des Landes zu wenden und ihnen in dieser feierlichen Stunde dieselbe Zuversicht auszwprechen. Freundlich entbiete Ich Ihnen Meinen ersten Gruß, begleitet von dem aufrichtigen Wunsche einigen Zusam­mengehens von Regierung und Ständen, da nur durch Eintracht zwischen ihnen des Landes wahres Wohl gedeiht. Ich habe Sie, ge­ehrte Herren, in einer ernsten vielbewegten Zeit um Mich versam­melt. Viele Fragen von hoher Bedeutung fordern uns zu ebenso umsichtiger als entschiedener Thätigkeit auf. Große Beruhigung ge­währt hiebei, daß zwischen den beiden deutschen Großmächten, deren tapfere Truppen für den gleichen Zweck, für Deutschlands Ehre und Recht, ihr Blut vergossen, eine Einigung erzielt worden ist, welche zu der Hoffnung bereinigt, es werde die ganz Deutschland bewegende Frage der schleswig-holsteinischen Herzvgthümer in einer dem nationa­len Sinu und dem nationalen Recht entsprechenden Wfise ihre Lösung finden. Möchte es gestattet sein, hieran die weitere Hoffnung zu inüpfen, daß aus dieser Einigung auch für alle andere Verhältnisse Deutschlands Ergebnisse hcroorgehen, welche zu Befriedigung gerechter und besonnener Erwartungen der deutschen Nation in politischer wie in handelspolitischer Beziehung führen! Meine Regierung würde, seien Sie dessen gewiß, hierzu mit aller derjenigen Bereitwilligkeit Mitwirken, welche die Bebe zum deutschen Gesammt-Vatcrlande vor­zeichnet. Im Innern nimmt Sie, geehrte Herren, zunächst eine umfangreiche Arbeit in Anspruch. Der Staatshaushalt soll für wei­tere 3 Jahre geregelt und festgestellt werden. Sraatsbedürfnisse der verschiedensten Art sollen Berücksichtigung finden, in. besondere erwar­ten die Eisenbahnen und die Anforderungen des öffentlichen Dienstes Ihre einsichtsvolle Mitwirkung. Zu nicht geringer Befriedigung würde es Mir gereichen, durch glückliche Erledigung dieser bedeutungs­vollen Aufgaben sogleich beim Beginn Meiner Regierung bewiesen zu sehen, daß die wahren Bedürfnisse des Landes erkannt werden, und jedes berechtigte geistige und materielle Interesse den ihm gebührenden Schutz findet. Weitere Gesetze,-entwürfe sind in der Vorbereitung be­griffen, um Ihnen vorgelegt zu werden, sobald die Erledigung der von Ihnen bereits begonnenen Arbeiten und der mit dem Budget verbundenen Gegenstände dieß mit Zweckmäßigkeit zu thun gestattet. Ich beschränke mich für jetzt darauf, hier die Bauordnung, die Weg- ordnuug, das Gesetz über Regelung der Waiderechte und eine neue auf Durchführung des öffentlich-mündlichen Verfahrens gegründete Strafproceßordnung hervorznhrben und beizufügen, daß der Entwurf einer allgemeinen deutschen Civilproceßordnung in Hannover in erster Lesung vollendet ist. Lassen Sie uns, geehrte Herren, einträchtig Al­les, was zum Wohl des Landes gereichen kann, berathen. Möge der Geist des Gründers der Verfassung, Meines nun in Gott ruhenden vielgeliebten Herrn Vaters Majestät, unter dessen Wallen dem Lande in einer Zeit von nahezu 48 Jahren so vielfache Segnungen zugin­gen, der Geist der Mäßigung und Ordnung über Ihrer Thätigkeit weilen und möge es Mir vergönnt sein, während Meiner Regierung zu dem Wohle unseres theurcn Vaterlandes so bcizutragen, wie Meine Wünsche und Bestrebungen hierauf gerichtet sind. Unterstützen Sie Mich mit Rath und That, Ich werde Ihnen immer mit Offenheit entgegenkommen, beseelt von der vollsten Liebe für Mein Volk und in stetem Ausblick zu Dem, ohne dessen Segen nichts gelingt.

Hierauf tritt Graf v Rechberg, der Präsident der Kammer der Standesherren, vor und erwiedert Folgendes:

Königliche Majestät! Gleich Allerhöchstdenselben von tiefem Schmerze ergriffen durch den großen Verlust, der Eure Majestät und das Land in Len letzten Tagen betroffen, haben die getreuen Stände, dem schnell an sie ergangenen Rufe Eurer Maj. folgend, sich hier um Allerhöchstihren Thron versammelt, Wir folgen unfern innigsten Gefühlen, wenn wir vor Allem unsere aufrichtigste Theilnahme Eurer Königlichen Majestät chrfurchts- vollst auszudrücke» uns erlauben und die Versicherung beifügen, daß das ganze Land den gerechten Schmerz Allerhöebstderselben theilt. Dankbar erkennen wir es an, daß Allerböchstdieselben geruhten, sich in unsere Mitte zu verfügen, Euer Königliche Majestät haben auf jene Zusicherung unverbrüchlicher Festhaltung der Verfassung hingewicsen, welche Allerböchstdieselben sich beeilt haben, Len Vertretern der Stände in feierlicher Urkunde zuzu­stellen , und vertrauensvoll wenden sich Eure Majestät an das Volk und an seine Vertreter. Vertrauen erweckt Vertrauen, und mit diesen Gefühlen werden wir den Bestrebungen Allcrhöchftder-

