Stuttgart, 7. Okt. Unter der yeuen Regierung, d. h. unter König Karl, sollen von Seile der Katholiken Bitten um die Erlaubiiiß zur Errichtung von Mannsklöstern vorgebracht, aber abschlägig befrieden worden sein; Li- Regierung soll auf die Tüchtigkeit des württembergischcn Klerus und darauf hingewicsen haben, daß im Lande ein Bcdürsniß nach solchen klösterlichen Im stituten nicht vorhanden sei. Vielleicht mag die ängstliche Sorge für Wahrung des konfessionellen Friedens den abschlägigen Be­scheid veranlaßt haben.

Stuttgart, 8. Okt Im Finanzministerium herrscht große Thätigkeit, indem wie versichert wird, der neue Herr Departe­mentschef Staatsrath v, Renner genaue Erhebungen darüber an stelle, ob nicht in diesem oder jenen, Zweige seines Departements durch Geschäftsvereinsaebungen Ersparnisse sich erzielen lasten.

Stuttgart, st. Okt. Am Samstag Nachmittag stürzte die 81jährige Wittwe Josenbans, von ihrem Enkelchen geführt, in der Tübingerstraße plötzlich vom Schlage, getroffen, zusammen. Sie wurde in das Bäcker Pfeifer'sche Haus getragen, jedoch war die augenblicklich zur Hand gekommene ärztliche Hilfe vergeblich, nach weniqen Minuten gab sie ihren Geist auf.

Reutlingen, 9 Okt. Tie seit 8 Tagen steigenden Nacht­

fröste haben in unseren Weinbergen großen Schaden angerichtet Die größtentheils noch unreifen Trauben sind verbrüht und das Laub ist roth und gibt den Weinbergen ein trauriges Aussehen Die Weinlese ist hier, sowie in Eningen, Pfullingen und Tübin­gen frcigegeben, d. h jeder Weinberg-Besitzer kann lesen wie und wann er will, und schon heute haben viele angefangen; die Trauben werden größtentheils gemostet und als Haustrunk be­nützt werden. Der gestrige Obstmarkt war sebr stark-befahren, aber auch von Käufern vollauf besucht, namentlich wurden von Händlern mehr als 50 Wagen voll auf die Eisenbahn verladen und zum Lheil bis Ulm und auf die Alp versandt. Der Sack kostete im Anfang 3>/- fl, zuletzt 4 fl. Der Saal der Frucht- balle wird gegenwärtig für die am 27. Oktober erstmals stattfin Lende Leder- und Tuchmesse eingerichtet. (St. A.)

Tettnang, 6. Okt. Am 8. JuliL I. wurde, wie bekannt, der Stationskommandant Sohler dahier in einem Walde in der Nähe der hiesigen Stadt in wahrhaft meuchelmörderischer Weise erschossen. Einige Tage darauf wurde von den Bauern auf dem Felde unweit vom Orte der Thal ein verdächtiges Individuum ein gefangen und dem Gerichte überliefert, welches in der Person des­selben Len ledigen, 33 Jahre alten Müller Alois Landenberger, heimathberechtigt in Deuchelried, Oberamts Wangen, und wohn­haft in Stakenweiler im Baierischen, erkannte. Gegen denselben, der schon im Jahr 1856 durch schwurgerichtliebes Erkenntniß wegen gewerbsmäßigen, mehrfach ausgezeichneten Stehlcns zu ^/-jähri­ger Zuchthausstrafe verurtheilt worden war, lagen starke Jndicien bezüglich des an Sohler verübten Mordes vor. Gleichwohl be- harrte er auf dem Läugnen, bis er Plötzlich in den jüngsten Ta gen die Thäterschast, jedoch ohne Zugeständniß der mörderischen Absicht, und mit der Behauptung, keinen Genossen gehabt zu haben, in ausführlicher Weise einbekannt haben soll. Auf den Aufruf an die öffentliche Mildthätigkeit zur Unterstützung der Hinterblie­benen des Ermordeten sind nach den im Staats Anzeiger verös- fentlichtcn Sammlungen gegen 3000 fl. milde Gaben geflossen.

Aus Oesterreick, 8. Okt. Die Anwerbungen für die mexikanische Armee nehmen unter den in Mähren internirten Po len immer größere Dimensionen an. In Olmütz allein ließen sich in der ersten Hälfte des vorigen Monats 200 internirte Polen anwerben, von denen am 16. v. M. 86 und Tags darauf 114 nach Wien abgeschickt wurden, um von da nach Triest befördert zu werden, wo die Einschiffung erfolgt. Vcrhälknißmäßig eben so groß ist die Zahl der Internirten, die sich in Jlau, Telisch und andern Jnternirungsstationcn haben anwerben lassen (Scbw.M.)

Wien, 8. Okt. Heute hat eine Konferenzsitzung stattgefun­den. Nach derPresse" wird die Stimmung der Dänen jetzt als eine resignirte dargestellt, so daß in kompetenten Kreisen an einem baldigen Abschlüsse nicht gezweiselt werde. DieNeue freie Presse" sagt, der heutigen Sitzung liege ein bereits zu vertraulicher Kennt­nis? gebrachter dänischer Ausgleichungsvorschlag bezüglich der Li guidationssrage vor. In unterrichteten Kreisen wird versichert,

daß die in Prag behufs Abschlusses eines Handelsvertrags zwischen Oesterreich und dem Zollverein begonnenen Konferenzen in näch­ster Zeit unter Betheiligung von Bevollmächtigten Baierns und Sachsens fortgesetzt werden. (Fr. A.)

