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klarier Vater war Euch ein erprobter Führer und Feldhetr und Ihr seid zu allen Zeiten treu bei Ihm gestanden. Mir war es noch nicht vergönnt, an Eurer Seite als Soldat Mich zu bewähren; gleichwohl weiß Ich, daß Ich Eures Vertrauens und Eurer vollen Hingebung Mich versichert halten darf. Ich erachte es als eine ernste'Regentenpflicht, Euer Wohl zu fördern und Ich werde, was an Mir ist, dazu beltragen, daß die kriegerische Tüchtigkeit, durch welche sich die württembergischen Truppen, wo es galt, ausgezeichnet h.aben und welche jederzeit Euer Stolz sein wird, Mir und dem geliebten Vaterland erhalten bleibe.
Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten!
Haltet fest am ächten Kriegergeiste und vergesset nie, daß Ihr den wohlerworbenen Ruhm der württembergischen Waffen mit Mir zu schützen und zu bewahren habt.
Stuttgart, den 26. Juni 1864. Karl.
— Stuttgart, 28. Juni. Seine Königliche Majestät haben HöchstSich bewogen gefunden zu verfügen, daß HöchstJhrer vielgeliebten Frau Mutter, der verwittweten Königin Majestät und Liebden, der Titel Königin Mutter beigelegt werde.
Einer Bekanntmachung sämmtlicher Ministerien, betreffend die Landestrauer um des Höchstseligen Königs Wilhelm Majestät, entnehmen wir nackstehend die Punkte, welche von allgemeinerem Interesse sind: Die Landestrauer dauert vom Samstag den 25. Juni an drei Monate lang. Das tägliche Trauerläuten im Lande dauert 10 Tage lang nach dem Begräbniß fort Eben so lange haben Musik und öffentliche Lustbarkeiten zu unterbleiben. Die Wiedereröffnung von Schauspielen kann nach dem Tage des Begräbnisses von dem Ministerium des Innern gestattet werden. _ _
Tagesereignisse.
— Stuttgart, 27. Juni. In Gegenwart der Minister, der
übrigen Mitglieder des Geheimenraths und der sechs Mitglieder des engern ständischen Ausschusses hat gestern Vormittags 11 Uhr im Kronprinzlichen Palais Seine Majestät der König Karl die feierliche Urkunde unterzeichnet, in welcher er bei Seinem Königlichen Worte die unverbrüchliche Festhaltung der Landesverfassung zuflchert. Die Urkunde wurde dem ständischen Ausschuß behufs der Übergabe an die Stände ausgefolgt. Nach Unterzeichnung der Urkunde legten die Minister und Geheimenrathsmitglieder den Eid ab, während die Mitglieder des engeren ständischen Ausschusses von Ihrer Majestät der Königin Olga empfangen wurden. (Schw. MI
— Stuttgart, 28. Juni. Heute Nacht mit dem Glocken-
schlag 11 Uhr wurde die Leiche des Höchstseligen Königs unter! Begleitung einer Abiheilung der Königlichen Leibgarde von dem Landhause Rosenstein in das K. Residenzschloß übergeführt. Der! Sarg ruhte aus einem mit 6 Pserden bespannten Leichenwagen.! Die finstere, nur durch wenige von Dienern getragene Fackeln! erleuchtete Nacht und die lautlose Stille machten einen dem Akte! angemessenen feierlichen Eindruck. (St.-A.) !
— Stuttgart, 27. Juni. Gestern Vormittag 11 Uhr wurde! die Huldigung des K Militärs auf dem Exerzierplätze vokgenvm^ men. Die feierliche Handlung wurde durch eine Ansprache des^ Garnisonspredigers Oberkonsistorialrath Müller eröffnet. Der! heilige, der allwissende, der allmächtige Gott, sprach er, steht her-' nieder ays uns in diesem feierlichen Augenblicke. Ihr werdet jetzt dem neuen Kriegsherrn schwören mit den Worten: So wahr Gott lebt! Gedenket, daß Gott seiner nicht spotten läßt, daß er spricht: Ich will ein schneller Zeuge sein gegen die Meineidigen. Deßhalb haltet euren Eid gegen innere und äußere Anreizungen. Gott stärke Euch hierin und sei gnädig unserm König Karl! Hierauf wurde die Eidesformel selbst durch Auditor Habermaas verlesen, und schwuren die ausgestellten Truppen entblößten Hauptes und mit erhobener Rechten, worauf sie sofort wieder nach ihren
betreffenden Kasernen marschirten. St.-A.)
--- Auch in den übrigen Garnisonsorten des Landls fand am 26. Vormittags 11 Uhr die Huldigung des K. Militärs statt.
