Lieferung von 80,000 Flinten abgeschlossen. Gleichzeitig erhiel­ten die inländischen Gießereien die Weisung, baldmöglichst 100 neue Kanonen verschiedenen Kalibers zu verfertigen.

Südamerika. Ueber das entsetzliche Brandunglück von S an- tiago liegen weitere Milthcilungen vor; darnach war dasselbe noch furchtbarer, als man An längs annahm. Die Beerdigung von 2100 Leichen auf dem Kirchhofe ist rcgistrirt; rechnet man aber die Zahl derjenigen Verunglückten dazu, von denen nur noch einzelne Gliedmaßen ausgesunden wurden, so steigt die Zahl aus ungefähr 2500! Ein Srnarsbeschluß verbietet alle kirchlichen Feierlichkeiten des Nachts bei Licht. (Schw M.)

Ein anderer Teil.

Ein Bild ans dem WildereUebcn.

(Fortsetzung.)

Man mußte den Förstern des Gebirges längere Zeit das Zeugniß geben, daß sie ihrer Pflicht ernstlich oblagen und man­cher Lebensgefahr ungeachtet ihr Forstgebiet mannhaft vertheidigten. Nach und nack aber ließ der Eifer und der Muth der Meisten sichtlich nach und die Rücksichten auf das eigene Leben wie aus die Zukunft ihrer Familien schwächten und endeten schließlich jed Weden Widerstand. Die Einen kamen mit dem Wildererbunde förmlich überein, wenn dieser freie Hand haben solle, ein und das andere Stück Hochwild im bezüglichen Reviere zu erlegen der Förster war um diese Zeit ebenzufällig" undleider" nicht im Walde; Andere fanden nach scheinbaren Widerstanbsmannövern, wodurch sieihre Ehre retteten", ihren Umweg zur Sicherheit und schliefen ruhig unter ihrem Dache, während manches Stück Wild ihrem unbeschützten Forst entrissen wurde, wieder Andere hatten überhaupt kein Auge mehr für den Schaden, der von Seite der Wilderer zugefügt wurde und sahen einfach links, während rechts das Gut der Herrschaft freventlich entführt wurde.

Dieser malige Sieg der Wilderer über die Pflichttreue der Förster im Gebirge hob natürlich den Muth oder vielmehr die Frechheit der Wilderer ungemein, und namentlich das stolze Ober­haupt derselben, der Föhner, betrachtete im Umkreise zweier Lages- reisen das Jagdgebiet des Waldes wie sein Freigebiet.

Eben darum war es daher begreiflich, daß ihn der fortdauernde Widerstand eines einzigen Forstwarts Vvlkhs nämlich mit Ingrimm und Rachegedanken erfüllte. Die marmorne Festigkeit rieses Mannes die furchtlose Tapferkeit und nimmer müde Wachsamkeit desselben flößten dem Föhner indessen doch so viel Respekt ein, daß er Anfangs, ja längere Zeit hindurw, versuchtes Dvlkh durch eine ansehnliche Summe Geldes aus seine Seite zu bringen, um der für Föhner selbst nicht ungefährlichen Nothwem digkeü überhoben zu sein, den tapsern Forstwart auf Leben und Tod bekämpfen zu müssen. Doch Volkh wies standhaft nicht nur jedes Angebot mit Entrüstung zurück, sondern verdoppelte seine Wachsamkeit und verschärfte seinen Widerstand Um in dem un­glücklichen Kampfe nickt allein zu stehen, versuchte zwar Volkh zu wiederholten Malen einen Bund zu Schutz und Trutz unter den Förstern des Gebirges zu organifiren; er merkte aber alsbald, daß er weder Freundschaft noch Hilfe von den nachbarlichen Amtsge- iwssen zu erwarten habe und so beschloß er. fürder, wie bisher, allein auf dem Kampfplatz zu erscheinen und zu kämpfen, ähnlich jenem Schweizer Schützen, der die berühmte Ansicht äußert:Der Starke ist am mächtigsten allein . . ."

Und so begannen die Kämpfe, welche eine Weile geruht, mit Heftigkeit von Neuem. Volkh trug nach und nach sieben Wunden ans diesen Kämpfen davon und seine Eenugthuung bestand darin, daß er seinen Feinden das Dreifache an Wunden beibrachte und im letzten Kampfe auch den Föhner so bedenklich traf, daß er von dem Kampfplatz getragen werden mußte. . . .

