Alten bürg. Dem auf den 10. dicß wieder einbcrufencn Landtag wird u. A. auch die Vorlage einer Gewerbcordnug, welche die Einführung der Kewerbesreihcit bezweckt, gemacht werden.

München, 1t. Nov. Die fünfzehnte Generalzollkonferenz der deutschen Zollvereinsregierungen wird Anfangs Januar 1863 hier eröffnet werden. Großes Aufsehen erregt hier ein im Gräflich Spaur'schen Hause kürzlich verübter Pretiosendiebstahl, dessen Thä- tcr noch nicht entdeckt ist. Nach der Bair. Zt. handelt es sich da­bei um einen Werth von 60,000 fl.

Wien, 9. Nov. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde Siamm's Antrag aus Aushebung der Zahlenlotterie abge­lehnt, dagegen der geforderte Nachcredit für das Marinebudget für 1862 bewilligt, jedoch erklärt, das Haus betrachte den Vorgang, welcher bei der Nachtragsforderung stattgefunden, für dem Geiste und dem Wortlaut der Verfassung entgegen.

Von der polnischrn Grenze, 10.,Nov. Gestern Nachmittag wurde der gegenwärtige Chef der Spione, Felkner, auf der Haus­flur seiner Wohnung in Warschau erdolcht gesunden und waren ihm die Ohren abgcschnittcn. Der Thäler ist »och nicht ermittelt.

Griechenland. Aus Athen vom 5. Nov. wird den französ. Blättern gemeldet, daß die Nationalversammlung aus den 22. De­zember einberusen ist. Die im Ausland ansässigen Griechen wer­den sich vertreten lassen rönnen. Grivas ist gefährlich er­krankt. Athen. Dem Pahs zufolge sind die Offiziere der Gar­nison von Nauplia. welche sich bei der Uebergabe dieses Platzes nack Italien geflüchtet hatten, von der provisorischen Regierung of­fiziell aufgefordert worden, in ihr Vaterland zurückzukehren.

Italien. Turin. S. Nov. Garibaldi ist in Pisa in einem befriedigenden Zustande eingetroffcn. Messina, 11. Nov. Die hiesigen Blätter melden aus Griechenland, der alte Grivas sei gestorben. Sizilien ist ruhig.

Schweiz. Bern, 12. Nov. Das Gesetz über die bürgerliche Gleichstellung der Juden ward vom Aargauischen Volk mit mehr als 10,000 Stimmen verworfen. (St.-A.)

Frankreich. Paris, 13. Nov. Der Moniteur veröffentlicht eine Depesche des Herrn Drouyn de Lhuys, welche an Rußland und England den Vorschlag macht, gemeinschaftlich dem amerika­nischen Streite ein Ende zu machen. Tie Depesche schlägt vor, von den Amerikanern einen Waffenstillstand von 6 Monaten zu verlangen, welcher seinerzeit noch verlängert werden könne. Die Rolle der Mächte würde die sein, die Schwierigkeiten zu aplaniren; wenn ihr Rath nicht gehört würde, hätten sie ihre Pflicht erfüllt.

Unterhaltendes.

Des Todten Ehre.

Novelle von Aug. Kchradrr.

(Fortsetzung.)

Werne nicht, lieber Karl, flüsterte die Mutter tröstend, es wird nun anders werden mit uns. Heute kaufe ich Dir warme Klei­der, Tu sollst nicht mehr frieren. Vielleicht auch können wir eine andere Wohnung beziehen, die uns vor Wind und Wetter schützt.

Der Knabe weinte nicht mehr; er sah den Schreiber an und fragte:

Ist dieser Mann unser Wohlthäter?

Arnold's bemächtigte fick eine heftige Erregung.

Nein, nein, ries er, ich bin nicht Dein Wohlthäter; aber chäre ich reich, so würde ich Diel für Dich thun.

Tie arme Mutter und Schwester Wilhelmine arbeiten sich krank! rief unbefangen der Knabe.

Ter Schreiber empfing aus Wilhelminen's Hand die Quit­tung. Cr sah ihr dabei in das große blaue Auge, welches trübe und angegriffen war. Ihr zarter Körper zitterte wie von einem Fieberschauer durchbebt. Dann ging er, ohne zu grüßen. Wilhel mine begleitete ihn aus den Vorplatz hinaus.

Lieber Mann, flüsterte sie mit Anstrengung, Sie haben bei der starken Kälie den beschwerlichen Weg zu nns gemacht ....

Weil es mir mein Herr ausgetragcn.

Nehmen Sie.

Was?

Wir möchten so gerne erkenntlich fein.

Wilhelmine wollte ihm ein Geldstück geben. Arnold wies eS heftig zurück und eilte die Treppe hinab.

