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dolien uud Kiew sind ruhig und in dem Distrikt Gitomir ist die Ordnung wieder hergestellt. (Fr. A.)

Rußland. Petersburg, 19. Mai. DerRussische Inva­lide" hebt hervor, daß die neuesten Erfolge der Truppen in Lit- thauen gegen die Insurgenten theilwcise auch der energischen Mit­wirkung der dortigen Bauernbevölkerung zu verdanken seien, welche noch immerdas tiefe Gefühl des ganzen Gewichtes der polnischen Herrschaft" besäßen. Den Truppen werde ihre Aufgabe dadurch wesentlich erleichtert. (Fr. A.)

Türkei. Kairo, den 21. Mai. Eine Feuersbrunst hat den Bahnhof von Bermah zerstört; es sind dabei 40 Menschen umge­kommen. Der Vicekönig hat Geld vertheilen lassen und verspro­chen, auf seine Kosten die abgebrannten Häuser wieder herzustellen.

England. Die Frankfurter Europe meldet: Das erste Pro­tokoll, die Vakanz des griechischen Thrones konstatirend, wurde am 22. Mai in London unterzeichnet. Ein zweites Protokoll, die Zu­stimmung der Schutzmächte zur Wahl des dänischen Prinzen und zu der Vereinigung der jonischen Inseln mit Griechenland ausspre­chend, wird noch im Laufe dieser Woche unterzeichnet werden.

Amerika. Den letzten Posten aus Port Royal zufolge hat die Thurmpanzerflotte Ordre erhalten, über die Charlestoner Barre am 2. u. 4. ds. vorzudringen. Man sieht in dieser Bewegung das An­zeichen einer Wiederholung des Angriffs auf jene Stadl. Die Nachrichten vom Mississippi lauten günstig für die Waffen der Union. Admiral Porter hat am 3. d. die Forts bei Grand Gulf, woselbst die Rebellen mit starken Festungsbauten beschäftigt waren, einge­nommen. In seinem Bericht an den Marineminister sagt Porter: Grand Golf ist der stärkste Platz am Mississippi. Wäre es dem Feinde gelungen, seine Besestigungswerke gänzlich zu vollenden, keine Flotte wäre im Stande gewesen, Len Platz zu nehmen. Bei seinem Rückzuge hatte der Feind die Kanonen vernagelt und die Munition in die Luft gesprengt." Newyork, 13. Mai. Der unionistische General Grant hat die Rebellen vier Stunden südlichvon Port Gibson (am Mississippi, südöstlich von Grand Gulf) geschlagen. Der Sieg ist vollständig; 12,000 Unionisten besetzten den äußersten Punkt des Flusses Jork, und zerstörten die Brücke in der Nähe des weißen Hauses. Man versichert, daß das Corps des Generals Grant das des Generals Jackson am Mississippi umringt hat. Die Con föderirten können nur dadurch aus Vicksburg gelangen, daß sie sich einen Weg mitten durch die Unionstruppen bahnen.. Stone- wall Jackson, der berühmte General der Rebellen ist an seinen Wunden gestorben, v. Dorn ebenfalls. Hooker ward vom Kriegs­minister Halleck gehindert, vorzurücken. Einem Gerücht zufolge hätte Lee die Absicht, den Fluß zu passiren, um Hooker anzugreifen. Die Deutschen in Saint Louis haben in einem Meeting auf Absetzung des Kriegsministers und der kommandirenden Ossiziere gedrungen.

Unterhaltendes Ein schwer geprüftes Mutlerherz.

Au« dem Flämischen.

(Fortsetzung.)

Die Edelfrau kehrte erfreut zur harrenden Duenna zurück, setzte sich neben sie und sagte leise:Erzählt mir nun, liebe Ines, wie Ihr mir mit einem Mal das überschwengliche Glück bereiten konntet; wie Gottes Hand Euch in Eurem Suchen lenkte. Ihr seid doch sicher, daß man Euch nicht betrogen hat? es wäre mein Tod!"

Hört mich an, Sennora! Die Zeit ist kostbar, denn Domingo hat mir bei meinem Eintritt gesagt, der Herr Graf wolle alsbald mit Euch ausgehen."

Domingo sagte Euch die Wahrheit macht schnell!"

Ich wußte heute nicht mehr wohin ich gehen und an wen ich mich wenden sollte. Kein Wunder Sennora, denn das unnütze Forschen dauert schon über vierzehn Tage. So wähnte ich wieder unverrichte­ter Dinge zu Euch zurückkehren zu müssen, als eine alte Frau, die vor Eurer Heirath zuweilen im Hause des Grafen de Almata gear­beitet hatte, mich auf der Straße anredete, und sich nach Euch er­kundigte. Ihr kennt sie wohl noch, Sennora, denn sie arbeitete zuweilen auch im Haufe Eures Vaters."

Meint Ihr Theresa Costerlings."

