nicht für wahrscheinlich. Lic Geschworenen bejahten die Absicht der Tödtung Tie Strafe lautet, da beleidigendes Betragen des Getödteun angenommen würde, aus 7 Jahre Zuchthaus. Den 29. Dez. wurde die Anklagesache gegen den ledigen, 25 Jahre alten "'Meckanikus Karl Werner von Stuttgart wegen Brandstiftung ver­handelt. Ter Angekl. halte ein eigenes Geschäft, hauptsächlich Bier- konservatorc, kam aber dabei nicht vorwärts; Ende Septembers er­klärte er sich für zahlungsunfähig, und es ergab sich ein Defizit von ca 1500 fl. Werner hatte seine Werkstatt und Wohnung im Hinlerhause von Nr. 18 der Reinsburgstraße: er bewohnte ein klei­nes Zimmer oben im Knirstoek. Auf dem gleichen Boden wohnte sein Werksührer Heinrich Wißmann mit Frau und Kindern. Aus Wißmann war Werner schlecht zu sprechen; er stieß Freitag, den 3. Qkl., Nachmittags und Abends mehrfache Verwünschungen und Drohungen aus. die aus Wißmann Bezug hatten, darunter eine wie:wenn ihm nur das Bett unter dem Leib verbrennen würde." Zwischen 9 und 10 Uhr verließ er sein Zimmer, nachdem er noch einmal geflucht und gelobt hatte, und ging auf die Feuerwache, indem er für Schreiner Blinziug, der auch im Hause wohnte und einen kranken Fuß hatte, den Nachtdienst übernommen halte. Nachts gegen 1 Uhr erwachte ein Schlafgängcr auf dem gleichen Boden mit Werners Stube an Nauch und Gestank; er macht Lärmen, die Thüre zu Werners Stube wird eiugesprcngt und in derselben das Bett in Brand gesunden; derselbe wurde von den Hausbewohnern rasch gelöscht, der Schaden ist unbedeutend. Werner erhielt auf der Feuerwache Morgens nach 3 Uhr die Nachricht durch Polizei- Wachtmeister Fix; sein Benehmen sei etwas verdächtig gewesen. Der Augenschein ergab, daß das Feuer unten am Bett seinen An­fang genommen, ein Platz, bei welchem Feuerverwahrlosung nicht leicht denkbar ist; auch wies ein in der Stube gefundener, vom Feuer durckglühter Leuchter darauf hin, daß dieser, resp. ein Licht in demselben die Ursache gewesen. Die Gesebwornen sprachen ein Schuldig aus; die L-trafe lautet auf 8 Jahre Zuchthaus, das ge­ringste Maß bei Brandstiftung. (Schw. M.) (Forts, folgt.)

Unterhaltendes.

Des Tobten Ehre.

Novelle von Ang. Schräder.

(Fortseoung.)

Das war deutlich genug! dachte Ernst. Ich weiß, wessen ich mich zu diesem Manne zu versehen habe.

Kaum halte er sein Arbeitszimmer betreten, als die Mutter erschien und ibm ein Notizbuch überreichte.

-- Was ist das? fragte der Sohn.

Ich wollte die Garderobe Deines seligen Vaters ordnen, da fand ich in der Tasche eines Rockes dieses Buch. Es enthält Notizen, die Tic nützlich sein können.

Madame Brander entfernte sich.

Ter Sohn prüfte das Notizbuch. Er erinnerte sich, es in der Hand seines Vaters gesehen zu haben. Auf den Pergament- blätlern stand:Zehntausend Thaler meinem^bedrängten Schwa­ger geliehen verloren. Sechstausend Thaler für den Doktor Anders verbürgt und bezahlt -- verloren. Zwanzigtausend Tbaler aus Ehrenwort dem Kaufmann S. vorgestrcckt verloren. Füns- zehutauseud Thaler Mündelgelder sind an das Lormundsehaftsge- richt abzuliefern" u. s. w.

Der Bruder der Mutter, ein Holzhändler, lebte seit langer Zeit in mißlichen Verhältnissen, von ihm war eine Rückzahlung nicht zu erwarten; der Kaufmann war im verflossenen Som­mer gestorben und sein Geschäft an einen Fremden übergegangen, auch von dieser Seite ließ sich Nichts erwarten; aber der Doktor Anders war als wohlhabend bekannt, denn er hatte die ausgebrei- tetfte Praxis in der Stadt. Anders war derselbe Arzt, den wir an dem Sterbebette des Rechtsanwalts gefunden haben.

Ernst glaubte fick nun erklären zu können, zu welchem Zwecke er Verstorbene das von dem Amtsrathe erhaltene Geld verwendet batte. Durch seiue Gutmüthigkeit war er in Verlegenheit gerathen, und um zu decken, was für den Augenblick gedeckt werden mußte, hatte er sich des-Geldes der Wittwe bedient. Wäre er am Leben geblieben, würde die Angelegenheit ohne Zweifel ausgeglichen sein. Ter Tod hatte ihn überrascht/ Mit diesen Annahmen im Wider-

Ucdigirl, gedruckt und

spräche standen die letzten Aeußerungcn des Sterbenden über den Amtsrath und die gewaltige Erregung, die seinen Tob zur Folge gehabt. Ernst hielt mit beiden Händen den Kops, er wußte nicht mehr, zu welchem Gedanken er seine Zuflucht nehmen sollte.

