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Tagesereignisse
— Stuttgart, 12. Sept. Die Hsrbstbearlaubung bei der Infanterie ist auf den 24. d. M. bestimmt und es wird von diesem Tage an der Winlerstand eintreten.
— Stuttgart. 11 Sept Das Komite der Stuttgarter Landesversammlung für Erhaltung des Zollvereins hat eine Eingabe an den ständischen Ausschuß gerichtet, wsrin der- selbe, — in Anbetracht, daß den dem neuen Zollverein noch nicht beigetcetencn Staaten Württemberg, Baiern, Hessen - Darmstadt und Nassau der Beitritt nur bis 1. Okt. offengelassen ist, nach dieser Frist aber ihr Beitritt nur mit wesentlich geschmälerter Rechtsstellung, insbesondere mit Verlust ihres bisherigen Antheils an der Verwaltung des Zollvereins stattfinden könne, und in Anbetracht, baß es die höchste Zeit zur Entscheidung sei, nach der Verfassung Württembergs aber die Regierung zu dem Beitritt der Genehmigung der Ständeversammlung bedürfe, und von einer sofortigen Einberufung der Stände noch nichts verlaute, eine Beitrittserklärung mik dem Vorbehalte der nachträglichen ständischen Zustimmung aber die Gefahr in sich berge, daß Preußen dieselbe nicht annehmcn und die Frist als versäumt erklären möchte — gebeten wird, in Erwägung zu ziehen, ob ihm nicht nach Maßgabe des §. 186 der Verfassungsurkunde obliege, bei der Staats regierung die sofortige Einberufung der Ständeversammlung zu veranlassen, damit dieselbe noch vorMblauf der Frist der Regierung die Ermächtigung des Beitritts zu dem reconstruirten deutschen Zollverein ertheilen und aus diese Weise die angezeigte Gefahr abgewendet werden könne.
— Der „Staatsanzeiger" sagt wegen der über die bevorstehende Anwesenheit Sr Maj. des Kaisers von Rußland in Fried richs- hfafen getroffenen polizeilichen Anordnungen, daß es nicht nur ein freundlichesjEntgegenkommen gegen den kaiserlichen Gast, den größten Reformator seines Reiches, der Millionen Menschen die Freiheit gegeben, sei, wenn ihm die Regierung einigen Schutz vor den als Flüchtlinge in Deutschland, Frankreich, England. Italien und der Schweiz lebenden Polen, deren Sprache den äußersten Haß gegen die kaiserliche Regierung bekunde, gewähre, sondern vielmehr eine heilige Pflicht, die man dem erhabenen Schwager unseres vielgeliebten Königs schuldig sei.
8— Friedrichshasen, 10. Sept. Ihre Majestäten der König und die Königin sprachen beute den Bewohnern Friedrichshafens Ihre Danksagung für Len Ihnen hier bereiteten Empfang in einem Schreiben an den Stadischultheißen Miettinger aus. Zugleich wurden die heute zu einer außerordentlichen Sitzung zu- sammenberusenen bürgerlichen Kollegien durch die in Allerhöchstem, Auftrag ihnen gemachte Eröffnung überrascht, daß Se. Maj. der Stadt den früher gräflich Taubenheim,schen Garten als Geschenk überlasse, in der Allerhöchsten Absicht, dadurch Gelegenheit zu geben, daß auf diesem reizend am See gelegenen Grundstück ein Kurhaus errichtet werde.
