fand eine starke Rekognoszirung der Preußen statt. Es erfolgte ein Angriff auf der ganzen Linie. Ein Vorposten Regiment wurde geworfen, ein anderes Regiment nahm den Kampf unter Mitwirkung des Feuers der Schanzen auf. Das Gefecht endete Mittags mit Einnahme der alten Stellung.
Frankreich. Paris, I r. Febr. Die vier Italiener, welche eines Mordversuchs gegen den Kaiser angeklagt sind, befinden sich jetzt in der Conciergerie. Sie werden am 25. Febr. vor den Geschworenen erscheinen. Die Anklage ist in contumaciam auch gegen Mazzini gerichtet. — 21. Febr. Das Momorial diplomatique kündigt heute offiziell an, daß der Erzherzog Maximilian feine Reise nach Brüssel (wohin seine Gemahlin ihm vvrausge- reist ist), Paris und London angetreten hat. Am Donnerstag werden sie in Paris eintrefsen, wo der Erzherzog sich „mit dem Kaiser über das zukünftige Regierungsprogramm aufs Vollständigste und Herzlichste einigen wird". Nach Wien zurückgekehrt, wird der offizielle Empfang der mexikanijchen Deputation statt- finden und hieraus der Regierungsantritt des Kaisers Maximilian I. feierlich verkündigt werden. Auf der Reise nach Mexiko werden sie in Civita Vccchia anlegeu und sich in Rom Len Segen des heil. Vaters einholen. — Der Moniteur meldet, daß Corta, der Abgeordnete im gesetzgebenden Körper, sich vorgestern nach Mexiko eingeschifft habe, um eine ihm von der Regierung anvertraute Mission auszuführen, während welcher alle vom Finanzdepartement abhängigen Beamten und Agenten ihm untergeordnet sein Werden. (Schw.M)
Amerika. New-Port, 10. Febr. In Mchmvnd wurde ein Deutscher arretirt, der an der Spitze einer Verschwörung zur Ermordung des Südpräsidenten Jefferson Davis gestanden haben soll. Die Beschießung Charlestons ist eingestellt. Bei einer Re- kognoscirung Meade's südlich vom Rapidan entspann sich ein Gefecht mit Lee's Truppen, in welchem die Unionisten 200 bis 300 Wann verloren haben sollen. — 12. Febr. Die Verbindung zwischen Knoxville und Cumberland Gap ist unterbrochen. — Nachrichten aus Mexiko über Havannah besagen, daß Juarez aus Anstehen notabler Mexikaner zu Gunsten Ortega's demissionirt habe. Gerüchtsweise verlautet, daß der Letztere nebst Vidurri und Doblado sich für das Kaiserthum erklären würden. Die Franzosen haben Campaechy besetz!.
Afrika. Zwischen den beiden Neger-Republiken Haiti und Liberia ist am 14. Jan. ein Handels-, Sebiffsahrts- und Freundschaftsvertrag abgeschlossen worden. In einem der Vertragsartikel heißt es: „Der Sklavenhandel wird der Seeräuberei gleichgestellt; er ist aufs Strengste verboten, und solche Fahrzeuge der beiden Staaten, welche diesen verbrecherischen Handel betreiben, sollen abgeurthnlt und bestraft werden nach Wortlaut der Gesetze, welche in den betreffenden Staaten gegen Seeraub in Anwendung kommen." Wenn alle Nationen, diesem Beispiel folgend, den Sklavenhandel auf gleiche Linie mit Seeräuberei setzten und dam sich gegenseitig das Untersuchungsrecht zugeständen, wie cs zwischen Amerika und England kürzlich geschehen ist, so würde dem schmachvollen Gewerbe bald mit Erfolg ein Ende gemacht werden.
Ein anderer Teil.
Oiu Bild aus dem Wildererleben, t Fortsetzung.1
Acht Tage später setzte Föhner seine Uebung mit dem Wunden Beine etwas länger in der Stube fort und wagte es sogar, zum ersten Male vor die Thüre seines Hauses zu treten — als ein Bote des Bundes nicht minder entsetzt als Zündler die Nachricht brachte: der eine der Wilderer, Michael Wohlfert, sei am Rohrfeld aus einem verendeten Hirsche erschossen gefunden worden — Volkh — und niemand Anderer habe ihn erlegt!
Föhner sah den Bottn eine Weile wie geistesabwesend an und verfiel im nächsten Augenblicke in eine wilde krampfhafte Zuckung, so daß der Bote nach Hilfe rief und vier Personen zu schaffen hatten, den seltsam aufgeregten und doch kraftlos gewordenen Mann auf sein Lager in der Kammer zurückzubringen.
