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einen Versuch, über Chantilly (an der Leesburg-Alexandria-Bahn) Meade in den Nucken zu kommen, aber erfolglos, da Meade sich nach Fairfax-Courthouse (also gegen Alexandria hin) zurückzog. —
Aus Chattanooga wird berichtet: Der Rebellengeneral Bragg erzwang Burnside's Rückzug bis jenseits Athen (nordöstlich von Chattanooga), wodurch dessen Verbindung mit dem General Rosenkranz angeschnitten ist. — Aus Charleston hat man Berichte bis zum 9.
Die Rebellen machten einen vergeblichen Versuch, das Panzerschiff Jronsides in die Lust zu sprengen. Der Richmond Whig empfiehlt die Ausweisung der britischen Konsuln, weil sie bloß bei Präsident L incoln beglaubigt seien. __ ^
Vermischtes.
Herr v. Bismarck Schönhausen hat nach der „Nordd. Allg." von einem Revolutionskomite sein Todesurtheil erhalten. Unter dem Postzeichen Barcelona, 17. Oktober, ist ihm nämlich folgendes (französisch abgesaßtes) Aktenstück, links mit einem Todtenkopfe, rechts mit einem Schwarzstempel undeutlichen Inhalts, zugegangen :
Sr. Excellenz dem Minister-Präsidenten Herrn von Bismarck Sckwnhausen. Berlin.
Tas Unterzeichnete Comite der revolutionären Propaganda hat Sie vor ihr Tribunal gezogen. ES hat Sie einstimmig zum Tode verurtheilt und die Ausführung dieses Urtheils »nf .die ersten Wochen des nächsten Monats festgesetzt. Es ist unnütz, Ihr Schicksal vermeiden zu wollen; die Rächerhand desselben wird Sie zu erreichen wissen, wenn Sie sich auch am heiligsten Orte befänden.
Im Ucbrigen hält es das Comite nicht für nothwendig, Ihnen die Motive uüttheilen zu müssen, welche es zu diesem Schritte gezwungen haben; sie finden sich in Ihrem Gewissen.!
Ter Chef des Comite's.
, K. V. (Kort aux truitros?)
. 'Der Sekretär, Krosinski. Morelli. e r- -
Zur Zeit des Tyroler Landesfestes flatterten an einem Hause in Innsbruck drei einzelne unzusammenhängende Tuchstreifen — der eine schwarz, der andere roth, der dritte gelb — im Winde. Ueber die Bedeutung dieser ausfallenden Verzierung befragt, erwiederte der betreffende Hausherr: „Sobald Deutschland einig ist, werde ich ^ die drei getrennten St reifen allsogleich zusa mmennähen lassen ^
Unterhaltendes Ein anderer Tell.
Ein Bild dus rem WildereUcbcii.
Von Joseph V«nk.
(Aus rer Oester'. gtg,")
Tie Belstnnde war vorüber, aus der Kapelle unter den vier Linden kamen noch einzelne Andächtige, während andere bereits in Gruppen herumslanden und die meisten sich nach allen Richtungen des Dorfes zerstreuten.
„Amrei, komm," sagte jetzt eine junge'Mbsche Frau mit einem Kinde auf dem Arm, „die Kapelle wird geschlossen, wir wollen heim."
Ter Mutter folgte alsbald ein Mädchen von fünf Jahrest und beide gingen einem abgesondert stehenden Hause zu, Welches im Schweizer Style erbaut und, an einem der rings aussteigenden Bergabhänge lehnend, durch ein riesiges Hirschgeweih sich als Jägerbaus darstellte; aber säen nach wenigen Schritten blieb die Mut ter wieder stehen und sagte horchend:
„Hast Tu nichts gehört, Amrei?"
„Wo?"
„Vom Grauhorn her!"
„Wie ein Schuß war's, Mutter."
„Mir war's auch so."
Und bei diesen Worten hob sich der Blick der jrlngen Frau und sie forschte, weiter gehend, nach der Abendseite des Jägerhauses hin.
Ein rüstiger Mann in Tyroler Joppe und Spitzhut zimmerte dort an einer morschen Stelle der Wand, in die ein frischer Balken bereits eingesügt war und ein zweiter so eben zu gleichem Zweck die rechte Form erhielt.
„Ta, Uli, rüstig d'ran," sagte der Forstwart, denn das war der Mann, zu einem zwölfjährigen Knaben, der ihm hilfreich zur Seite stand, „drei Zoll da weg, die Planke ist zu lang."
Und mit kräftigem Arm führte ter Klein« die Säge durch das Holz, während der Vater mit wuchtigen Schlägen noch einige
Vrdigirt, gttrucki und verte-l o«n A. Velschtäs".
Holznägel tiefer in den eingefugten Balken trieb.
