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York-Times sieht aus der Proklamation eines mexikanischen Kaiser- thums eine enge Verbindung zwischen Napoleon und dem Süden als nothwendige Folge hervorgehen; der Herold drobt mit Krieg; kie vereinigten Staaten würden nach Niederwersung der Rebellion i n Mexiko einschreiten und die Republik wieder Herstellen.
Vermischtes.
Am 9. Aug. war in Paris die stärkste Hitze, deren man fick daselbst erinnert. Das Thermometer zeigte im Schatten 39 Grad (Centigrade), beinahe die höchste Temperatur, die in einem Zeiträume von 158 Jahren, seit 1705, beobachtet worden ist. Weiter hinauf reichen die metereologischen Beobachtungen nicht. Am 26. August 1765 war die Temperatur höher, 40 Grad; ebenso am 14. August 1774, 39,4 Grad. In diesem Jahrhundert war die Hitze noch nicht höher als 36,7 Grad (am 3l. Juli 1803) gewesen.
Auf den deutschen Eisenbahnen sind im vorigen Jahre 60,500,560 Reisende gefahren und von diesen in Folge von Eisenbahnunfällen 13 verwundet und 5 getödtet worden. Von den 13 Ver- wundeten sind 6 und von den Getödteten 4 an ihrem Unglück schuld.
Ein
Unterhaltendes schwer geprüftes Mutterherz.
«Fortsetzung.)
„Lancelot van Bisthoven liebte unsere Sennorita Catalina," fuhr die Duenna fort, „Ihr selbst freutet Euch über seine Liebe und versäumtet bei keiner Gelegenheit, Lancelot's tapsern und tilgend- hastenzSinn in meiner Herrin Gegenwart zu rühmen. Und doch wäret auch Ihr, Sennor, sür Catalinas Schönheit nicht unempfindlich; aber Ihr triebt die Großmuth und Güte so weit, daß Ihr die aufkeimende Liebe im eigenen Herzen ersticktet, um das Glück Eures Busenfreundes zu befördern. Das Lob, welches Ihr Lancelot unaushörlick spendetet, die Gelegenheiten, die Euer erfinderischer Geist ersann, um seinen Wünschen behilflich zu sein, entzündeten endlich in meinem Fräulein die Flamme einer keuschen Liebe sür Euren Freund. Es war ein heiterer Tag — auch sür Euch, Herr Gras — als im Tempel des Herrn die Verlobung meines Fräuleins mit Lancelot van Bisthoven gefeiert wurde. Dieß gegenseitige Gelübde, in Gegenwart der Eltern und Verwandten geleistet, schien einem Jeden unverbrüchlich und gegen jeden Unfall geschützt, Einige Tage später sollte das heilige Band der Ehe meine Herrin mit Eurem Freunde vereinigen."
„Schweigt, ich bitte Euch!" rief der Graf schmerzlich, „warum erinnert Ihr mich an diese trüben Zeiten? Leide ich noch nicht genug?"'
Tie Duenna aber, ohne auf den Schmerz des Grasen zu achten, fuhr fort: „Der unerbittliche Tod zerriß dieses Band, ehe der Segen des Priesters es noch geschloffen hatte. Der alte Herr von Ghyseghem mußte nach Gent reisen, um den dortigen Friedensunterhandlungen beizuwohnen. Ich blieb allein mit Fräulein Catalina im Hause, das wir seit einiger Zeit in der Hochstraße bewohnten. Ihr wißt auch, Herr Gras, daß mich damals Plötzlich eine schwere Krankheit befiel und ich bewußtlos im hitzigen Fieber das Bett hütete. — Da fielen die Spanier an einem Tage, den Antwerpen mit Blut und Thränen in seine Jahrbücher eingetragen, aus dem Schlösse in die Stadt, das Schwert in der einen Hand und die blutige Fackel in der andern. Mord und Brand folgten ihren Schritten durch unsere Straßen. Die Antwerpner Bürgerschaft griff zu den Waffen und bot einen verzweifelten Kampf. Wer immer Spanier und ihnen in die Hände fiel, wurde niedergemetzelt. Ick höre noch das rasende Geheul der Menge, die unser Haus bestürmte, um Euch zu tödtcn, ich sehe Lancelot noch vor mir, wie er, blutbespritzt mit dem Degen in der Hand, Euer Leben gegen den tobenden Hausen zu vertheidigen suchte. Als endlich die spanische Furie*) genug Blut vergossen und das Feuer Straßen
') Die spanischen Soldaten waren seit vielen Monaten nickt bezahlt worden vnd verlangten den rückständigen Sold unter Drohung von Aufstand und Plünderung Die Einwohner Antwerpen« hatten angefangeio, sich mit einem Erdwalle gegen eine Ueberraschung vom Schlosse zu verschanzen; aber Sancko de Avitia, der Befehlshaber der Garnison. ließ Heecesabtheilungeii von allen Seiten nach Annoerpen ziehen. Am ö. November 1587 fiele» die Svanier au« dem Schlosse in die Stadt ein: sie sengten und mordeten mit unendlicher Grausamkeit, steckten mehr als 500 Hauser, worunter da« Stadthaus, in Brand, .'und erschlugen über 5000 Antverp- ner. Auch an 200 Spanier verloren hierbei da« Leben. Dieser Ausfall heißt im Polte urch hcrtte die si anische Furjr. ^ _
verheert hatte, fand man die Leiche Lancelot's von fünf Degenstichen durchbohrt; Euer Bruder war mit Frau und Kind in den Flammen seines Hauses umgekommen. Verzeiht mir, Graf Almata, daß ich Eure Thränen wach rufe, aber ich bin dazu gezwungen. Lange nachher, als die Erinnerung an die seligen Tobten nur noch tief in den Herzen lebte, erwachte in Euch aus's Neue eine grenzenlose Liebe sür Fräulein Catalina. Ihr hieltet es sür Pflicht, die Verlobte Eures verstorbenen Freundes glücklich zu machen, und warbt um ihre Hand. Meine Herrin schätzte Niemanden auf Erden hoher als Euch, sie fand Niemanden großmüthiger und der Liebe würdiger als Euch, Herr Graf . . . und doch weigerte sie sich, durch eine Heirath ihr Loos an das Eurige zu binden; ja sie wies sogar Euren Antrag mit Angst von sich, als ob er ihr nur Unglück und Schande bringen könnte. Ihr erinnert Euch noch, Herr Graf, wie oft Ihr Euch vergebens angestrengt, um sie zu gewinnen, wie oft sie auf ihren Knieen und unter einer Fluth von Thränen Euch gebeten, von dieser Heirath abzustehen. Es wäre überflüssig, Euch dieß Alles zu erzählen. Endlich rieft Ihr, von heißer Liebe getrieben, die Gewalt ihres Vaters zu Hilfe, und was war dir Folge davon? Wie ein armes Opferlamm schlepptet Ihr die Sennorita zum Altar, um ihr dort mit moralischer Gewalt das Jawort zu entreißen. Rede ich die Wahrheit oder nicht?