— Tagesordnung jür die Sitzungen des Schwurgerichtshoss
Ludwigsburg im zweiten Quartal 1864. Ten 27. Juni Anklagesache gegen den Dienstknecht Friedrich Feil von Neusürsten- hütte, OA. Backnang, wegen versuchter Nothzucht; den 28. Juni gegen den Schneider Robert.Bosch von Schwieberdingen, OA. Ludwigsburg, wegen versuchter Verführung zur Unzucht und nach dieser Verhandlung noch gegen den flüchtigen vormaligen Ober- amtssparkassier Friedrich Koch von Heilbronn, wegen Restsetznng und Rechnungssälschung; den 30. Juni und den folgenden Tag gegen Christiane Maier von Steinsseld, OA. Weinsberg, wegen Kindsmords. (St.-A.)
— Pforzheim, 25. Juni. Nach eben ergangenen Einladungen ist auf den 7 , 8., 9. und 10. August in hiesiger Stadt das Preisschießen des niederbadischen Schützenvereins anberaumt. Die festgesetzten Gaben werden in Bechern und anderen Ehrengaben, sowie auch in Geld bestehen. Man sieht einer zahlreichen Beiheiligung auswärtiger Schützen entgegen. (Schw. M.)
— Frankfurt a. M., 27. Juni. So leben erfahre ich aus guter Quelle, daß die Nachricht der Spener'schcn Ztg. aus Wien von einem bevorstehenden Anträge Preußens und Oesterreichs auf Kriegserklärung des Bundes gegen Dänemark unbegründet »st.
— Am Sonntag den 26. Juni hat der Krieg Deutschlands mit Dänemark wieder begonnen. Glück den deutschen Waffen I — Prinz Albrecht von Preußen überbrachte an diesem Tage dem Prinzen Friedrich Karl den Beseht des Königs, daß die Feindseligkeiten sofort wieder eröffnet werden sollen. Ein Kopenbagener
! Telegramm vom 26. meldet: Das Kriegsministerium zeigt an, !daß heute früh 6 Uhr die Feindseligkeiten gegen die Jnsel^Alsen ! wieder angefangen haben; der Feind eröffnete das Feuer aus den ^Batterieen von Ravenskoppel. Segebockshage und Sandberger ! Mühle. — Gcnerallieutenant v. Plonski ist von Berlin nach dem ^ Norden abgereist, um an Stelle des aus längere Zeit wegen f Krankheit beurlaubten Generals v.. d. Mülbe das Kommando der f mobilen Gardedivision zu übernehmen. — Die Hamburger TranS- ^ Portdampfschiffe Herkules und Goliath, welche von der preußischen ^ Regierung zum Kriegsdienst gechartert sinv, palstrten am 23. den schleswig-holstein'scben Kanal. Tie Eigenthümer erbalten für je- !des derselben täglich 100 Thlr. und müssen dafür den Kohlenbe- !darf, den Sold und Proviant für die Schiffsmannschaft, sowie >rie Versicherung gegen Kriegsgefahr selbst bestreifen. — Der Brest Zeitg. wird die Stimmung des Königs von Preußen als sehr kriegerisch geschildert. Er soll nach dem Vorfall auf der ! Insel Sylt an den Abbruch der Konferenz gedacht haben. Zu- ! dem seien Privatberichte über die Behandlung der Truppen in ! Jütland hieher gelangt, welche geradezu empörende und aller !Civilifation Hohn sprechende Angaben enthalten. (Schw. M.) !— Dresden, 27. Juni. In der ersten Kammer beantragte heute der Kammerherr v. Zehmen, die Staatsregierung aufzufordern, beim Bundestage dahin zu wirken, daß der gesammte Deutsche Bund an der Kriegführung gegen Dänemark sich betheilige und der Krieg als Bundessache erklärt werde. Die Kammer beschloß die Verweisung des Antrages an einen Ausschuß.
— Wien, 26. Juni. Die österreichischen Blätter widmen dem Andenken König Wilhelms von Württemberg ehrende Worte Beispielsweise sagt die Presse am Schlüsse ausführlicher biographischer Erinnerungen: „In dem verstorbenen König von Württemberg waren recht eigentlich die schönsten Eigenschaften des wackern schwäbischen Volksstammes personistzirt. Ein schöner, imposanter Mann bis in sein Alter, war er einfach in seinem Wesen, wohlwollend und freundlich gegen Jedermann, dennoch niemals seiner Würde da? Geringste vergebend. Er genoß das Glück, ebenso geliebt von seinem Volke, wie hochverehrt von den übrigen Sou veränen Europa's zu sein. Durchdrungen von ächt deutscher Ge- j sinnung, ein Patriot in des Wortes vollster Bedeutung, war er vom Herzen Oesterreich zugeneigt. Wie sein Ahnherr Eberhard, konnte König Wilhelm ruhig im Schooße jedes seiner Untertha- nen schlafen. Wenn die Geschickte nicht nur die blutigen Tbaten der Eroberer, die Geschicke großer Reiche, wenn sie auch die menschenwürdige, segensreiche Thätigkeit edler Fürsten kleinerer Länder als Musterbilder ihrer Zeit in ihre Tafeln einschreibt, so iwird König Wilhelm von Württemberg einen Ehrenplatz einnehmen snr alle Zeiten in Deutschlands Annalen."