Müller beharrt auf seiner Aussage, völlig unbeteiligt an dem gegen Herrn Briggs begangenen Verbrechen zu sein, und in Übereinstimmung biemit erklärt der deutsche Rechtsschutzverein das Alibi Müllers darthun zu können. — Seit einiger Zeit wimmeln die Tagesblätter förmlich von kriminalistischen Berichten. Fast jeder Tag bringt einen neuen „geheimnißoollcn, gewalttätigen Tod", Mordtaten und Selbstmorde. 8s schwebt u a. eine Üntersuchung gegen einen Menschen, der eine Frau, zu welcher er in unerlaubtem Verhältnisse gestanden, unter die Räder eines Eisenbahnzuges g worfen und auf diese Weife gelödtet haben soll. Nickt selten auch liest man unter der zur ganz gewöhnlichen Rubrik gewordenen Ueberschrift „Hungertod" herzzerreißende Geschichten von unsäglichem Elend. Außerdem gibt es kein Land, wo der Sänferlod in den untern Klaffen des Volks eine so reiche Ernte hält, wie in England.
Frankreich. Paris, 17. Sept. Ueber das Befinden des Kaisers Napoleon laufen allerlei mehr oder weniger bedenkliche Gerüchte um. Gewiß laufen viele Uebertreibungen unter, aber es ist doch eine Thaisache, daß der Kaiser im Laufe der vorigen Woche sehr leidend war. — 18. Sept. James Kazh befindet sich in Paris und hat beim Kaiser in Saint Cloud eine Audienz gehabt. Der Kaiser kennt Fazy bekanntlich seit langer Zeit. — — Der Moniteur zeigt an, daß die erste Zahlung von 2,083,333 Fr., welcke laut eines mit der Regierung von Mexiko abgeschlossenen Vertrages monatlich geleistet werden muß, am 31. Juli, als sie zum erstenmale fällig wurde, richtig dem Chef desssranzö- siscken Sckatzmeisteramts in Gold entricktet worden ist. — Aus einem dem Generalrath der Lrne vorgelegten Berichte des Präfekten geht hervor, daß es in diesem Departement ungefähr 10,000 Bettler gibt, die, wenn man ihren Unterhalt nur auf einen Franken täglich berechnet, 300,000 Franken mehr im Jahre gebrauchen , als die Grundsteuer, die dort erhoben wird, beträgt. Die Behörden haben Maßregeln ergriffen, um diesem Zustande der Dinge abzuhelsen.
Schweiz. Bern, 18. Sept Seit dem 2. September sind wieder 75 polnische Flüchtlinge in Zürich angelangt. Am 16. Sept. waren daselbst nock 22 in Verpflegung. Nach anderen
sich mehrere Male bei Tafel, denn nur hier traf sie mit ihm zusammen, die Gelegenheit dazu geboten. So innig ihr Herz auch an dem Geliebten hing, so wünschte sie doch, daß er nickt wie er versprochen hatte, auf Las Schloß zurückkehren möge. Den Verdacht, den sie gegen ihren Vater hegte, durste sie ihm nicht miltheilen.
Von dem Schlöffe aus nahm sie wahr, daß die kriegerischen Vorbereitungen im Thale mit jedem Tage lebhafter wurden und aus den Gesprächen an der Tafel hörte sie, daß man mit jedem Tage Lein AuSbruche des Krieges entgegen sehen könne.
Nach ungefähr acht Tagen kehr.-e Paul unerwartet zurück. Der Graf war nickt aus dem Schlosse und er konnte Anna ungestört im Saale sprechen. Stürmisch war er ihr entgegen geeilt und so erfreut sie selbst auch über sein Wiedersehen war, so vermochte sie doch eine gewisse Befangenheit und Angst nicht zu verbergen.
„Was hast Tu nur, Mädchen?" fragte Paul.
„Ich wünschte, Du wärest nicht hierher zurückgekehrt!" ent- gegnete sie offen. „Jetzt nicht — vielleicht später."
„Weßhalb?" drängte Paul. „Ist Dein Vater mir nicht mehr gewogen?"
„Ich zweifle, daß er Dich aufrichtig gern hat."
„Haha!" unterbrach sie Paul lachend. „Sei ohne Furcht, ich weiß, daß die Piemontesen uns überhaupt nicht so sehr ge wogen sind. Es ist natürlich, da sie in der ganzen Leitung des Heeres von uns abhängig sind, sie müssen dem Befehle unseres Generals gehorchen, das ist den Großen dieses Landes, die lieber selbst befehlen möchten, nicht reckt, sie müssen sich indeß in die Nothwendigkeit fügen. Und wenn sie persönlich uns auch zum Kukuk wünschen, so. haben sie uns doch zu nöthig. Sie, Anna, das ist auch der Grund Deines Vaters. Ich bin jetzt indeß nicht zum Besuch gekommen, sondern um ihm einen Dienst zu erweisen."
„Einen Dienst?" warf Anna fragend ein.
