erfolgt narb dun Friedensschlüsse, die Erledigung der Erbfolge- frage wird sich jedenfalls noch länger verzögern.
— Berlin, 5. Okt. Die Nordd Allg Ztg. meldet: Ter preußische Bevollmächtigte Hr v. Sckmidlhals hat dem König Georgios von Griechenland die Anerkennung der preußischen Re- gierung notifisirt.
In Dänemark soll eine Ministerveränderung bevorstehen, und zwar noch mehr als die letzte im Sinne des Hrn. v Bismarck. Die Herren Bluhme und David würden sich zurückziehen, dagegen würde der bisherige Gesandte in St Petersburg, Otto Messen, das Ministerpräsidium erhalten. — Nach deni „Pays" macht man sich zu Kopenhagen gefaßt, daß der Friede vielleicht erst im Frühjahr zum Abschluß komme. — 4. Okt. Wie man erfährt, bat der Kaiser Alexander in einem eigenhändigen Schreiben an den König von Dänemark um die Hand der Prinzessin Dagmar für den Großfürsten-Thronfolger angehalten; der Großfürst schenkte seiner schönen Braut ein Halsgeschmeide von Bracelctten von orientalischen Perlen zu einem übermäßigen Werihe und der Kaiser dekorirle dieselbe mit dem Katharinen-, so wie den Kronprinzen mit dem St. Andreas Orden.
Frankreich. Paris, 4. Okt. Die Gerüchte von einer bevorstehenden Zusammenkunft in Baden des Kaisers der Franzosen mit dem König Wilhelm und dem Kaiser Alexander sind unbegründet. Sie waren darauf berechnet, Oesterreich als „isolirt" darzustellen. — 5. Okt. Hr. v. Bismarck wird der Patrie zufolge diesen Abend hier zu einem 24stündigen Besuch erwartet. Die Kaiserin kommt um 7 Uhr an, wie versichert wird in Begleitung des preuß. Botschafters Grafen v. d. Goltz — Ueber- einstimmend wird heute von der Gazette de France und Vom Temps behauptet, daß der heil Stuhl die französischen Vorschläge zurückgewiesen habe. Antonelli habe in einer Note nach Paris erklärt, wenn der französische Schutz aufhöre, verzichte der römische Hof nicht auf das Recht, eine andere befreundete Macht um Schutz anzugehen.
Schweiz. In Genf, wo in der vorigen Woche ein bedeutender Brand zehn oder noch mehr Menschenleben kostete, dauert die Untersuchung wegen der dortigen Ruhestörungen noch fort. Drei neue Verhaftungen haben stattgefunden. Herr Du Plan, ein Jndependanter, und die Herren Eisenlvhn und Lavalette, Radikale, wurden in Untersuchungshaft genommen. — Rothschild in Paris hat den Opfern des letzten fürchterlichen Brandunglücks, wobei 10 Personen umkamen, 500 Fr. gesandt. Er besitzt bekanntlich bei Genf eine Villa.
Italien. Turin, 5. Okt. Die offizielle Zeitung veröffentlicht einen Bericht, den die früheren Minister zur Mottvirung des Dekrets zur Einberufung des Parlaments dem König vorgelegt batten. Cs heißt in diesem Bericht: Indem die Regierung verspricht, einem Angriff ans das päpstliche Gebiet von Seite der Grenzen zu verhindern, hat das Königreich Italien keineswegs das Recht der Nation preisgegeben, sondern die Nothwendigkeit bestätigt, allein moralische Kräfte zum Sieg der nationalen Idee anzuwenden.
Von der polnischen Grenze, 20. Sept. Unter den Polen im Königreich herrscht in diesem Augenblicke die größte Bestürzung; es ist nämlich die Nachricht eingegangen, daß die sämmtlichen in Simbirsk und dessen Umgegend internirten Polen, etwa 800 an der Zahl, gesanglich einaezcgen worden sind, weil sie in dem Verdacht stehen (ob mit Recht oder Unrecht, muß freilich noch dahin gestellt bleiben), die Anstifter des großen Brandes in der genannten Statt zu sein. Sie sind, wie es heißt, alle verhaftet worden, theils um sich der Schuldigen zu versichern, theils um die Unschuldigen gegen die Wuth des furchtbar aufgeregten russischen Pöbels zu schützen. Wie verlautet, hat einer der Gefangenen Geständnisse gemacht und eine große Zahl der Mitschuldigen angegeben. Da nun auch an einer Menge anderer Orte, selbst im Königreich Polen, in der jüngsten Zeit Brände stattgehabt haben, so wird es nicht ausbleiben, daß die Russen überall in den Polen die Urheber des Unheils erblicken wollen. Daß Simbirsk durch ruchlose Hände eingeäschert worden, erleidet Wohl keinen Zweifel, da das Feuer gleichzeitig a.» einem Dutzend Punkten aufgelodert sein soll.
