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in die Berathung deS Tarifs einzutreten, um durch die Feststellung desselben eine Grundlage für die Erörterui^ dss Verhältnisses zu Oesterreich zu erhalten. Allerdings ist es höchst ungewiß, um nicht zu sagen unwahrscheinlich, daß eine Verständigung über den Tarif erfolgen werde. Für die schließliche Entscheidung darüber sind, wie man hört, die meisten Bevollmäebtigten angewiesen, sich Instruktio­nen von ihren resp. Regierungen einzuholen. Hannover hat den Antrag gestellt, die Zollvereinsfrage in Ministerkonferenzen zu erör- lern, ,und ist von Sachsen darin sehr lebhaft unterstützt worden. Dieser Vorschlag hat jedoch keinen Anklang gesunden.

Berlin, 10. Nov. In der heutigen Sitzung des Herren­hauses wurde mit geringer Majorität eine Antwortsadresse an den König beschlossen. Unter den dafür Stimmenden befand sieb der Justizminister. Der Minister des Innern überreichte sodann die Preßordonnanz vom 1. Juni d. I. und einen Ge sctzesentwurs, be­treffend Abänderung einiger Bestimmungen des Prcßgesctzcs. Da­bei bemerkte er: Die Oktroyirung sei erfolgt, weil ein Nothstand vorhanden gewesen; aber die Verordnung selbst sei nur aus einen vorübergehenden Zustand berechnet und nicht geeignet, als dauern­des Gesetz fortzuwirken. Bis zur Herstellung eines dauernden Zu­standes, meint die Regierung, werde die Verordnung ihre Gültig­keit behalten müssen.

Wien, 6. Nov. Das Abendblatt derPresse" hört, Fürst Metternich sei in Paris zu erklären ermächtigt, daß Oesterreich be­reit sei, auf dem Wege eines Congresses nach noch näher zu ver­einbarendem Modus zur Befestigung des Rechtszustandes von Europa mit geeigneter Rücksichtsnahme aus vollendete Thatsachen mitzuwirken.

Frankreich. Paris, 8. Nov. Außer den vom Kaiser direkt an die Souveräne Europa's gerichteten Einladungsschreiben werden die diplomatischen Agenten Frankreichs, wie dasMemorial-Diplo- matique" heute versichert, noch besondere Erläuterungen zu dem Congreß-Programme des Kaisers zugefertigt erhalten, damit sie auf Befragen gleiche Rede und Antwort stehen können, was Frank­reich eigentlich mit seinem Vorschläge bezweckt. Es werden also nicht bloß die Souveräne, sondern auch deren Kabinette über die angeregte Frage in gegenseitigen Verkehr treten.

England. London, 10. Nov. Gestern wurde der Königin das Schreiben Napoleons lll. mit der Einladung zum Kongreß ein­gehändigt. Heute findet deßhalb Ministerrath statt. (Fr. A.)

Amerika. New York, 27. Okt. Mangel an Lebensmitteln und Kriegsmaterial verhindern den General Grant, die Offensive zu ergreifen. In Alabama hat der Südpräsident Davis eine Rede gehalten, in welcher er daraus drang, daß Freiwillige die Lücken aussüllen, welche durch die Absendung der Verstärkungen an Bragg entstanden, damit sich in rer Armee das Vertrauen befe­stige; Rosenkranz, dessen Niederlage den Krieg beendigen würde, werde zu Staub zermalmt werden. 29. Okt. Man vermuthet, daß sich die Sccessionisten zwischen Burnside's Armee und Chattanooga einschieben wollen. Aus Charleston wird vom 24. berichtet, daß die Beschießung des Forts Sumter und Johnston von den Forts Wagner und Gregg aus wieder begonnen hat, und daß die Mo­nitors einen Angriff auf das Fort Moultrie machten. Präsident Lincoln hat den Gesandten Juarcz' offiziell empsangen. 31. Okt. General Gilmore fährt in der Beschießung Charlestons fort. Tie Unionistcn haben zwischen Chattanooga und dem Tennessee-Fluß eine Eisenbahnverbindung hergestellt. General Lee hat 30,000 Mann nach Abingdon in Virginia entsandt , die sich mit 15,000 unter Kones zu ihnen gestoßenen Mann zum Marsch gegen Burn­side's Vorhut anschicken Mexiko, 1. Okt. Es ist eine Ver­schwörung gegen die Franzosen entdeckt worden, und es sollen viele Personen in die Gefängnisse geworfen worden oder verbannt sein. Es wird versichert, der Präsident Juarez habe zwischen San Luis de Potosi und Queretaro 27,000 Mann Truppen stehen. Mar­schall Forey wird, nachdem er zuaor die Vereinigten Staaten besucht hat, am 28. November nach Frankreich zurückkehren.

Ein anderer Teil.

C.n Bll? ans dem Wlldererlebcn.

(Fortsetzung

Wer die Gemüthsart eines echten Forstmannes kennt, der wird ermessen, wie tief dem Volkh der Anblick des Baumes zu Herzen ging. Wie ein Kind, das ein Messer in der Brust und stotternd vor Schrecken und Schmerz vor Vater und Mutter steht, schien ihn

der junge, in voller untadeliger Schönheit aufgeschossene Baum mit starren flehenden Blicken anzusehen, und das leise Rauschen des Wipfels schien zu stammeln:Weh, was Hab' ich den bösen Menschen gelhan?"

