Tagesereignisse.

Stuttgart, 17. Juni. Heute sind II. KK. HH. der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin nach Bad Kissingen ab­reist, um ihren hohen Verwandten, dem russischen Herrscherpaare, einen Besuch abzustatten. Die Frau Kronprinzessin wird nach etwa vierzehntägigem Aufenthalte von da zu einer längeren Bade­kur nach Kreuth sich begeben. Zu Anfang der Woche ist die Finanzkommission zusammengetreten zur Prüfung des Verwal­tungsetats von 1862/63. Der neue Etat ist bis zur Stunde noch nicht eingebracht. Ein Zusammentritt der Kammer wird auf Mitte Oktober in Aussicht genommen worden dürfen.

Stuttgart, 17. Juni. Aus sicherer Quelle erfahren wir,

daß gestern der Maschinist des K. Hoftheaters wegen Verdachts der Brandstiftung in der Garderobe des Theaters zur gerichtlichen Hast genommen worden ist. (St.-A.)

Kissingen, 16. Juni. Der Grvßherzog von Oldenburg ist gestern, und der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich sind heute hier angekommen. Im Lause des Vormittags fanden gegenseitige Besuche der k. k. österreichischen und russischen Maje­stäten statt.

Wien, 14. Juni. In drei zu den Besitzungen des Fürst­bischofs von Olmütz gehörigen Dörfern bei Neutitschein hat unter Katholiken eine seltene Erscheinung stattgefunden: gegen einhun­dert derselben haben sich der lutherischen Gemeinde im nahen Hotzendorf angcfchiossen. Dafür aber kündigt ihnen, so schreibt man derA. Allg. Ztg.", der Fürstbischof den Pacht, und nöthigt so die armen Leute, die ihrem Bekenntniß treu bleiben, sich zu zerstreuen und anderswo Hilfe zu suchen, indem sie nach Arbeit ausgehen.

Wien, 17. Juni. Die österreichische Regierung hat die Freigcbung des Langiewicz aus das Ansuchen jdes schweizerischen Bundesrathes verfügt, nachdem letzterer die Verpflichtung über­nommen hat, daß der Freigegebene von Polen sernbleibe.

Mainz, 17. Juni. Gestern Morgen gegen halb 10 Uhr überfuhr bei Bacharach das DampfbootKönig" ein mit über 1500 Centnern Kartoffeln beladenes Schiff. Der Besitzer ist aus Speyer. Das Schiff, welches sich im richtigen Fahrwasser befand, wurde buchstäblich in der Mitte durchschnitten und sank augen­blicklich. Der Eigenthümer des Schisses nebst Frau, Kinder und Bemannung konnten sich nur mit äußerster Lebensgefahr retten, und der Schiffsjunge, welcher sich auf dem Maste befand, trug, durch die Gewalt des Stoßes, mehrere Verletzungen davon.

Berlin, 17. Juni. Die Norddeutsche Allgemeine Zeitung bemerkt: Die Neutralität Frankreichs während eines englischen Krieges gegen Deutschland würde der Entwicklung des französi­schen Seehandels einen unermeßlichen Aufschwung geben, das letzte Mißtrauen gegen das Kaiserreich beseitigen und die Be­ziehungen Deutschlands zu Frankreich immer inniger knüpfen.

Hamburg, 15. Juni. Gestern traf ein Extrazug von Berlin mit 10 Offizieren und 1180 Mann preußischer Ersatzmann­schaften für verschiedene Regimenter hier ein.

England. London, 14. Juni. Das bremische Schiff Au- gusta, welches mit 350 Auswanderern auf der Fahrt nach New- Zork begriffen, ist am 8. d. M., Abends 5 Uhr, während eines dichten Nebels an dem Hooken-Riff vor der Linkletsbucht (bei einer der Orkney-Inseln) gestrandet. Bei eintretender Fluth ge­lang es, das Schiff frei zu machen und in die Bucht zu bringen. Die Passagiere wurde» sämmtlich wohlbehalten ans Land gesetzt. Aus New-Aork sind Maßen gefälschter konsöderirter 100-Dol- lar-Notcn nach England geschickt und hier verkauft worden. Einige tragen das Datum 19. August 1861, 7. Mai 1862, 8. Mai 1862.