Von jetzt an war Volkh's Untergang beschlossen und zwar nicht durch einen Schuß aus der Büchse oder sonst Lurck eine kurze Todesprvcedur Föbner selbst, noch auf dem Krankenlager gehalten, entwarf den barbarischen Racheplan, den verhaßten Geg­ner bei nächster Gelegenheit in eine Falle zu locken, zu entwaffnen, zu binden, mit einem Knebel im Munde auf den Grauhcrn zu lchleppey und über dem curfctzlichcn Abgrund^auf einen Ast

der bekannten Föhre festzubinden ... In einer Kacht gegen Ende des September wurde an dem Krankenbette djK Föhner der letzte Knegsraih der mordlustigen Spießgesellen gehalten einige Tage darauf waren alle Einleitungen zur Ausführung der Racherhat getroffen und kurze Zeit nachher war wie wir gesehen haben

Botkh mitsammt seinem Söhnlein als Opfer in ihren Händen und schwebten unter den Qualen eines hundertfachen Todes über der unermeßlichen Tiefe . . .

Dem wilden Triumphe Föhner's, der an der Ausführung der Thal nicht hatte theilnehmen können, war nichts zu vergleichen, als er die Nachricht erhielt daß Alles fertig und in Ordnung sei! Er belohnte die zwei verwegensten Gesellen, welche Volkh und Uli mit Lebensgefahr an dir Aeste gebunden hatten, mit einer ansehnlichen Summe und ließ sich die Lhat und die fürchterliche Lage der Opfer immer und immer wieder erzählen. Seine wilde Rachelust ging auch in die aufgeregte Phantasie sei­ner Träume über und in einer Nacht sah er sich selbst Len Grau­horn besteigen und unter der Föhre sitzend an den Qualen der Opfer sich weiden; da brach aber ein Stück Erdreich unter ihm ein und er fühlte sich selbst in den Abgrund stürzen. Das Entsetzen des Sturzes war so groß, daß Föhner im Schlafe gräß­lich aujschrie und von seinem Weibe und den Hausgenossen lange nicht zu sieh zu bringen war . . . Von dem nächsten Tage an war zwar Föhner's unheimliche Exaltation und Siegesfreude nicht mehr so auffallend, allein er hing doch dem Gedanken, daß nun keine Schranke fürder seinem Witoererdrange gegenüberstehe, mit Begierde nach, und nur mit wilder Ungeduld gewahrte er die langsame Heilung seiner Wunde am Beine. Wie wollte er von nun an Pirschen und Furcht und Schrecken vor ferner Allmacht verbreiten! Wie wollte er wählerisch sein im Erlegen des schönsten Edelwilds, über das er nun ohne Widerstand wie über sein Eigen­thum zu verfügen das Recht zu haben glaubte! . . . Dieses Triumphgefühl und diese maßloße Zuversicht blieben ihm indessen nicht lange ungeschmälert . . .

Eines Tages kam der Zündler aus Angern und brachte athemlos und mit der Miene tödtlichen Schreckens die Nachricht

Votkh sei gerettet sei wieder heimgekehrt und habe allem Anschein nach keinen Schaden genommen. ,

Föhner, der so eben den ersten Gang durch die Stube -ver­suchte, blieb einen Augenblick wie erstarrt stehen und suchte dann, auf die Schulter des Boten gestützt, ohne ein Wort zu reden, sein Lager wieder aus.

(Fortsetzung folgt.)

Bei einem Berliner Polizeilieutenant, welcher in seinem Re­viere ein Centraldepot von Charpie, Verbandzeug, Erquickungen aller Art rc. für die Verwundeten in Schleswig errichtet hat, erschien vor einigen Tagen ein Schlosserlehrling. Mit den eigen- thümlichen Worten:Wir waschen uns auch," trat er vor den Beamten. Dieser konnte für erwähnte Worte im ersten Augen­blicke keine Deutung finden; nach Vielsachen Fragen klärte sich denn die Sache dahin aus, daß der Lehrling den Wunsch hegte, Leinwand für sich und seine Gesellen zu holen, um daraus nach Feierabend Charpie zu zupfen, zu welchem Zwecke sie sich vorher die rußigen Hände waschen wollten. Der Wunsch wurde denn auch erfüllt. Täglich wird nun dem Beamten eine bedeutende Quantität Charpie abgeliefect, welche von Gesellen und Burschen einer Berliner großen Schlosserwerkstatt allabendlich gezupft wird.

Frarrkfurter Gold-Cours vom 19. Februar.

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Pist-tcn .... 8 38'/,- 39'/, Frirdrichsd'or .9 SSSV

Holland lv st.-Klücke 9 44'/,-43',/, Uand-§uk>ncn . . S 3S'/, - 33'/,

rv-Frankcnktücke 8 lv'^-SV'/i Engl. Sovcreings . . 11 44 48 Prenß. Kassenschein« 1 44"/s,- 45"

C o u r s

der k. w. Staatskassen-Verwaltung für Goldmünzen.

Unveränderlicher EourS - Wivtr Dukaten . . 5 st 45 lr.

Veränderlicher Cours:

Dukaten.5 st. 3t

Prcuß. P-stolen . . - st. 54

Andere ditto . . . . - st. 3K

20-Frankeuslücke. . . 9 18

Stuttaa t. !5 Fcbniar 1A94.

K. Staatskassenverkwatnug.

Nedigirt, gedruckt und «erlrgt von A. SelschliiFrr