Aus Baden, 30. August. Auf den Erlaß des großh. Mi­nisteriums des Innern vom 11. August in Sachen des Hirten­briefs vom 19. Juli hat das erzbischöfliche Ordinariat unterm 2s d. M. eine Erwiederung gegeben, welche imMainzer Journal" fünf Spalten aussüllt. Sie schließt mit folgender Drohung:Gerne wollten wir zu jedem Frieden die Hand bieten, wenn er uns nur nicht die Nothwendigkeit auferlegte, unsere Pflicht zu verletzen. Diese müssen wir auch gegenüber dem Gesetze erfüllen. Wenn die großh. Regierung hingegenmit den ihr zu Gebot stehenden gesetzlichen Mitteln" einschreiten würde, so werden wir die Rechte der Kirche mit rechtlichen und moralischen Mitteln nach Kräften vertheidigen. So wird es mit der Hilse Gottes, auf die wir ver­trauen, nicht möglich werden, die gänzliche Erschütterung der kirch­lichen Autorität herbeizuführen."

Meßkirch, 30. Aug. Auch eine Antwort auf den Hirten­brief! Heute ging eine Adresse hiesiger Katholiken an das erzbi­schöfliche Ordinariat ab, mit dem Berlangen, zu allen ferneren Entschließungen in der Schulfrage und anderen derartigen streiti­gen Angelegenheiten vorher die Zustimmung einer durch die Kir­chengemeinden frei gewählten Priester- und Laiensynode einzuholen. Obgleich sich Niemand verhehlte, daß für den Augenblick wohl kein Erfolg erwartet werden dürse, so muß eben doch einmal heraus­gesagt werden, daß man sich nicht länger von Freiburg aus wie eine willenlose Heerde behandeln lassen will, und darum tväre es wün- schenswerth, wenn das hiesige Vorgehen allgemeineNachahmung fände.

Karlsruhe, 4. Sept. Die Manöver, welche das großh. Armeecorps im Laufe dieses Monats aussühren sollte, werden nach Entschließung des Großherzogs in diesem Jahre nicht statt­finden, weil die Gesundheitsveihältnisse der betreffenden Gegenden, namentlich die in einigen Orten vorkommende Rotzkrantheit unter den Pferden, die Concentrirung der Truppen, insbesondere von berittenen Waffen, nicht räthlich erscheinen ließen.

Baden, 4 . Sept. Aus ziemlich zuverlässiger Quelle ver­lautet, es habe der Kaiser von Rußland hieher anzeigen lassen, der König von Preußen möge seinen Aufenthalt in Baden nicht abkürzen, um ihn, den Kaiser, in Berlin zu sehen, sondern er werde ihn in Baden ohne Verzug begrüßen.

Frankfurt, 2. Sept. Für Schleswig-Holstein ist eine Sen­dung aus Kalifornien im Betrag vom ca. 13600 fl eingetrcffen; eine weitere, darunter 1000 fl. aus Saeramcnto, wird Nachfol­gen, der weitaus größte Theil des jetzt übersandten Betrags ist in San Francisco zusammengekommen, nur etwa 6700 fl. find aus dem Innern Kaliforniens. Diese eine Stadt im fernen We­sten hätte also ungefähr viermal so viel an freiwilligen Steuern für Schleswig-Holstein aufgebracht, als Las ganze große Oesterreich.

Lindau. 3. Sept. Ten Anwohnern des Bodenseegestadcs und den Bewohnern der Umgegend, welche neugierig.sind, die kais. russische Familie während ihrer Anwesenheit in Friedrichshafen zu sehen, wurde nach derA. A. Z ", heute eine eigenthümliche Ueberraschung bereitet. Im hiesigenTagblatt" macht nämlich das hiesige Bezirksamt, auf Requisition des königl. württ. Ober­amts Tettnang, bekannt: daß vom Anfang ides Monats Sept. auf unbestimmte Zeit eine strengere Handhabung der Femdcnpolizei in Friedrichshofen stattfinden wird, und zwar in der Art, daß Niemand vom See aus dort auslanden, oder von der Landseite her Friedrichshafen passiren darf, der nicht einen ordnungsmä­ßigen Reisepaß, oder eine Paßkarte vorweisen kann. Diese Ver ordnung dürfte, abgesehen von den Neugierigen, den Geschäft- treibenden der angrenzenden Staaten, welche in Friedrichshasen zu thun oder dasselbe zu passiren haben, sehr unverhofft und un­willkommen erscheinen.

Wien, 5. Sept. Das Zeitungsgerücht von einem neuen Bundesreformplan und einem Berliner Fürstentag ist vollständig erfunden. Wie derBotschafter" meldet, suchte Hannover um österreichische Vermittlung bezüglich der Rendsburger Angelegen­heit nach, und ist ein Schiedsgericht in Aussicht gestellt.

Wien, 6. Sept. Die Fricdensverhandlungen wurden heute wieder ausgenommen, da von beiden Fachkommissionen die mili­tärische ihre Vorlagen beendet, die finanzielle die ihriqen nahezu vorbereitet haben.

