— Wir sind, so schreibt ein Correspondcnt des Schw. M. aus
Berlin vom >3. Juli, in der. Lage, es als Thatsache bestätigen zu können, daß Dänemark, als Friedensbafis verschlägt: Personalunion zwischen den Herzogthümern und Dänemark und Eintritt des gestimmten dänischen Staates in den deutschen Bund. — Letzteres jedoch nicht unbedingt, sondern nur dann, wenn diese Kombination als eine wertere (Garantie für das fernere Verhalten Dänemarks den Herzogthümern gegenüber für angemessen befunden werden sollte. Dieser Vorschlag, der an Naivität, oder, um den passenderen Ausdruck zu gebrauchen, an Unverschämtheit dem bisherigen Verhalten Dänemarks mindestens gleichsteht, wird dä- nischerseits nun noch weiter zu unterstützen gesucht durch den Hinweis aus die in Kopenhagen inzwischen eingetretene konservative Wendung — das allerunglücklichste Argument, welches selbst unsere Kreuzzeikungsleute perhvrresziren müssen, denn — abgesehen von der Verwerflichkeit des ganzen Vorschlages an und für sich — wo liegt die Gewahr dafür, daß nicht, wenn Herr Moltke seine Schuldigkeit gethan, ein Hc. Hall wieder an das Ruder komme? Wir wollen übrigens nur das offizielle Vorhandensein des Vorschlags koustatiren — denn den Vorschlag selbst ernstlich tritisiren wollen, wäre ja geradezu lächerlich. — Ein Artikel der Provin- zialkorrespoudenz über den dänischen Ministerwechsel schließt wörtlich in gesperrter Schrisi wie folgt: „Man darf annehmen, daß die deutschen Mächte einer ernstgemeinten Friedenspolitik auf jede Weise entgegcukommen werden. Auf Grund jener srüh-ren Vorschläge aber wird Dänemark jetzt, nach den neuen Kämpfen und neuen Op'ern, sicherlich weder den Frieden noch den Waffenstillstand erhalten. Ohne die Loslösung und Selbstständigkeit von ganz Schleswig-Holstein kann Dänemark jetzt keinen Frieden mehr haben, und was den Waffenstillstand betrifft, so dürsten jetzt wohl die deutschen Mächte die Forderung stellen, welche Dänemark in London stellte, daß nämlich von Waffenstillstand nur die Rede sei, wenn vorher annehmbare Friedensgrundlagen dargeboten sind." (Schw. M.)
— Berlin, 16. Juli. Die Kreuz-Ztg. meldet aus Fredericks- havn (Jütland) den 15. d.: Während General Falkenstein gestern in Skaaen (also an der äußersten Nordspitze) das österreichische und preußische Banner aufpflanzte, versuchten die Dänen eine Landung zu Aalbeck und Frederickshavn (Aalbcck liegt zwischen Ska- gen und Frederickshavn); sie wurden jedoch dort von Husaren, hier von zwei Geschützen zurückgetrieben.
— Berlin, 15. Juli. Dem Vernehmen nach ist der Baron
Güldencrone gestern mit einer Depesche des Herrn Bluhme hier cingetrcffen, in der gesagt wird: der König Christian suche um Waffenruhe zur Verhandlung eines längeren Waffenstillstandes und eines Friedens nach, und habe zur Ermöglichung des letzteren seine Näthe gewechselt. Eine gleiche Depesche ist nach Wien abgeganaen. (Schw. M.)
— Karlsbad, 13. Juli. Seit beute Vormittag befindet sich Baron Bredcn , dänischer Kammerherr, hier. Er richtete einen Brief au Bismarck, worauf ein zweimaliger Besuch des preußischen Ministerpräsidenten bei ihm stattfand. Um 4 Uhr hatten Beide Audienz beim Könige von Preußen, die über eine Stunde dauerte. Ter Inhalt der Verhandlungen ist unbekannt.
— Wien, 16. Juli. Auf direktes Ansuchen Dänemarks ist Waffenruhe bis zu Ende dieses Monats bewilligt. Alsbald werden Verhandlungen zur Feststellung einer Friedensbasis und eines Waffenstillstandes in Wien eröffnet, wozu Dänemark einen Bevollmächtigten senden wird (Diese Nachricht, bisher bloß von Wien gemeldet, wo stets das lebhafteste Interesse für Aufhören des Kriegs geäußert wurde, bedarf der Bestätigung.)
