398

sammlung in Stuttgart am t3. Dez abgeschicktcn 2 Comite Mit-! gliedern über die Beschlüsse dieser Versammlung referirt, und all festige Zustimmung zu diesen Beschlüssen erklärt. Auf den sofort zur Einzeichnung von freiwilligen Gaben an die schleswig-holstein- sche Haupttasse in 0 otha aufgelegten Listen wurden namhafte ein­malige Beiträge und eine Reihe von monatlichen Gaben gezeichnet, erstere im Betrage von mehr als 600 fl. Gelegenheit ,u weiteren Zeichnungen wird das Comite durch Veranstaltung einer persönli­chen Hauscollekte geben. Schließlich wurde mit Hinsicht auf die gerechtes Mißtrauen erweckende gegenwärtige Lage der schleswig- holstein'schen Sache beschlossen:

gegen den Abgeordnetentag in Frankfurt am 21. Dez. die Erwar­tung auszusprechen, daß er die Rechte und Ehre Deutschlands durch einen energischen Beschluß zu wahren wissen, Insbesondere gegenüber der undeutschen Politik der preuß. und österreich. Re­gierung auf ein ehrliches Bündniß der kleinen und Mittelstaa­ten hinwirken werde. Dieser Staalenbund s»ll

1) den Herzog Fri drich VIII. von Augustenburg unbedingt und sofort als rechtmäßigen Herzog von Schleswig Holstein an­erkennen und

2) denselben unverzüglich in seine Rechte als solcher einsetzen, insbesondere ihm die nöthigen Gelder aus Staatsmitteln zur Verfügung stellen, eine genügende Truppenmacht ins Feld stellen, um Holstein «nd Schleswig zu besetzen, und jede, nicht auf Durchführung von Friedrichs Recht gerichtete mili­tärische Aktion Oesterreichs und Preußens als bundesfeind- licbe Handlung betrachten;

3) soll der Abgeordneten,ag aufgefordert werden, sich als Vor­

parlament zu constiiuiren, und sofort die Einleitungen zur Wahl eines Parlaments und zur Ccnstituirung einer Centralgewalt zu treffen, weil von-der Bundesversammlung eine Durchführung der schleswig holsteinschen Frage in rein deutschem Sinne nicht mehr zu erwcuten steht. j

Diese Beschlüsse wurden sofort dem Frankfurter Journal und dem Schwäb. Merkur, speciell aber dem Abgeordneten des hiesigen! Bezirks, Herrn Stadtschultheiß Schuldt mitgctheilt, von dem es in > der Versammlung hieß, daß er seine Stimme am Abgeordneten- , tage Herrn Duvernoh, einem Manne von tadellosem Charakter und! erprobter deutscher Gesinnung übertragen habe, wogegen aber heute! die Nachricht Zugelaufen ist, daß er sich persönlich an der Ver-z sammlung in Frankfurt betheiligen werde, was im Bezirke nur mit Befriedigung aufgenommen werden wird ^

Um in hiesiger Stadt alsbald auch mit den Waffenübungen! beginnen zu können, wird das Comite den Gemeinderath um Ueberlassung der 40 städtischen Musketen und um Einräumung des untern Rathhausbrdens zu den Exerzierübungen bitten, und wird hoffentlich der Aufruf des Turnvereins zur Betheiiigung an diesen Hebungen nicht leer im Winde verhallt sein.

TagesereiHniOo.

Stuttgart. In der 22. Sitzung der Kammer der Abge­ordneten (am 12. Dez.) wurden der Tagesordnung gemäß die Er- gänzuugswahlen inLieKommstsisnen vorgenommen. Gewählt wurden: in die staatsrechtliche Kommission: Schäfsle mit 35 St.; in die für innere Verwaltung: Schuldt mit 41St.;sür Justizgesetzgebung: Fetzer mit 40 St.; für Kulturgesetzgebung: Mathes mit 36 St.; für Han­delsrecht: Gvppclt mit 46 und Wiest mit 42 St.; für Finanzsachen: Goppelt mit 48 und Probst mit 44 St. Nägele wünscht in ei­ner Anfrage an den Minister des Innern, daß die Abgeordneten- wahlcn für Geislingen und Baihingen in möglichster Zeitkürze aus­geschrieben werden, damit das Interesse der Landesvertretung keine Beeinträchtigung erleide. Prälat v. Mehring begründet seine Motion, betreffend die Einricbtung der Beurlaubung für Strafge­fangene. Zuerst sei dieses System in England, ferner im König­reich Sachsin cingeführt worden. Der Herr Präl. wünscht, daß aus Anlaß der beabsichtigten Gerichtsorganisation das K. Ministe­rium der Justiz Erwägungen über das Beurlaubungssystem vnd dessen Zweckmäßigkeit für Einführung in unfern Strafanstalten an­stellen möge. Die Motion findet in der Kammer allseilige Unter­stützung, und cs wird beschlossen, dieselbe zu weiterer Berichterstat­tung an die Justizgesetzgebungskommission zu verweisen, Es folgen hierauf noch einige Berichte über Petitionen von theils weniger allgemeinem Interesse, theils untergeordneter Bedeutung.