„Gewiß, und keinen geringen." bestätigte Paul. „Dreß alte Schloß liegt zu herrlich, als daß es für den Krieg nicht von Bedeutung sein sollte. Einige Kanonen vor demselben aufgepflanzt und eine handvoll Leute in seinen Mauern, und es beherrscht die
Kantonen sind 95 Flücktlinge abgereist und 54 ins Ausland.! ganze Straße im Thale nach beiden Seiten hin. Es würde
Mehrere Kantone protestiren gegen Zusendung weiterer Flüchtlinge; so Bern, Basel, Wallis und Neuenburg, also, Wallis ausgenommen, die liberalsten Kantone.
Italien. Mailand, 16. Scept. Die Perseveranza hat aus Rom folgende Nachrichten: Die Familie Kohen hat, um den
einem ernstlichen Angriffe indeß kaum widerstehen können, deßhalb soll es so viel als möglich befestigt werden und dort oberhalb wird eine starte Redoute errichtet, welche das Schloß zugleich mit schützt."
! „Das nennst Du einen Dienst!" rief Anna.
von den päpstlicken Bekörden gegen sie gerichteten Verfolgungen! „Ich habe den General gebeten, mir die Ueberwachung des zu entgehen, Rom verlassen. Trotz der Schritte, welche der fran-; Ganzen anzuvertrauen," beruhigte sie Paul, „um die Nothwen- zösische Gesandte gethan, ist der junge Kohen seiner Familie nicht'digkeit für Deinen Vater so schonend als möglich zu machen, zurückgegeben worden. — Tie Bandensührer Lor tora und Sciacca und fügte er lächelnd hinzu, „um so viel als möglich in Deiner
(Schw. M.) Nähe bleiben zu kvnnek."
haben sich übergen.
Unterhaltendes Ein tapferer Mann.
Gertleyung.)
Auf dem Schlosse herrschte ein unruhiges Leben. Fremde kamen und gingen, oft von dem Advokaten begleitet. Anna kannte nur weniae von ihnen, aber schon der Umstand, daß sie mit dem so verdächtigen und ihr verhaßten Manne verkehrten, mußte ihren Argwohn auch gegen sie wecken. Der Graf empfing sie stets auf seinem Zimmer und Anna hatte keine Gelegenheit, sich von ihrem Vorhaben näher zu unterrichten. Nur einmal, als sie unerwartet in den Saal trat, nickt wissend, daß ihr Vater sich in demselben befand, hörte sie bei ihrem Eintritt ihn die Worte sprechen: „Schasst die Zeichnungen sicher über die Grenze," Sie sah den Tisch mit Zeichnungen bedeckt, welche der Advokat, an den diese Worte gerichtet waren, nicht ohne einige Hast zusammenlegtc. Ihr Vater warf einen unwilligen Blick aus sie und sie trat deßhalb zurück.
Ohne Zweifel stand der Gedanke bei ihr fest, daß ihr Vater mit den Franzosen im Einvernehmen handelte und nur deßhalb gegen Paul so freundlich gewesen war, um die Absickten des verbündeten Heeres von ihm zu erfahren. Seitdem Paul das Sckloß verlassen, hatte ihr Vater ihn noch nicht genannt und doch hatte
„Und wenn das Schloß besetzt wird, werden wir daraus vertrieben?" fragte Anna.
„Niemand wird Euch vertreiben, aber ich selbst werde an Deinen Vater die Bitte richten, es Eurer Sicherheit wegen in dem Falle zu verlassen."
„Wirst Du das Schloß besetzen?" fragte Anna weiter. Paul zuckte mit den Achseln. „Das hängt vom Willen des Generals ab, — ich glaube es kaum. Meine Soldaten sind zu gut geschult, um sie als Besatzung hierher zu legen , sie werden zum offenen Kampfe benutzt werden und ich selbst ziehe das Letztere vor, wenn mir eine Wahl bleibt." (Forts, folgt.)
Frankfurter Gold-Cours vom 17. September
ä. kr.
Molen . . . 8 4l>/, 4S'/-
Friedrichsd'or ... 8 SS—56
Holland 16 fl.-Stücke 8 48'/,-48L2 Uand-Duknten . . S 3S'/,—38'/, 26-Frankenstücke . 3 S3'/,—24',
Engl. Kovcreings . . II St SS
prcuß Kassenscheine 1 44'/„- 4S'/,
Cours
der k. w. Staatskafsen-Verwatt»- für Goldmünzen.
Unveränderlicher l» onrS:
Wurtt Dukaten . . 5 st 45 kr.
Veränderlicher Cvurö:
Dukaten.5 fl. 32
Preufl Pistolen . 9 fl. 5s
Andere ditto . . . . 9 fl. 38
20-flirankenflnelr . . 9 fl. 21
Ltntkaa t. 1 Seotcmber 18K4.
K. Staatskassenverwaltung.
Nrdigirl, gedruckt und verlegt von A. «Del sckläger.