Friedrichshafen, 11. Sept. Letzten Freitag kam Abends mit dem Kurierzug der Großherzog von Sachsen-Weimar hier an. Gestern traf die Großfürstin Helene von Ragatz kommend hier ein und beute Nachmittag wird der Großherzog" und die Groß- herzogm von Baden hier erwartet. Zur Gratulationscour am heutigen Geburtsfest I. Maj. der Königin Olga sind sämmtliche wurttembergikche Minister und obersten Hofbeawtcn in Friedrichshafen erschienen. Trotz der Verzögerung der Ankunft der rusfi- sben Kaiser;amilie, die nunmehr Montag Abend erwartet wird,
stellten sich gestern schon russische Würdenträger hier ein — 12. Sept. Am gestrigen Geburtssest Ihrer Maj. der Königin war Friedrichshafeit buchstäblich mit Menschen vollgefüllt Jeder Bahnzug, jedes Dampfschiff brachte (La bekannt geworden, daß von der ausgeschriebenen Paßcontrole abgestanden und Niemand ein Paß oder eine Paßkarte von den Gensdarmen abverlangt wurde) Massen von Festbesuchern, ungerechnet das Landvolk, welches zu Fuß aus der Umgegend herbeiströmte. Wir glauben nicht fehlzugreifen, wenn wir die Menschenmasse zu 10,000 Köpfen veranschlagen. Das Fest wurde bei Hof durch feierlichen Kirchgang, Gottesdienst in der evangelischen und griechischen Kirche, Abends Lurch ein 72 Gedecke zählendes Festmahl gefeiert. Leider wurde das sich an dieses anreihende Feuerwerk, für welches großartige Vorbereitungen getroffen waren, durch einen Abends eingelretenen Regen theilweise vernichtet und dadurch dem Kulminationspunkt unserer Festlichkeiten die Spitze gebrochen.
— Am 12. Sept. fand die feierliche Eröffnung der Eisenbahnstrecke A al en-Heide n hei m statt.
— Tagesordnung der Sitzungen des Schwurgerichtshofs zu Tübingen im 3. Vierteljahre. Den 19. Sept. Anklagesache gegen Elisabeth Vötterle von Gültstein, OA. Hecrenberg, wegen Verheimlichung der Geburt; den 20. Sept. gegen den Banern- knecht Heinrich Lutz von Ottenbronn, OA. Calw, wegen Raubs; den 21. Sept. gegen Maria Hanold von Altenstaig, OA. Nagold, wegen Kindsmords; den 22. Sept. gegen den ledigen Weber Carl Walter von Beuren, OA. Nürtingen, wegen Anzündung von Getreidegarben.
— Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen des Schwurgerichtshofes zu Biberach im dritten Vierteljahr 1864 ist auf den 30. September festgesetzt. — Im Schwurgerichtsbezirk R o tt- wei! werden im dritten Vierteljahr 1864 keine Urtheilssitzungen gehalten.
— Pforzheim, 1 l. Sept. Zum allgemeinen Erstaunen ist
hier und, wie man vernimmt, auch an andern Orlen, die Feier des Großh. Geburtsfestes in den katholischen Kirchen gegen früher eine wesentlich andere gewesen; denn nickt nur fiel die sonst übliche Predigt ganz weg, sondern es wurde auch in dem Gebete des Fürsten, dessen Geburtsfest begangen wuroe, mit keinem Worte gedacht. (Schw Ehr)
— Sch Walbach, 11. Sept. Die Königin von Holland ist
beute zu einem mehrtägigen Besuche der Kaiserin Eugenie hier cingetroffen. Der König von Preußen kam Nachmittags um 3'/- Uhr an. Des Königs Besuch bei der Kaiserin der Franzosen dauerte eine Stunde; der König reiste um 6"/r Uhr mit dem Grafen Bernstorff wieder ab. (Allg. Z)
— Wiesbaden, 12. Sept. Der „Mrh. Ztg. geht als sichere Mittheilnng die Nachricht zu, daß der Kaiser Napoleon im Laufe dieser Woche hier eintreffen wird, um seine Gemahlin in Bad Schwalback zu besuchen,
— Darmstadt, 11, Seht. Rach dem „Mainzer Abendblatt" wird das Großherzogthum Hessen noch in diesem Monat in Berlin seinen Beitritt zum preußisch-französischen Zollvcrtrage, rct'v. zu den, auf Grundlage dieses Vertrages reconstiluirten Zollverein, erklären.
— Dresden, 40 Sept. Aus Dresden, sowie überhaupt aus dem Königreich Sachsen wurden in voriger Woche sämmtliche polnische Flüchtlinge, die nicht die nöthigen Eristcnzmiltel nachzuweisen vermochten, polizeilich ausgewiesen. Die nächste Veranlassung