Monat April in Len versckicdenen Theilen Rußlands ausgebro- ckcn sind Tie'Brandstiftungen haben gegen Ende Aprils im , (Gouvernement Kalnga begonnen; dort wurden 54 Häuser in Asches gelegt, dann in Ledausk 204 Häuser Die nächsten Feuersbrünste waren in Scrapul; in Serdebsk, wo der Stadt ein Raub der Flammen wurden; in Mologa, wo mehr als 200, in Nischni- Nowgored, wo während der Messe 1500 Buden und 140 Häuser abbrannten. In Patotross brach im Monat Juni sechsmal Feuer aus. und ganze Skadlviertel sind zerstört. Die Pulvermagazine von Kasan und Ochla (bei St. Petersburg) flogen in die Luch. Tic Städte Baki, Simbirsk und Jaroslawy sind nur noch Trium merhausen. In Riga brachen zwei Feuersbrünste zu gleicher Zeit aus, Orenburg verlor 600 Häuser, und Tunien sein schönstes Stablviertel. Vier Feuer wütheten in kurzen Zwischenräumen in St. Petersburg, und im Monat April wurden zwei kaisecl. Ka- nonengießereicn in Asche gelegt. Die Moskauer Ztg. besürchtet neues Unglück derselben Art und fordert die Regierung auf, strenge Maßregeln zu ergreifen. Sie bemerkt noch, daß die vorstehende Liste keineswegs vollständig sei.
Polen. Warschau, 16. Sept. Ein Cirkular des Generals Berg an die Militärchefs nimmt ihnen das für die Zeit des Kriegszustandes ertheilte Recht, Civilbeamte ohne Weiteres abzusetzen, und läßt dieses Recht nur noch den Generalchess für durchaus dringende Fälle, aber auch diese sind gehalten, von jedem einzelnen Fall sofort dem Statthalter und der betreffenden Re- gierungskvmmissicn Anzeige zu machen. — Im Königreich Polen sind durch kaiserlichen Ukas die Kriminal- und Correktionsstrasen gemildert: Brandmarkung und Ruthenhiebe sind abgeschafst, letz tere besonders während der Untersuchung; an ihre Stelle soll Einsperrung treten. Die Verurtheilung zu auße, ordentlichen Strafen ist aufgehoben und der ganze Ukas gilt auch für die! schwebenden Prozesse. Andere Ukase betreffen die Gründung von! Dorf- und Volksschulen, von Gymnasien und Progymnasien sür Mädchen, eines russischen Gymnasiums, die Reform einer deutsch- evangelischen Schule und die Einsetzung von Schuldirektionen. Auf dem Gebiete des Unterrichts soll die Gleichberechtigung in religiöser Beziehung eintrelen und die Schule von der Herrschaft der katholischen Geistlichkeit und der Gutsherren befreit werden.
Amcrika. New-Dork, 16. Sept. Ter Bundesgeneral Sherman hat den Bewohnern von Atlanta besohlen, den Platz zu verlassen mit ihrem beweglichen Eigenthum und nach Norden oder nach Süden zu gehen. Der Bundesobergeneral Grant hat seine Linie zur Linken ausgedehnt und einen kräftigen Angriff auf LrH vorbereitet. In Maine haben die Republikaner bei den Wahlen gesiegt Die Häupter der Friedensdemokraten haben die Kandidatur Mac' Clellans ausgegeben
Ul,(erhaltendes.
Ein tapferer Mann.
Erz.ihinng von Friere. Friedrich.
(Fortsetzung.)
Die Befestigungsarbeiten wurden schon am folgenden Tage besonnen und schritten schnell vorwärts. Niemand schien ein größeres Interesse daran zu nehmen, als der Graf, der sie mit größter Aufmerksamkeit verfolgte und namentlich die Redoute oberhalb des Schlosses jeden Tag besichtigte. Er wurde arglos hinzugelassen, da er meist in Pauls Begleitung kam. Ueberhaupt schien sich seine erbitterte Stimmung gegen das österreichische Mi litär durchaus gelegt zu haben. Er war heiterer, kam mit den Offizieren zusammen, lud sie wiederholt zu sich auf das Schloß ein und knüpfte Bekanntschaft mit dem General Argenteau an.
Gegen Paul war er außerordentlich zuvorkommend, und jeder Argwohn, der durch Anna's wiederholte warnende Blicke in ihm entstanden war schwand mehr und mehr.
