ter, wie er von früher wußte, in einer Kommode sein Veld auf­bewahrte. Herumtastend fand er auf einem am Bette der Frau stehenden Stuhl deren Kleid, und in der Tasche desselben 50 kr., die er zu sich steckte, und richtig auch Len Scklüssel zur Commode, welche er nun zu öffnen versuchte. An dem dadurch verursachten Geräusch erwachte die Frau des Walter und klopfte, um ihren Mann herbeizurujen, mit dem Stuhle auf den Boden. Da ver­setzte ihr der Bursche mit dem Scheitchen aus vollen Kräften mehrere Streiche aus Kopf, Schulter und Arme und druckte ihr, damit sie nicht rufen könne, mit aller Gewalt den Hals zu, und zwar, nach den zurückqelassenen Spuren zu schließen, so stark und so anhaltend, daß es, als ein Wunder zu betrachten ist, Laß er die Frau nicht erstickte. Walter hatte zwar Las Klopfen seiner Frau gehört, aber es jür ein gewöhnliches Gepolter gehalten und nicht beachtet; erst als er glaubte, einen schmerzlichenGriller" seiner Frau zu vernehmen, sprang er ohne Lickt so schnell als möglich die Treppe hinaus, traf den Verbrecher am Bette seiner Frau, diese noch immer würgend, bemächtigte sich seiner und als auf sein Rufen Licht herbeikam, erkannte er seinen früheren Gehilfen. Der Angeklagte gibt den Thatbestand im Ganzen zu, auch gesteht er, am 28. April in Reutlingen seinen früheren Dienstherrn Rall um wenigstens 50 fl. bestohlen und am Abend vor der Verübung seines Hauplverbrechens bei der Witlwe des Bäcker Weiß dahier den Versuch zu stehlen gemacht zu haben, an dessen Ausführung er nur durch das Dazwischenkommen Anderer gestört worden sei; dagegen will er die Frau Walter zu tödten nicht beabsichtigt haben, vielmehr habe er ihr nur Angst machen und sie am Schreien ver­hindern wollen, damit er unangehalten fortkomme. Die Geschwo­renen waren jedoch der Ansicht, daß' er nicht nur eines ausgezeich­neten Diebstahls, sondern auch des versuchten Todtschlags schuldig sei, Md der Hvj verurtheilte ihn zu 9 Jahren Zuchthaus. Die Geliebte dieses Burschen wohl auch ein sauberes Früchtchen war während der ganzen Verhandlung in der vorderen Reihe der Damengallerie und folgte ihr mit sichtlicher Spannung.

Im Schwurgcrichtsbezirk Ulm werden im dritten Viertel­jahr 1864 keine Uctheilsfitzungen gehalten.

In Ulm hat sich am Montag eine Dame durch einen Pi- stolenschu ß das Leben genommen, sie war schon längere Zeit kör­perlich und geistig sehr leidend.

München, 15. Sept. Es wird bestimmt versichert, Baiern werde Verhandlungen wegen Beitritts zum neuen Zollverein nicht früher einleiten, als die Verhandlungen zwischen Preußen .und Oesterreich beendet sein werden, auch wenn Ließ erst nach dem 1. Oktober der Fall sein werde

treffender Stelle niemals die Rede gewesen. Nach derKreuz- zeilung" ist von Seiten Hessen-Darmstadts und Nassaus der Beitritt zum rekonstruirten Zollverein offiziell noch nicht angemeldet.

Köln. Die Staatskommissivn deS Nachweisungsbüreaus für Auswandernde in Rotterdam sah sich vor Kurzem veranlaßt, dem preußischen Konsulate daselbst mitzutheilen, daß von Zeit zu Zeit kleine Trupps von 510 Mädchen, im Alter von 1520 Jah­ren, aus Deutschland ohne Eltern oder Familie nach Rotterdam kämen, einzig begleitet von einer gewissen Frau Brehm, deren Mann einen Gasthof in Rotterdam besitze, der nicht im besten Ruse stehe. Zugleich war angegeben, daß die Mädchen gewöhn­lich folgenden Tages in Gesellschaft besagter Frau weiter nach England reisten. Das preußische Konsulat hat in Folge dessen an das Ministerium in Berlin berichtet, welches, wie dieNh. Ztg." vernommen, bereits die nöthigen Schritte in dieser Ange­legenheit bei der holländischen Regierung gethau bat.

Schweiz. Genf, 13. Sept. James Fazy hat gestern, wie es heißt, auf Befehl des Präfekten Ferney verlassen.

