dcre begrub dcn einzigen Brunnen eines Orts, der mit Mühe wieder zugänglich gemacht wurde. Ein freudiges Ereigniß trug sich für die Leute in Pontresina zu. Sie erhielten, nachdem sie lange abgeschnitlen gewesen, Besuch von 30 Schlitten aus Sama- deu, die mit Musik angefahren kamen. (Schw. M,)
Frankreich. Paris, 16. Jan. Es wird versichert, daß die französische Regierung Ende Januar 38 Millionen, Ende Februar 42 und Ende März 47, also zusammen 127 Millionen Francs Wechsel zu bezahlen hat, welche die französische Expedition in Mexiko auf die Staatskasse, zum großen Thelle für Ankauf von Pferden, Mauleseln re., in den Bereinigten Staaten ausgestellt hat! Sie sind beinahe sämmtlich auf dcn Platz New - Port abgegeben. — 20. Jan. In diplomatischen Kreisen beschäftigt man sich viel mit der orientalischen Frage, deren baldiges und ernstliches Auftreten man befürchtet; nicht nur Serbien, sondern auch Bulgarien hat Waffen und Munition erhalten. Jetzt verlangt auch der Romanul, eine Bucharester Zeitung, daß die Tonaufürstenlhümcr ebenso gut wie Serbien von Rußland mit Waffen versehen würden, damit auch sie an dem Kampf für die Unabhängigkeit der Christen Theil nehmen können, einem Kampfe, der im „nächsten Frühjahre" ausbrechen soll. — Nach der France wird Frankreich offiziellen Besitz von Obot im rothen Meer, nahe bei der Straße von Bab el- Maudeb, nehmen. Obok sei zum Anlegen für die Schiffe und zum Kohlendepok sehr geeignet. — Gegenüber dem Tementi der Bair. Zeitg. beharrt die Pattie auf ihrer Behauptung, daß ^.die dissentirenden südd. Regierungen, wenn auch nicht offizielle Schritte gethan, doch unter der Hand in Paris angeklcpft hätten, um Veränderungen des Handelsvertrags zu erlangen. (Schw.M.) — 22. Jan. Zur Unterstützung der nothleidenden Arbeiter ist ein Kredit von 5 Millionen eröffnet worden. (T. L. St.-A.)
Von dcr polnischen Grenze, 18. Ja». Das revolutionäre Centralkomite hat bei Serosk unweit Warschau eine Zusammenrottung vieler Mitglieder veranlaßt, um die Aushebung zu verhindern. Es mußte Militär entschreiten, um die Versammelten zu zerstreuen, wobei 50 Personen verhaftet wurden. — Kali sch. Am 14. Jan. sind hier achtzehn, meist dem wohlhabenden Bürgcrstande angehörige Personen verhaftet und auf die Citadelle nach Warschau transportirt worden. Tie hier Verhafteten sollen Mitglieder und Organe des Kalischcr Kreis-Revolutions-Comites sein. Auch will die Regierung bedeutenden, von Belgien aus nach dem Königreiche tirigirten Waffcnsendungen auf die Spur gekommen sein.
Unterhaltendes.
Des Todtcu Ehre.
tlomlle von Aug. Kchravcr.
(Fortsetzung.)
Wiederum verflossen einige Tage. Ernst hatte der Wittwe mit schwerem Herzen die Abschlagszahlung gemacht, natürlich unter einem nichtigen Vorwände, den zu erfinden ihn große Mühe gekostet. Wilhelmine hatte ihn dafür mit dem ersten Kusse belohnt, batte ihn zum ersten Male „Du" genannt, wie er lange gewünscht. Das gute Kind betrachtete ihn ja als einen edelmüthigen Wohl- thäter. Tie Mutter batte diesen Kuß nicht gesehen.
— Wilhelmine, sagte sie, als sie allein mit der Tochter war, die Geschichte kommt mir verdächtig vor.
— Welche Geschichte?
—> Der Advokat bringt so kleine Summen.
— Weil der Amtsrath nicht größere zahlt.
Der Amtsrath wird längst gezahlt haben,
— Mutter! Mutter!
— Er ist ein reicher Mann, der sich nicht verklagen lassen wird.
— Tu weißt doch, daß er für den Augenblick zu zahlen nicht verpflichtet ist.
— Leere Ausflüchte. Schwarz auf Weiß gilt.
— Mutter, Tu beleidigst dcn braven Mann! rief Wilhelmine entrüstet.
— Und haß er Dir die Cour macht, ist eine fein ersonnene Lift, die unfern Verdacht einsckläsern soll. Ich habe einmal die Advokaten nicht gern — ein Mädchen mit Deinem Vermögen kann schon eine bessere Parthie machen. Laß die Liebelei, und wird Herr Brander wieder zärtlich, so fortge ihn ab. _
^ Rkdigirt, gebrückt und
Dem armen Mädchen entsank vor Schreck die Stickerei, welche sie in der Hand hielt.
