374

diese Wahl dem Antrag der Legitimatinnskommission gemäß trotz der eifrigen Vertheidigung des Ministers des Innern mit 77 ge­gen 6 Stimmen als ungillig erklärt.

Stuttgart, 25. Nov. Die Commission für innere Verwal­tung der Kammer der Abgeordneten stellt bezüglich des Gesetzes- entwurfes, bctr. die Rekrulenanshebung auf 4 Jahre und in dem bisherigen Stande von 4600 Mann den einstimmigen Antrag, den Entwurf unverändert anzunehmen.

In allen Städten und Städtchen Württembergs werden Adressen, theils an die Regierung, th.ils an die Ständckammer, theils an beide zugleich, beschlossen, welche sämmtlich auf Anerken­nung des Herzogs Friedrich von Schleswig-Holstein, sowie aus energisches und rasches Vorgehen in der Sache der Herzogthümer dringen. Die Orte und Beschlüsse anzuführen, ist bei dem be­schränkten Raum d. Bl nicht möglich; aber darauf hinzuweisen ist, nicht allein, daß die Bewegung in dieser deutschen Ehrensache äußerst lebhaft und allgemein, sondern insbesondere auch, daß in den Versammlungen neuerdmgs den Vorgängen in Baden nach geahmt wird, und man praktischer zu werden sucht, indem sich da und dort Comites bilden, welche ihr Augenmerk auf Heranziehung der Jugend zum Streite, auf deren Ausrüstung, sowie der dazu nöthigen Geldsammlunden re. richten. Möge das Volk, wenn die Regierungen zaubern sollten, was von unseren beiden deutschen Großmächten zu befürchten ist. seine Pflicht thun und die Ehre Deutschlands zu wahren suchen und nicht einen der treuesten Bru­derstämme für immer für unss verloren gehen assen! (Auch rn ganz Deutschland ist die Agitation ebenso lebhaft.)

In Karlsruhe hat eine Gesellschaft die für ein Weihnachts­

fest gesammelten 400 fl. sür Schleswig-Holstein bestimmt, mit der Bemerkung, daß keine Feste in Deutschland mehr gefeiert werden sollten, bis Schleswig Holstein sein gutes Recht zu Theil gewor­den sei. N. d. Bad L. Ztg. wurden in der Pforzheimer Ver­sammlung 8000 fl. (nicht 4000) sür Schleswig-Holstein zusam­mengebracht, darunter Posten von 1500 fl. und 1000 fl. 31 junge Leute haben sich als Freiwillige unterzeichnet. Nach einer neueren Nachricht derSüdd. Ztg." fand am 23. Nov. auf er­gangenen Aufruf eiues der Freiwilligen eine Versammlung junger Männer statt, welche begeistert sür Schleswig-Holsteins Recht ge­gen jeden inneren und äußeren Feind einzutretcn gelobten, und dürste die Liste schon aus 100 angemachsen sein, abgesehen von denen, welche nur aus die Organisation warten. (Fr. A.)

Frankfurt,« M. 24. Nov. Dem Vernehmen nach sollen die beiden deutschen Großstaatcn immer nock sür eine Ausführung der Exekution sein, wovon jedoch dkejcnigtn Staaten, die den Her­zog Friedrich anerkannt wünschen, nichts wissen wollen, da eine Exekutien gegen den jetzigen König von Dänemark dessen Aner­kennung involvircn werde. Die Erklärung des Hrn von Beust in der zweiten Kammer (s. Dresden) hat einen um so günstigeren Eindruck gemacht, als auch Sachsen das Londoner Protokoll an­erkannt hat. Bei dem Herzog von Augustenburg in Gotha sollen zahlreiche Anerbietungen von Offizieren, Anleihe-Offerten und dergleichen einlaufen. Man erwartet, daß in der nächsten Bundestagsätznug der Ausschuß eine Jnpfandnahme Holsteins be- beantragen wird.

Gotha, 21, Nov. Seit gestern weilte der badische Gesandte in Wien, Freih. v. Endelsh-im, in Gotha. Derselbe hatte bereits wiederholt Unterredungen mit dem Herzog von Schleswig-Holstein. Dem Vernehmen nach ist derselbe mii einer vertraulichen Mission deS Großherzogs von Baden an den gcnnnnten Fürsten betraut. Geh. Staatsrath Franke und Samwer, beide Mitglieder unsers Ministeriums, sind von Herzog Friedrich als Minister für Schles­wig-Holstein verpflichtet worden, nachdem unser Herzog sie ihrer Dienstpflichten entbunden hatte; auch Grvs Rantzau, preuß. Gesandter in Dresden, hat die Aufforderung erhalten, in schlswig'sche Dienste zu treten. 26. Nov. ErbprinzReuß uud Prinz Christian von Augu­stenburg find mit einerMisfion desHerzogs Friedrich von hier abgereist.

Darmstadk, 24. Nov. Die zweite Kammer ersucht einstim­mig die Regierung um Wahrung von Deutschlands Recht und Deutschlands Integrität durch Anerkennung Augustcnburgs; erklärt ihre Bereitwilligkeit, die Regierung mit Landesmitteln zur Durch­führung des Rechts zu unterstützen.