Wien, 1. Sept. Bei der heute stattgesundenen Secienzir-

hung der österreichischen 1864r 100 fl -Loose wurden folgende lO Serien a 100 Stück Loose gezogen: Serie 814 922 1082 1752 2060 2410 3130 3280 3542 und 3745 und fielen bei der als­bald vorgenommenen Gewinnziehung auf folgende Loose die bei- gcsetzten hohen Prämien: Serie 3745 Nr. 36 200,000 fl, Serie 1082 Nr. 61 25,000 fl.. Serie 3542 Nr. 62 15,000 fl., Serie 3280 Nr. 94 10.000 st., Serie 2060 Nr. 93 und Serie 3130 Nr. 29 je 5000 fl., Serie 1752 Nr. 35, Serie 2416 Nr. 35 und Serie 3280 Nr. 58 je ä 2000 fl., Serie 3280 Nr. 60, Se­rie 3542 Nr. 35, Serie 3745 Nr. 47, Serie 3745 Nr. 14, Serie 1082 Nr. 51 je s 1000 fl. Von der älteren Staatsschuld wurden Nr. 147 und Nr. 183 gezogen.

Berlin, 3. Sept. DerÄreuzzeitung" wird aus Wien

unterm 1. geschrieben, daß die dortigen diplomatischen Kreise da­rauf gefaßt sind, daß die Friedenskonferenzen keineswegs eine bal­dige Fortsetzung erhalten, oder, wenn fortgesetzt, in kurzer Frist werden unterbrochen werden. Ten Aufschub verursachte Däne­mark, das, da an den territorialen Friedensbedingungen nichts abzuhandeln, sich mit größter Zähigkeit auf die finanzielle Frage werfe und in der Meinung, nichts mehr verlieren zu können, mit Abbrechung der Verhandlungen und Kündigung des Waffenstill­standes drohe. Tie Correspondenz bemerkt dazu, daß diese Be­rechnung falsch sei, indem Dänemark mindestens das bereits er­oberte Jütland noch verlieren könne. (Fr A)

Kiel, 2 Sept. Es wird lebhaft für das Zustandekommen einer schleswig-holsteinischen Beamten-Versammlung agitirt, welche

! erklären soll, daß die Beamten Schleswig-Holsteins an dem ! Staatsgrundgesetze festbalten, jeder anderweitigen Ordnung der Dinge aber, möge diese in verhüllter oder unverhüllter Form aus­treten, ihre Zustimmung verweigern. 5. Sept. Beabsichtigte Vorlesungen des Professors Baumgarten find aus Veranlassung des Herrn v. Zedlitz verboten worden. Die Universitäissachen werden gemeinschaftlich durch die Behörden beider Herzogthümer behandelt Das Ereigniß macht großes Aussehen.

Schweden. Stockhol in. Nach einem schwedischen Provin­zialblatt hat ein Komminister Turnblad in Smaaland einen Sil­berberg entdeckt, der reiche und mächtige Erzadern enthalten soll, in welchen sich auch Gold oder Kupfer befindet. Man hat ge­diegenes Silber aus dem Erz zu Tage gefördert und glaubt, daß dort sehr gewinnbringende Minen betrieben werden könnten. . Nach einer unter den Bewohnern -er Gegend gehenden Sage soll früher in der Gegend eine Silbergrube von einigen Holländern .bearbeitet worden sein und es war diese Sage, welche den Kom- ; minister Turnblad veranlaßt, Nachforschungen anzustellen. Die Proben des gefundenen Silbererzes sind zur weiteren Untersuchung an die schwedische Münze gesandt worden.

! England. London, 3. Sept. Laut amtlicher Bekannt- i machung fielen in vergangener Woche 25 Schiffbrücke an den ! britischen Küsten vor, was die Totalsumme derselben für die ver­gangenen acht Monate dieses Jahres auf 1094 stellt. Diese Ziffer !gilt nur für Unfälle obiger Art innerhalb des Wassecbcreiches unserer Küsten und begreift nicht solche, die Schiffen unter briti­scher Flagge sonsten auf den Weltmeeren passiren. Unter unseren Seefahrern hier macht sich das etwas unheimliche Gefühl geltend, als wenn die große Zahl von Handelsschiffen, von welchen ver- ^ mutbet worden, daß sie im indischen und chinesischen Archipel Opfer .der Stürme geworden, eigentlich ein schrecklicheres Schicksal ge- ihabt haben, nämlich von Piraten eskamotirt zu sein, die bekannt­lichkeinen Mund, der davon melden könnte", am Leben belassen, gestern lief hier wiederum die Nachricht ein, daß ein großes bri­tisches Schiff von malayischen Piraten überrumpelt und nach Nie- dermetzlung von Offizieren und Mannschaft den Flammen über­geben wurde. (St.-A.)

Frankreich. Paris, 3. Sept. DieFrance" meldet:Dem Vernehmen nach hat General v. Roon, der preußische Kriegsmi­nister, welcher den großen Manövern im Läger bei Chalons bei­wohnte, von seinem Souverän den Auftrag erhalten, dem Kaiser Napoleon den Wunsch, der demselben bereits vor einiger Zeit vom Könige Wilhelm kund gethan, zu wiederholen, falls der kai­serliche Hof den Plan, Lothringen zu bereisen, ausführe, mit ihm am Rheine zusammenzutreffen." Ein Correspondent derJndep