- Darm st adt. 20 April. Bestem Vernehmen nach bat gestern eine geheime Sitzung der Zweiten Kammer stattgesunden, in welcher einstimmig beschlossen worden ist, an den Großherzog die Bitte um Ermäßigung der Cioilliste zu stellen. Nach unserer Verfassung wird die Eivilliste aus Lebensdauer festgesetzt, und es kann datier ohne Einwilligung des Regenten keine Abänderung derselben vorgenommcn werden. (Ar. A.)
— Aus Holstein, 14. April. In Altona fand gestern Abend
eine politische Versammlung statt, von welcher 5 Resolutionen einstimmig beschlossen wurden. Tie 4 ersten enthalten die gewohnien Rechlsverwahruugcn. Tie jünste lautet: „Es ist sowohl das Recht wie die Pflicht des deutschen Bundes, nunmehr unvcrweilt zur Besetzung der Herzogthümer Schleswig und Holstein zu schreiten, damit nicht inzwischen die dänische Regierung auf dem Wege des Vertragsbruchs weiter gehen tonne, damit feiner nicht wie anderwärts, so auch lier, las leidige Nacl sehen gegen fertige Lhatsachen Platz greife, und endlich damit nicht inzwischen die europäischen Mächte sich zu irgend einem Akt von Anerkennung derselben! verstehen." (Sebw. M.)
— Hamburg, 2 l. April. Gestern fand hier eine aus Elmshorn in Hvl>iein durch die Polizei verjagte, dort nicht einmal in einem Privathaus geduldete schleswig-holsteinische Versammlung statt und faßte ähnliche Resolutionen, wie die kürzlich in Altona gehaltene Versammlung. Heute wollte eine Versammlung in Rendsburg dieselben Beschlüsse fassen, wurde aber von der Polizei aufgelöst. — Am 10. sind hier drei Personen aus dem Nassauische», die sich nach Newhork zu begeben beabsichtigten, wegen Verdachts der Anfertigung falschen Papiergeldes verhallet worden. — 19. April. Briese aus Stockholm melden, daß Schweden in seiner Eigenschaft als Miiunterzeichnrr der Verträge von 1815 eine Depesche nach St. Petersburg geschickt hat, worin für Polen eine Verbesserung seines Looses verlangt wird.
— Danzig, 16. April. Der Marineobcringenieur, Hr. Guyot, hat, wie die Tanz. Zig. hört, den Auftrag erhalten, gegen Ende dieses Monats sich nach England zu begeben, um dort den Bau eines für preußische Rechnung l eslimmten Panzerschiffes zu überwachen.
— Berlin. Wie der „Z. K." erfährt, soll dec preußische-Te
legraph Privatdcpeschen aus Polen über die dortigen Ereignisse vorerst nicht weiter befördern dürfen. In diesem Falle, sagt der „Publ.", werden wir unsere neuesten Nachrichten aus Polen österreichischen Blättern entnehmen müssen, da diese, wenn auch gewöhnlich polenfreundlich, doch nicht so gefälscht sein werden, als die, welche uns die Regierung mittelst der feudalen Pnßorgane zugeben lassen wird. (Fr. A.)
— Posen, 20. April. Die „Ostdeutsche Zeitung" kann zuverlässig mittheilen, daß vorgestern 400 Polen vortrefflich equipirt, mit dreißig französischen Offizieren an der Spitze, aus dem Groß- herzcglhum Posen nack Polen hinübergegangcn sind.
Von der polnischen Grenze, 22. April- Am Sonntag fanden zwei hestige v- efechte statt, das eine in den Kamrinoswaldun- gen, 6 Meilen westlich von Warschau, das andere bei Puttusk, 6 Meilen nördlich von der Hauptstadt. Pultusl (mit über 5000 Einwohnern) wurde von den Russen niedergebranut. — 19. April. Im Kreise Kon in har der russische Oderbefehlshaber Fürst Wittgenstein die Verfolgung der Insurgenten, deren Zahl mit jedem Tage wächst, einstweilen eingestellt, weil er die ihm zu Gebote stehende Truppcnmacht für zu schwach hält, Er hat Hil,struppen aus Warschau verlangt, die bereits auf dem Marsche sind. Die Zal der im Kreise Konin angesammeltcn Insurgenten, die in mehrere Banden gelheilt, und deren äußerste Posten westlich bis an die preußische Grenze, östlich bis hinter Kolo vorgeschoben sind, wird auf mindestens 4000 angegeben. Vom 10. bis zum 14. fanden täglich größere oder kleinere Gefechte zwischen ihnen und den russischen Truppen statt, die zwar viel Menschenleben kosteten, aber ohne Entscheidung blieben. Auch im Kreise Kalisch hat seil einigen Tagen, der Kampf gegen die Insurgenten begonnen, die von einem gewissen Llsinski geführt werden und in voriger Woche nicht unbedeutende Zuzüge und Sendungen von Waffen, Munition und Lebensmitteln aus der Provinz Posen erhalten haben.
