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bleibt. Deßhalb sind die vorgeschlagenen Punkte unausführbar, so lange die Ordnung nicht wiederhergcstellt ist, zumal die Rebellen erklärtermaßen nicht sowohl die besagten Punkte als vielmehr die völlige Unabhängigkeit anstrcbcn. Ein Waffenstillstand ist somit nicht zulässig; das einzige Mittel gegen weiteres Blutvergießen ift^ unbedingte Waffenstreckung seitens der Rebellen. Conferenzen der Vertragsmächte muffen als unpassend und unersprießlich angesehen Werden; weil bloße Fragen der Administration Polens abzumachen wären, so dürften Conferenzen mit Oesterreich und Preußen das Zweckmäßigste sein
Frankreich. Paris, 22. Juli. Der Moniteur veröffentlicht die Antwort des Fürsten Gortschakoff auf die französische Note wegen Polens. Dieselbe entspricht den bereits bekannten Analysen, mit der Ausnahme, daß sie bloß eine Conferenz zwischen den drei Theilungsmächten, Preußen, Oesterreich und Rußland, vorschlägt. Zugleich drückt sie die Hoffnung ans, die französische Regierung werde nicht gestatten, daß der Hauptheerv des polnischen Ausstandes, der sich in Paris ausgethan habe, ihren Namen zu Gunsten der Revolution in Polen und Europa mißbrauche. — Es wird zu vorbereitenden Rüstungen geschritten, und dem Vernehmen nach ist an die Behörden der Kriegsbäfen die Frage gerichtet worden, über welche Mntel man im Fall eines Krieges disponiren könne. Nach den hierauf eingegangenen Berichten soll man im Stande sein, noch während der guten Jahreszeit eine genügende Anzahl von Kriegsschiffen zu einer Ostseeflotte zu vereinigen, wenn man die Vorbereitungen auf der Stelle beginne. Jndeß wird es fürs Erste schwerlich schon so weit kommen (Fr. A.)
In der Schweiz circuliren augenblicklich, wie der Moniteur anzeigt, falsche Goldstücke, nämlich Zwanzigfrankenstücke von vergoldetem Silber mit dem Bildnisse des Kaisers Napoleon lll. und der Jahreszahl 1860; ferner Fünffrankenstücke von Zinn mit dem Bildnisse Ludwigs XVlll. und der Jahreszahl 1823, und ebensolche mit dem Bildnisse Louis Philipps und der Jahreszahl 1833, sowie auch mit dem Bildnisse Louis Napoleon Bonaparte's und der Jahreszahl 1852. Diese falschen Fünffrankenstücke sind beim Ansaffen und an dem schlechten Gepräge leicht kenntlich, die vergoldeten Zwanzigfrankenstücke unterscheiden sich von den ächten durch ihr leichtes Gewicht. Die französische Regierung warnt davor, dieses falsche Geld nach Frankreich einzubringen.
Spanien. Madrid, 21. Juli. Es wurden Vorsichtsmaßregeln gegen Unordnungsversuche zu Sevilla, Malaga, Valladolid und Granada getroffen. Aus Malaga wird berichtet, daß eine französische und britische Fregatte zufammengestoßen seien. Beide Schiffe sind gesunken, fünf Franzosen und ein Engländer wurden gerettet.
Tie russische Regierung läßt jetzt unterseeische Höllenmaschinen in großer Zahl anfertigen. Dieselben sind von Glas, und wenn ein Scbiff über eine solche Maschine wegsegelt, fliegt es ohne Umstände in die Luft. Die Regierung hat Proben mit dieser menscken- freundlichenErfindung angestellt u. sie sind ganz nachWunsch ausgefallen.
Amerika. New York, 9. Juli. Der dritte Tag der Gettys- burger Scklacht war der Tag der Entscheidung. Zwölf Stunden hatte der Kampf dieses Tages gewährt, und es sind, wie berichtet, 60,000 Mann kampfunfähig gemacht worden, 20,000 auf Seiten Meade's, 30,000 auf Seiten Lee's. Die Bundestruppen sollen zwischen 12,000 —20,000 Mann gefangen genommen haben. Penn- sylvanien sieht nun keinen Mann der Jnvaflonsarmee mehr innerhalb seiner Gränzen, ausgenommen die Verwundeten oder Gefangenen. Die Rebellen zogen sich in südwestlicher Richtung von Gettys- burg und aus dem Staate überhaupt zurück, nach Greevcastle und Hagerstown hin, in welch letzterer Stadt Lee sein Hauptquartier aufgeschlagen hat, um seine Armee und Bagage zwischen Harpers Ferrh und Williamsport über den Potamac zurückzubefördern. — Nicht weniger bedeutend sind die Nachrichten vom südlichen Kriegsschauplatz. Die Festung Vicksburg wurde bedingungslos übergeben. Die 12,000 Mann starke Besatzung wurde auf Ehrenwort entlassen. Mangel an Munition und Proviant und das Scheitern der Entsatzungsplane Johnstone's waren die Gründe der Uebergabe. Das Bombardement PortHudson'sist nicht unterbrochen. General Banks soll bis zu 20 Dards gegen die Citadelle der Festung vorgedrungen sein. — General Hurlburt berichtet, daß die Rebellen bei Helena in Arkansas geschlagen worden sind; sie verloren 500 bis 600 Todte und 1250 Gefangene, während die Unionstruppcn
nur 60 Mann einbüßten. — Von Washington wird berichtet, die Rekrutirungsakte solle sofort im ganzen Norden durcbgesührt werden, und die erste Aushebung werde 300,000 Mann umfassen. — 13. Juli. Die Armee der Rebellen unter General Lee ist durch General Baure- gard mit 40,000 Mann verstärkt worden. Eine Schlacht ist bevorstehend. — Das Kabinet von Washington beröth über die Friedensbedingungen. — In Newyork sind aus Anlaß der Konskription schwere Unruhen ausgebrochen.