Tie politischen Verhältnisse hatten sich seitdem wesentlich umgestaltet. Bisher hatte der General Scherer den. Oberbefehl über das französische, zur Eroberung Italiens bestimmte Heer gehabt. In dem Direktorium in Paris traute man ihm indeß die dazu erforderliche Kraft und Fähigkeit nicht zu und hatte an
seiner Stelle dem jungen, von glühender Herrschsucht erfüllten .General Napoleon Bucnapatte den Oberbejehl über tos Heer verlieben. Wenige Tage nach seiner Vermählung mit Josephinen war dieser von Pa.is abgereisl und bei dem Heere angekommen. Aus den ersten Blick Halle er sogleich den verwahrlosten Zustand des Heeres erkannt. Dasselbe bestand aus unge,äbr 50,000 Mann. Es war zwar schlecht armirt und nicht mit Lebensmitteln versehen, die Subo-tination war durchaus gelockert, hieran waren indeß nur die Befehlshaber Schuld, denn die Soldaten waren von einem feurigen und für den Krieg begeisterten Sinne beseelt und ließen sich durch strenge Zucht leicht in die nöthige» Schranken zurück- jühren. Während die Generale Scherer, Keüermann und Dn- morbion im Felde mit den subalternen Generalen und Offizieren auf einem sehr vertrauten und republikanischen Fuße gelebt und ließ Veryältniß sich immer mehr nach unten hin ausgebreitet hatte, bewahrte Buonapartc, obschon der jüngste von Allen, streng sein Ansehen als Oberbefehlshaber, ging mit Niemand vertraut um, war streng im Dienst gegen Jeden wie gegen sich selbst, Labei von einem glühenden Eifer erfüllt.
Von dem Direktorium Halle er ausgedehnte Vollmachten erhalten. Es stand ihm frei zu handeln wie er es für gut hielt, nur sollte er Oesterreich unterwerfen, es von Piemont trennen, von Genua Geld erpressen und es zur Herausgabe der Festung Gavi zwingen; dann sollte er die Unzufriedenen Piemonts, gleichviel unter welchen Versprechungen aufreizen und einzeln oder im Ganzen zum Aufstande gegen die königliche Gewalt bewegen.
Diesen letzten Auftrag, welchen er für den schwierigsten gehalten hatte, fand er bei seiner Ankunft durch Scherer schon vorbereitet. Er selbst nahm nun die mit den piemontesischen Großen angeknüpften Fäden in seine Hand und benutzte sie in energischer, s entschlossener Weise. Auch mit Venini trat er durch Volti in Verkehr und suchte ihn zu bewegen, eine Anzahl angesehener Männer sür sie zu gewinnen, das Volk austureizen, um in demselben Augenblicke, in welchem das französische Heer Piemonts Grenze überschreite, im Rücken des verbündeten Heeres einen Ausstanb hervorzurusen.
^ Einem solchen offenen, gewaltsamen Schritte, der mit der größten Gefahr verbunden war, war der Graf abgeneigt. Und mit vollem Rechte. Es war vorauszuseben, daß der Ausstand nur schwach ausfallen werde und er mußte unterdrückt werden, ehe es Len Führern desselben gelang, sich mit dem französischen Heere zu vereinen. Buonapartc würde zwar seinen Zweck im ! Wesentlichen dadurch erreicht haben, allein der Graf hatte nicht Lust, seine Freiheit und sein Leben so offen aufs Spiel zu setzen. Im Geheimen versprach er den Frayzosen jede Unterstützung.
Es war Anna nicht entgangen, daß Volti in der letzten Zeit wieder öfter auf das Schloß gekomnen war. Ihre Angst steigerte sich. 'Die verrätherischen Pläne ihres Vaters mußten ihn und sie selbst ins Verderben reißen. Sie bot alles aus, um zu erfahren, wie weit derselbe gediehen und war dann fest entschlossen, ihrem Vater unerschrocken entgegen zu treten. Die Besorg- niß um Paul, die Liede zu ihrem Vaterlande trieben sie dazu.
Ihr Vater war jetzt noch vorsichtiger als früher. Er sprach den Advokaten nur aus seinem Zimmer, zu dem ein einziger langer und am Ende verschließbarer Gang führte. Es war deßholb unmöglich, sie dort zu belauschen, weil der Graf den Gang jedesmal verschloß. Ihr blieb nur ein Weg übrig. Uebcr dem Zimmer ihres Vaters war ein kleines, wenig benutztes Gemach. In ihm verbarg sie sich, hoffend, daß der Advokat in der Nacht kommen werde. Lange und ängstliche Stunden harrte sie vergeben-. Kam Niemand, so mußte sie bis zum Morgen in dem kleinen Raum bleiben, wenn sie nicht gesehen sein wollte. Ein Trost war ihr indeß geblieben. Ziemlich (spät war ihr Vater heimgekommen und hatte sich nicht zur Ruhe begeben, sondern ging im Zimmer mit deutlich vernehmbaren Schritten aus und ab. Er mußte noch Jemand erwarten, sonst würde er sich zur Ruhe begeben haben. Die Befestigungen des Schlosses waren vollendet, indeß noch nicht besetzt, deßhalb konnte er noch ungefährdet des Nachts Vertraute und in seinen Plan Eingeweihte annehmen.
(Fortsetzung folgt.)
Nedigirt, gedruckt uns verlegt von A. Getsckläger.