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Schiffs-Gelegenheit nach Amerika I
am 1, und 15. jeden Monats. Nähere Auskunft ertheilt und Uebersahrts - Verträge' schließt ab Ferd. Georg«.
MM" Gelder von und nach Amerika werden billigst besorgt.
Ein älteres noch vvlUvlvT» wohl erhaltenes Scbied- mayer'sches Klarier (6vkiavig) ist dem Verkauf auSgesetzt von
Morn Heermann 2)1. im Blschoff.
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Hornbcrg.
Geld nuszuleihen.
Bei der diesigen Gemeinde- pflege liegen 500 fl. gegen gesetzliche Sicherheitgu^/oiumAuSleibenparat.
200 fl. Pfleggeld
hat gegen gesetzliche Sicherheit zu 4'/- Prozent auSzukihen
Jakob Kober in Siammheim.
Bäcker Reuthlinger's Wittwe hat bis Jakotü oder Martini
ein Stühle snmmt Kammer
zu vernueihen.
Stuttgart, 30. Juni. Sicherem Vernehmen nach haben Deine Majestät der König auf den Vortrag des Herrn Chefs des Kultdeparlements gnädigst verfügt, daß auf Ableben Höchstihres Herrn Vaters des höchstseligen Königs Wilhelm Majestät, in allen evangelischen Kirchen des Landes ein feierlicher Trauergottesdienst abgehalten werde, welcher in der Residenzstadt Stuttgart am nächsten Sonntag den 3. Juli, in allen übrigen Städten aber und auf dem Lande an dem darauf folgenden Sonntag den 10. Juli stattsinden soll. Auch wird jener höchsten Entschließung zufolge vom nächsten Sonntag an bis auf Weiteres in allen evangelischen Kirchen des Landes je beim Hauptgottesdienste ein dem Cedächtniß an den hohen Verewigten, wie der Fürbitte für Höchstdessen Nachfolger und das ganze Königliche Haus gewidmetes besonderes Kirchengebet gesprochen werden. Die in der letztwilligen Verfügung des höchstseligen Königs Wilhelm Majestät unter Ziffer 6) angeordnete „einfache Verlesung der Personalien in den Kirchen" soll zum Andenken an den hohen Verewigten an einem späteren Sonntag stattfinden. Wegen Erlassung einer dem Vorstehenden entsprechenden Anordnung in den katholischen Kirchen des Landes hat, wie wir Weiler vernehmen, das K. Kultministerium mit höchster Ermächtigung sich an den Bischof von Rot- tenburg gewendet. Auch ist, was die israelitischen Kirchen betrifft, die israelitische Oberkirchenbehörde zu einer entsprechenden Veranstaltung veranlaßt worden. (St.-A.)
Tagesereignisse.
— Stuttgart, 29. Juni. Obwohl bekannt war, daß gestern Nachmittag nicht die irdischen Ueberreste des höchstseligen Königs selbst, sondern nur der Sarg gesehen werben konnte, in welchem der Leichnam des geliebten Monarcvcn der Gruft übergeben wird, sammelten sich Loch bereits von 1 Uhr an Tausende und abermals Tausende vor dem K. Residenzschlosse, um wenigstens Gelegenheit zu finden, noch am Katafalke vorüberzugehen. Viele mußten unverrichteter Dinge wieder sich entfernen. Unter dem Hauptportale war zeitweise trotz aller Vorsichtsmaßregeln das Gedränge ungemein groß und kamen, hervorgerufen durch dasselbe, selbst einige Verletzungen vor.
