324
Unterhaltendes.
L'h i r o n d c l l e.
(Hons^miz,)
Tie Hirondelle befand sich auf der Höhe von North -Ncgril- Point, der westlichen Spitze von Jamaika. Dom Schiffe aus unterschied man deutlich das.Land, erkannte man den Kamm der Blue Mountains, die sich durch die ganze Insel hindurch ziehen und in einigen Punkten eine Höhe von siebentausend Fuß erreichen; vor der Küste sah man die dreifache Reihe von Felsenriffen, welche auf diesem Punkt der Insel die Landung für größere Schiffe geradezu zur Unmöglichkeit machen.
Tie Narbt folgt zwischen den Wendekreisen unmittelbar dem Tage, ohne Vermittlung der Dämmerung. Bei dem Eintritt derselben befand sich der Schooner zwischen North- und South-Ncgril- Point im Angesicht einer kleinen Bucht.
Tie Küste war von steil abfallenden Klippen gebildet; vor denselben brack fick das Meer schäumend an unter dem Wassir befindlichen Felsenriffen. Jedenfalls war die Landung hier nicht ohne Gefahr, dafür jedoch empfahl sich der Punkt dem Schooner durch seine Einsamkeit.
— „Machen Sie sich bereit, Sir!" redete van Borbcck den Britten an. — „In dieser Nacht noch werden Sie die Küste von Jamaika betreten. — Und Tu, Hendrik," wandte er sich an den Stewart, „rufe mir den Capitän Wilson herunter."
Wilson war der Copitain des zuletzt erbeuteten englischen Kutters.
Obgleich Glanville längst schon den Moment, der ihm erlauben würde, die Hirondelle zu verlassen, schnlichst herbeigewünscht batte, so war er doch durch das Plötzliche der Abreise einigermaßen überrascht, um nicht zu sagen bestürzt. In Folge eines wo- chentangen Zusammenseins hatte er van Borbeck wirklich liebgewonnen und jetzt that cs ihm fast wehe, von demselben zu scheiden.
Noch sichtbarer manifestirte sich diese Bestürzung bei Miß Glanville; das junge Mädchen war bleich wie eine Leiche und stützte sich mit der Hand fast krampfhaft auf die Platte des Tisches, während ihr Auge wie fragend auf van Borbcck gerichtet war.
— „Ja, Miß!" redete der Capitän sie an, „machen Sie
Ihre Toilette zu einer nächtlichen Fahrt an das Land."
Er konnte nickt weiter; auch er war bewegt und kaum vermochte er sich zu beherrschen.
Miß Glanville antwortete nicht; — schweigend preßte sie ihre Hand auf das Herz, als wollte sie einen Schmerz ersticken, der dort seinen Sitz gehabt.
„Sie babcn'mich rufen lasten, Sirl" ertönte in diesem Augenblicke die Summe des Capitäns Wilson.
— „Ja, Capitän! — Ich will meine Gefangenen in Freiheit setzen."
„Wie?" unterbrach ibn Wilson überrascht.
— „Nun ja. ich will meine Gefangenen in Freiheit setzen!" Wiede'brlte van Borbcck. — „Was ist da zu verwundern? .... Zu diesem Zwecke," fuhr er fort, „überlasse ich Ihnen das Lang- boo', welches ick vom Clcvcland erbeutet habe. Por uns liegt die Küste ven Jamaika; Sie' werden noch in dieser Stunde an das Land geben und Master Glanville und Miß Mary mit sich nehmen; einmal am Lande, wird Ihnen Ihr Geschick weiter Helsen. Lasten Sie daS Boot von Ihren Leuten und denen des Cleveland flott macken i"
Wilsen eilte auf das Teck mit einer Schnelligkeit, welche jeder Gefangene, dem man Plötzlich seine Freiheit aukündigt, begreifen wird.
Wan Lerbeck folgte ihm. um seinerseits noch einige Befehle zu geben.
Capitän Wilson war über van Borbcä's Entschluß nicht so erstaunt, als ekn Anderer ohne Zweifel gewesen sein würde. Er dielt dafür, daß derselbe seine Gefangenen nur darum in Freiheit jede, um die erbeuteten Waaren in irgend einem neutralen Hafen ni'verkaufen und so die französische Regierung um den ihr zulom- meuden Priseuantbeil zu prellen. In Folge dessen glaubte sich Wilson van Borbcck nickt eben zum Danke verpflichtet. Wan Borbeck erriech die Gedanken seines seemännischen College», allein er dielt, cs nicht der Muhe Werth, denselben zu enttäuschen.
