eingetreten. Der gesetzliche Zinsfuß ist bis auf 14 gesteigert, und selbst um diesen Preis findet man schwierig Geld. — Wie der östr. Gen.-Korr. aus Ragusa geschrieben wird, macht Luka Vuka- lovich wieder viel von sich reden; derselbe hat nämlich in Biela- Gora, auf montenegrinischem Gebiet, eine Räuberbande gebildet, welche die Umgegend von Trebinje beunruhigt. (Schw. M.)
Rußland. Petersburg ist durch einen Unglücksfaü, ähnlich demjenigen, der sich vor wenigen Tagen zu Erith ereignete, in Schrecken und Trauer versetzt. Ein großer Theil der Pulvermagazine zu Ochta, einem ziemlich großen und sehr bevölkerten Ort, einer Art Vorstadt Petersburgs, ist in die Lust geflogen. Der Donner, mit dem die Explosion erfolgte, war betäubend und die Verheerungen, welche sie anrichtete, furchtbar; an 30 Gebäude sind eingestürzt, eine große Anzahl von Häusern wurde ein Raub der Flammen, und 24 in ihren Grundfesten derart erschüttert, daß sie gestützt werden müssen. Ohne Len Eifer der Pompiers und der umsichtigen Kühnheit ihres Führers, Oberst Clerman, wäre der Rest der Magazine gleichfalls zerstört worden. Die Opfer der Katastrophe sind zahlreich ; 6 Arbeiter wurden getödtet, 50 mehr oder weniger schwer verwundet und 3 werden vermißt.
Amerika. New York. 5. Okt. Die Unionisten haben die zwei ersten Vertheidigungslinien der Rebellen südwestlich von Petersburg genommen. Aber als sie weiter vorrückten, griffen die Rebellen an, machten 2000 Gefangene und hinderten das Vor rücken Meade's. Birney hat am Donnerstag die Stellungen am Jamesfluß überschritten, die Höhen genommen und am folgenden Tag sich auch der Stellung beim Newmarket bemächtigt. Der Rebellergeneral Price rückt auf Rvlla in Missouri vor. Es wird eine Anleihe der Union im Betrag von 40 Millionen an- .gekündigt. (Tel. d. Schw. M.)
Unterhaltendes Eia tapferer Mann.
Gortiküiinq.)
So standen die Angelegenheiten. Der von Buonaparte ent- -worfene Plan des Angriffs war kunstvoll und ließ auf Erfolg lwffen. Am folgenden Tage sollten alle drei Abtheilungen Vordringen und der Kampf um den Hauptpunkt, um das Schloß mnd die Redoute von Magliani sollte stattfinden. Mit gespannter Erwartung saben beide Gegner diesem Kampfe entgegen.
Wir müssen um mehrere Tage zurückkehren zu Anna. Noch immer war sie Gefangene in demselben Raume, in welchem sie nach ihrer gewaltsamen Fortführung eingeschloffen war. Von derselben alten Frau war sie bedient und keine Ahnung hatte sie -von dem Orte, an dem sie sich befand. Manche Thräue hatte sie im Anfänge vergossen, bis sie ruhiger geworden war. Dann hatte sie plötzlich fernen Kanonendonner vernommen, sie wußte, daß um ihr Vaterland gekämpft wurde und eine verzweiflungsvolle Angst erfaßte Ne Vielleicht war es in diesem Augenblicke durch den Verratb ibres Vaters schon verloren, vielleicht lag ihr Geliebter blutig - todt auf dem Schlachtfelde. Sie sah im Geiste ihren Vater stolz höhnisch lächeln, und dann träumte sie wieder, daß sein Verrath entdeckt und er verhaftet sei. Als Hochverräter sollte er sterben — mit verbundenen Augen stand er da. Schon war der Lauf der Büchsen auf ihn gerichtet und Paul — Paul sollte das Signal zum Schießen geben. Sie wollte aufspringen, ihm ruruien: „Paul! Paul! laß nickt schießen!" — Da ballte es schon dumpf wieder. Sie zuckte zusammen und schlug die Augen auf. Alles war nur ein finsterer Traum, nur das ferne Donnern der Geschütze, das bald näber zu kommen, bald sich weiter zu entfernen schien, verkündete ihr, daß eine Schlacht stattfand. Und konnte nickt auch ihr Traum wahr sein!
