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Tagesereignisse.
— Wildbad, 28. Febr. Die Bohrversuche nach neuen Thermen haben bereits zu einem günstigen Resultat geführt. Gestern Mittag kam nach kaum 30 Fuß tiefer Bohrung aus dem Bohrloch im Stadtpfarrgarten eine stark fließende warme Quelle von 20' Reaumur zu Tage, die nach gemachten Beobachtungen in keiner Beziehung zu den älteren Thermen zu stehen scheint. Jedenfalls ist hierdurch viel gewonnen, und es steht außer allem Zweifel, daß bei fortgesetztem tieferem Bohren warmes Wasser in höherer Temperatur gefunden wird. In dem Bohrloch nächst derKirche, wo man
nun 50 Fuß tief auf Granit bohrt, hat sich noch kein Wasser gezeigt. Zuarez, was auch ihre Fehler sein möchten, sei die beste, die Mexiko Karlsruhe. Wie der ,,Bad. Ldz." als verbürgt mitgetheil'f seit langer Zeit gehabt habe. Schließlich empfiehlt Forey der Regierung, entweder sehr umfassende Verstärkungen zu schicken oder
verbürgt liütgetheilL wird, hat die großherzogliche Regierung die Dauer des Spielpachts in Baden, welcher nach dem im Jahre 1853 mit Herrn Benazet abgeschlossenen Vertrag erst mit dem Jahr 1870 ablaufcn würde, von dem Rechte der Kündigung Gebrauch machend, in der Weise abgekürzt, daß derselbe schon mit dem Jahr 1807 endigt. — Bei der am 28. Febr. stattgehabten Serienziehung der badischen 35-fl.- Loose wurden folgende 50 Serien, jede 50 Loose enthaltend, gezogen: Serie 64. 136. 272. 565. 601. 872. 1044. 1209. 1392. 1425. 1676. 1829. 1919. 2080. 2131. 2163. 2361. 2660. 2789.
3043. 3261. 3271. 3498. 3600 3817. 4078. 4122.4128.4543.
4557. 4621. 4696. 4729. 4859. 4960. 5379. 5454. 6273. 6402.
6436. 6577. 6853 6866. 6947. 6962. 7368. 7583. 7634. 7764
und 7896. Die Gewinnziehung erfolgt am 31. März d. I.
— München, 2. Marz. Durch königliche Entschließung ist der Landtag ausgelöst worden, weil das Mandat der Abgeordnetenkammer mit dem 14. Dez. 1864 erlischt, und die'Möglichkeit, bis dahin die vorgelegte Civilprozeßordnung zum Abschluß zu bringen, erheblichem Zweifel unterliegt. Eine Neuwahl soll unverzüglich angeordnet werden.
— Frankfurt a. M., 27. Febr. Wie das Militärwochenbl. f. d. dtsch. Bundesheer mittheilt, werden im Herbst d. I. sämmtliche Bundeskontingente einer Inspektion unterstellt werden. Tie letzte derartige Inspektion fand 1858 statt.
— Gotha, 1. März. Zur Ablösung der mit einem Verbie- tungsreckte behafteten Rcalrechte wird das Hcrzogthum Gotha neue Staatsschuldscheine zu 3'/,°/° in Stücken zu 50 Thaler ausgeben.
— Itzehoe, 2. März. In der Ständcversamnilung begründete Blome seinen Antrag auf Anrufung der Bundeshilse, der von allen Mitgliedern unterstützt wurde. Ter königliche Commissär erklärte, er werde den Verhandlungen darüber nicht beiwohnen. (Fr. A.)
Berlin, 3. März. Ein Artikel im heutigen Staatsanzeiger über die polnische Debatte im Abgeordnetenhaus beklagt den die Achtung verletzenden Ten der Majorität des Abgeordnetenhauses und beschuldigt dieselbe gehässiger Entstellung, der Schmähung der durch die Landesinteressen gebotenen, in den Verträgen begründe» tcn Maßregeln, der rücksichtslosesten Verunglimpfung der Minister und der unverhvlenen Absicht, das Recht der Krone, die Minister zu wählen, zu vernichten. Wenn gleichwohl vorläufig auf die Anwendung der verfassungsmäßigen Rcgierungsbefugnisse verzichtet werde, so geschehe dieses nur in der Absicht, von Seiten der Regierung die verfassungsmäßige Bndgetregelung für 1863 zu ermöglichen. — In der heutigen Sitzung des Hauses der Abgeordnet, n wurde der Antrag der Budget - Commission, die geheimen Fonds im Betrage von 31,000 Thlr. (welche hauptsächlich für die Regierungsprefse verausgabt wurden) zu streichen, mit sehr großer Majorität angenommen. — Die „Pos. Ztg." meldet von einer lebhaften Bewegung unter den Handwerksgesellen polnischer Nationalität, den Insurgenten Zuzug zu leisten.
