Tagesereignisse.
— Stntkgark, 4. Aprit. (Bulletin.) Bei Seiner Majestät
dem König war das Befinden wechselnd, stärkere Beklemmungen selten, die letzte Nacht verhallnißwäßig gut, die Schwäche sehr bemerklich. (St. A )
— Herrenberg, 2 April. Am 3t. v. M. betras den Var mittags 9 /, Uhr dahier zu Wagen abgegangenen RelrutewTrans- port auf der Straße zwischen Nufringen und Ehningen folgendes höchst bedauerliche Unglück: Ter eine der Wagen, im Begriff, dem andern vorzufahren, gerieth auf einen Steinhaufen und warf NM. In diesem Augenblicke rollte der andere Wagen über einen der Jünglinge, einen jungen Bäcker von Ebershardt, O.A. Nagold, wela er die Wanderschaft antreten und diese Reisegelegenbeit benützen wollte, und es wurden ihm von dessen Rädern, die über seinen Kop> hinfuhren, die Schädelknochen so zusammengedrückt, daß beide Augen verloren gingen und der Tod augenblicklich erfolgte. 3,'och zwei andere der auf dem Wagen Sitzenden erlitten gleichfalls erhebliche Verletzungen, und einer davon soll noch nicht außer Gefah sei» Nanz ohne Verletzung kam gar keiner davon, doch konnten die übrigen an demselben Tage in die Garniwn abgeliefert werden
— Schw u rg e r i ck t Sv e r h a n d l u n g e n. Am 29. Mär; wurde vor dem Gerichtshof in Tübingen die Auklacesache gegen den ledigen 19jährigen Bauern David Hör; von Riederieb, SA Urach, wegen Todischiaas, verhandelt. Derselbe bekam Sonntags Abends (22. Nov.) im Wirthshaus Streik mit dem ledigen 2»jährigen Bauern Jakob Doster, welchen sie, da der Wirth d n Streit nicht in der Stube duldete, auf der Straße aussoeblen und wobei de. Angeklagte dem Toster zwei Stiche mit einem sogenannten Be- stcckmesser mit feststehender, breiter, scharfer und spitziger Klinge in den Unterleib versetzte, in Folge dessen der Verwundete am an-! dern Tag den Geist anfgab. Las Urkheil lautete auf eine Ar-^ beitshausstrafe von 2 Jahren und 6 Monaten nebst Kostenersatz — Weniger günstig erging es dem 79jährigcn Patrij Bäuerle von Weipperisbofen, welcher wegen kveperverletzung durch Gift am 1. und 2. April vor dem Gerichtshof in Ellwaugen stand. Derselbe war Bewohner des Armenhauses seines Orts, bekam mit einer Mitbewohnerin, Eva M. Burkhard, Händel, und warf derselben, um ihr wegen ihres unartigen Benehmens Bauchweh zu machen, Fliegengift in die Erbsensuppe. Von der Suppe aßen außer der Eva Burkhard auch ihr Töchtercben und 2 andere Kinder, welche Wnutttich sich erbrechen mußten; doch harte die Thal gnßer einem vorübergehenden Unwohlsein keine weitern übten Folgeüz cer Angeklagte wurde aber zu 4jähriger Zuchthausstrafe verurtheilt — Vor dem Schwurgerichtshof in E ß ii n- gen wurde am'TO März die auf Kinrsmord lautende Altkluge gegen die 2öjährige Bauernlochlcr Friederike Baun von Herdt-! mannsweiler, LA. Waiblingen, verhandelt. Tic Angeklagte, Loch- ^ ter einer g'tt prädizirien wegen ihres R-ichthums angesehenen Familie, wird als ein ausnehmend stolzes und hochmüthiges Mär- ' chen geschildert, und dieser Hochmuih von den Zeugen als rund der Thal angeführt. Nachdem sie sowohl ihrem Liebhaber als ihren Angehörigen gegenüber ihre Schwangeischast inständig in Abrede gezogen, gebar sie heimlich und gab dem Kinde durch! Würgen am Halse und Zudecken >nü der Bettdecke den Erstickungstod. Sbwohl sie auch nach der Geburt noch leugnete, wurde doch in Folge der drängenden öffentlichen Meinung Untersuchung ein-, geleitet und der Thatbestano »stgestellk. Tie Angeklagte wurde zu kl Jahren Zuchthaus veruriheilt.' — Vom 3t. März bis 2. April stand die des gewerbsmäßigen Betrugs bezüchtigte Nähterin Christiane Löttliug von Sintigart vor den Schranken. Dieselbe war nicht weniger als 7mal'bestraft, das letztem«! mit über 9 Jahren Zuchthaus. In de» Jahren 1892 und 1893 verübte sie wieder eine Reihe von Betrügereien, indem sie sich z/B Kleider und Kostdarleilen auf andere Namen zu verschaffen wußte und sodann versetzte u. s. w. 32 Zeugen, meist Beschädigte, wurden vernommen Die Angeklagte wurde zu einer Zuchthausstrafe von
5 Jahren und 9 Mcnaten verurtheilt — Am 4. April kam die Anklage gegen Sophie Thoma von Horben, bad. Amts Freiburg, wegen Kindsmords zur Verhandlung. Tie Angeklagte gebar ein reifes und lebensfähiges Kind, welches sie in ,inen Un-
I terrcck wickelte, wodurch es erstickte. Sie gestand ein, den Entschluß zur Tönung ihres Kintes schon vor dem Eintriil der Einbindung ge- >aßl zu haben, und verzichtete auf eine Verhandlung, woraus sie zu einer !Zuchthausstrafe von 12 Jahren und 6 Monaten verurtheilt wurde. , — Vor dem Schwurgerichtshof in Ellwaugen stand am 31. .März unter der Anklage der Brandstistuiig die ledige 27jährige i Dienstmagd Anna Maua Maas von Gründelbardt Ein Liebes- !verhälin>ß hatte in ihr den Wunsch rege gemacht, vor Ablauf der ! I ienstzeit bei ihrem Dienstberrn auszutrelen und glaubte hiezu z in der Brandlegung einen Anlaß zu finde», weßhalb sie, während .sich die Familie beim Mittagessen bejand, eine glühende Kohle m !das in der Sebener befindliche Slrob legte. Die Scheuer brannte ttuit ihren bedeutenden Vorrächen vollständig nieder, und cs war Gefahr vorhanden, daß neb Las Feuer weiter verbreite Tis Ansgeklagte wurde, da die Geschworncn beschränkte ZurechnungSsähig- s keit annahmen, wegen Anzündung zu einer Acbeitshausstrafe von -3 Jahren verurtleilt.