„Er.ist bei der Arbeit und hat nichts gehört," dachte jetzt die Frau des Forstwarts beruhigt, setzte ihren Weg etwas rascher fort, küßte ihr Kleines auf dem Arm und trat in das Jägerhaus, ohne den Mann in seiner Arbeit zu stören.
Aber sie war es nicht allein, dw das ferne Schießen und das rüstige Scbaffen des Forstwarts mit Aufmerksamkeit, ja Spannung beachtete: an einer der vier Linden dort lehnte seit einer guten Weile ein wilder Gesell, der scheinbar einer Gruppe Männer zuhörte, die neben ihm stand, aber von Zeit zu Zeit einen finsteren Blick der Stelle des Jägerhauses zuwars, wo der Forstwart mit dem Knaben bei der Arbeit war. Er rückte jetzt den Spitzhut mit Spielbahnfeder gegen ein Ohr und brummte unwirsch:
„Das ist zu weit, damit lockt Ihr ihn nicht weg, Ihr dummen Teufel!"
Aber schon im nääsivr Augenblick sah er etwas zufriedener d'rein, da ein Schuß vom Grarchorn her etwas stärker zu hören war.
„Besser, immer besser!" fuhr er jetzt mit grimmigem Behagen fort, als noch einige Schüsse hörbar wurden; ja sein Vergnügen nahm einen grellen Ausdruck an, da der junge Fvrstwart endlich mit der Arbeit inne hielt, sich empor richrete, dem Knaben zum Zeichen, deß er ruhen solle, die Hand auf den Arm legte ruck> regungslos horchte.
„Es hat verfangen," murmelte der Geselle, von diesem Anblick ganz befriedigt, und da die Männer unter den Linden eben nach dem Dorfe gingen, schloß er sich denselben an, als wäre nichts geschehen. . .
Das Schießen vom Grauhorn her schien indessen keine sonderliche Wirkung auf den Forstwart zu macken. Ruhig zog er seine Hand vom Arm des Knaben zurück und setzte seine Arbeit fort, als hätte er nichts vernommen; und als der Knabe, wohlerrathend, was den Vater aufhorchen gemacht, sagte: „Wenn es Wilderer firrib, nehm' mich mit, Vater", erwiederte er nur kurz:
„Recht, Uli, lern' Gefahr und Feinde kennen."
Es fielen nun noch einige Schüsse, näher und hörbarer als zuvor, aber Votth, der Forstwart, ließ sich in- seiner Arbeit nicht mehr stören, bis der ztpeite Balken gleichfalls in der Rippe deS auses saß und die Stimme seines Weibes durch ein Fenster setzte: „Kommt, das Essen ist bereit!"
Die Werkzeuge in den Händen, ging jetzt Mlkh mit sesnem Knaben in das Haus und erschien dann wieder unter dem Vordach eines Ganges, wo ein Tisch mit einem Nachmittagsimbiß bereit stand. Volkh und der Knabe nahmen alsbald Platz, die Mutter mit dem Kinde gesellte sich nachher dazu ...
Die Sonne stand noch ziemlich hoch am Himmel, das Firmament war wolkenlos und ein sachtes Vorspiel von Abendkühle machte die Ruhe im Freien angenehm.
„Da ist ja der Zündler heute wieder in der Betstunde gewesen," sagte der Forstwart wie für sich und strich dem Kinde das blonde Lockenhaar aus der Stirne. „Er treidt's nach Art der Zugvögel und Landstreicher. Nur kein Heim und keine Rast. Die Finger, die ihn fassen werden, seh' ich lange ausgestreckt."
Nach diesen Worten sprach Volkh seinem Essen etwas rascher zu und Elsbeth gewahrte,, daß ein ernster Schatten sich auf seiner Stirne lagere.
pWie kann's nur Menschen geben," sagte Uli, „die keinen Tag wissen, wo essen, wo ein Obdach finden! Da hat der Mensch nicht viel vor'm Thier voraus!"
„Und ist auch nicht viel mehr als Bär und Wolf. Gesetz und Nächstenpflicht muß sie zuletzt an Ketten legen oder ganz erlege,,," bemerkte Volkh und machte Miene, vom Tische aichustehcn.
„Was ruhst Du nicht?" fragte jetzt sein Weib nicht ohne Sorge. „Du hast ja kaum gegessen, Tein Trunk steht noch unberührt."
Sie hatte nicht ohne Absicht das Bicrkrüglein etwas höher Men assen um ihn sür heute daheim zu halten.
Ich will noch durch den Unterhaag, ich habe Spur von H'sh- unfug — nun wenn Tu mitwillst. Uli, komm," sagte Volkh nick trat, ohne eine Bemerkung Elsbeth's abzuwarten, in das Haus.
„Ja freilich will ich," sagte Uli munter mid sprang dem Vater nach.
Um so betroffener blieb die Mutter an dem Tikche sitzen und rückte NTr schweigend ihr Kind an's^ Herz._(FoHs. solgt.>