— Breslau, 2. März. Tie „Schles. Ztg." meldet aus Sos-
nowiee vom Sonntag: Langiewicz mit 6000 Mann erreichte Zomb- kowicz heute früh und hat das Corps der Russen überwältigt und ausaerieben. — Reisende berichten einen Sieg der 4000 Polen bei Mvslosf über ein russisches Corps, das aus Czenstochau nach Zomb- kowic; zu Hilfe zog. Viele verwundete Russen seien aus den Mys- koffer Bahnhof gebracht. (Fr. A.)
Amerika. Der Senat von Washington hat den Präsidenten der Vereinigten Staaten für rie Tauer der drei nächsten Jahre zur Ausgabe von Kaperbriesen ermächtigt. Ferner hat derselbe den Gesetzentwurf-angenommen, welcher alle Bürger zwischen dem 20. und 45." Lebensjahre zu dreijährigem Militärdienste verpflichtet.
Mexiko. Dem Morning Herald wird aus Paris geschrieben: Ich höre von zuverlässiger Seite, daß die Regierung Nachrichten aus Mexiko erhalten hat, welche sie sehr in Verlegenheit setzen. General Forey gibt die Hoffnung, Puebla einzunehmen, auf, wenn er nicht bedeutende Unterstützung erhält. Die Befestigungswerke, schreibt er, seien sehr stark und in der letzten Zeit noch immer mehr ausgedehnt worden. Zwar könne er Puebla zur Seite liegen lassen und auf Mexiko vorrücken; für die Folgen einer solchen Maßregel' wolle er jedoch nicht einstehen. Die allgemeine Stimmung der Bevölkerung sei den Franzosen höchst feindlich, und die Regierung
sich auf dem kürzesten Weg aus der Sache zu ziehen. (Sch. M.)
Unterhaltendes.
Des Tobten Ehre.
Ilovkllt von Aug. Kchravcr.
(^ortsciumg.)
Ter folgende Tag war ein Sonntag. Gegen eilf Uhr Vormittags ging der Schreiber Arnold durch die Straße, in welcher Frau Junk wohnte. Er ging langsam, bedächtig, das Haupt tief aus die Brust herabgesenkt. Vor dem Hause der Wittwe blieb er stehen.
— Was soll ich bei ihr? murmelte er vor sich hin. Wüßte ich nur einen Vorwand . . . Und doch drängt es mich, die Frau zu sehen, welche . . .
Ein Schauer durchrüttelte seinen Körper. Er sah an dem Hause empor.
Sie will, daß der Advokat gegen den Amtsrath die Klage einleite. Könnte ich ihren Entschluß ändern! Aber wie, was soll ich ihr sagen? Ich bestärke die Frau in dem Verdacht, den sie gegen meinen Herrn gefaßt hat. Teufel, soll ich denn ewig Schreiber bleiben? Habe ich nicht das Recht, mich in meinen alten Tagen zu pflegen? Mit der Feder verdiene ich kaum so viel, daß ich leben kann, von Ersparen ist keine Rede . . . was soll denn aus mir werden? Aber nein, so kann ich nicht abreisen ... der Amtsrath hat mir zehntausend Thaler versprochen . . .
Er ging weiter. Tie peinlichste Unruhe sprach sich in seinen bleichen Zügen aus. Bald erreichte er das Haus des Amtsrath».
— Ich soll ihn am Tage nicht aussuchen, dachte Arnold; aber ich kümmere mich nicht darum, ich muß Gewißheit haben. Vor zwanzig Jahren hätte ich über die Geschichte gelacht; jetzt macht sie mir doch einige Besorgnisse. Das Alter, das liebe Al ter! Man wird bedächtiger, vorsichtiger und erwägt nach allen Seiten hin. Es kann nichts Helsen, vorwärts, Alter!
Ein Diener ließ ihn auf das Glockenzeichen, welches er gab, eintreten.
— Der Herr Amtsrath . . ?
— Nimmt heute keine Besuche an, er befindet sich unwohl.
— Muß er das Bett hüten?
— Nein.
— Nein, so fragen Sie den Herrn, ob er mich für einige Augenblicke empsangen wolle. Ich habe nur eine kurze Bestellung auszurichtcn.
Arnold ward in das Vorzimmer geführt/ Zwei Minuten später stand er vor dem Amtsrathe, der, wirklich leidend, auf dem Sopha saß.
— Sie begehen eine Unvorsichtigkeit, mein Freund! nef er dem Schreiber entgegen, als der Bediente sich entfernt hatte. Bedenken Sie doch, daß man uns beobachtet.
Der Alte zuckte mit den Achseln.
— Mag sein, Herr AmtSrath, aber. . .
— Brauchen Sie Geld?
— Nein; aber ich möchte doch wissen ... mir fangt an ein wenig ängstlich zu werden.
' (Fortsktzung folgt.)
Gottesdienste. . ^ ,
Am Sonntag, den 8. März. Pormitt. (Predigt^: Hr. Dekan He Verl c. Kinderlehre mit een Söhnen 1. Klaffe. — Nachm. (Prdgt): Hr. Helf.
Vedigirt, gedruckt und verlegt von A. Velschläger.