s Tübingen, 4. April, Heute wurde der Flößer Christoph 'Friedrich Kuü von Neusatz, Sberamls Neuenbürg, welcher den ^ Schuliheißeu Süöllhammer ven Alibuiach im Tezeinbcr v. I. eru oedete und berauble, und seines Verbrechens unumwuude» gs- stantig war, zum Tode w'rurchtttt. (Sk.-A)
i — Sulz, 4. April In Folge der Ungittigkeitserklärung der im Febr. 1892 staitgelunteneu hiesigen Abgeordneienwahl ist durch Erlaß des K. Ministeriums des Innern vom 3. d. M eine neu« Wahl angeortuet und heute von dem Oberamt die erfoeberlichr s Einleitung hiezu getroffen worden. (Schw Ehr.
> — Gmünd, 3. April. Gestern Abend nach 4 Uhr entlud sich ^'cr unter schauderhaftem Schneegestöber ein heftiges Gewitter, das in dem drei Viertelstunden von hier entferntem Lrle Güssen- Hosen ein großes Bauernhaus mit Scheuer und Stall unter einem Dach entzündete und in kurzer Zeit mit allen Vorrälhen einäscherte; — heute früh sind unsere bereits im schönsten Grün prangendeN Berge stark mit Schnee bedeckt. (Schw. Ehr.)
In Murrhardt macht sich die Heirathslnst außerorkerA- lich geltmd; am letzten Sonnrag wurden in der Kirche nicht weniger als 2l Paare proklamier.
— Am 29 März wurde zu Bruchsal der 44 Jahr« alte Maurer Christ. Göhri ng von Wurmberg, SA. Maulbronn, zu 9 Jahren Zuchthaus oder 9 Jahren Einzelhast verurtheilt. Cr
-war im Jahr 1849 in Pforzheim mit einem andern Gefangenen unter lödtticher Mißhandlung des Gefängnißwärters ausgebrochen und nach Frankreich entwichen, torl lam er inzwischen 13' Jahre lang ans die Galeeren und nun winde er ausgeliescrl Früher (im Jahr 1842) war er ans Württemberg desertirl und dient« dann 5 Jahre in Algier in ter Fremdenlegion.
— Bei Rhein gönn hei in (Baben) setzte sich heute ein Mann mit seinen zwei kleinen Kindern auf das Balmgeleise, um sich vom Zuge überfahren zu lasset:. Die Maschine warf jedoch di: Kinder aus die Seite, aut nur dem Manne wurde das Bein abgedrückt.
— Wien, 2 April. Heule wird die mexikanische Deputation in Mnamar empfangen, am ö. d. tritt der Erzherzog als Kaiser Maximilian !. bereits die Reue nach seiner neuen Heimatt)-an.
— T resden, 4. April. Das Tresd. Journ cntdäli ein Telegramm aus London, wonach auch Dänemark jetzt offiziell die Konferenz ohne Waffenstillstand und ohne Basis angenommen hat.
— Rendsburg) t. April. Im Hcrzoglhum Sales»ig soll in Hinblick ans die bevorstehende Konferenz demnächst eine Versammlung von Delegirten des ganzen Hcrzcgkhnins stattfinden, welcher folgende Erklärung vorgrlegt werden wird: Seitdem Tode Friedrichs V11. sind Schleswig und Holstein selbstständige Lander und nur dem rechtmäßigen Herzog Friedrich >IIl. Gehe: sam schuldig. Sie erklären den Konferenzmächten gegenüber, daß sie sieb zu der Forderung für berechtigt halten, es möchte keine definitive Entscheidung über sie gefällt werden ohne ihre Zustimmung.
— Kiel, 3. April. Nächste» Mittwoch wird die heusteinitche Geistlichkeit in Neumünstev eine Versammlung abbatten, um sich gegenüber der bevorstehenden diplomatischen Konferenz in Ueber- einstimmnug mit den Mitgbedern der Ctändeveisammlung über die Rechte des Landes auszufprechen. Anw die Lehrer des Landes werden behufs Beitritts zu den Ständebeschlüssenzufammentrelcn.