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Rindviehs in dortiger Gegend lebend bleiben. Tie italienische Regierung hat die strengsten Maßregeln getrosten, um der Ueber- tragung dieser höchst ansteckenden Krankheit in die Sümpse von Toscana vorzubeugen. Aller Handel mit Vieh mit d-r römischen Provinz ist untersagt.
Belgien. Brüssel, 22 Ang. König Leopold erklärte dem Erzherzog Maximilian, er wolle in der mexikanischen Frage neutral bleiben. Das Projekt eines Familicnrathes ist ausgegeben.
Frankreich Paris, 22. Ang. Der „Courrier du Dimanche" glaubt aus das Bestimmteste versichern zu können, daß die Noten der drei Mächte einen folgendermaßen gefaßten identischen Schluß Naben: Nunmehr hat die (betreffende) Regierung die gebieterische Pflicht zu erfüllen, die ernstlichste Aufmerksamkeit des Fürsten Gort- schakoff auf Len Ernst der Lage und auf die Verantwortlichkeit, welche dieselbe Rußland auferlegt, zu lenken. Oesterreich, Frankreich und England haben angedeutet, wie dringend es sei, dem bedauerlichen und für Europa gefahrvollen Stand der Dinge ein Ende zu machen; sie haben die Mittel bezeichnet, welche ihrer Ansicht nach angewendet werden müssen, um diesen Zweck zu erreichen. Wenn Rußland nicht Alles, was in seinen Kräften steht, ausbietet, um die gemäßigten und versöhnlichen Absichten der drei Mächte zu verwirklichen, wenn es nicht den durch deren freundschaftliche Rathschläge bezeichnten Weg betritt, so wird es verantwortlich für die schweren Folgen, welche die Fortdauer der Unruhen in Polen hcr- beiführen kann. — Was Mexiko anbelangt, so behauptet man in den offiziellen Kreisen bestimmter als je, daß der Erzherzog Maximilian fest entschlossen sei, die ihm angebotene Krone anzunehmen. Doch fügt man klüglich hinzu, daß noch manche Schwierigk"iten beseitigt werden müßten. (Scbw. M.)
Amerika. Der Erlaß des Finanzministers der Südstaaten, welcher die aufgestapelten Baumwoüvorräihe beim Annahen des Feindes zu vernichten befiehlt, beweist sich schon in Wirksamkeit. Ein im St. Louis-Republican veröffentlichter Brief aus dem Norden Mississippis, datirt vom 27. v. M., enthält die Mittheilung, daß die Rebellen an allen sich rorsindenden Baumwollenballen die Fackel anlegen, und daß die ganze Gegend südlich vom Tallahatchie ein großer Baumwollenbrand ist. Diese Nachrichten werden eben Nickt dazu dienen, jenen auf die innere Kraft des Südens vertrauenden Spekulanten, welche an der Anleihe der Südstaaten beihei- ligt sind, neuen Muth einzuflößen. — Die Florida, ein Rebellen- Kreuzer, richtet fortwährend große Verheerungen unter »monistischen Schiffen an. — New York, 12. Aug. Der New-Dork-Herald versichert, Präsident Lincoln werde von Frankreich die Verzichtleistung auf das Projekt der Errichtung der Monarchie in Mexiko fordern. Dasselbe Blatt erwähnt das Gerücht, daß der Gesandte in Lck. Petersburg, Cassius Clay, einen Vertrag mit Rußland abgeschlossen habe, der stipulire, daß im Fall eines Kriegs der Westmächte gegen Rußland die Vereinigten Staaten ihrerseits den erstcren den Krieg erklären würden. (?) — General Meade, der Oberbefehlshaber der Potomacarmee, hat schon zwei Mal seine Entlassung verlangt und besteht aus derselben. Man versichert, Grant würde sein Nachfolger werden. (Schw. M )
Unterhaltendes.
Ein schwer geprüftes Mutlerherz.
(Fortsetzung.) .
Wahrscheinlich suchte der Graf in der freien Natur Beruhigung; denn er ging über die Festungswerke bis zu den Wiesen. Auch schien die Luft seinen Schmerz zu mildern, seinen Zorn zu besänftigen; denn er kehrte bald darauf zurück und schien sich nach seinem Hause zu wenden, wo ihn doch soeben so harte Schläge getroffen hatten. Aber statt dessen ging er an stiner Wohnung vorüber und klopfte am Waisenhause. Seine Absicht war schwer zu errathen; denn der Graf hatte ein zu edles Herz, als daß er seinen Zorn auf die unschuldige Clara hätte entladen wollen. Vielleicht trieb ihn blinde Eifersucht an, wenigstens die Ursache seines bitter« Looses kennen zu lernen, oder er gehorchte feiner Zweifelsucht und wollte sich vergewissern, daß die Worte der Duenna keinen schnöden Betrug verbargen.
Als die Pförtnerin öffnete, verlangte er in gebieterischem Tone di« Vorsteherin zu sprechen. Die Pförtnerin führte ihn in das
Sprechzimmer und lief eiligst in das Hintergebäude, wo die Mutter eben die Arbeit an die Mävcken vertheilte. Sie verließ diese Beschäftigung und kam in das Sprechzimmer, ohne zu vermuthen, wer da auf sie warte. Als sie den Grafen erkannte, erschrack sie und erblaßte.