Frankreich. Paris, 14. Juni. Man hat nähere Einzel­heiten über eine Explosion des Pulver - Magazins zu Tripolis. Dieselbe fand am 30. Mai halb 3 Uhr Nachmittags statt. 317 Menschen (300 Eingeborene, 12 Malteser und 5 Juden) kamen dabei um. Tie Regierung gibt jedoch in ihren Berichten an, daß rie Zahl der Opfer nicht 150 überstiegen habe. Der Stoß, den die Explosion hervorbrachte, erschütterte alle Häuser in ihren Grundvesten, und ein großer Theil der Einwohner flüchtete nach den Schiffen. Die ganze Telegraphenstation wurde gänzlich zer­stört, sowie das sogenannte spanische Fort, die Douane und die daran stoßenden Gebäude. Das englische Consulat ist ebenfalls

stark beschädigt worden; zwei große Wurfgeschosse, jedes 18 Pfd. schwer, wurden auf das Dach desselben geschleudert. Wenn die Explosion einige Tage früher stattgesunden hätte, so würde die ganze Stadt in die Luft geflogen sein; das Fort enthielt näm­lich damals eine bedeutend größere Quantität Pulver. Seit einigen Tagen hält sich hier ein englischer Arzt auf, rer die Taubheit der Taubstummen heilen zu können vorgibt. Derselbe hat seine Methode niedergeschrieben und in einem versiegelten Schreiben auf der französischen Akademie niedergelegt. Dieses Schreiben wird in einem Jahre geöffnet und die Methode dann Gemeingut werden. Bis dahin hat sich der englische Arzt die alleinige Anwendung der Methode Vorbehalten. Für jede Cur nimmt er 2500 Franken. 15. Juni. Die französischen Jour­nale folgen mit vieler Aufmerksamkeit den Nachrichten, welche die deutsche Presse über die muthmaßlichen Zusammenkünfte der drei Souveräne bringt.

Italien. Turin, 13. Juni. Die nach Tunis bestimmten Landungstruppen sind noch nicht eingeschifst; doch sind sie jeden Augenblick zur Abreise bereit. (Schw. M.)

Schweiz. Bern, 14. Juni. Fast sämmltiche polnische Flüchtlinge, welche in den letzten Tagen wieder zu Hunderten nach der Schweiz kommen und von denen eine noch größere An­zahl erwartet wird, bestätigen das Ende der polnischen Insurrek­tion. Gegen solche Zeugen läßt sich wenig mehr einwenden, daher auch die Behauptung der selbst ausgewanderten polnischen National-Regierung, der Kampf dauere uoch immer fort, keinen Glauben mebr findet.

Von der polnischen Grenze, 15. Juni. Vor Kurzem noch war es die Absicht der russischen Regierung, sämmtliche Klöster in Polen auszuheben, und mit einem derselben sollte bereits der An­fang gemacht werden. Von diesem Plan ist man, wenigstens jür jetzt, wieder abgegangen und hat vielmehr beschlossen, die enormen Einkünfte der Klöster für den Staat einzuziehen, die Mönche je­doch bis zu ihrem Tode in denselben zu belassen und ihnen einen angemessenen Gehalt zu geben Ein großer Theil dieser Einkünfte soll für Volksschulen verwandt werden. (Schw. M.)

Falsche österreichische Vereinstbaler. Nach einer Bekanntmachung der preußisch-schlesischen BeMLen sind neuerdings im Neumarkter Kreise falsche österreichische Vereinsthaler mit der Jahreszahl 1858 und 1860 zum Vorschein gekommen, die in Form, Gepräge und selbst Gewicht den ächten täuschend nachgemacht, jedoch im Klange sofort als falsch erkennbar sind. (St.-A.)

Gegenüber derzahlreichenFällevon Huiidswnth, welche neuerdings berichtet werben, machen wir auf eure von Dr. Lassing in Newyork angewandte Methode zur Heilung der Wasserscheu mittelst des Elektromagnetismus aufmerksam, welche in einer me- diciniscken Zeitschrift in Dublin mitgetheilt wird. Der Pcuchnt, bei welchem alle andere Mittel wie gewöhnlich fehlgeschlagen hatten, und welcher durch sein Umsichbeißen seiner Umgebung gefährlich war, wurde auf eine Matraze angebunden; um beide Füße wurde ein Kupferdraht gewunden. Dieser Draht wurde an den Couduktor des negativen Pols befestigt und der Conduktor des Positiven Pols durch einen mit Essig und Salz getränkten Schwamm über den Hals, den Rückgrad und andere Theile des Körpers geführt mit der vollen Stärke der Batterie. Die Krämpfe hörten sofort auf und unter dem Einfluß der Elektricität nahm der Patient willig und ohne Abscheu Flüssigkeiten zu sich, aber nur so lange der elektrische Strom in Wirksamkeit war. Nachdem der Strom in 12 Stunden zwölsmal, je eine halbe Stunde angewendet worden, ging der Zustand der Wasserscheu und Wuth in einen der See­krankheit ähnlichen über; der Kranke schwitzte, nahm Purgirmittel und siel dann in Schlaf. Nach 2 Siunden erwachte er, über Kopfweh und große Schwäche klagend. Eine Woche darauf kehrte ein schwacher Anfall zurück; der elektrische Strom, den er ebenso stark scheute, wie Las Wasser, ward wieder applicirt. Schlaf folgte und völlige Genesung. (Aehnliche Mesultate sollen auf glei­chem Wege bei Wundstarrkrampf erzielt worden fein.)(St.-A.)

Itagoldwärme. 18. Juni 12,4"R. 19. Juni 12,6° k

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