Rußland. Die „Europe" erhält durch eine eigens dazu hie- her gekommene Person aus St. Petersburg und Moskau Briese mit wichtigen Nachrichten, wovon sie jedoch nur eine mit- theilen kann, dahin gehend: eine weitverzweigte geheime Gesellschaft
wolle, die Umstände benützend, von dem Kaiser Alexander pcli ische Freiheit für Rußland erzwingen und bereite eine l.000 Mann starke Experilion nach Polen und Lilhauen vor, um die polnische Sache zu unterstützen und den Ansttaud selbst in die eigenilichen russischen Provinzen z» tragen — St. Petersburg, 21. April. Der Schritt der drei Märkte, England, Frankreich und Oesterreich, bat große Sensation verursacht. Am 19. wurde ein geheimer Rath gehalten. (Sebw. M. >
Türkei. Trebigne, 21. April. Heute Vormittag zerstörte ei» 400 Mann starker Hause von Türken die hiesige Griechen- schule, wobei einige Kinder gclödtct worden sein sollen. Tie Miliz bewassnete sich zum Sebutze der Christen.
Schweiz. Bern, 20. April. Nun beschwert sich auch Oesterreich da-über, daß von Seite der italienischen Altionspartei ein Angriff auf Tyrol von der Schweiz aus in sicherer Aussicht stehe. Der Bundesrath bat neue Naebsorfchungen angeordnct. (Sebw. M.)
Zwei Ultim i chc Schiffe, die Waffen für die Polen verladen hatten, sind im baltischen Meere verfolgt worden, entwischten aber den russischen Kreuzern glücklich. Herr von Stakelbecg ist angewiesen worden, sieb von der turiner Regierung Erklärungen aus- zu bitten; diese rat jedoch jede Verantwortlichkeit von sich gewiesen.
Frankreich. Paris, 18. April.. An der heutigen Börse war das Gerückt verbreitet, daß ein Bruch zwischen Rußland und Schweden nahe bevorstehend sei. Man fügte hinzu, daß Frankreich in einem solchen Falle mit dem Plane umgehe, eine Armee nach Schweden zu senden, um von dort aus gegen Rußland zu Gunsten Polens zu operiren. Düse Gerüchte erhalten einige Stütze durch die Miltheilungen der heuligtN France über die Rüstungen, die Schweden in diesem Augenblicke macht — Aus Stockholm, 12. April, wird der France gemeldet, daß von der Commission, welche die Umwandlung der Flotte und der Küstenvertheidigung zu derathen hat, mehrere Maßregeln vorgeschlagen worden sind, welche, statt, wie erst beabsichtigt war, in späten r Zeit, jetzt sofort ergriffen werden sollen. Namentlich soll unverzüglich der Kriegs» basen Karlskrona, der „nicht nur die schwedische Flotte, sondern auch die etwa dorthin geschickten Geschwader anderer Mächte aus- nehmen kann," unverzüglich in Stand gesetzt werden. Auch sollen mehrere Segelschiffe,, 4 Linienschiffe und 3 Fregatten sofort in Stockholm resiaurirt und gepanzert werden. — 21. April. Der Kaiser ist gestrn 55 Jahre alt geworden. Ein gräßlicher Un- glückssall hat sich wieder in einer Kohlengrube zu Grand Croi; zwischen Rive de-Gier und St. Chamond zugctragen. Durch Entzündung des „schlagenden Wetters" kamen sämmtlicke Arbeiter, welche in, zwei, etwa 300 Meter tiefen Schachten beschäftigt waren, um. Bis jetzt hat man gegen 50 Leichen zu Tage gefördert. Da die Unglücklichen der hohen Temperatur wegen beinahe völlig nackt arbeiteten, so wurden sie durch die Explosion, am ganzen Körper mit einem seinen Kohlenstaube überschüttet, der tief in die Haut eindrang und sämmtliche Leieben vollkommen schwarz färbte. Unbeschreiblich ist das herzzerreißende. Schauspiel, das der Eingang des Schachtes darbvkj alS div Lerchen nach und nach herausgebracht und von ihren Angehörigem kaum noch erkannt wurden.
England. London, 21. April. Im Unterhaus erwiedertp heute Lord Palmerston auf Teiinmn's Interpellation: Tie Regierung sei nicht genau unterrichtet über die Tragweite der polnischen Amnestie, deren Allgemeinheit bei dem Wirthschaften der russischen Truppen in Polen gewiß wünschenswert!) wäre. (Tel. d. Schw. M.)
Unterhaltendes.
Der Mißgriff.
Vom Polizei-Direktor Pr. Ariebrr.
(ÄuS kein „Hausfreund",)
Der alte Kriminal-Direktor, welchem ich z»r Dienstleistung bcigeordnet war, befand sich in Folge der starken körperlichen und geistigen Anstrengungen, denen er sich in seinem Berufe aussetzen mußte, zuweilen recht hinfällig und ich war mehrfach in der Lage, ihn zu vertreten. In solcher Weise führte mich der Zufall auch in eine der Residenz ziemlich nahe gelegene Garnisonsstadt. Eben hatte sich ein recht fataler Vorfall ereignet. Einer der Minister unseres Ländchens, Graß v. I., ein bejahrter, aber noch sehr lebhafter Herr, hgtte sich in Begleitung seiner Schwester daselbst br- huss einer Revisionsreise einige Tage ausgehskten. Tie Schwepdr