„Mein Besuch," Hub der Graf höhnisch an, „scheint Euch zu überraschen und zittern zu machen. Holt mir das Mädchen, das man die hölzerne Clara heißt; ich will es sehen."
Die Mutter zitterte nun erst recht und murmelte Etwas vor sich hin.
„Wie so?" fuhr der Graf fort, „müssen die Aufseher des Hauses sich mit der Sache bemühen? Gehört dazu ein ausdrücklicher Befehl von ihnen?"
„Ach nein, nicht doch!" schluchzte die Mutter eingeschüchtert.
„So erfüllt schnell meinen Wunsch."
„Nun ja doch, Herr Graf," stammelte die Waisenmulter; „aber ich glaube, die Kleine ist ausgegangen, ich will jedoch nach ihr sehen."
„Ihr wollt mich betrügen, Frau," rief der Gras grollend; „allein Ihr könntet es bereuen!"
Die Mutter verließ seufzend das Zimmer und ging ins Hintergebäude, aus welchem sie sehr bald mit der hölzernen Clara an der Hand zurückkam. Unterwegs sagte sie: „Clara, es ist der Graf Almata, der Mann Deiner Beschützerin. Er scheint aufgebracht zu sein; doch mußt Du ihm recht freundlich begegnen, verstehst Du?"
„Ja, Frau Mutter, so hat es meine Beschützerin mir auch empfohlen; aber sie sagte ja, ihr Mann sei so gut?"
Die Mutter hatte keine Zeit, auf diese Bemerkung zu antworten, denn sie war schon an der Schwelle des Sprechzimmers. Sie stellte dem Grafen die hölzerne Clara vor und blieb an der Thüre stehen, mit dem festen Entschluß, trotz Bitten und Gewalt, de» Grasen mit dem Kinde nicht allein zu lassen, da sie bange war, er möchte der Kleinen ein Leid anthun.
Die hölzerne Clara stellte sich stumm vor den Grafen Almata und blickte ihm mit ihrem gewohnten freundlichen Lächeln in die Augen. Der Sennor sah zuerst ganz erzürnt daS Kind an, allein der erste Anblick seines Engelköpschens entwaffnete seinen Groll, und sein Herz und sein Gesicht waren wie umgewandelt. Gerührt und erstaunt bemerkte er die beiden himmelblauen Perlen, die ein so liebevolles Herz verriethen, re» lieben, kleinen Mund, um den ein so bezauberndes Lächeln spielte! Sogar er, der beleidigte und aufgebrachte Ehemann, gab der Macht dieses kindlichen Blickes nach!
Allein es war nicht die Schönheit Clara's allein, die hier ein Wunderwerk übte; ein anderer Umstand rührte ihn bis zu Thräneu. Das Mädchen glich ihrem Vater; aus diesen reinen, unsckuldigcn Zügen flehte der verstorbene Lancelot um Mitlciden für fein Kind, um Gnade für seine Braut I Der Graf sah wieder seinen besten Freund vor sich stehen, er hörte seine Stimme flehend an sein Ohe schlagen, und es war ihm nicht mehr möglich, seine Augen abzuwen- den von den Gesichtszügen, die ihm wie ein offenes Bnch die glücklichsten Stunden seines Lebens ins Gedächiinß znrückriefen.
Da er dem Gefühle, das sein Herz schwellte? nickt mehr widerstehen konnte, lud er die Mutter durch ein Zeichen ein, sich zu entfernen. Die aufmerksame Frau hatte bereits wahrgenommen, Laß die Gefahr vorüber war, und sich innig darüber gefreut, daß der Graf sich durch Clara's Zauber hatte gewinnen lassen. Darum verließ sie das Zimmer mit einer ehrerbietigen Verbeugung.
Sobald der Graf sich mit dem Kinde allein befand, ließ er seinen Empfindungen freien Lauf; mit der rechten Hand fuhr er über die Augen, mit der andern faßte er Clara und weinte im Stillen reichliche Thräneu, die seine Brust von all' dem Schmerz zu befreien schienen, der sich darin angehäuft hatte. Das Mädchen streichelte indeß seine Hand in der Absicht, den leidenden Mann zu trösten .
Der Sturm im Herzen des Grasen legte sich bald, er betrachtete das Kind von Neuem, allein jetzt war sein Gesicht von der Freude verklärt und er schien ein süßes Lächeln auf Clara's Lippen rufen zu wollen.
„Ei, liebes Kind," fragte er in leidlich gutem Niederdeutsch, „kennst Du mich denn, daß Du mich so freundlich anblickst?"
„Seid Ihr denn nicht der Graf de Almata?" antwortete das Mädchen, „meine Beschützerin hat Euch lieb und erzählte mir, wie gut Ihr seid. Da muß ich Euch ja auch lieb haben, Herr Graf!"
_ , _ _(Fortsetzung folgt.)
Vrdigirt, gedruckt und verlegt von A. Gelschläger.