Zwei Tage später hatte sich Föhner äußerlich wieder scheinbar ganz erholt und verlangte. um sich rascher zu stärken, nach dem Garten, wohin eine milde Herbstsonne ihre freundlichen
Strahlen warf; — hier war er indessen nicht lange angekommen, als ein anderer Bote des Bundes drei neue Hiobsposten brachte: der Liebling Fvhner's sei vor seiner Waldhütte erschossen worden und zwei andere Wilderer habe man gleichfalls todt im Walde
gesunden- Volkh und niemand Anderer habe die
That an Diesen wie allen Andern verübt!... Föhner lehnte sich bei dieser Nachricht in den großen Lehnstuhl zurück, ließ die Augenlieder wie ohnmächtig niedersinken, sprach den ganzen Tag über keine Silbe mehr und blieb Len solgen»en Tag in einem seltsamen Zustand zwischen fieberhaften Wuthausbrüchen und hilfloser Schwäche auf dem Krankenlager . . . Was ihm jetzt b e- reits klar genug war: daß er über kurz oder lang unrettbar das Opfer einer Kugel Volkh's werden müsse — das wurde ihm einige Tage daraus durch eine neue Entsetzensnachricht zur Gewißheit; der Genosse Heidolf, einer der kühnsten und besten Schützen des Bundes, war in dem Augenblicke, da er Nachts vor dem Hause eines Hehlers einen Hirsch ablud, von einer Kugel durchbohrt — und der Hehler halte in der Ferne den Volkh erkannt und rufen hören: „Bald Hab' ich Euch Alle da drüben — Glück auf die Fahrt — der Letzte wird Dir auch bald folgen! ..."
Diese Nachricht kam acht Tage vor dem denkwürdigen Ereigniß, daß Föhner seit Jahren zum ersten Male wieder in der Kirche zu Hohengab erschien und, in tiefer, schwermüthiger Andacht vor dem Seitenaltar knieenb den Pfarrer auf der Kanzel in nicht geringe Verwunderung versetzte ...
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Ob der Mensch eine bedrohliche Nachricht bei voller Gesundheit oder körperlich leidend erhält, das macht auch den Eindruck derselben verschieden. Unwillkürlich mißt der Bedrohte seine Kraft und die Mittel seines Widerstandes mit der drohenden Gefahr und je nachdem er seinen Vortheil oder Nachtheil ersieht, erhebt oder beugt ihn auch die herrschende Empfindung.
Der Leidende ist immer schon halb entwaffnet. Abgesehen davon, daß er über seine Leibeskräfte nicht ganz verfügt, ist er auch geistig nicht so rüstig, straff und rasch als bei gesundem Leibe; kommt hiezu auch noch das Bewußtsein moralischen Nachtheils gegenüber einem Feinde, so ist damit der Rüstigkeit ein neuer, wesentlicher Abbruch gethan.
Föhner würde zmar auch gesunden Leibes die Nachricht, daß. Volkh gerettet und wohlbehalten heimgekehrt sei mit Schrecken vernommen haben; aber schnell gefaßt und mit neuerwachtem Racheingrimm hätte er sich feiner überlegen günstigen Stellung erinnert, die er jetzt wie früher einnahm, und hätte den Kamps gegen den Geretteten wieder begonnen.
Allein jetzt war er leibend und Volkh war gesund. Bald kamen, die Hiobsposten, daß ihm Schlag auf Schlag die ganze Schutzmacht seiner Freunde getödtet sei — und so sah er sich allein und leidend, Volkh aber allein und gesund. Dazu kam das Bewußtsein, daß Volkh der verbrecherisch Gequälte, der tödtlich Beleidigte — er aber, Föhner, der herausfordernde Peiniger, der Schuldige sei; — zwei zusammenlressende Nachtheile, die erwähnt zu werden verdienen. Allein noch mehr: — vor der barbarischen Rachethat an Volkh und seinem Söhnleiu, stand es in der Hand des Föhner ganz allein, dem Kriege jeden Augenblick ein, Ende zu machen, denn Föhner war der angreifende Theil, während Volkh nur Vertheidigung übte aus dem begrenzten gesetzlichen Boden seines Reviers; von jetzt an war das Gegenteil der Fall. Volkh war zum Angriffe übergegangen und zeigte durch die rasche, sichere und unerbittliche Tödtung aller Freunde Föhner's, daß er seine Gewissenhaftigkeit von ehedem bei Seite setze und den Tod des letzten Gegners mit derselben Erbarmungslosigkeit suche, die Föhner bei Len früher stattgehabten Kämpfen stets bewiesen.
Alles in Allem sah sich Föhner jetzt verloren. Jeden Tag, jede Stunde konnte seinen Tod zur Wahrheit machen. Die einzige Stätte^seiner Sicherheit war vielleicht das Innere seines Hauses — jeder Schritt darüber hinaus machte ihn zum Ziele einer Kugel, die wahrscheinlich schon im Laufe steckend, geheime Kreise um die letzte Zufluchtsstätte zog . . . (Forts, folgt.)
Ncdigirt, gedruckt und verlsgt o»n A. ÄetschläLrr