Wien, 9. Okt. Tie »Oesterr. Ztg " sagt, die Reduktion des Heeres in Venetien sei eine Thatsache und . betrage ungefähr 15,000 Mann. Alle beurlaubten Soldaten würden Venetien spä­testens am nächsten Samstag verlassen.

In Westphalen gingen 2 junge Leute von 20 Jahren, gute Kameraden, in lustig angeregter Stimmung an einem tiefen Teiche vorbei; ein Windstoß entführte dem Einen die Mütze und trieb sie in das Wasser. Meine Krone! rief er, sprang und schwamm nach und holte sie heraus. Er war naß wie ein Pu­del und wurde von seinem Kameraden verspottet. Probir' auch, wie's thul! rief er und gab ihm einen Stoß, daß er in den Teich siel. Der Kamerad konnte nickt schwimmen und sank; der Erste springt ihm entschlossen nach, um ihn zu retten; ward er nun von dem Andern unterm Wasser gefaßt oder gabs ein anderes Hin- berniß, kurz ans dem Scherz wurde furchtbarer Ernst; denn Beide ertranken.

Berlin, 7. Okt. Die hier tagende Zollvereinskonferenz ist soweit gediehen, daß in der nächsten Woche die Zollvereinsver- träge werden unterzeichnet werden, und dann nach 6 Wochen rati- fizirt sein können. Dann können die Verhandlungen mit Frank­reich wegen des Handelsvertrags, zn denen sich Preußen durch das Schlußprotokoll vom 28. Juni d. I. verpflichtet bat, beginnen. Daß der Handelsvertrag bereits am I.Jan., wie man früher gehofft hatte, werte in Kraft treten, daran ist nicht zu denken. Narb annähern­der Berechnung wird er aber, und mit ihm der neue Tarif, wel­cher den Vertragstarif verallgemeinert, am 1. Mai in Kraft tre­ten können.

Stettin. 6. Okt. Seit wenigen Tagen hält sich der Sub­marine-Ingenieur Bauer mit seiner Familie hier auf; er soll be­absichtigen , sich in dem nahe gelegenen Grabow nieterzulassen, um in der Maschinen- und SchiffsbauanstaltVulkan" ein sub­marines Fahrzeug nach seiner Erfindung zu coustruiren.

Hamburg, 9. Okt. TieHamb. Nacbr." bringen eine Correspondenz aus Kiel, in welcher bemerkt wird, daß die HH. Samwer und Franke von ihrer angeblich bevorstehenden Entlas­sung lediglich durch die Zeitungen benachrichtigt wurden. Hr. Samwer habe einen mehrtägigen Urlaub erhalten, nach dessen Ablauf er seine Funktionen in Kiel wieder ausnehmen werte; Hr. Franke weile in Kiel und liege seinen Amrsgeschäflen ob, die auf­zugeben ec nicht die geringste Veranlassung habe

Kolding, 8. Okt. FML. Gablenz verlegt morgen das Hauptquartier nach Horsens, einer Stadt von nur 5000 Einwoh­nern, der eine starke Einquartierung von nahezu 5000 Mann zu­gewiesen ist. Es wird die beste Verpflegung verlangt, sämmtliche Einquartie ungsjimmer müssen heizbar sein. Die Ärmcereduction in Oesterreich ist auch hier in Ojfizierskreisen bekannt. (Fr. Ä s

Dänemark. Kopenhagen, 10 Okt.Fädrelandet" thcilt mit, daß am Samstag und heute Sitzungen des Staatsraths und gestern eine Sitzung des Ministcrraths stattgefunden habe, und daß ein baldiacr Friedensabschluß zu erwarten sei; Dänemark sei bereit, vom Staatsschuldenantheil der Herzogtümer 9 Millio­nen nachzulassen

Amerika. Newyork, 24. Sept. Einem amerikanischen Blatte zufolge hätten die Südstaaten in diesem Jahre aus Texas meist über Mexiko und aus anderen Staaten nach Bermuda eine so große Menge Baumwolle exportirt, daß deren Werth den Werth der vorjährigen Ausfuhr um 20 Will Doll, übersteige. Die Ernte in Texas soll ergiebiger ausfallen als je und wenigstens 500,000 Ballen erreichen. Unter dem Schutze der kaiserlichen Regierung finde die Baumwolle jetzt ihren besten Markt in Mexiko. 1. Okt. Bedeutende Triippenmassen der Rebellen sind in Mis­souri einqedrungcn. Die »monistischen Generale Warren und Meade rückten rechts und links vom Obergeneral Grant vor unv haben Stellungen der Rebellen eingenommen. Zwei unionisli- sche Korps rückten gegen Richmond vor. General Sheridan setzt seine verrückende Bewegung im Shcnandoabtbale fort Tie Re­bellen nöthigten alle Männer von 1650 Jahren zum Militärdienst.