über die schändliche Pnigelveroednuiig Mecklenburgs und weit l In dem Thule herrschte wieder ganz das bewegte Leben, wie über Dentseblands Grenzen hinaus hat dieser Nus der Empörung I an den Tagen zuvor Sie rieltete ihr Auge nicht wie Drüber seinen Miederhall gefunden. Aber inmitten dieses Ausbruches des riesbcleidigten Molksgeistes vergessen wir, daß es neben Mecklenburg noch andere Staaten in Deutschland gibt, wo gleichfalls geprügelt wird, entsetzlich geprügelt. So erinnert die in Leipzig erscheinende demokratische „Mitteldeutsche Volkszeituug" in einer Dresdener Correspondenz vom 0. August d. I. daran, daß nach einer ohne Widerspruch gebliebenen Zeitungsnachricht im vorigen Jahrwhnt im königlich sächsischen Zuchlhausc zu Waldheim, wo bekanntlich damals die Maigesangenen saßen, in einem einzige»
Jahre 22,000, sage zweiundzwanzigkausend Prügel offiziell ausge- theilt worden sind. Pertheilt man diese furchtbare Summe aus dir einzelnen Tage im Jahre und zieht von düsen Tagen die SonN- und Festtage ab, so kommen auf jeden Tag der bleibenden L00 Tage 73 Prügel Charakteristisch und bezeichnend sür dieses Prügelwesen im königlich sächsischen Zuchihause zu Waldheim ist -es, daß die unglücklichen Gefangenen der Prügelbank den Namen „der rothe Wols" gaben. Die Strafanstalten, also auch Las Zuchthaus zu Waldheim, wo Männer wie Heubner, Röckel, Peters,
Kirbach, Glümer, Gerbeth u. A. saßen, stehen unter der Per-, waltung und Oberaufsicht des Ministeriums des Innern. Minister des Innern war damals und ist noch gegenwärtig derselbe Minister v. Beust, für welchen einige Leipziger Reaktionäre eine Eollekte zu einem Nationalgeschenk sammeln. Nun, wenn sie so Diel Thaler erhalten, als in dem oben erwähnteiHZeitraum Prü gel zu Waldheim ansgetheilt wurden, dann wird ras National' geschenk und der rothe Wolf des Waldheimer Zuchthauses ahs unzertrennlich in der Kulturgeschichte Deutschlands jortleben."
Unterhaltendes Ein tapferer Mann.
Erzählung von Friedr. Friedrich.
(Fertictziing.)
Sie erwachte erst spät am andern Morgen, unwillig über ähren langen Schlaf. Ihre Dienerin lheilte ihr mit, daß der Graf schon früh das Schloß verlassen habe und an diesem Tage nicht zurückkehren werde. Es fiel ihr auf, da er einen Gast im Schlosse barg, ihres Geliebten wegen war es ihr lieb. Sie durfte ihn nun ungestörter zu sprechen hoffen. Sie wollte die Dienerin nach ihm fragen und wagte es nicht. Schnell kleidete sie sich an.
„Weiß der Offizier, welcher hier auf dem Schlosse weilt, daß mein Pater verreist ist?" fragte sie endlich.
„Ich glaube es," erwicderte die Dienerin. „Er selbst hat heute Morgen das Schloß verlassen."
„Er ist fort?" ries Anna erschreckt und sich dadurch verrathend. „Sie kennen ihn?" warf die Dienen» neugierig ein.
„Er ist unser Gast," entgegnen Anna, sich mühsam fassend, „und ich fürchte, er hat die Entfernung meines Vaters für eine
träumerisch darauf, den» es suchte eine bestimmte Gestalt unter den Soldaten, welche theils einzeln, theils in größeren Hausen vorüberzogeu.
Paul kam nicht. Des Wartens müte, verstimmt und erschöpft zugleich kehrte sie in das Schloß zurück. Manchen Blick sandle sie den Tag über vergebens ins Thal hinab. Sie empfand, wie grenzenlos ungeduldige Erwartung die Zeit auszudehmu vermag. Vor der Nacht mußte Paul auf jeden Fall zurückkehren und am Abend stieg sie zum zweiten Male langsam i» das Thal hinab Es dämmerte bereits. Ringsum war es still, nur au» dem Thale drang lautes Geräusch zu ihr. Sie gehörte nicht zu den ängstlichen Naturen, dennoch vermochte sie ein unheimliches Gejühl nicht zurückzuweisen. Sie war allein, zu weit vom Schlosse entfernt, um von dort Jemand zu Ihrer Hilfe ruseu zu können und dort unrcn waren so viele Fremve! Wie leicht konnten einige der Soldaten ihr entgegentreten-das Geräusch eines nahen
den Pferdes lenkte ihre Gedanken vcn jenem Gegenstände ab. CS mußte Paul sein!
Und er war es. Schon in einiger Entfernung erkannte sie ihn an Len Farben seiner Uniform, an der leichten Haltung, mit der er im Sattel saß Hastig eilte sie ihm entgegen. Er hatte wohl an sie gedacht, sie indeß hier nicht erwartet und war überrascht. Mil einem Sprunge war er vom Pferde und stand neben ihr.