— Wenn Du nicht Lust dazu hast, fügte die Mutter hinzu, werde ich selbst es dem Herrn Advokaten sagen, Dein Vermögen steckt ihm in der Nase. Dafür, daß er uns dient, werden wir ihn bezahlen Es ist eine Geschästssache wie jede andere. Ich be- daure, daß ich es habe so weit kommen lassen. In den nächsten Tagen werde ich schon erfahren, wie viel der Amtsrath gezahlt hat.
— Was willst Du denn beginnen, Mutter? fragte Wilhcl- mine fast athemlos.
— Ich gehe an die rechte Schmiede.
— Zu dem Amtsrathe Gruber?
— Ja.
— Das wäre entsetzlich!
— Nur natürlich, mein Kind.
— Den Mann zu compromittiren, der uns in höchster Noth ein Retter war! Tu wärst umgekommen in der elenden Dachwohnung, wenn Du noch eine Woche hättest darin bleiben und arbeiten müssen. Wie zu dem Arzte, muß mau zu seinem Rechtsanwälte Vertrauen haben. Brander kann nicht unredlich handeln.
— Gleichviel; ich will die ganze Summe haben, damit ick etwas ansangen kann. Habe ich mich in Herrn Brander geirrt, desto besser — es steht mir zu, Rechenschaft zu verlangen.
Wilhelmine hatte in peinlicher Unruhe eine Stunde verbracht.
Bei längerem Nachdenken keimte auch in ihr ein Verdacht aus. Indem sie alle Umstände zusammenstellte, erschien ihr das Verfahren des Advokaten nicht in der Ordnung. Der von der Mutter gestreute Same faßte schnell Wurzel.
— Wenn er uns wirtlich zu bethörcn suchte? fragte sie sich. Wenn er mir Liebe vorheuchelte, um die Zahlung hinzuhalten? Oder wenn er sich nur um mich bemühte, weil wir sünfzigtauscud Thaler geerbt haben? Nein, ich kann es noch niebt glauben! ries sie leise aus. Wenn Ernst's ehrliches Gesicht lügt, gibt cs keine Ehrlichkeit mehr in der Welt.
Die Mutter zählte die Banknoten.
— Wir haben kaum den acht-n Theil dessen, was uns Je- /
bührt! rief sie, indeni sie den Schatz mit flammenden Blicken ansah. Es wäre gräßlich, wenn der Advokat . . .
— Sprich es nicht aus, Mutter!
— Herr Brander ist ein hübscher Mann, das muß ihm der Neid nachsagen.
— Er ist auch ein Ehrenmann.
— Das kommt auf den Beweis an!
— Ich werde den Beweis liefern.
— Lu'? Du?
— Ja, ich, Mutter!
— Armes leichtgläubiges Kind!
— Du läßt Dich durch den Reichthnm verblenden, willst immer mehr haben . . .
— Nur so viel als mir gebührt.
— Sonst warst Lu anders.
— Mache mir keine Vorwürfe, wenn ich für Dich sorge.
— Gut, ich werde Deinen schmählichen Verdacht zerstreiten.
— Denke an die Einladungen des stolzen Fräuleins Brander — die ganze Familie spielt aus einer Karte.
So standen die Dinge in dem Hause der Wittwe. Frau Junk hatte Tag und Nacht nicht Ruhe, die Habsucht, welche sie sonst, die wirthschaftliche Frau, nicht gekannt, war durch den Empfang der ersten größeren Summe so lebhaft in ihr erwacht, daß sie beschloß, in aller Stille energische Schritte zu unternehmen.
Ihr ward bange um den Rest ibrer Erbschaft. Das sebeue unsichere Auftreten des Advokaten erfüllte sie mit ernsten Besorgnissen. Frau Junk war auch Mutter, sie hatte, außer für Wilhelminen, noch für drei Kinder zu sorgen, die ihr am Herzen llagen. Eines Morgens hüllte sie sich in ihren Mantel und ging zu dem Rechtsanwälte. Wilhelmine ließ sie in der Meinung, sie, die Mutter, mache kleine Einkäufe.
Forts, folgt.)
Gottesdienste.
Sonntag, de» 25.Jan. Vorm. (Predigt): Hr. Dekan Heberle. — Kln- dsrlebre mit den Töchtern 2. Klaffe. — Nachm. (Predigt): Hr. Helfer Rieg-r.
Das Opfer ist für den Kirchenbaufo n d be stimmt.)_—
verlcgt von A. Vcl schtii ger.