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klagesachc gegen Moriz. Volluicr, Zedigen Kaufmann von Notten- burg wegen Tortschlags. Derselbe ist der Sohn eines längst ver­storbene» Bauern in Bottenburg, seine Mutter lebt uoeb. V. wurde wegen seiner Fähigkeiten 'znm Studium der kaihol Theologie be­stimmt, erklärte aber mit 16 Jahren, daß er die Lust an der Theo logie verloren habe, und wurde Kaufmann. Er machte die Lehre dureh. besuchte eine Handetssthranstalt, und war eine Zeit lang als freiwilliger Magazinier bei Fabrikant Krauß in Oberlinkheim. Seine Zeugnisse lauten im (Rangen überall her günstig- Auf den 1. Juli harte er in Gemeinschaft mit einem Mechanikers Honold von dem Fabritanten Krauß dessen Weberei auf 5 Jahn gepachtet; die wesentlichen Bedingungen hierbei waren ans Seiten Vollmers und Hcnolds, ein jährliches Pachtgeld von 2000 fl- vierteljährlich voranszablbae; Krauß dagegen batte die Verpflichtung übernommen, 40 Webstühle gehörig in den Stand zu setzen, auch etwaige Repa­raturen zu besorgen, außerdem die nöthigen Schlicht-, Zettel- und Spülmaschine» zu füllen- Beim Beginne des Pachte» waren nach allen Richtungen Mängel vorhanden, Vollmer trat aber den Pacht an, bezahlte am 1. Juli 500 fl- und verwandte ungefähr ebensoviel für Arbeitslöhne; außerdem 190 ft- für eine goldene Uhr und Kette, Kleider, Sopha, Sessel >i- dgl.; das Geld erhielt er theils von sei­ner Mutter, die deßhalb ein Anlehcn anfnehmen mußte, theils aus einen Wechsel, unter Bürgschaft eine s Obertürkheimer Metzgers, bei dem er in die Kost-ging und mit dessen Tochter er ein Ver- hältniß angesangen hatte. Außerdem hatte er noch verschiedene Schulden; die gestammten Einnahmen aus der Weberei betrugen im ersten Vierteljahr nicht über 150 fl Der Betrieb derselben war nur auf Lohnweberei berechnet, die Korsettfabrikanten Gebrüder Gut­mann in Göppingen hatten genügende Kundschaft in Aussicht ge­stellt, so daß die Berechnung eines lohnenden Verdienstes nicht ohne Grund war. Allein statt 40 Webstühlen kamen im Ganzen nur 14 in Betrieb; es fehlte an einer Spülmaschine und manchem Addern, hiebei trifft nun allerdings Krauß, welcher die Befestigung dieser Mängel übernommen hatte, die Schuld, allein keineswegs allein. Meebanikus Honold nämlich, welcher den technischen Theil der Weberei besorgen tollte, während Vollmer den kaufmännischen Theil und die Betriebsmittel übernommen hatte, halte bald nack dem 1. Juli mit seinem Schwager von Krauß dessen mechanische Werkstätte gepachtet und nahm sich d ßhalb um die Weberei bei­nahe nichts an. Wenn sodann Vollmer bei Krauß die Herrich- tung der Maschinen in Erinnerung brachte, so wies ihn dieser an Honold, da Krauß eigene Arbeit nicht mehr fertigen konnte; Honold aber zog vor, statt, allerdings auf Rechnung des Krauß, die Maschinen sür seinen Gesellschafter kei der Weberei helzurich­ten, auswärt-ge Bestellungen, die gerade um jene Zeit ziemlich zahlreich und dringlich Vorlagen, zu fertigen. Vollmer, statt ent­schieden auszutreten, betrieb die Sache wie das ganze Geschäft läßig. Zu Anfang September ging er, aus Anlaß eines Unwohl­seins, nach Rottenburg, und kehrte von dort erst am 26. Septbr. naeb Obertürkhcstn zurück, auf einen Brief seiner Schwester, Krauß gehe damit um, seine Sachen aus seiner Wohnung hinausbriugen zu lassen. In Nottenburg war er tbeilweste bei der Hopfenernte thätig, theils Vertrieb er sich die Zeit durch Schießen mit einem Zerzerol, und später mit einem Karabiner den er sich in Tübin­gen gekauft und batte Herrichten lasten. In Tübingen äußerte er, er habe noch eine Maschine von Jemand zu bekommen, und wenn er diese nickt erbalte, so schieße er den Betreffenden todt. Aehn- lieh äußerte er sich in Obertürkbeim und aiicb am 27. Septemher spöack' er sieb gegen einen Schwager de» Schultheißen von Ober­türkheim in einer Weise aus, die gleichfalls aus aefährlieke Absich ten gegen Krauß hinwcist. Andererseits batte er auch in einem Briefe davon geschrieben und sonst daran, hingcdeutet, er erschieße sieb selbst. Den Karabiner, welchen er geladen nach Obertürkheim gebracht haben will, füllte er mit aufgesetzter Zündkapsel in die Ecke des Sopbas in seinem Zimmer. Samstags halte Vollmer die Arbeiter in der D oberer, die Zahltag halten, auf Sonntag bestellt; sie kamen, allein er hatte statt über 100 fl. nur einige Kreu zer im Vrrnögen; er wollte einen Arbeiter nach Nottenburg schicken, um bei seiner Mutter Geld zu holen, unterließ es aber und schickte nur vgch Cannstatt, um dort einige kleine Ausstände einzutreibcn. Seiv Gesellschafter Hcnrld, welcher inzwischen kam, fragte, ab §r die Arbeiter picht auszahlen könne, und er. ot sich,