„Du hier Anna!" ries er, indem er sie in die Arme schloß.
„Ich mußte Dich sprechen", erwicderte sie. „Ohne Abschied hast Du heute Morgen das Schloß verlassen!"
„Ter Dienst ries mich! Ich habe vergebens gehofft, Dich zum wenigsten vorher zu sehen. Als die Sonne kaum aufgcgangen war, stand ich schon unter Deinem Fenster."
Anna gestand, daß sie wider ihren Willen so lange geschlafen habe, deutete ihm an, daß Ihr Vater gegen ihn Verdacht gefaßt zu haben scheine und warnte ihn vor dem Advokaten.
„Ich kenne den Advokaten nicht", warf Paul sorglos und heiter ein. „Weßhalb sollte ich mich vor ihm sürchten? Ich bin in Freundes Land und schlafe unter dem Dache meiner Geliebten — kann es eine sicherere Stätte geben! Sprich, was kann der Advokat von mir verlangen?"
Anna hätte ihm gern alles mitgetheilt, und dennoch war sie Lurch die Furcht, ihren Vater zn verrathen, gebunden.
- Gerts. fe!g-.>
(Jagd aus eineu Schuldner.) In der Oranienburgerstraße in Berlin ist vor einigen Tagen eine eigenlhümliche Jagd vorgekommen. Toct begegnete nämlich früh am Morgen ein Schuldner seinem Gläubiger, welcher letztere gegen den elfteren einen offenen Arrestbefehl, den er stets bei sich trug, halte. Nur wenige Schritte noch waren sie von einander entfernt, aus dem Gesichte des Gläubigers zeigte sich schon ein etwas höhnisches Lächeln, und keine
Verletzung des Gastrechtes angesehen. Die Besitzer dieses Schlosses .
haben noch Niemand unfreundlich von ihrer Thür gewiesen. Ich! Querstraße war in der Nähe, welche eine Flucht begünstigen
boffe, er wird nur in das Thal geritten s^in und wiederkehren." konnte. In diesem kritischen Augenblick sah der Schuldner das
Sie sandte die Dienerin fort, um allein ihre Aufregung z,^ Fenster der Parterrewohnung eines Materialisten offen stehen, bekämpfen. Und sie wurde ruhiger, denn sie mußte sich sagen,, und ohne sich lange zu bedenken, war er mit einem kühnen Sprunge daß Paul, der Alles ausgeboter. hatte, hier gastliche Ausnahme zu durch rasselte verschwunden. Aber der Gläubiger war ebenso rasch erringen, das Schloß nicht verlassen werde, ohne sie gesprochen hinterdrein, und die Jagd ging nun in der fremden Wohnung zu haben oder ihr zum wenigsten einige Zeilen zu hinterlassen.! durch mehrere Zimmer, bis der Gehetzte und der Hetzer in das Er war zu seinem Regiment ins Thal geritten und konnte jeden! Schlafgemach gelangten, wo die Gattin des Materialisten eben Augenblick zurückkehren. Sic lackte jetzt selbst über ihre Angst,! dabei war, sich zu waschen. Ter Schrecken der Dame, zwei ihr und doch füllte wieder der Gedanke, daß ihr Väter sich in ein! unbekannte Männer plötzlich bei sich einbrechen zu sehen, war kein Unternehmen gegen sein Vaterland eingelassen hake, daß er ein ^ kleiner, und sie rief, laut schreiend um Hilfe, worauf der Gatte, Hoebverrölher und zugleich von einem Wiederwillen gegen ihren! die Gehilfen und der Lehrling herbeistürzten, und es nun zu einer Geliebten erfüllt sei, ihre Seele mit Bangen. - 'keineswegs parlamentarischen Erklärung kam, in deren Folge der
Ihr Herz war nicht durch eine vorübergehende Neigung zu Gläubiger aus die Straße befördert wurde, der Schuldner aber, Paul hingezogen; sie liebte ihn aufrichtig und es lag in ihrem als der eigentliche Störenfried, zuvor einen Denkzettel erhielt und
Charakter, ,daß ein Eindruck, der von ihrer Seele einmal ausge- dann gleichfalls aus die Straße flog. Hier wurde er von seinem
nvmmen war, dauernd blieb. Jetzt galt es, Paul vor dem Ad- Gläubiger mit offenen Armen empfangen und sollte den fatalen vokalen zu warnen. Weg nach dem Schuldgefangniß antreten, aber ein Schein von
Sie verließ das Schloß und schritt auf demselben Wege, aus! 25 Thalern, den er zum Glück bei sich hatte und als Abschlags- dem ihr Paul am Tage zuvor s» unerwartet entgrgengckommen war,' zablung leistete, befreite ihn vorläufig von der ihm so nahe ge- in das Thal hinab, fest überzeugt, daß er bal d zurückkehren müsse, rückten Aussicht, seine Freiheit zu Verlierern ^ Uevigist, gevruckt unv verlegt von A. Gel sck lag er