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— Die Eröffnung der ordentlichen Sitzungen der Schwurgerichts-
Höfe ist im vierten Vierteljahr 1^62 zu Ulm auf den tö. Dez., zu H al l aus den 30, Dez. festgesetzt. (St.-A.)
— Tagesordnung der Sitzungen des Schwurgerichtshofes zu Tn hingen im vierten Vierteljahre: Den 1. Dez.: Anklagesache gegen Louise Kleiner von Warth, Oberamts Nagold, wegen Kindsmords; den 2. Dez. gegen Maria Warthcr von Wilrberg, Oberamts Nagold, wegen Kindsmords; den 3. Dez. gegen Jakob Friedrich Moser von Wildberg wegen versuchten Raubs; den 4. Tez, und am folgenden Tage gegen den Gemeinderath Johann Friedrich Schlegel von Pfullingen, O.-A. Reutlingen, und Genossen wegen Aufruhrs.
— Darmstadt, 24. Nov. Tie Adreßdcputation wird äußerem Vernehmen nach vom Großherzog nicht empfangen, vielmehr an den Ministerpräsidenten verwiesen. — Dar m st ad t, 25. Nov. Tie Kammer vertagte sich auf einige Zeit, um den Ausschüssen Zeit zur Entwerfung ihrer Berichte zu gewähren.
— Frankfurt, 26. Nov. Der preußische Bundestagsgesanvte,
Frhr. v. Usedom, ist nach der „Postz." gestern auf telegraphischem Wege nach Berlin beschicken worden und ohne Verzug dahin abgereist. (Fr. A.)
— Kassel, 25. Nov. Ein heute früh von Berlin eingetroffener Feldjägerlieutenant (wegen des bestehenden Abbruchs des diplomatischen Verkehrs) hat Herrn v. Dehn Rothselser Depeschen der preußischen Regierung überbracht. — 26. Nov. Fcldmarschall-Licute- nant v. Schmerling ist gestern Abend hier cingetrosfen und hat sich alsbald beim Kurfürsten Audienz erbeten. — Tie heutige Hess. Morgenzeitung ist konfiszirt. — Die durch die Morgen,zeiiung gebrachten Nachrichten über eine bier angclangte preußische Eröffnung haben begreiflicherweise große Sensation gemacht. .Mit außerordentlicher Spannung wird den Entschließungen der kurfürstlichen Regierung der doppelten Pression von Wien und Berlin gegenüber entgegengeichen.
— Berlin, 27. Nov. Die am 24. nachKassel abgegangene Preußische
Note fordert dringend die ernstliche Wiederherstellung des Rechts- zustandes, widrigenfalls Preußen zunächst die Vermittlung des Bundes ansuchen würde, wenn jedoch auf diesem Wege nicht schnelle Abhilfe erfolge, werde Preußen die Interessen Hessens durch eigene Mittel geltend machen und dabei beharren, bis unter Zuziehung der kurfürstlich hessischen Agnaten dauernde Bürgschaften gegen die Wiederkehr jetziger Zustände gewonnen seien. (St.-A.)
— Berlin, 22. Nov. Bei einer Audienz, die an einem der letzten Tage der König einer Anzahl von Deputationen mit sogenannten Ergebenheits-Adressen erthcilte, ereignete sich folgender der „Berliner Börsen-Zeitung" von glaubwürdiger Seite mitgetheiltcr Vorfall. Nachdem die verschiedenen Sprecher ihre Anrede gehaletn hatten, erbat sich noch ein Mitglied der einen Deputation das Mort und zuvörderst seine und seiner Genossen Loyalität betheuernd hob er hervor, daß dieselbe Ergebenheit gegen den König allen Denen innewohne, die ähnliche Adressen überbracht yätten. Er fühle sich aber gedrungen, es auszusprechen, daß man sich der Wahrnehmung nicht verschließen könne, daß die Uebcrzeugung, welche die Unterschreiber und Uebcrbringer der Adressen beseele, nur die einer verschwindenden Minorität seien, daß das Land im Großen und Ganzen die Meinungen nicht thcile, welche in diesen Adressen ihren Ausdruck gefunden hätten. Es sei daher für das Interesse des Königs und Landes gerathen, aus einen Ausweg zu denken, um! die Eintracht zwischen beiden zu befestigen. Wie begreiflich, wurde! dieß Intermezzo von den übngen Teputirten mit einem Erstaunenz ausgenommen, von dem wir dahin gestellt sein lassen, ob es größer^ oder geringer als der Aergcr gewesen, welchen sie über dasselbe empfanden. Ter König hörte den Sprecher indcß wohlwollend ^ bis zu Ende an, und nachdem er geendet, ihm durch eine Verbcu- f gung dankend, schritt er alsdann zur Verlesung der vorher festge- f stellten Antwort. — 25. Nov. Mit Bestimmtheit verlautet, da^ Frankreich in der Angelegenheit des Handelsvertrages eine zuwar-! tende Stellung einnimmt, weil es Preußen in dieser Sache alsf engagirt ansieht. Schritte der französischen Regierung wegen des Handelsvertrags sind weder in Wien noch an andern Orten erfolgt. ^
— Wien, 25. Nov. Inder heutigen Untcrhaussitznng berichtete die Budgctkommission für 1863. Bei der Diskussion des Kriegs- budgets erklärte Graf Reebbcrg: Entwafsnung könne nicht vereinzelt, sondern müsse im Einverständnis mit den anderen Mächten gleichzeitig erfolgen. Kuranda verlangt Ausklärung über die äußere
Lage. Gras Rechberg cntgegncte: die Beziehungen zu Frankreich, England und den übrigen Großmächten seien freundschastlichst und gestalten sich intim. — Immer lauter gibt sich die Hoffnung kund, daß aus die den ungarischen politischen Sträflingen eriheiltc Amnestie ein ähnlicher Gnadenatt für die wegen politischer Vergehen Ver- urtheiltcn der übrigen Länder der Monarchie folgen werde. — Am linken Donauuser, auf dem halben Wege zwischen Wien und Linz und ganz in der Nähe von Türenswin fand am 22. d. eine Erderschütkerung statt, die sich durch etwa zwei Meilen hinzog und namentlich in einem lauten unterirdischen Getöse bemerkbar machte.