selbcn entgegenkommen, Freundlichst geruhen Eure Majestät uns Ihren ersten Gruß zu entbieten mit dem Wunsche einigen Zusammengehens von Regierung und Ständen, da nur durch Eintracht zwischen ihnen -des Landes wahres Wohl gedeihe, Auch wir sind von dieser Wahrheit, deren Erfüllung die Verfas­sung uns zur Pflicht macht, durchdrungen. Unser eifrigstes Be­streben wird darauf gerichtet sein, stets in diesem Sinne zu han­deln und zu wirken. Alle Vorschläge Eurer Majestät für die Verbesserung und Ausbildung sämmtlicher Interessen des Landes werden wir mit Eifer unserer verfassäugsmäßigen Prüfung und Mitwirkung unterziehen und so die wohlwollenden Absichten E. Maj stät möglichst zu befördern streben. Mögen Eurer K. M, landesväterlichen Wünsche für das Wohl des Vaterlandes von den segensreichsten Folgen begleitet sein und Sie sich noch bis in die spätesten Zeilen an dem Glück und Wohlergehen des ganzen Volks erfreuen, das mit uns in den Ruf einstimmt:Lange lebe unser König!"

In das von Graf v. Rechberg am Schluß ausgebrachte Hock! Lange lebe unser König!" stimmte das Haus mit allge­meinem lebendigem Ruse ein. Auch beim Gehen des Königs wie­derholte sich begeistertes Hochrufen auf der Straße, die Militär­musik spielte die Königshymne,

Stuttgart, 12. Juli. 68, Sitzung der Kammer der Ab­geordneten, Präsident Weber eröffnet die Sitzung mit folgenden Worten-Ich heiße die Herren freundlich willkommen. Unser Wiederzusammentrilt ist in Folge des Ablebens Sr. Maj, des Königs bälder erfolgt, als der gewöhnliche Gang unserer Ge­schäfte mit sich gebracht hätte. Se. Maj der jetzt regierende Kö­nig Karl hat sich allergnädigst entschlossen, in höchsteigener Per­son eine Ansprache an die Stände zu halten. Die Erwiederung darauf wird die passende Stelle werden, um den Gefühlen, welche durch diesen Trauersall und durch den Wechsel auf dem Throne hervorgerusen worden sind, Lurch den Mund seiner Vertreter An­druck zu geben. Wir haben uns in gegenwärtiger Sitzung auf die Erledigung von Legitimationsfragenj zu beschränken Die Wahlen des Stadtschultheiß Psäfflin für Sulz, des R Eons, Wolbach für den OA.Bezirk Ulm und des Uv, Sarwcy für Crailsheim werden hierauf als giltig und dicGewählten für legiiimirt erklärt. Pros, vr. Geßler von Tübingen wird in seiner Ei­genschaft als Kanzler der Universität als legitimirt zum Eintritt in die Kammer anerkannt, Geßler, Psäfflin und Sarwcy werden auf ihren früher geleisteten Eib hingewiesen, Wolbach wird von dem Präsidenten beeidigt. Die Mitglieder der Kammer der , Standesherrcn treten in den Saal ein, und es konstituirt sich ,das Haus zur Ständeversammlung. Hierauf findet die Wieder­eröffnung statt (s, oben ) Nachdem Se, Majestät ück wieder

entfernt hatten, wurde die Sitzung wieder fortgesetzt; verschiedene ^Mitglieder des Hauses erhalten Urlaub, Der Sekretär verliest ^die während der Vertagung eingelaufenen Petitionen, unter wel- i chen sich Bitten um Errichtung einer allgemeinen Hagelversiche- , rungsanstalt und um Eisenbahnbauten befinden. Ferner sind ! Beitrittserklärungen zu dem Antrag A, Seeger's, betreffend die f Befähigung Minderjähriger zu Abstbließung von Verträgen, ein- ! gekommen, Nickel übergibt den dringlichen Antrag, die Kam­mer wolle auf die von dem Könige gehaltene Thronrede eine Ant­wortsadresse erlassen und zum Zwecke der Vorbereitung dieser Adresse eine Commission von 9 Mitgliedern wählen. Dieser An­trag wird einstimmig angenommen, Tie Wahl dieser Adresse- Commission wird in der morgigen Sitzung vorgcnommen,

Stuttgart, 12, Juli.' Bei dem ständischen Ausschüsse

sind 2 Gesetzesentwürfe eingekommen, wovon der eine die Fest­setzung der Civilliste für die Regierung Sr, Maj, des Königs betrifft. Hienach soll die Civilliste betragen: 777,800 fl, an Geld, an Naturalien jährlich 4500 Ceniner Dinkel, 1250 Cemner Rog­gen, 768 Centner Gerste, 11,200 Ccniner Haber. 1400 Klafter Buchenholz,und 800 Klafter Tannenholz, Dieses Gesetz soll mit dem 26, Juni d, I in Wirksamkeit treten Nach jdeni andern Gesetzeseniwurfe soll die provisorische Forterhebunad.r Steuern bis zum 31, Tecember d, I genehmigt werden, <St A,)

Stuttgart, 11. Juli. Se. Maj. der ig besuchte vor gestern sammtliche Kastrncu der hiesigen Garnison, besichtigte die Wohn-