Tie hereinbrechende Nackt, die unheimliche Stille ringsum vermehrte die Angst, welche sie erfüllte. Sie weinte vor Erbitterung, daß sie obnmäcktig in diesen Mauern gefangen gehalten wurde, während durch den Verrath ihres Vaters vielleicht Alles schon verloren war. Erst jetzt wurde sie gewahr, eine wie tiefe und weite Klrift sich zwischen ihrem Herzen und ihrem Vater ge öffnet batte. Sie schien unaussüllbar, denn nickt ohne ein bitteres, an Haß grenzendes Gefühl vermochte sie an ihn zu denken
Das ferne Schießen hatte aufgehört. Alles war still, dennoch wich der Schlaf von ihr, weil sie zu aufgeregt war. D« glaubte sie dicht neben sich an Stimmen zu vernehmen. Noch kein Laut war in diesem Gebäude zu ihr gedrungen, dennoch täuschte sie sich nicht. Es waren Männerstimmen, welche sich ziemlich gedämpft unterhielten. Sie legte das Ohr an die Wand und vernahm einige abgerissene Werte: „verlorene Schlacht — viele Todte" und dazwischen hörte sie den Namen ihres Geliebten nennen. Neue Angst erfaßte sie. Zählte auch er zu den Todten?
Sie wollte rufen, wollte die Männer nebenan um Beistand anflehen — früh genug fiel ihr noch ein, daß Ließ Haus, in welches sie auf Befehl ihres Vaters gebracht war, auch nur seinen Vertrauten zugänglich sein werde. Was halte sie von denen zu erwarten? Vielleicht war ihr Vater selbst im Zimmer nebenan.
Eins fiel ihr trotz ihrer Aufregung auf, daß sie nur an einer, Stelle der Wand die Stimmen nebenan horte. Sie dachte darüber nach. Zu oft hatte sie die Wände untersucht und nichts in dem Getäfel, mit dem sie bedeckt waren, bemerkt Dennoch mußte es einen Grund haben, daß sie nur an dieser einen Stelle die Stimmen vernahm. Mit Ungeduld erwartete sie die Zeit, bis die Männer fortgegangen waren und Alles wieder still war. Genauer untersuchte sie nun die Wand. Eine geheime Thür mußte sich an dieser Stelle befinden. Vergebens suchte sie dieselbe zu öffnen. Einem heftigen Drucke gab sie endlich nach. Ein dunkler Raum lag vor ihr.
Anna zögerte mit dem Lichte einzutreten; leicht konnte sie dadurch ihre glückliche Entdeckung verraihen. Tie vernommenen Worte fielen ihr in diesem Augenblicke wieder ein — sie mußte Alles wagen. Entschlossen trat sie ein. Es war ein großes Gemach. Auch hier waren die Fenster mit Eisengittern versehen. Auf einem Sessel lag Mantel und Hut eines Mannes. Sie eilte an eine der aus dem Gemache führenden Thüren, dieselbe war nicht verschlossen. Ein Gedanke tauchte in ihr auf — Noch diese Nacht mußte sie frei werden. Hastig trat sie zurück, warf den Mantel um, setzte Len Hut auf, löschte das Licht aus und schlüpfte aus dem Zimmer. Erst jetzt fiel ihr ein, daß sie die geheime Thür wieder zu schließen vergessen hatte — ihre Flucht mußte bald darauf entdeckt werden, dennoch mochte sie das einmal Errungene nicht wieder aufgeben und eilte, mit den Händen tastend weiter. Alles war still im Hause.
Das Glück war ihr günstig, ungefährdet erreichte sie die Hausthür. Auch diese war unverschlossen. Ein geräumiger Hof nahm sie auf, allein derselbe war rings von einer hohen Mauer umschlossen, und fand sie hier keinen Ausweg, so blieb sie eine Gefangene.
Das Hauptthor, durch welches sie bei ihrer Ankunft gefahren war, erkannte sie wieder, sie eilte hastig darauf zu — es war fest verschlossen. Unruhe und Angst erfaßte sie. Der Gedanke, frei zu werden, hatte sie schon zu mächtig ersaßt, als daß sie ihn so schnell hätte wieder aufgeben können. Wie eine Verfo'gte eilte sie an der Mauer hin und preßte mit der Rechten die Brust zusammen, da Las heftig pochende Herz sie zu zerspringen drohte.
In dem Hause glaubte sie ein Geräusch zu vernehmen, — es war auch möglich, daß sie sich täuschte, dennoch verdoppelte die Furcht ihre Schritte. Ta bemerkte sie eine kleine Pfor:e in der Mauer. Sie stürzte darauf zu, rüttelte heftig daran, gleichviel, ob es auch Lärm verursachte — nur aus dem Bereiche dieses Hauses verlangte sie zu kommen.
Tie Thür gab nach; sie war unverschlossen, weil durch sie die Männer gekommen waren. Wie ein gehetztes Wild stürzte sie hinaus und eilte weiter. Sie wußte nicht wohin — es war ihr im Augenblicke auch gleichgültig. In ihrer Angst und Unruhe batte sie den Weg verlassen — vielleicht zu ihrem Glücke. Ueber Steine und Gräben eilte sie weiter, mehr als einmal brach sie erschöpft zusammen, aber stets raffte sie sich von Neuem aus, sobald sie an die Nähe ihres Gefängnisses dachte, und ihr Ohr glaubte ihr nacheilende Schritte und Geräusch in dem Gebäude zu vernehmen. _ (Forts, folgt.)
Atdi-irl, gevrulk» und verleg» von A. Del tckläg er