Das ist ein sonderbarer Mensch I sagte Wilhelmine, als sie in das Stübchen trat. Er hat mich säst umgestoßen, als ich ihm eine Kleinigkeit für den Weg geben wollte.

Der Mann hat Mitleiden mit unserer Armuth, meinte die Mutter. Wer unsere Wohnung siebt, wird es kaum begreifen, daß wir bei der Kälte darin leben können.

Man sprach von dem Tode des Advokaten und kam dann auf die Erbschaft zurück.

Der Baron hat es nicht gut gemeint mit uns, sagte die Mutter, welche sich wieder zur Arbeit gesetzt halte. Warum weist er uns eine Summe an, zu deren Erlangung wir einen Advoka­ten nehmen müssen?

Jetzt lasse ich die Hoffnung nicht sinken! rief heiter Wil­helmine. Wußte der Advokat nicht, daß der Amtsrath zahlen müßte, er würde uns wahrlich das Geld nicht geschickt haben. Diese Her­ren sind vorsichtig. Nun, Mutter, werde ich unser Bett aus dem Leihhause zurück sordern, und Du kannst warm und ruhig schlafen. Ließ war vorzüglich der Grund, welcher mich veranlaßt, den Ad- vocaten um einen Vorschuß zu bitten.

Wilhelmine umarmte und küßte die bleiche Mutter, welche irr trübem Sinnen die Banknoten betrachtete.

Fünfzig Thalerl flüsterte sie.

Bald werden es sünfzigtausend sein .... Mutter, mir schwindelt der Kopf. Denke nur, eine solche Summe macht uns zu reichen Leuten.

Aber macht sie uns auch glücklich? Können wir dasür Deinen braven Vater zurück kaufen, der ein Opser seiner Dienst- treue geworden ist? Angenommen, wir erlangen das Kapital, ich werde mich seiner nicht recht freuen kirnen ; denn der Gedanke, cs sei ein-: Entschädigung für schweren Verlust und bittere Kränkung, wird mir stets auf der Seele lasten.

Mutter und Tochter weinten. Wilhelmine bemühte sich ver­gebens, den finstern Geist zu verscheuchen, der seit dem Brandun­glücke die arme Familie beherrschte. Sie theilte die Ansicht der Mutter, aber sie hütete sich, es auszusprechen. Das Andenken an den verunglückten Vater und die Erinnerung an die schwere Zeit, der sie fast erlegen, lebten noch zu frisch in ihrem zartfühlenden Herzen. Und welch ein Contrast lag zwischen Sonst und Jetzt. Junk hatte einen Posten bekleidet, der ihm erlaubte, anständig zu leben und seinen Kindern eine gute Erziehung geben zu lassen; Wilhelmine, die älteste Tochter, war selbst drei Jahre lang in ei­nem Pensionate der Stadt gewesen . . . und diese günstige Lage war durch Einen Schlag vernichtet. Zu der Armuth gesellte sich die Schmach; denn das Gerücht, welches stets übertreibt, hatte Junk als einen Falscher und Betrüger hingestellt. Die Welt glaubte es, und man hatte kein Mitleid mit der Wittwe, von der man sagte, sie lebe deßhalb in Armuth, um die Früchte der Betrügereien ihres Mannes nickt zu zeigen. Die schreckliche Lage der gebildeten Fa­milie läßt sich denken. Nun blitzte ein Hoffnungsstrahl auf, als das Testament des Barons eröffnet wurde; aber wie ein Blitz ver­schwand dieser Strahl wieder, denn der Amtsrath verweigerte die Zahlung, wenigstens für den Augenblick.

Wilhelmine hatte sich ausgeweint. Sir trocknete ihre Thrä- nen, nahm Mantel und Hut, Ueberreste aus der guten Zeit, zehn­mal geändert, gefärbt und besetzt, aber immer noch nett und kleid­sam, und steckte einige der Banknoten zu sich. Nachdem sie die Mutter und den Bruder geküßt, huschte sie leicht die mit Schmutz und Schnee bedeckten Treppen hinab. Das Ziel ihres Ganges kennen wir.

Sie kam an dem Modewaaren-Magazine vorüber, für welches sie arbeitete. Ein Entschluß gestaltete sich in ihr: das Wcihnachts- fest war nicht fern, sie konnte der geliebten Mutter noch ein Ge­schenk vorbereiten.

Rasch trat sie in das Magazin, um Material zu der Arbeit zu kaufen, welche sie heimlich vollenden wollte. Eine Dame, in

feine Pelze gehüllt, handelte mit der Verkäuferin.

(Fortsetzung folgt.)

Gottesdienste.

Sonntag. den 16. November. Vorm. (Predigtl: Hr. Dekan Heberle. .Kinderlehre m it de n Söh nen 2. Klasse. Nackm. (Bib el std.): Hr. Heiser Rie ger

Nrdi-i«, -rdruckt unv verlegt von A. Velschlägcr.