Kerker unserer geistigen Arbeiter, die Studirzimmer in der Stadt verlaßt, wo Fürsten und Große in glänzender Equipage in's Bad' reisen, Schüler und Gelehrte von bescheicenen Ansprüchen mit Stock und Ranzen ein Stückchen von der schönen großen Natur durchkreuzen; es war in der Zeit, wo Jung und Alt hinauszieht in's freie Gebirge, vm auf Moosteppichen die vom Winter gelähmten Beine zu recken und, wenn auch keinen wunderwirkenden Gesundbrunnen, so doch die viel gesündere Waldluft zu trinken In dieser Zeit war es, als ein alter Dorfschulmeister mit seinem Sohne, einem jungen Seminaristen, st» aufgemacht hatte, um sich in dem nahen Thüringerwald von den vielen Anstrengungen und Aergernissen, die sein Stand mit sich brachte, zu erholen. Der gute Alte batte dicßmal seine besten Kleider angelegt, und auch sein Sohn hatte sich in seinen Tuchrock gehüllt, der ihm bis an die Wade reichte. Wie vornehm glaribren sie sich auszu- nehmen in ihrer altväterlichen Tracht! Und doch belächelte sie noch vornehmer ein Lakai, der dabergesprnngen kam, als sie ge gen Abend sich dem Kurhausg des Bades Liebenstein näherten. „Da oben muß Tanz sein, Vater" , bemerkte der junge Mann, ats man ganz deutlich die Töne eines Walzers vernahm. „Hättet Ihr auch keine Lust. Vater", fuhr er dann fort, „so könntet Ihr doch mit mir hinausgehen, ich möchte gern Eins mitwalzen."
Dieser willigte ein, und nun zog der Sohn den Vater rasch mit durch die prächtigen Gartenanlagen bis zu dem Hause, von wo aus man die Musik erschallen hörte. Doch, Du armer Tanz lustiger! Der Eingang ist verschlossen. Allein, was thut man nicht des Vergnügens wegen! Ist auch die Hauptthüre nicht geöffnet, so gibt es vielleicht eine Hintcrthür; wie sollten denn auch Tän;er und Musikanten da hinaufgelommen sein? So dachte der junge Mann und, seinem Vater vorangehend, umspähte er das ganze, große Gebäude. Eine Barriere, welche den Hintereingang von der öffentlichen Promenade trennte, ward übersprungen und l^ald stiegen sie sacht die Treppe hinan. Eine kleine Thür führte sic in den prachtvoll ausgestatteten Saal, wo sie sich, ohne bemerkt zu weiden, gleich am Eingang auf einer Bank niederließen. In dem Saale nun war ein Drängen und Treiben, so bunt und kurzweilig, wie es die beiden Fremdlinge noch nie gesehen hatten. Diese hatten im Anfang viel zu staunen und wußten sich einander noch mancherlei heimlich zuzuraunen. Sie sahen, wie so viele vornehme Herren, in lauter Sammet gekleidet, zu den sridenen Damen hinüberschwebtcn, wie die seidenen Damen sich vom Sitze erhoben, wie sie sich verneigten und daun voller Anmuth sich zum Tanze anscbicktcn; sie sahen, wie Alt zu Alt und Jung zu Jung sich paarte und wie sich Keins von dem heitern Vergnügen ausschloß. Nur da drüben auf jenen rochen Sammelstühlen saßen zwei schöne Damen, eine jüngere und eine ältere, die. wie es schien, nicht das Glück hatten, zum Tanz engagirt zu werden. „Das ist nicht recht von den Herren", dachte der Seminarist, „daß sie sich der beiden schönen Damen gar nicht annchmcn. Vielleicht machst du dich verdient, wenn du wenigstens Eine von ihnen vom immerwährenden Sitzen erlösest." Er theilte dem Vater seinen Plan mit, indem er meinte, man könne es nicht immer so treffen, zumal er heute seinen Sonntagsrock angezogen habe. „Glück zu!" sagte der Vater und schob den Zaudernden mitten unter die Tänzer. Dieser ging schnurstracks auf die Jüngere von den beiden Damen zu, machte einen plumpen Knicks und sagte:
„Liebes Fräulein, darf ich die Ehre haben?" Dabei hielt er ihr gar artig die Hand hin, sic aber besann sich eine Weile, legte dann ihre Mantille ab und trat mit ihm in die Colonne der Tanzenden. Doch beim ersten Schritt des Paares stob diese auseinander, die tanzenden Paare traten hinten an und ließen jenen den Vorrang. Die Musik ließ sich nicht stören; aber kaum tha- tcn die beiden Tänzer den ersten Schritt, so ertönte ein lärmender Tusch; kaum hörten sie zu tanzen auf, so erschallte ein zweiter und wiederum machten die Vornstehenden ehrerbietig Platz. Der junge Schulmeister war wie betäubt von Dem, was um ihn vorging; denn so pflegten die Bauerndirnen in seinerHeimath nicht Ball zu halten. „Entweder ihr seid närrisch, oder ich bin's," dachte er und fuhr fort zu tanzen. Aber nach wie vor dasselbe Wunder. Dem jungen Manne war^s, als ob er unter Feen gerochen wäre, die hier mit ihm ihr mut hwill iges S piel trieben.