Volkh erblaßte und nahm das Gewehr von der Schulter; der gemordete Baum rüttelte ihm den höchsten Ingrimm und Schmerz empor. Lange nicht so empfindlich hätte ihn der Anblick eines von Wildererhand erlegten Hochwilds berührt; wächst doch dieses ra­scher auf und findet leichter seinen Ersatz Welche Reihe von Jah­ren bedarf dagegen ein Baum, welche mütterliche Sorgfalt der Natur, um den angelegten Riesen sachte aufzunähren, nach Dicke und Länge malig auszubilden, ihn mit der majestätischen Krone zu schmücken, dieser Hellen Harfe der Winde, dieser grünen Pallast­halle und Wohnung der Vögel! Wenn endlich der Riese dasteht, gesund, ausgewachsen, vollkommen im schönsten Manncsalter und der Forstmann kommt selbsff mit der Axk, um der gemeinsamen Schöpfung der Erde und der Lust durch eine leichte Bletzung an­zuzeigen, daß ihr Erdenwerk gethan sei dann ist selbst der Tod des Baumes ein erhabener Anblick mit Tennerkrachen stürzt er zu Boden und was er früher als schöne Erscheinung war, das ist er jetzt als nützlicher Theil der Schöpfung. Die Ueberreste, die sein Leichnam liiert, stützen uns gegen die Kälte des Winters, helfen unsere Kost bereiten, verschränken sich als mächtige Arme, um unsere Dächer zu tragen, sie wölben sich zu wandelnden Woh­nungen aus Straßen und Wogen, schlagen dem Verkehre Brücken und dienen bescheidenen Sinnes selbst als Spielzeug unfern Kin­dern und Enkeln. Diese langsam gedeihende, herrliche und nütz­liche Pflanze nun im Alter der Kindheil schon mit boshafter, frev­ler, verbrecherischer Hand dem Siechthum oder Tode zu weihen-

Hätte Volkh im ersten Augenblicke den Frevler aus der Fluch» noch ersehen wer weiß, zu welchem überheftigen Schritte ihn sein Ingrimm hingerissen halte.

Er trat jetzt langsam an den Baum heran, zog ihm die tät­liche Axt aus der Wunde und spähte dann furchtbaren Blicks nach der Spur des fliehenden Frevlers.

Wohin konnte dieser geflüchtet sein?

Sicherlich nicht links hin, wo der Weg ins Freie führte und der Fliehende sich der Entdeckung leichtfertig ausgesetzt hätte. Rechts­hin aber führte der Weg an een Fuß des Grauhorn, und Gebüsch und Klüfte schützten der. Frevler dort jedenfalls besser vor Entdeckung.

Darum schlug auch Volkh die letztere Richtung ein. Er nahm die Axt mit und verbarg sie eine Strecke weiter in einem Felsen­spalt, den er mit Buchenlanb bedeckte.

Das ist ein dummer Holzdieb, Vater, der am Hellen Tage die Bäume anbletzt; glaubt er, daß wir ihm das Holz nur so lassen werden?" sagte Uli.

Dem war es um den Baum und das Holz nicht zu thun", sagte Volkh sehr ernst und wie von einem Messerstich getroffen, hielt er plötzlich wieder an und setzte nach einer Pause hinzu: Siehst Du nicht dort das nämliche Verbrechen?"

Er zeigte nach drei jungen, ebenfalls tadellos ausgewachsenen Tan­nen, welche aus einer Wurzel entsprossen, ihre Schäfte gleichenUmfangs hoch in die Lüfte streckten. Auch Liese dreieinige Brudergruppe war durch empörende Hiebe bis ins Lebensmark mit der Axt getroffen.

Uli stieß einen Schrei des Schmerzes aus und Volkh blieb einen Augenblick wie angewurzelt stehen. Unwillkürlich starrten seine wilden Blicke nach dichtausstrebendem Unterholze am Fuß des Grauhorn hin, wo er nicht bloß den Frevler an den Bäumen ver- muthete sondern auch

Doch horch! Was bedeutete dieß Geräusch dort in den Büschen ?

Volkh wollte eben seinem Uli sagen, daß er, hinter einen Baum postirt, ihn hier erwarten und im Nothfalle muthig seinen Mann stellen solle, als sich zwischen den Gebüschen des Grauhorns eine fliehende Gestalt sehen ließ, die offenbar im Dickicht ihre Flucht gehemmt und gehindert sah und deßhalb mit ängstlichen Geberden bald rechts, bald links zu entkommen suchte.

Wie der Blitz war Volkh jetzt alles Bedenkens bar, und voll der wüthenden Begierde, den Frevler an den Bäumen zu ergrei­fen und mit sortzusühren, sprang er der Richtung nach, die jetzt der Fliehende genommen; alsbald war er auch im rauschenden Ge­büsch verschwunden . . . (Forts, folgt.)

Nedigirt, gebrückt und verlegt von A. Letscht Lg er

Gottesdienste» So Nlitag, 15. Nov. Poro.(Pr.:> Hr. Dek. Hebe rte.

Kknderlehre ^nit den Tocht. 1. Klaffe. Nachm Pr. Hr. Helfer Schm ltt!-

Mit einer Beilage.