Uedigirt, gcdiucki und

mit Krauß zu sprechen, ob derselbe ihn nicht bom Packst ganz los- lasse. Vollmer wäre zufrieden gewestn, wenn ihm stine bezahlte Pachtrate mit 500 fl. zurüekerstattet worden wäre. Krauß ging aber hieraus mehr ei», stellte vielmehr in Aussicht, daß, wenn am f l Oktober nicht weitere 500 fl. gezahlt werden, der Pacht sich ,aufhebe. Honvld brachte diesen Bescheid und sagte zugleich, Krauß ! wolle mit Vollmer, abrechmn über verkauftes Tuch; ob Vollmer jausS Comptoir hiuuntertommen wolle oder ob Krauß herauslom- men solle (Vollmer wohnte in der Fabrik im obern Stock gegen den Neckar hinaus), kam ak'er, ehe Vollmer sein Vorhaben hiiiuuwr-- zugeheii aussührie, selbst heraus und mit ihm der Webermeister Maier. Bei der Verhandlung war anfänglich noch Honold an­wesend; Vollmer saß neben dem Sopha, in dessen Eck/der Kara­biner lehnte, Krauß gegenüber, getrennt durch einen runden Tisch, etwa IG entstein, Maier stand rechts neben Keauß. Honold ent­fernte sich, nui feinen Schwager zu holen; er scheint ängstlich, ge­worden zu sein, Vollmer habe einen so stieren, gräßlichen Blick aus Krauß gerichtet, und er habe versucht ihn durch ein Lächeln beun Fortgehen milder zu stimmen. Bei der Abrechnung gab es einen Anstand von 50 fl. für verkauftes Tuch; Vollnnr bemerkte, was es mit feinen 500 fl. sei; Krauß entgegnete, trenn er ihm Nachweisen tönne, daß die Webebäume durch seine Schuld leer ge- ! standrn feien, so löune er ihn verklagen oder hingehen, wohin er ^ wolle. Nun in einem Augenblicke, wo Krauß in ein paar Blätt­chen, die ihm Maier gegeben, las, und dieser sich zum Gehen wandte, ergreift Vollmer den dicht neben ihm lehnenden Karabiner, fleht auf, tritt einen Schritt vor und drückt auf Krauß los, der alsbald vom Stuhl zu Boden sinkt. Nach dem Schuß wiest Voll­mer das Gewrhc weg und will zur Thüce hinaus, rennt aber Honotd und Lessen Schwager in die Arme, die ihn nach kurzer Gegenweor absühren. Unterwegs auf's Rathhans sagte er:Der ist wohl hin, ich habe mich gerächt!" Nicht weniger als 32 Schrote von Nro 0, also von der gröbsten Sorte, waren in den Körper von Krauß gedrungen, in Brust, Hals und Kinn, er starb bald darauf. Vollmer gibt an, indem er die früheren Aenßeeungen eben nur im Unmnth und nicht ernstlich gelhan haben will, eS sei ihm bei feiner Lage, ohnedieß in gereizter Stimmung, da er außerdem eine sehr reizbare Natur haben will, im Zorn über das erlittene Unrecht das Blut in den Kopf gestiegen, er habe nicht gewußt, was er gelhan, er sei kein Mensch mehr gewesen. Die Verlheidiguug beschränkte sich auf die Ausführung, daß der Affekt, der Zorn des Angeklagten als ein gerechter anznsehen sei, indem das durch Krauß erlittene Unrecht sehr groß und in seiner Wir­kung gerade so anzuschen sei, wie beleidigendes Betragen des Ge- lödtettn, wodurch der Thäter zum Zorn gereizt worden. Der Staatsanwalt bestritt Ließ, indem nach dem Gesetze nur wirkliche Beleidigungen und zwar in unmittelbarem Zn'ammenhaiige mit der That zutrrffen. Die Geschwornen traten der Ansicht der Ver- theidigung bei. Die Strafe lautet auf 8 Jahre Zuchthaus, da» Maximum sür diesen Fall. Zum Schluffe wird noch ohne Ge- schworne die Anllagesaehe gegen den flüchtigen früher» Hofraih Or. Gustav Schilling von Stuttgart verhandelt. Derselbe hat in den Jahren 1855 57 hauptsächlich durch Wechselsälschuugen große Betrügereien verübt. Das Ganiversahren. das eingeleitet wurde, ergab eine Uebrrschuldnng von circa 150,000 fl., wovon etwa W>,000 fl. durch gewerbsmäßigen Betrug konlrahirt wurden. Ein Versuch, Schilling in New-Ajork zu verhaften, ist seiner Zeit miß­glückt; er wird nun in contumaciam zu einer Zuchthausstrafe von zehn Jahren verurtheilt. (Schw. M.) (Forts, folgt.)

Fwtnrkf»rrter Gold-Cours

vom 16. Januar.

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Dukaten.5 ft. 32 !r-

Prenft. Pistolen ... ö ft. 54 k-

Andere ditto . . . . 8 ft 37 !>

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K. Staatskassenverwaltnng.

verlegt von A. Velschtagcr.

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