— Hamburg. Die hiesige deutsche Seemannsfchule hat sich in Verbindung mit ihrem nächsten Zwecke, bei ihren Zöglingen den Grund zu tüchtigen Schifsssührern der Handelsmarine zu legen, jetzt auch die weiter« Aufgabe gestellt, eine Vorschule für die Offiziere der künftigen deutschen Kriegsmarine zu werden. Zu diesem Bchufe sollen die Seemannsschüler auch in der preußischen Handhabung der Geschütze und Handwaffen cingeübt werden. Die Anstalt zeigt sich dadurch als eine echt nationale Schöpfung, welche die Theilnahme des deutschen Volkes wohl verdient und namentlich den Binnenländern auf das Angelegentlichste empfohlen wer-
Ncdigirt, gedruckt und verte
den darf. Und gerade dem Binnenlande gehört die größte Zahl der Zöglinge au. Unter den 70 Seemannsschülern, welche fein dem erst zweijährigen Bestehen der Anstnlt in dieselbe aufgenou. men sind, find verschiedene Kantone der Schweiz, Oesterreich, Baden, Sachsen, Schlesien, die Rheingegend rc. zahlreich vertreten, während der Norden ein verhältnißmäßig kleines Contingcnt gestellt hat. Ferner liefern die Namen der Eltern den Beweis, daß der Drang Seemann zu werden^ sich immer mehr in den höheren Ständen kundgibt. (Fr. A.)
— Hamburg, 15. Juli. Dagbladet hat aus Mivdelfart den 14. folgendes Telegramm: Oberst Kaufmann ist als Parlamentär in das feindliche Hauptquartier abgereist, um dem Vernehmen nach einige Tage Waffenruhe zu beantragen.
— Altona, 13. Juli. Gutem Vernehmen nach wird nächstens
eine Delegirteuversammlung der schleswig-holstein'schen Vereine derusen werden, um über mehrere wichtige Tagessragen zu berathell und eventuell Beschlüsse zu fassen. — Von der herzoglichen Regierung in Kiel ist eine halbe Million Mark Courant zum Besten der kriegsbcschädigten Alsener bestimmt und von den deutschen Bundeskommissären genehmigt worden, jedoch mit der Modifikation, Laß solche Beträge, welche etwa von den dortigen Brandkassen in Anspruch genommen werden, nur als Vorschüsse zu betrachten sein sollen. (Schw. M.)
— Hadersleben, 10. Juli. Gestern ist den hier sich noch aufhaltenden entlassenen Beamten, sofern sie geborne Dänen sind, der Befehl zugekommen, innerhalb 48 Stunden das Land zu verlassen.
8— Apenrade, 13. Juli. Heute Morgen ist unter Mitwirkung der Kanonenboote des alliirten Nordseegeschwaders die Insel Sylt von Marinekruppen und Abtheilungen des österreichischen 9. JagerbataillonS besetzt worden. Kapitän Hammer, der gestern durch seine Kanvnenjollen den Uebergang vom Festlande streitig machte, ist gegenwärtig in Wyk (aus der Jusel Föhr) blokirt.
Dänemark. Kopenhagen. Vom Kriegsministerium ist nachträglich noch ein ausführlicher Bericht über den Kamps am 18. April (Erstürmung der Düppeler Schanzen) ausgegeben. Der Verlust dänischerseits beträgt an ToLten, Verwundeten und Gefangenen im Ganzen 4846 Mann (darunter 110 Offiziere und l Arzt.) (Fr. A)
Amerika. New York, 29. Juni. Heute Morgen um 8 Uhr gerieth ein mit Auswanderern gefüllter Zug aus der Bebeilbrüüe, bei St. Hikaire in Ostkanada, von den Schienen und stürzte herab. 34 Todte und 350 Verwundete waren schon aus den Trümmern hervorgezvgen worden; einen Waggon halte man noch, nicht untersucht._( Schw. M. z
Vermischtes.
Ein Blitz als Friedensstifter. In einem Dorfe nächst Wien stritten sich zwei Grundbesitzer um den Besitz einer großen Eiche, die gerade in der Milte zwischen den beiderseitigen Feldern stand. Der Prozeß war schon eingeleirct, da schlug der Blitz bei einem der letzten Gewitter in die Eiche und spaltete diese in zwei Theile, von denen jeder aus je ein Feld der beiden Gegner fiel. Die Letzteren benützten diesen Wink des Zufalles und vergkichen sick», indem Jeder den aus sein Feld gefallenen Tb eil sich zueignete.
Wie groß der Eindruck einer Predigt sein kann. In einer Versammlung von Gläubigen zu Newhork hielt der Prediger eine erbauliche Rede über die Mildthätigkeit, welche tiefen Eindruck zu machen schien. Sofort ließ er nach Ende der Predigt seinen Hut in der Versammlung herumgehen, um die Spenden entgegenzunehmen. Als der Hut bereits durch den ganzen Tempel gewandert war, kam er zum Prediger zurück; er fand darin nicht einen Pfennig! Er drehte ihn hierauf um, damit man sich von seinem Inhalte überzeugen solle, undx.ries dann mit Inbrunst aus: „Ich danke Dir, o Gott, daß mein Hut wieder zurückgekowmen ist, nachdem er in den Händen einer solchen Versammlung gewesen ist."
Naftvldwärme. 16. Juli 15,2° II. 17. Juli 16,8° K. 18. Juli'15,3° K.
l von A. Dcisck iäg«r.