Unterhaltendes Ein schwer geprüftes Mutterherz.
„Ich glaube nicht, gnädige Frau", sagte Ines, „daß der Graf etwas Neues argwöhnt. Cs ist sein gewohntes Mißtrauen, das jetzt, leider, nicht unbegründet ist. Doch bitte ich Euch flehentlich, hört mich noch ein Mal, ehe Ihr Euer gefährliches Unternehmen aus- sührt, und verzerht. mir, daß ich dagegen spreche." .
„Sagt Ines, was Ihr wollt, doch quält mich nicht zu sehr."
„Sennora, Ihr geht mit einem Plane um, der Euer Leben und das meinige aus das Spiel setzt, der Euch um Eure Ehre bringen kann; denn wer könnte uns rechtfertigen, wenn die blutige und scheinbar gerechte Racke Eures Gemahls unser Geheimniß mit uns Beiden begraben hätte?" '
„Habt Mitleiden mit mir, Ines! Es hilft Nichts."
„Mir ist der Ausgang der Sache gleich; ick habe Muth, und sah schon mebr als einmal die Spitze eines Dolches; nur will ich, daß Ihr, der ich aus Liebe und Dankbarkeit unterworfen bin, wißt, daß ich in diesen unvorsichtigen Schritt nicht will'ge. Ich habe Euch davon abgerathen, mit Thränen, mit guten Reden und mit Unwillen, nicht wahr?"
„Allerdings, auch bürde ich Euch keine Verantwortlichkeit auf."
„So beharrt Ihr also bei Eurem Beschluß? Ihr wollt Leben und Ehre in Gefahr bringen um einen Genuß, der keine halbe Stunde dauert?"
„Ihr habt gut reden, Ines. Ihr möchtet mir so die letzte Seligkeit rauben, die mir vielleicht auf Erden gegönnt ist. Morgen reisen wir nach Spanien. Wer weiß, ob wir die Niederlande je Wiedersehen. Und ich sollte meine Clara verlassen, ohne daß das Wort „Mutter" aus ihrem Munde an meine Ohren geklungen hätte? ohne daß sie wisse, warum ich sie anbete? Ich soll von hier scheiden, wie eine Fremde, die sie ihrem Loose, als Magd zu dienen gleichgültig überläßt? Rein, nein, das kann nicht sein. Ich weiß wohl, Ines, daß Ihr Recht habt, daß ich unklug handle; allein gegen das Gefühl, das mich fortreißt, wäre jedpr Kampf umsonst. Cs muß sein!"
„Ich könnte aus Eure Rede Manches erwiedern; allein ich sehe, daß es nichts fruchten würde. Wohlan, es sei gewagt; fürchtet keine Bemerkungen mehr von mir; ick gehorche Euch, was die Folgen auch sein mögen. In wenigen Minuten wird es Zeit sein. Domingo wartet auf uns mit dem Schlüssel; der Pförtner im Waisenhause ist gleichfalls bereit; er glaubt, wir wollen ein Werk der Barmherzigkeit üben und die kleine Clara heilen "
Nach einer starken Viertelstunde des tiefsten Stillschweigens erhob sich die Duenna, hing der Gräfin ihren Mantel um und sagte: „Es ist Zeit, Sennora, folgt mir . .
Die beiden Frauen verließen das Zimmer und gingen im tiefsten Dunkel und mit der größten Vorsicht die Treppe hinunter. Als sie fast unten angelangt waren, hörten sie im ersten Stockwerk Geräusch. Zitternd blieben sie stehen, und lauschten voll Angst; doch regte sich nichts mehr.
„Weh' uns!" sagte die Gräfin, „war das nicht im Zimmer des Grafen?"
„Seid still, Sennora," antwortete die Duenna, „ich glaube nicht. Es ist Alles wieder ruhig . . ." Und nach längerem Lauschen setzte sie hinzu: „Es war nichts .... Geht getrost weiter. Seid Ihr da, Domingo?" fragte sie leise nach dem Thore zu.
„Ich warte schon lange," erwiederte der Diener, öffnete vorsichtig das Thor und ließ sie hinaus. (Forts, folgt)
Gottesdienste» SoIIntag. den 2ii. Juli. Vorm. <Pr.N Herr Dekan H e- berle. —Kinverlehre mit den Söhne» I.Kl. — Nachm. <Pred.): Hr. Diakonats- rerw. Schmidt. (Das Opfer ist für den Kirchcnbaiifvnd bestimmt.)_
Vrdjgirt, gedruckt und vcriegr von A. Velschläger.