Abends 8 Uhr trat er in das Zimmer des Tottors, der so eben von einem schwer Erkrankten heimgekehrt war. Ohne Um­schweife theilte er ihm die Vorgefundenen Notizen mit und zeigte ihm das kleine Taschenbuch, welches auch der Arzt als das des Ver­storbenen erkannte.

In des Doktors ehrlichen Zügen sprach sich die höchste Ueber- raschung aus. Dann trat er schweigend zum Schreibtische, holte eine Mappe hervor und legte eine Anzahl Banknoten vor dem Advokaten nieder.

Hier sind sechstausend Thaler! rief er mit bewegter Stimme. Ich zahle sie ohne Zögern, ich zahle sie gern, um Ihnen zu dienen. Hätte ich über sünfzigtausend zu gebieten, Sie würden sie aus der Stelle erhalten. Jetzt glaube ich wohl den leisesten Verdacht nie­dergedrückt zu haben, der gegen meine Bereitwilligkeit zu zahlen ausiaueben könnte.

Toktor, das habe ich nicht gewollt! rief Ernst.

O, Sie haben recht gethan, sofort sich an mich zu wenden; denn ick kann Ihnen nnn die Erklärung abgeben, daß ich nie die Bürgschaft meines verstorbenen Freundes in Anspruch genommen habe.

Um des Himmels willen, Toktor, was ist Das?

Ihr Vater würde mir sein ganzes Vermögen zur Versü- gung gestellt ba.en, wenn ich ibn darum angegangen wäre. Gott sei Dank, ich bin nie in der bösen Lage gewesen!

Was ist Das? Was ist Das? wiederholte Ernst.

Wollen Sie unverholen meine Meinung wissen?

Ich beschwöre Sie, Toktor!

Man übt eine infame Mystifikation aus. Diese Notizen hat Ihr Vater nicht verzeichnet, er kann sie nicht verzeichnet r-aben, denn es ist eine Schurkerei, und einer solchen war mein ehrwür­diger braver Freund nicht fähig. Wäre er in Noth gewesen, er würde es mir offen gestanden haben; denn er wußte, daß ich nach Kräften zu Helsen bereit war. Von dem maßlosen Vertrauen, wel­ches er in mich setzte, habe ich die schlagendsten Beweise. Er, der mit vollen Händen spendete, der ein großes Vermögen hätte hin- terlassen können, wenn er ein Advokat gewöhnlichen Schlags ge­wesen wäre, er sollte sich eines Betrugs schuldig machen oder nur versuchen zu betrügen . . . und an mir, seinem Jugendfreunde? Der Niederträchtige, welcher im Geheimen wirkt, will den Ver­storbenen verdächtigen, er will, daß auch ich an Betrügereien Ihres Vaters glaube, da er weiß, daß ich ihn vertheidige. Mein Glaube steht unerschütterlich fest!

Aber das Taschenbuch, die Handschrift . . .

Mein junger Freund, wer eine Quittung schreibt, daß sie für die Ihres Vaters genommen werden muß, kann auch diese No­tizen schreiben. Die Hand gehört einem L-chreibkünstler erster Größe an. Und nun, Ernst, darf ich nicht mehr schweigend zusehen, ich werde das Meinige thun, werbe eine Pflicht gegen den Tobten er­füllen. Was ich unternehme, weiß ich noch nicht . . .

Doktor, legen Sie das Geld zurück.

Nein! ries entschieden der Arzt. Ich opfere es mit Freude dem Todten. Zahlen Sie es der Wittwe Junk, sie muß schweigen.

Der würdige Arzt blieb unbeugsam, Ernst mußte die Bank­noten zu sich stecken, welche er als ein Darlehen betrachten zu wol­len versprach. _ (Forts , folgt.)

Frankfurter Gold-CourS vom 14. Januar.

n. k.

Pistolen ....!> Sl'/z -S8Vz Friedrichsd'or . .

Holland, 10 st.-Stücke Hand-Dukaten . .

2V-Frankcnsti'llke .

Engl. Sovereigns .

Prcuß. Kassenscheine

S 55', 2 -S«'/- S 44 72 -lS'/z 5 3L'/ 33 Vr s 217 ,- 22-/2

11 44 48

1 44",45'/,

C ours

der k. w. Ktaatskasseii-Verwaltuujj für Goldmünzen.

Unveränderlicher l» o urS: Württ. Dukaten . . 3 st. 45 kr.

Verändert Dukaten . .

Prenß. Pistolen Andere ditto . 20-Frankenslücke

chcr CourS:

. . 5 ft. 32 kr.

. . S fl. S4 d-

. . 9 st. 37 kr

. . 9 st. 20 Ir.

Stuttgart, 15 Januar ,863

K. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Sonntag, de» 18 Jan. Vorm. (Predigt): Sr. Dekan Heberle. Kiu- herlelne mit den Söhnen 2. Helfer Rteg er._

verlegt von A.. Velschlagcr.