Unterhaltendes.
Ein tapferer Mann.
Erzähl»»., von Fnedr Friedrich.
(Fortsetzung.)
„Was willst Du?" fragte Venini heftig.
„Einen schändlichen Hochverrats den Du im Sinne hast, verhindern", erwiederte sie mit fester Stimme. „Ich weiß längst, daß Tu mit den Franzosen in Verbindung stehst, ich weiß, daß dieser Mensch" — sie zeigte auf Volli — „ein bezahlter Spion Frankreichs ist, ein Verrälher seines Vaterlandes! Nicht zum ersten Male bin ich heute Zeugin Eurer Unterredung gewesen!"
„Wir sind verrathcn!" ries der Advokat in größter Bestürzung, „wir sind verloren!" und er blickte sich ängstlich um, als befürchte er in diesem Augenblicke bewaffnete Männer eintretcn zu sehen.
Der Graf war der erste, der seine völlige Ruhe wieder gewann. Mil strengem Blicke trat er auf Anna zu.
„Wer weiß um unser Vorhaben? Sprich!" fragte er im befehlenden Tone.
„Bis jetzt noch Niemand außer mir", erwiederte Anna fest.
Der Graf kannte sie zu gut. um nicht zu wissen, daß sie auch in diesem Augenblicke keine Unwahrheit sagen werde.
„Gut", sprach er, „so werde ich Sorge tragen, daß Du das Geheimniß bewahrst. Du magst es Len Wanden einer Klosterzelle anvertrauen. Dorthin werde ich Dich bringen "
Es lag in seinen Worten eine kalte Bitterkeit.
Anna richtete sich fest entschlossen in die Höhe.
„Uebe keine Gewalt an mir," sprach sie drohend, „sonst werde ich einen Weg finden, um Deinen Plan zu verraihcn. Kein Mensch ersährt indeß ein Wort davon, wenn Tu ihn ausgibst."
Der Graf lachte bitter. „Deinetwegen soll ich ihn aufgeben I" ries er. „Ha! Noch gibt es Mittel, Dein Schweigen zu erkaufen und Deinen Willen zu beugen. — Geh hin — verrathe alles, was Du gehört hast! Hier sind die Angaben und Zeichnungen von der Stärke und den Stellungen des österreichischen und Pie montcsischen Heeres. Hier — ich wollte sie dem General Buona- parte überschicken — hier, verrathe alles und füge hinzu, daß Ließ von der Hand Deines Vaters geschrieben und gezeichnet ist."
Er reicdte ihr die Zeichnungen hin. Volli sprang hinzu, um ihr dieselben zu entreißen.
Anna wies sie stolz mit der Hand zurück. „Ich bedürfte dieses Beweismittels nicht, wenn ich Euch verrathe» wollte. Ich werde es nie thun. wenn Du Dein Vorhaben aufgibst und meine Freiheit nicht zu beschränken versprichst."
Diese Forderung versetzte den Grafen aufs Neue in erbitterte Aufregung.
„Ich werde handeln, wie ich es für gut befinde," erwiederte er. „Verrathe Deinen Vater — ich fürchte Deine Drohungen nicht. Jetzt verlaß uns!"
Anna verließ das Gemach. Ihre Kräfte fingen erst an zu schwinden, als sie sich wieder allein sah.
Volti und dessen Begleiter waren von der größten Angst erfüllt und nur mit Mühe gelang es dem Grasen, sie einigermaßen zu beruhigen.
„Ich kenne meine Tochter", sprach er. „Sie hat einen leicht erregbaren, schwärmerischen Sinn, sie wird indeß nie ein Unrecht gegen mich begeben. Wäre dieß ihre Absicht gewesen, so würde sie eher heimlich meinen Plan zu hintertreiben gesucht haben "
„Bringt", wandte er fick an Volti, „getrost diese Schriften und Zeichnungen an den General Buonaparte, ich andere meinen Plan nicht im Geringsten."
Anna befand sich in einer aufgeregten Stimmung. Sie konnte ihren Vater nicht verrathen und ebenso wenig durfte sie diesen Plan zur Ausführung gelangen lassen. Vergebens sann sie auf ein Mittel, dieselbe zu verhindern. Sie stand allein. Nicht einmal ihrem Geliebteidchurfte sie mittheilen, was sie peinigte. (Forts, folgt.)
Gottesdienst«. Sonntag. 9 Oltoder. Bonn «Pred.): Hr. Des»« Heberte. — .Kinderlehre niit de» Töchtern 2. El. — Nachinitltago (Mtinon»- ttunde): H>. Or. G undert. _
llkdlgirt, gedruckt und verlegt von A. G»l lLlL»er