„Es ist die Wahrheit; leider liebte ich Catalina mehr als mein Leben." *
„Das weiß ich, und fern sei es von mir,' die Absicht meines Herrn anzuklagen; aber kennet Ihr, Graf Almata, die Gründe, aus denen meine Herrin sich Euren Wünschen widersetzte, weil sie voraussah, daß Ihr sie nur unglücklich machen könntet und daß sie auch Euer Leben vergällen und vergiften würde? Kennt Ihr das Ge- heimniß, das Jahre lang wie ein Alp ans uns Allen lastet?"
Sie näherte ihren Mund des Grafen Ohr nnd sprach leise: „Das Band, das zwischen Lancelot und Catalina bestand, konnte keine Macht auf Erben lösen; der Tod selbst vermochte nicht, es zu thun: denn es lebte ein Kind Lancelot's, Herr Graf, das unschuldige Pfand der ewigen Treue zwischen dem verstorbenen Bräutigam und der schwergeprüften Frau !"
Der Graf erbleichte und sah die Duenna so starren eisigen Blickes an, daß sie voll Angst die Augen niederschlug. Des Grasen schweres Athmen bewies, wie tief ihn diese Eeöffnung erschütterte; folternde Gedanken von Schande nnd Entehrung jagten ihm durch den Kopf; allein er suchte seinen Schmerz zu bemeistern und blieb stumm.
(Fortsetzung folgt.)
Zavelstein bei Teinach.
(Eingesandt. Verspätet.)
Dvrt oben auf de« Sckwarzwald« Kamm Beim Zavelsteiner Sckloß,
Da ruht ein friedlich stille« Lamm In dunkeln Walde« Schvoß.
E n wackrer Hirte wartet sein Bei Sonnenschein unv Regen,
Er macht' es lassen nicht allein.
Gern auch nvch Andre pflegen.
E« tönet fernhin die Schalmei,
Sie ladet weitere Gäste,
O kommt van Außen schnell herbei,
Ihr findet der Waive beste.
Wirth, Wein und Küche sich empfehlen, Balsam'sche Luft, so leicht wie Schaum. Es Püegt auch sonst an Nicht« zu.fehlen, Die Wohnung bietet vielen Rani».
Den Maid beleben munt're Thiere,
Das Eichhorn hüpft von Ast zu Ast,
Di« Anerhahnen rm Reviere,
Die Tauben girren ohne Rast. —
Und nächtlich, welche« stille Treiben:
Der Mond scheint in das schwarze Thal; Die Geister in die Gruft nicht bleiben, Sie sammein stch im Rittersaal.
Man hört von dort verworrne Stimmen, Erzählungen aus -crner Zelr,'
Man sieht ein Diirweinanderflimmern — Doch endlich schwindet aller Streit.
Es kräht der Hahn, die Lichtchen löschen. Die Geister k bren in die Gruft,
Der Vögel Sckwann regt sich in Büschem Erfrischend wirkt die Morgenluft.
So wechseln immer neue Scenen,
Es mehret sich der Gäste Zahl,
Die Wassermänner mit ihren Schönen, Verlassen jetzt das Teinachthai.
Ersteigen fröstelnd Zavelstein,
Mit seinen lieblick sonnigen Spitzen,
Und trinken „helingen" ein GiaS Wein, Auf des LammeS w-ichen Sitzen. —
So findet Jedes, was es will, Gesellschaft oder keine.
Man kann hier leben einsam still, Oder auch bei Weib und Weine.
K.
Gottesdienste.
Sonntag, den IS. Aug. Vorm. (Prt: Herr Dekan Hcberle. — Kinder» lehre mit deu Töchtern S.' Kl. — Nachm. (Bibelstunde): Hr. Helfer Schm idt.
Aedigirt, gedruckt und »erlegt von A. Vetschtäge».
Mit einer literar. Beilage.