— Stuttgart, 30. Juni. Schon vor 12 Uhr hatte sich heute Nacht eine zahllose Menge auf dem Schloßplatz und in der untern Königsstraße aufgestellt, sehr viele Bewohner unserer Stadt "mren nach Cannstatt, nach Untertürkheim und selbst auf der^ Rothenberg geeilt, um den einfachen Leichenzug zu erwarten, der> die irdischen Ueberreste des verewigten Königs nach der Gruft in der Grabkapelle auf dem Rothenberg bringen sollte, wo sie neben! denen der verewigten Königin Katharina ruhen werden. Punkt 1 Uhr verließ der königl. Trauerwagen, gezogen von 6 mit schwär- i zem Sammt bedeckten Trakhenerrappen, das Schloß, voran 2 Fackelträger, dann eine Abtheilung Feldjäger und eine Abtheilung der Garde. Hieraus solgte der Leichenwagen mit dem königlichen Sarge, überragt von der Krone; an ihn schlossen sich die beiden -tspännigen, mit Trauerflor überkleideten Hofwagen an, in denen die höchsten Hofchargen und der Oberhosprediger folgten, und nun schloß eine zweite Abtheilung der Leibgarde den Zug. An der Schloßwache angekommen stimmte das Musikkorps der letzteren einen Trauermarsch an. Ter Zug ging durch den Kön. Schloß garten hinab, am Rosenstein, dem Sterbeort, vorüber nach Cannstatt. Dort stand die ganze Bürgerschaft, die Feuerwehr, die Turner und die Jugendwehr in geordneten Reihen mit brennen
den Fackeln und die bürgerlichen Kollegien hatten sich aufgestellt, um dem geliebten Landesvater den letzten von Thränen befeuchteten Blick des Dankes nachzusenden. In Untertürkheim langte der Zug um Uhr an, nachdem kurz vorher Se. Maj. König Carl nach Rothenberg dinchpassirt war. Auch hier hatte sich eine Masse Menschen ausgestellt, um dem geliebten Sandesvater »och die letzte Ehre zu erweisen. In Rothenberg wurde der Sarg empfangen von der dortigen Bürgerschaft, an der Spitze der Geistliche und der Ortsvorsteher. Am Portale der Kapelle sah man den goldenen Schimmer der Inschrift: „Die Liebe höret nimmer auf!" Um 3V< Uhr dröhnte der einzige Schuß der von Offizieren bedienten Kanone hinab in die Thäler als letzter Gruß unseres unvergeßlichen theuren Königs Wilhelm.
— Wien, 28. Juni. Sicherem Vernehmen nach steht, vielleicht
schon in der nächsten Bundestagssitzung, der formelle Antrag des Erbprinzen von Augustenburg bevor, jetzt unmittelbar, wenn auch eventuell unter Vorbehalt der etwaigen Vorzugsrechte Dritter, seine Anerkennung als Herzog von Schleswig-Holstein von Bundeswegen auszusprechen. (Schw. M)
— Wien, 29. Juni. Die Wiener Zeitg. dementirt in ihrer
gestrigen Abendausgabe die Aeußerung Ruffeüs im Parlament, daß Oesterreich erklärt habe, die Alliirten beabsichtigen keine Ausdehnung der Feindseligkeiten über die Grenzen der Herzogthümer. Ebenso dementirt die G K. die in einem Londoner Telegramm der Köln. Z. enthaltene Nachricht von dem Bevorstehen einer Convention zwischen Rußland, Oesterreich und Preußen (Trip- pel-Allianz.) (Tel. d. St.-A.)
— Berlin, 29. Juni. Die Spener'sche Z. erfährt: Oester
reich und Preußen sind übereingekommen, demnächst am Bundestag zu beantragen, Schleswig-Holstein verbunden unter gemeinsame Verwaltung des Bundes und der deutschen Großmächte zu stellen bis zur Entscheidung der Erbfolge nach Prüfung der oldenburgi- schen und augustenburgischen Ansprüche. (Tel. d. Echw.M.)
— Berlin, 29. Juni. Die auf hiesiger Zollkonserenz vereinigten Regierungen, darunter Frankfurt, Baden und Kurhessen, haben gestern Nachmittng einen neuen Zollvereinsvertrag definitiv abgeschlossen und unterzeichnet. Die Verhandlungen mit Oldenburg schweben noch, sind aber dem Abschluß nahe. — Der Artikel der Spenerschen Zeitung über die Vorlagen der deutschen Großmächte (s. o.) sagt ferner: Es sei die Absicht derselben, Jütland ganz zu okki^iren und in Pfand zu nehmen, Steuern dort einzutreiben und diese in die großmächtlichen Kriegskassen zu legen.
— Berlin, 29 Juni Dir Preußen nahmen bei ihrem Uebergang auf die Insel Alfen 4000 Dänen gefangen. —' Jütland wird um der regelrechten Steuerbeitreibung willen unter preußisch-österreichische Civilkommifsäre gestellt.
— Hamburg, 28. Juni. Laut telegr. Meldung aus Bremerhaven ist Vormittags 9 Uhr die (neue) preußische Panzerkorvette „D. Pedro" unter portugiesischer Flagge angekommen.
— Hamburg, 27. Juni. Zwanzig dänische Schiffe mit 500(1 Mann Landungstruppen kreuzen vor der Insel Fehmarn, welche von 2000 Preußen besetzt ist.
— Die zum Sckutze der Ostseeküste verfügbaren preußischen Seestreitkräfte besteben vorläufig an Dampfern nur aus zwei schweren Korvetten („Arkona" und „Vineta" zu je 28 Gesch.) einer leichten Korvette („?!ymphe" zu 13 Gesch.) einem Raddampfer („Loreley" zu 6 Gesch.) und 2 oder 3 Aviso-Schiffen („Grille" und „Pomerania") nebst den 3 Kanonenbootflottillen.