Dresden, 24. Nov. In der zweiten Kammer erklärte Hr.

v. Beust bei Beantwortung einer auf die schleswig-holsteinische Angelegenheit bezüglichen Interpellation: Der sächsische Bundes­tagsgesandte sei instruirt gewesen, gegen die^Zulassung eines neuen dänischen BundsstagHgesandten entsch. de r auszutreten; in Folge der Vorgänge in der Bundestagssitzung vom verflossenen Sams- stag habe der Gesandte gestern Weisung erhalten, beim Bunde den Antrag einzubringen: bis zum Austrag der Sache den dänischen Gesäurten zur Bundesversammlung nicht zuznlaffen; ferner zu be­antragen, doß das Bundesexekutibnskorps mit den nöthigen Ber- stärkuugnl die Herzogthümer Holstein und Lauenburg bis zu dem Zeitpunkt lxs.tze, wo der Bund beide Länder dem von ihm als rechtmäßig aneckanntn Regier» g Nachfolger übergeb u könne.

Berlin, 23. Nov. Im Abgeordnetenhaus ist der von 115 Mitgliedern Unterzeichnete Antrag eingcbracht: das Haus der Ab­geordneten erklärt: die Ehre und das Interesse Deutschlands ver­langen es, daß sämmtliche deutsche Staaten die Rechte der Her­zogthümer schützen, den Erbprinzen Friedrich von Sebleswig-Hol- stein-Sondcrburg-Augnstcnburg als Herzog von Schleswig Holstein anerkennen und ihn in d.r Geltendmachung seiner Rechte wirt­men Beistand leisten. 24. Nov. Die Präsidenten drs Nation- alvercins v. Bennigsen und Fries sind in Gotha gewesen. Von Herzog Friedrich empfangen, haben sic ihm die Theilnahme aller Parteien bezeugt. Ter Herzog dankte tn warmen Worten und erklärte seinen Entschluß, die gute Sache um jeden Preis durch- zusühren. 25 Nov. Ter Naitonalvereinsausschuß beschloß gestern eine Ansprache an das deutsche Volk Dieselbe mahnt die Fürsten an schwere Verantwortlichkeit, das Volk zum Selbst- Handeln, die Vaterländsfreunde zu Geldherbeischaffung, Bereithal­tung von Mannschaft, Waffen uud allen andern Mitteln; ver­spricht entsprechende Flottengelderverwendung, fordert ausdauernde Volksselbstbesteuerung, feste Organisation. Der Rationalserein hat dazu einen Hilssausschuß gebildet.Man hört, daß die Re- die Regierung umfassende militärische Vorkehrungen t.ifst. Allein die ministeriellen Abendblätter sprechen sich in Bezug auf das Lon­doner Protokoll und das Erbfolgerecht in sehr bedingter und ver- clausulirter Weise aus.

Wien, 25. Nov. DieWiener Abendpost" bringt einen Artikel über die schleswig-holsteinische Frage, in welchem bemerkt, wird: Oesterreich und Preußen könnten sich ohne vertragsbrüchig zu werden, über die Londoner Akte nicht hinwegsetzcn; dieser Ver­trag sei allseitig abgeschlossen, und seine Kündigung müßte nicht an Dänemark allein, sondern an sämmtliche Kontrahenten erfolgen.

Hamburg, 23. Nov , Abends Wie versichert wird, ver­weigern der Administrator der Grafschaft Rantzau, Kammerherr v. Moltke, das gesammte Altonaer Magistrats- und Justizcolleginm, die Altonaer Gymnasialprofcssoren, fast alle Altonaer Advocate» und das gesammte Personal der holsteinischen Regierung vom Bureau­chef abwärts ebenfalls den Huldigungseid.

Kiel, 22. Nov. Aendsburg, Kiel. Neumünster und Altona erhalten jetzt verhältnißmäßig starke, theilweise verstärkte Besatzun­gen. Auch der kleiue Flecken Pmeberg, wo der Oberpräfident von Altoua, Exminister Geheimerath v. Scheele als Landdrost r<fidirt, wird Mit dänischen Truppen belegt. Es scheint also mehr denn je die Absicht der Dänen zu sein, auch Holstein zu behaupten.

Ratzeburg, 21. Noo. Die heute ausgegebene Nr. 27 des

offiziellen Wochenblattes sür das Herzogthum Lauenburg enthält nachstehendes Ausschreiben an alle Obrigkeiten im Herzogthum Lauenburg:Es ist zur Kunde der Regierung gekommen, daß eine gedruckte Proklamrtion, <te cisio Schloß Dölzig, den 16. Nov. 1863. unterzeichnet Friedrich, Herzog von Schleswig Holstein, in das hiesige Land gesaudt worden ist, worin der Unterzeichner er­klärt, die Regierung der Herzogthümer Schleswig und Holstein anzutreten, und worin auch eine Ansprache an die Lauenburger enthalten ist. Wenn wir nun gleich zu der loyalen und beson­nenen Gesinnung der Lauenbueger das Vertraue» hegen, daß sie dieser Ansprache kein Gehör schenken werden, so haben Wir doch nicht unterlassen wollen, den sämmtlicheu Obrigkeiten des Her­zogthums Lauenburg hiemit die Anweisung zu ertheilen, etwaigen Temonstrativnen, welche durch diese Proklamatiun hervorgerufen werden könnten, mit Ernst und Nachdiuck zu begegnen. Ratze­burg, den 20. Nov. 1863. Königl. Regierung des Herzogthums Lauenburg, v. Kardorf. Romundt." _ (S chw. M.)

Ntdijiirt, ledruckt unv veUti« »SN A Vkl sch t <i-er.