Stuttgart, 14. Dez. Das hiesige Schleswig-Holstein-Ko- mite hat vorigen Samstag beschlossen, die Summe von 10,000 fl als erste Sendung an die Staatskasse des rechtmäßigen Herzogs nach Gotha abzusenden. Gestern früh wurde die Exerzier- mannschast des Turnvereins und die demselben beigetcetenen jungen Männer aus andern Kreisen in Kompagnien eingelheilt. Im Gan­zen sind es bi- jetzt 360 Mann: die erste Kompagnie besteht aus denjenigen, welche sogleich zum Ausmarsch bereit sind (118); diese l exerzieren 6 Stunden per Woche. Die zweite Kon pagnie besieht ! aus lauter Turnern und die dritte aus Mitgliedern des Arbeiter- ! bildungsvereins und des nunmehr wieder aufgelösten Jünglings- I Vereins, diese beiden Kompagnien haben zwei Exerzicrstunden wö­chentlich. Der Unterricht beginnt noch in dieser Woche.

Stuttgart, 17. Dez. DerSt.-A." sagt: die Kündigung des Zollvereins von Seiten Preußens werde erfolgen,um den schweben­den Verhandlungen volle Freiheit zu wahren." Diese Verhandlungen, heißt es in dem genannten Blatt, geben Zeugniß. daß alle Kontra­henten von dem Willen beseelt seien, die Verbindung fortzusetzen.

Tie badischen Kammern bewilligten einstimmig die zur Mobilmachung gestellte Kreditforderung »on 2,300,000 fl.

Frankfurt, 14. Dez. Die Bundesversammlung hielt heute eine Sitznng, in welcher die Instruktionen der Civilkommiffäre für Holstein festgesetzt und eine Matrikularumlage von 17 Millionen aus Veranlassung der Exekution beschlossen wurde.

Frankfurt a. M., 14. Dez. In diesen Tagen ist bei den zum Kongreß eingeladenen Höfen eine französische Depesche einge­laufen, welche die Einladung zu Ministerkonferenzen enthält be­züglich aller schwebenden Fragen, insbesondere der deutsch-däni­schen; England ist bis jetzt von der Einladung ausgeschlossen.

München, 15. Dez. König Max ist um 3 Uhr Nachmit­

tags hier eingetroffen und vom Jubel der Volksmassen unter dem Rufe:Rettung für Schleswig-Holstein!" in herzlichster Weise em­pfangen worden. (Fr A.)

Berlin, 14. Dez. Die beiden liberalen Fraktionen des Ab­geordnetenhauses haben beschlossen, an den König zur Motivirung der Ablehnung des vorgelegten Entwurfs eines Änleihcgefetzes und behufs positiver Formulirung der schleswig-holsteinischen Politik eine Adresse zu richten. 15 Dez. Der Adreß-Entwurf liegt bereits gedruckt vor. Es. wird darin zunächst die Nichtigkeit des Londoner Protokolls dargelegt, und dann gesagt, daß das preußische Heer in den Herzogthümern seine Waffenehre eingesetzt Da» Abgeord­netenhaus wende sich an den König, um die schwere Schuld von sich abzuwenden, daß es nicht alles versucht habe, um eine Politik zu ändern, welche das Land auf lange Zeit zu schädigen droht. Denn nach dem Systeme des Ministeriums sei zu befürchten, daß in seinen Händen die begehrten Mittel nicht im Interesse der Her- zogthümer und Deutschlands, nicht zum Nutzen der Krone und des Landes verwendet werden würden. Das Recht der Herzogthümer und das Erbrecht der Augustenburger falle zusammen. Schließlich wird der König gebet n, vom Londoner Vertrag zurückzutreten, den Erbprinzen von Augustenburg als Herzog von Schleswig-Holstein anzuerrennen, und dahin zu wirken, daß der Bund ihm in Besitz­ergreifung und Befreiung seiner Erblande wirksamen Beistand leiste.

Berlin, 12. Dez. Hier eingetroffene Nachrichten ans Wien melden, daß die Bundescommissäre das Erscheinen Herzog Fried­richs in Holstein nicht dulden würden.

Hamburg, 12. Dez. Diplomatische Berichte aus Berlin

und Wien konstatiren, daß Exekution geschehen soll, um Dänemark den Besitz der.Herzogthümer zu erhalten. Dänemark hat dcßhalb nunmehr beschlossen, sich der Exekution nicht mit den Waffen zu, widersetzen. (Fr. A.)

Dänemark. Kopenhagen, 16. Dez. Eine Proklamation des Königs vom 15. ruft die Beurlaubten zur Fahne nach Holstein für Wohl, Ehre und Sk verheil der Monarchie

Niederlande. Das SchiffWilliamsburg" von 1200 Tonnen, Kapitän Crow, welches Anfangs Dezembers mit 400 deutschen Aus­wanderern von Hamburg nach Australien abgcgangen war, hat an der Küste voü Holland Schiffbruch gelitten. Von Len 400 Passagieren konnten nur 44 gerettet werden; die übrigen 356 sind ertrunken.

UesiZrt, gedrückt und »erlegt von A. Gctschlnger.

Gottesdienste Sonntag, 29 . Dez. Vorm. <Pr.): Hr. Del. Hebe I!e. Kindeilehre mit den TöUUern I.Hl. Nachm. (Misnonssinnde): Hr. Heisst Schm idt. Am Thomasfeiertac, (Pied.): Herr Helfer Schmi dt.