Frankreich. Paris, 13. Sept. Die groben Verbrechen nehmen seit einiger Zeit in Frankreich sehr überhand. Jeden Tag sind die Blätter mit Berichten über begangene Tvdtschläge, Mord und Raubthatcn und Diebstähle angefüllt. Tie Gerichte selbst haben vollauf zu thun, und obgleich dieselben jetzi eigentlich Ferien haben, so sind die Spalten der Gerichts-Journale doch noch immer mit Prozessen angesüllt, bei denen es sich um die schwersten Ver­gehen handelt. So bringen dieselben wieder zwei Urtheile, welche der Assisen-Hof des Oise-Departements am 6. und 9. gesprochen hat. Das erste Urtheil verurtheilt zu lebenslänglicher Galeeren- strafe einen Bemond-Vilain, der versucht hatte, seinen Vater zu ermorden, dem er, da dieser seinen Kindern sein ganzes Vermö­gen hinterlassen, eine Jahresrente von 35 Franken zu zahlen hatte. Das zweite Urtheil wurde gegen zwei Brüder erlassen, die einen Mordversuch auf ihre Mutter gemacht hatten; Habgier lag diesem Verbrechen ebenfalls zu Grunde. Die alte Frau besaß nämlich ein Haus, und da sie ihren Söhnen zu lange lebte, so bestimmte der ältere Bruder, der schon versucht hatte, seine Mutter mit Gift umzubringen, den jüngeren, sie des Nachts zu erdrosseln Die Mutter hatte Widerstand geleistet, der Kamps zwischen ihr und dem Sohne dauerte über eine halbe Stunde, sie fiel zuletzt ohn­mächtig zu Boden, der Elende glaubte, sie sei todt, und nahm die Flucht. Die Geschworenen erkannten mildernde Umstände an, und die beiden Muttermörder wurden nur zu lebenslänglicher Galeerenstrase verurtheilt. In den letzten Tagen haben in Frankreich wieder mehrere große Brände stattgefunden. In Ober-

Feldkirch ist am 9. d der Mörder Jos. Gasser vonsSavoyen brannte das ganze Tors Moulins ab; hundert Familien Lauterach, welcher bekanntlich wegen mehrfachen Mords und öf-! wurden obdachlos und befinden sich im größten Elende. In Motte scntlicher Gcwaltthätigkeit am 23. April zum Tod verurtheilt! d'Availlant legte eine Feuersbrunst 36 Häuser in Asche. Eine

wurde, durch den Strang hingcrichtet worden

In Wien war die Theaterzensur so rücksichtsvoll gegen die dänischen Friedensgesandten, daß sie ein Stück, betitelt Kapckän Hammer" verbot. Auch der umgcändcrte Titel:Die deutschen Kriegsgefangenen in Kopenhagen" fand keine Gnade.

Wien, 12. Sept. Tie oldeuburgische Regierung hat durch

ihren Ministerresidenten mittheilen lassen, daß sie zu ihrem leb­hafter Bedauern, da eine Reihe der zur Erhärtung ihrer schles­wig-holsteinischen Erbsolgeansprüche erforderlichen Documente noch nicht herbeigeschasft werben konnten, Liese Angelegenheit nicht mit der sowohl von Oesterreich als ihr selbst gewünschicn Beschleuni­gung zu betreiben im Stande sei. Auf die Frage, wann 'hier­nach die Einreichung der betreffenden Rechtsausführung in Frank­furt erwartet werden dürfe, hat der genannte Ministerresident die Hoffnung" ausgesprochen, daß es ineinigen Wochen" werde geschehen können. (Fr. A.)

Berlin, 13 Sept. Aeußerem Vernehmen nach ist die englische Note, welche der übelgelaunte Lord John Ruffel zu Gun- sten einer Abstimmung in Nordschleswig hierher gerichtet hatte, in sebr bündiger Weise beantwortet worden. Die Kreuzzeitung dementirt die Notiz derOesterreichischen Generalkorrespcndenz", nach welcher eine projektirte, bereits vorbereitete Reise des Kai­sers von Oesterrcich nach Berlin jetzt aufgegeben wäre mit der Bemerkung: von einem solchen Besuche sei auch in Wien an be-

Mutter mit ihrem Sohne kam in den Flammen um. In Limo­ges brannte es auch wieder. Drei Häuser wurden zerstört, und drei andere stark beschädigt. (Fr. A.)

Belgien. Brüssel, 11. Sept. Für. den Fall, daß die Werbungen für Mexiko in Europa nickt hinreichen sollten, ver­langt Kaiser Maximilian von der französischen Regierung die Erlaubniß, daß die ausgedienten Soldaten der Okkupationsarmee in mexikanische Dienste treten können.

England, In einem Wirthshaus in London erklärte am 7. Sept. Abends ein Mann Namens King, er sei Theilnchmer an der oft erwähnten Ermordung des Mr. Brigg gewesen. Müller und er seien zusammen in der Absicht. Mr. Brigg zu er­morden, in den Eisenbahnwaggon gestiegen Er habe zwei, Müller drei Schläge dem Opfer gegeben Müller habe die Thür aus­gemacht und er habe den Körper hinausgeworfcn. Der Mann wurde verhaftet. Am nächsten Morgen vor dem Police Court behauptet er, bei jener Aussage betrunken gewesen zu sein. Der Wirth jener Schenke hingegen führt an, daß King aus der Lehne eines Stuhles gesessen mit den Füßen aus dem Sitz, als er die Mordthat erzählte, was kein Betrunkener thun könne. Nachfor­schungen werden angestellt und King einstweilen gefangen gehalten.

Gottesdienste. Sonntag. 18 . Text. Bonn. tPred.): Hr. Dekan He­berte. Kinreilehre mit den Söhnen 1. CI. Nackmittaas (Pred.): Herr Heiser Schmidt. Das Opfer ist fiir den Kirchenbaufvnd besti mmt.

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