwcndigkeir der Einsetzung einer Regentschaft ergeben,