— Der Verlheidiger des Postbeamten Kallab, Iw. Kratky, wurde in eine Tisciplinaruutersuchung gezogen und ihm das Recht als Verlheidiger in Strassachen aufzutreten entzogen, allem Anschein nach wegen seiner Vertheidigung des bekannten Briesdesrandanten.
— 26. 'Nov. In der heutigen Nnterhaussitzung wurde das Kriegsbudget berathen. Ter Aussebnßantrag, sechs Millionen abzustrcr- chen, wurde mit großer Majorität angenommen. (Schw. M.)
— Ofen, 20. Nov. Nach einer Mittheilung des „O. P." umfaßt die ertheiltc kaiserliche Amnestie circa 200 Fälle; darunter 2 Hochverrathssälle. An 150 Personen, die sieb im Strafarreste oder in Untersuchungshaft befanden, haben infolge der Amnestie ihre Freiheit wieder erlangt.
— Pesth, 20. Nov. Tie Amnestie hat allgemein aus das Freudigste überrascht.
Schweiz. Das Schwurgericht von Zürich hatte die traurige Aufgabe, eine angebliche Brandstifterin, welche 7 Jahre im Zuchthause gesessen hatte, für unschuldig zu erklären, und statt ihrer einen ruchlosen Gesellen zu verurthcilen
Italien. Turin, 23. Nov., Abends. Lamarmora wird nach Turin kommen, um in der Kammer persönlich die Verhaftung der drei Teputirten zu verantworten. — 26. Nov. In der Fortsetzung der Debatte über Buoncampagni's Interpellationen stellt Herr Nicotera den Antrag, das Ministerium in Anklagestand zu versetzen, weil es durch die Verhaftung von Deputaten die Verfassung ver- j letzt habe. Herr Rattazzi wird morgen antworten. — In der Heu fügen Sitzung entwickelte Rattazzi die innere Politik der Regierung, ! morgen wird er die auswärtige anseinnndersetzen.
I Spanien Der Constitutionnel entnimmt einer Peivatlorre- spondenz aus Madrid, daß sich das spanische Kabinet über die mexikanische Frage mit der französischen Regierung zu einigen suche. O'Donncll nehme' als Ausgangspunkt zur Einigung den Londoner Vertrag an, und man glaube in Madrid, daß die beiden Regierungen eine für die beiden Länder vocthcilhaste und ehrenvolle Lösung finden würden.
Fraiikecich. Marseille, 26. Nov. Ci» heftiger Sturmwind verursachte großes Sen Unglück. Im Hafen von Frcjus gingen sechs Fahrzeuge zu Grunde. — In Ni nies wurde am 22. um 11V- Uhr Abends eine leichte Erdcrschütterling verspürt, welche mehrere Sekunden dauerte. Tie Schwingungen schienen in der Richtung von Südost nach Nortwcst zu gehen. Ter Himmel war mit Wolken bedeckt, die Luft still und die Temperalur ziemlich kalt.
England. London, 25. Nov. Tie „Times" schreibt: Prinz Alfred werde den griechischen Thron nicht annchmen, denn England habe dann nur die Wahl zwischen der Erhaltung der Türkei oder der Unterstützung der Mission des griechischen Königs in der Eroberung der türkischen Provinz. Ucbcrhanpt würde die Wahl jedes Prinzen aus den Häusern der Schutzmächte seine Unbequemlichkeit haben. — Bei Newcastle am Tyne hat eine Kohlengrn benexplosion vorgestern 16 Menschenleben gekostet. Ueber die Ursache ist noch nichts Näheres bekannt. Man weiß jedoch, daß alle Arbeiter, die das Opfer des Unfalles wurden, mit sorgfältig verschlossener Tavylampe in den Schacht gegangen waren.
Griechenland. Athen, 22 . Nov. Eine glänzende und allgemeine Demonstration hat soeben zu Gunsten des Prinzen Alfred von England stattgcsundcn. In Griechenland herrscht vollkommen Rübe.
Rußland. Petersburg. 20. Nov. Einem hiesigen Blatte zufolge beträgt der Schade, welchen die großen Brand? hier an- gcrichtct haben, nach zuverlässigen Angaben 12 Mill Rubel. Ter größte Thcil der zu Grunde gegangenen unbeweglichen und beweglichen Habe, in einem Wcrthe von 9 Mill. Rubel, war nicht versichert. Zugleich sei erwähnt, daß zur Unterstützung der Abgebrannten bis Mitte vorigen Monats 907,388 Rubel eingcgangen waren.
— St. Petersburg, 24. Nov. Eine Flottille, bestehend gus