Hause crsckmit ein unbekannter junger Mann, und ersucht den Eigenthümer oder dessen Stellvertreter um Angabe der im Hause wohnenden Miether mit Bezeichnung des Alters. Sv groß ist das Ansehen der unbekannten Macht, daß Niemand eine falsche Angabe wagt, obgleich man den Zweck dieser Zählung nicht recht begreifen kann. (Fr. A.)
Rußland. Petersburg, 2. August Auf Befehl des Kaisers werden, wie man der „H BH." meldet, die Landtruppcn mit Geschosse» zum Anzünden von Gebäuden und zum Sprengen der Munilionskarren versehen. (Fr. A)
Frankreich. Paris, 8. Aug. Die France meldet, die französische Rückantwort sei nach St. Petersburg abgegangen, ebenso die Rückantworten der Kabinete von London und Wien, die gleichzeitig mit der französischen in der russischen Hauptstadt eintresfen werben. — 8 Aug. Der Moniteur veröffentlicht eine neue Note des Fürsten Gortschakosf an den russischen Botschafter in Paris, worin die Auffassung der süheren russischen Antwort berichtigt wird, Tie Blätter urtheilen darüber: Rußland sei zwar in der Form milder, habe sich aber im Grund zu keinem Zugesländniß verstanden.
Schweiz. Zürich, 5. August. Tie Züricherische Gemeinde Kilchberg hat dem polnischen Exdictator Langiewiez das Bürgerrecht ertheilt. — Tie „Neue Zürcher Zeitung" vom 7. d. sagt: ,,Einer uns soeben zugehenden und von achtbarster Seite accreditir ten Privatmitlheilung zufolge ist die polnische Nationalregierung im Hotel des französischen Generalkonsuls zu Warschau entdeckt und aufgehoben worden, wobei es intessen dem Consul gelungen sei, die russische Polizei durch Berufung auf die Unverletzlichkeit seines Tomicils derart einzuschüchtern, daß dieselbe Befehl von Petersburg einholen zu müssen glaubte, bis zu deren Eintreffen es einigen Mitgliedern gelang, sich nebst allen Papieren zu flüchten.
Italien. Turin, 4.' August Die Minister Visconti Venosta und Minghetti sind von mehreren parlamentarischen Nvtabilitäten über das Lerhältniß Italiens zur polnischen Frage interpellirt worden und haben sich ungefähr in folgender Weise geäußert: „Wir mengen uns durchaus nicht in die diplomatischen Verhandlungen der Mächte mit Rußland. Uns wäre es angenehmer, wenn es nicht zu einem Kriege käme, in welchem Oesterreich an der Seite der Westmächte kämpfte. Wir zögen eine Versöhnung Rußlands mit Frankreich vor. Aber unter allen Umständen werden wir am Kriege Theil nehmen, wenn er ausbricht, es mag nun Oesterreich mitlämpfen oder nicht."
Spanien. Madrid, 7. August. Der Hof und das Ministerium haben beschlossen, die durch das Erdbeben beschädigten Einwohner von Manilla zu unterstützen. Ihre Maj. haben für eine Summe von 180,00» Fr. unterschrieben. (Schw. M.)
Aus Mexiko wird gemeldet, daß die von Forey eingesetzte Rotabeln-Junla von 250 Mitgliedern sich für das „Kaiserreich Mexiko" erklärt und den Erzherzog Maximilian von Oesterreich zum Kaiser erwählt habe. Sollte Letzterer die Wahl nicht annehmen, so werde der Kaiser der Franzosen einen Kandidaten aussuchen. — Nach der France hat bereits am 12. eine aus '5 Mitgliedern zusammengesetzte Deputation Mexiko verlassen, um sich nach Europa zu begeben und dem Erzherzog Maximilian nach Wien das Dekret der Versammlung der mexikanischen Notabeln zu überbringen, welche ihn zum Kaiser erklärt. Der Kaiser und die Kaiserin von Frankreich haben bereits dem Erzherzog zu der ihm angetragenen Kai- serwürde durch den Telegraphen Glück wünschen lassen.
Unterhaltendes.
Ern schwer gcprüftes Mutlerherz.
lFvnsetzU'ifl.)
Tie Ducnna, die sich jetzt nach dem Beispiel ihrer Herrin zur völligen Verachtung jeder Gefahr erhoben hatte, bebte nicht mehr, sondern fühlte sich im Gegentheil bei ihrem natürlichen Muthe durch die Wichtigkeit ihrer Sendung mit neuer Kraft begabt; ohne Zaudern Lille sie durch die Gänge und stand alsbald dem Grasen gegenüber.
Der unglückliche Gatte saß an einem Tisch, den Kopf auf die eine Hand gestützt und die Augen unverwandt auf den Boden gesenkt. Neben ihm lagen zwei Pistolen mit gespanntem Hahne. Beim Anblick der Duenna bebte er am ganzen Leibe und ein bitteres Lachen verzerrte sein Gesichts krampfhaft^ „Schlange, Du lebst
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noch!" schrie er ohne sich zu rühren; „Du bringst mir Dein Blut zur Sühne dar? — geh', ich lechze nicht darnach. Das ewige Höllcnfeuer wird Deinen schändlichen Verrath dereinst rächen!"