Ja, sie selbst. Allmählich brachte ich daS Gespräch auf Anna Canteels, und vernahm von Theresen, daß sie auf schlimme Wege

gerathen und zuletzt einen Soldaten geheirathet hatte, sowie daß sie jetzt ein Zimmer eines kleinen Hauses in der Klosterstraße bewohne. Ich begab mich in das spanische Quartier und entdeckte wirklich, obwohl mit vieler Mühe die Wohnung der Anna Canteels. O. Sennora, Ließ Weib ist zu beklagen; sie ist bleich und abgehärmt wie ein Skelett, und dazu in einem unglaublichen Schmutze. Doch scheint das Herz der unglücklichen Soldatenfrau gut geblieben zu sein; denn sobald ich von Euch zu sprechen ansing, stürzten ihr Thränen aus den Augen, und sie flehte schluchzend um Vergebung. Von ihr vernahm ich denn, daß der Schatz, den Ihr ihr gelassen hattet, dazu diente, das ihr von Euch anvertraute Kind während einiger Jahre aus dem Lande aufzuziehen und zu verpflegen. Später hatte Anna Canteels schlechte Bekanntschaften unter den Soldaten, und verfiel einem liederlichen Leben. Dann heirathete sie einen derselben, wahrscheinlich den schlimmsten; denn er hat ihr durch Schläge und Mißhandlungen den Schatz entrissen, der ihr anvertraut war. Doch lieferte sie das Mädchen nur unter der Bedingung aus, daß ihr Loos zuvor gesichert würde. Es wäre zu lang, Euch zu erzählen, welch' rührende Geschichte von einem umgekommenen Soldaten und einem abgebrannten Dorfe sie ausfindig machte, und wie sie durch die Fürsprache reicher Leute im Waisenhause untergebracht wurde. Dies genüge übrigens für heute. Sie befindet sich noch im Wai­senhaus, hier nebenan, und heißt unter den Mädchen die hölzerne Clara."

Die hölzerne Klara! Ein Spottname! Vielleicht ist sie dort Verfolgungen ausgesetzt?"

O nein, man gab ihr nur diesen Namen, weil sie die Gewohn­heit hat, sich so gerade und steif zu halten; jedes Waisenmadchm scheint einen solchen Beinamen zu erhalten, und da mag die hölzerne Clara noch zu den schönsten gehören. Doch ich will fortfahren, denn ich höre, daß man sich unten zum Ausgehen bereit macht. Kommt inzwischen an den Spiegel, Sennora, daß ich Euch ankleiden helfe. Das leise Sprechen ermüdet, denn ich kann kaum mehr. Während ich mich mit der weinenden Anna Canteels unterhielt, ging die Thüre auf, und ein Soldat mit langem Barte und wildem Aeußern trat taumelnd in das Zimmer. Es war ihr Mann; der betrunkene Kerl sah mich mißtrauisch an und war sehr ungehalten, daß seiner Frau die Thränen übe?*!die Wangen rollten. Er rückte sie mit Gewalt vom Stuhle weg und schob sie in eine Ecke, wo er von ihr eine Erklärung über meine Gegenwart forderte. Die arme Anna leistete ihm Widerstand, doch bald sah sie sich durch seine Mißhandlungen gezwungen, Alles zu bekennen. Alsbald ver­langte der Soldat mit Ungestüm Geld, und wurde erst dann ruhig, als ich den Inhalt meiner Tasche in seine Hände geleert hatte. Auch versprach ich ihm wöchentlich eine kleine Summe zu schenken. Sv verließ ich ihn ganz besänftigt doch hört, Sennora, der Graf kömmt die Treppe herauf. Zum Glück seid Ihr bereit mit ihm auszugehen."

Wirklich trat der Graf freundlich und heiter herein und wartete einen Augenblick am Spiegel, bis seine Frau ihren Putz vollendet hatte. Mit sreudiger Verwunderung bemerkte er, daß ihre Augen strahlten und zuweilen liebreich auf den seinigen hafteten. Er glaubte darin ein Gefühl von Dankbarkeit für seine Nachgiebigkeit von vorhin zu finden und ergötzte sich an dem holden Anblick seiner Frau. Er nahm sie bei der Hand und sie verließen beide das Zimmer, um die Sennora de Beza de Santa-Cruz zu besuchen.

(Forts, folgt.)

Frankfurter Gold-Cours vom 28. Mai.

st. kr.

Pistolen . . . . v 39'/, -4V', Fricdrichsd'or . . . 9 SVS7

Holland. 10 st.-Stücke i> 4S -41 Uand-Pukaten . . . S 34 8S

20-Fcankcnftücke . . 9 SS'/--23'/,

Engt. Sovereigns . . >1 4S 49

Preeuß-Kasscnscheine . 1 4S43'/,

Cours

der k. w. Staatsknlsen-Vcrwaltuag für Goldmünzen.

Unveränderlicher CourS: Württ. Dukaten . . 5 st. 45 kr.

Veränderlicher Eours:

Dukaten.5 fl. 32 kr,

Preuß. Pistolen . . . 9 fl. 51 kr.

Andere ditto . . . . 8 fl. 37 k

20-Frankenstücke . . . 9 fl. 22 kr.

Stuttgart. 15. Mai i863.

K. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Am Dreieinigkeitsfest, den 31. Mai. V-rm. Heberle. Kinderlchre mit den Töchtern 1. Classe. 4 Herr Or. Gundert.

(Predigt): Herr Dekan i Nachm. (Bibelstunde):

Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Gelschtä ger.