Als der Tanz vorbei war, geleitete er seine Dame so höflich, wie es ihm möglich war. an ihren Sitz und kehrte wieder zu seinem Later zurück. Kurz darauf näherte sich ihm ein einfach gekleideter alter Herr, welcher ihn bat, doch auch einmal mit der älteren von jenen beiden Damen zu tanzen. Der Tanzlustige ließ sich das nicht zweimal heißen, und als die Musik wieder begann, machte er sieb zu der andern Dame auf. Aber war schon vorher die Ehrerbietung groß, so war sie jetzt noch größer. Der Arme wußte jetzt kaum, wo er sich befand, und hatte Noth, sich zu besinnen, wie er denn eigentlich hierher gekommen sei. AlS auch dieser Tanz unter demselben Ceremoniel beendigt war, trat derselbe alte Herr, der ihn vorhin angeredet hatte, zu ihm und forderte ihn a».f, mit ihm eine Flasche Wein zu trinken. So begab er sich mit dem alten Herrn in ein Nebenzimmer, wo er unter gemüthlicher und keineswegs vornehm klingender Unterhaltung manches Glas guten Weines ausleerte.
Er hatte cs nicht gewagt, den alten Herrn nach seinem Namen zu fragen; auch sah er, von dem Glanze jener Feenwelt noch geblendet und ein wenig berauscht von dem Weine, den ihm l der gute alte Herr eingeschenkt hatte, das Billet gar nicht an, das ihm sein freundlicher Gastgeber beim Abschied überreichte, sondern drückte ihm fröhlich die Hand, umd eilte mit seinem Vater, den man unterdessen auch nicht vergessen halte, wieder die bekannte Treppe hinab.
Erst am andern Morgen fiel es ihm ein, daß er auch eine Visitenkarte bei sich habe; die Karte enthielt aber eine Einladung zum Frühstück, die ihm der alte Herr noch besonders ausgeschrieben halt«. Auf der andern Seite war auch sein Name zu lesen, er hieß: Carl August, Herzog von Weimar. Die beiden Damen aber waren seine Gemahlin und seine Nickte.
(Msderue Liebe.) Ein junger Kaufmann aus Posen war mit der hübschen Tochter eines reichen Kaufmanns zu Berlin verlobt, und sollte die Hochzeit in diesen Tagen gefeiert werden. Nun war aber die Braut vor einigen Monaten in einem so hohen Grade von den Pocken befallen worden, daß sie bei der Wicder- genesung mit Entsetzen gewahrte, all ihre Schönheit sei dahin, und befürchten muhte, dieser Umstand würde sie dem Herzen des Bräutigams entfremden. Letzterer kam nun auch, sah seine Braut und trat mit Schreck.-» einige Schritte zurück. Dann wandte er sich an seinen Schwiegervater in spe und erklärte demselben auf's entschiedenst':, daß unter diesen Umständen au» dem Geschäft nichts werden könne, es sei denn, die Mitgift der Braut werde um 15,000 Thlr. erhöht. Der Vater mochte derartiges wohl schon erwartet haben, nahm die Erklärung ruhig auf und bot 5006 Thlr. Nach langem Hin- und Herredcn einigte man sich schließlich über eine Erhöhung der Mitgift um 10,000 Thlr., Md so war das Glück der armen Braut gerettet. In den nächsten Tagen findet bereits die glänzende Hochzeit statt.
Notizen über Preis u. Gewicht der verschiedenen Getreidegattungen nach dem Schrannen-Ergcbniß vom 6. August 1864.
Quan-
Gattung
Gewicht per Simri.
Preis per Simri.
Simri
Simri
Simri
Simri
Simri
Sann
Simrl
Simri
Simri
Kernen
Dinkel
Haber
Roggen
Gerste
Bohnen
Erbsen
Linsen
Wicken
höck-
nult-
nieder-
hoch'
will-
nie»
stes.
leres.
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54
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33
33
1
36
1
36
1
36
31
31
31
1
20
1
20
1
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36
36
36
1
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1
34
1
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II
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Nagoldwärme
8. A ugust 17, 0" K.
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Stadtschultheißenamk.
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