Diese drohenden Worte entmuthigten die Duenna nicht; nach einer stummen Pause erniederte sie kalt: „Herr Graf von Almata, Ihr habt Eure Gattin im Verdacht eines Verbrechens, allein Ihr täuscht Euch; sie hat die Treue, die sie Euch am Altäre schwor, heilig bewahrt!"
„Ha! soll jetzt Betrug den Verrath verbergen? Nein, nein, es ist vorbei. Entfernt Euch! reizt mich niebt; mein Zorn könnte wieder auflodern und ich wiederhole, ich will Euer Blut nicht!"
„Graf Almata," fuhr die Duenna unerschrocken fort, „seht mich fest an, ich bebe nicht . . . nicht also steht eine Verbrechern! vor ihrem Richter. Ihr müßt mich anhören, denn ich bringe Euch Ruhe und Frieden, vielleicht noch Glück. Ihr leidet,,das Herz blutet Euch in der Brust. Wäre Euer schwerer Verdacht gegründet, so würdet Ihr ein Recht haben, wenn Ihr nicht nur Euck foltertet, sondern selbst wenn Ihr im Blute der Schuldigen Euro Rache befriedigtet. Allein dem ist nickt so, Herr Graf: Eure Frau ist rein von jeder Schuld!"
Der Graf rieb sich die Augen und richtete sich schmerzlich auf, als kämpfte er gegen einen Gedanken an, der sich seinem Geiste unwiderstehlich aufdrängen wollte.
„Bedenkt, Sennor," fuhr die Duenna fort, „wie unrecht und nutzlos es ist, daß Ihr Euch selbst so quälen und Eure Gattin foltern wollt, wenn Euch diese ohne Unterlaß geliebt bat und rein und unschuldig geblieben ist. Und das allein ist die Wahrheit, Herr Graf, jeder andere Gcdank ist ein entsetz lieber Jrrthum!"
„Wie erfrecht Ihr Euch, so zu sprechen?" rief der Graf zornig ; „könnt Ihr die letzte Nacht wegleugnen?"
„Ihr täuscht Euch, Sennor. Ich weiß, daß wir fehlten und uns gegen Euch versündigten: nichts kann unfern Schritt entschuldigen; allein wenn auch unsere That unvorsichtig war, so hatte doch unser Ziel nichts mit dem gemein, was Ihr vermuthet und befürchtet. Verzeiht mir diese freimülhige Rede; ich erkenne Euch mit Ehrfurcht als meinen Herrn; aber hier gilt es, die verkannte Tugend meiner Herrin zu vertheidigen. Ich bin gekommen, um Eure Brust von der Höllenqual des Zweifels zu entlasten. Ihr mögt mit mir verfahren, wie Ihr wollt; ich werde von der Wahrheit Zeugniß ablegen, selbst wenn der Tod mir dafür droht."
„Mein Kops glüht," seufzte der Graf, „Alles dreht sich vor meinen Augen; ich leide entsetzlich . . . Wie? Catalina soll unschuldig sein und meine Liebe noch verdienen? Ines, Ines, wenn Ihr ein einziges Wort sagt, das nicht die lautere Wahrheit ist, so kann ein tausendfacher Tod Eure Grausamkeit nicht vergelten! Habt Mitleiden mit mir und täuscbt mich nicht!"
Die Duenna näherte sich langsam dem Grafen, warf sich ihm zu Füßen, ergriff seine Hand, die sie mit Ehrfurcht küßte und er- wiederte: Mein lieber Herr, erweiset Euch selbst, der Gräsi« und mir die Gnade, mich ruhig reden zu lassen, ich bitte Euch darum! Ich bin gekommen, um Euch ein Geheimniß zu eröffnen, das seit langen Jahren wie ein vergifteter Schleier über Eurem Leben hängt. Und ist damit vielleicht noch Mauckes verbunden, waS Euch mit vollem Recht ausbringen kann, so laßt mich von Eurer unendlichen Güte hoffen, daß Ihr vergeben werdet, was zu vergeben ist. — Darf ich sprechen? werdet Ihr mir lange zuhören, ohne mich zu unterbrechen?"
„Steht auf I" entgegnete der Graf und wies ihr einen Stuhl an, „wenn Eure Erklärung Wahrheit enthält, so segne Euch Gott!"
Die Duenna setzte sich nicht, sondern blieb seitwärts vom Grafen stehen und begann gesenkten Blickes und in demüthiger Haltung wie folgt:
„Graf Almata, erinnert Euch an die Zeit, wo Ihr mit Eurem Bruder und dessen Gattin aus dem Landgute der Ghyseghems ein gastfreies Obdach fandet gegen die Verfolgung, die Ihr von den Feinden Spaniens zu befürchten hattet. Dort befand sich zu gleicher Zeit ein junger Edelmann, den Ihr als einen Busenfreund liebtet, und der Euch nicht minder zugethan war. Freuden und Leiden, Hoffnung und Verzweiflung, Ihr theiltet Alles mit ihm; es war so zu sagen Euer zweiter Bruder."
„Armer Lancelot I" seufzte der Graf.
__ __ (Fortsetzung folgt.) ,
egt von A. Velschläsrr. ^