Nach einer Viertelstunde meldete Wilson, daß das Boot flott sei.
In demselben saßen die gefangenen Engländer, sechszehn an der Zahl, die Riemen in der Hand.
Van Borbeck ließ noch einige Lebensmittel, worunter einige Flaschen Wein, in das Boot bringen und befahl dann zweien Matrosen, Glanville's und seiner Tochter Gepäck aus der Kajüte heraufzuschaffen.
— „Und Sie, Capitän!" wandte er sich dann an Wilson, „Sie werden einige Raketen mitnehmen und dieselben steigen lassen, sobald Sie das Land erreicht haben; das wird für mich daS Signal Ihrer glücklichen Ueberkunft sein. — Und nun, Sir, law rvell E
Und damit bestieg Wilson daS Boot; van Borbeck begab sich in die. Kajüte, wo Glanville und dessen Tochter seiner warteten.
Glanville war bewegt, wie van Borbcck ihn nie gesehen. — „Gott segne Sie, Sir!" sagte er, dem Capitän die Hand entgegen- streckcud. — „Ich kann Ihnen nie vergelten, was Sie an uns ge- than; allein wenn ich Ihnen einst nützlich sein kann, Sir, so verfügen Sic über mich "
— „Vielleicht," sagte er ernst, „halte ich Sie einst beim Wort; vielleicht klopfe ich einst auf Jamaika an Ihre Thür!"
„Der Tag, an welchem dies; geschieht," rief Glanville auS, „wird der schönste meines Lebens sein!"
Van Borbeck stand Miß Mary gegenüber. — „Und werden auch Sie meiner zuweilen gedenken?" fragte er leise.
Ta ergriff NUß Mary seine beiden Hände und drückte sie an ihre Brust; als van Borbeck seine Hände aus den ihrigen zurückzog, da waren sie mit ihren Thränen überfluthet.
Ta vermochte der Capitän sich doch nicht mehr zurückzuhalten; er beugte sich zu ihr nieder und hauchte einen Kuß aus ihre Stirn.
— „Kommen Sie, Miß!" sagte er, seine Bewegung gewaltsam Niederkämpfens, und bol ihr den Arm.
Als sie die Sckisfstrcppe betrat, drückte van Borbeck ihr noch einmal die Hand; sie wandte sich ab, um ihre Thränen hinter dem Taschentuche zu verbergen.
Kaum hatte sie den Fuß in das Boot gesetzt, so tauchten die Matrosen die Riemen in das Wasser, und pfeilschnell flog das leichte Fahrzeug, einen leuchtenden Streifen im Meere hinter sich zurücklassend, über die spicgelklare See.
Ter nördliche Himmel läßt sich mit der Pracht des südlichen- Firmaments nicht vergleichen. Ter Himmel erscheint tiefblau, und auf diesem dunklen Grunde spannen Millionen von Sternen ihr leuchtendes Strahlennctz ans. In unbeschreiblicher Pracht leuchten in der, weder durch den Qualm der Städte, noch durch Höhenrauch und Staubwolken getrübten Atmosphäre die glänzende Cassiopeja, Ccpheus, Andromeda und Perseus, mit dem Wagen und dem Drachen zu einem großen Kranze verbunden, um den Nordpol her, während der Mond mit seinem Lichte das ruhige, stille, leicht phoS- phorescirende Meer bestrahlt.
Das Land schwebte wie eine dunkle Wolke auf dem Meere, kaum daß man die steil abfallenden Felsen der Küste und die Wälder unterschied, welche die Höhen derselben bedeckten; deutlicher zeigten sich die Felsen, an demn die Wellen, aufleuchtend, sich brachen.
Van Borbrck verfolgte mit den Augen unverwandt das Boot, das ein Wesen trug, welches ihm theurer als Alles war Ihr weißes Kleid leuchtelc durch die Nackt, und als er das Boot nicht mehr zu erkennen vermochte, zeigte ihm wenigstens der leuchtende Streifen seines Fahrwassers die Spur desselben. Endlich verschwand auch diese, allein van Borbeck's Auge war nichts desto weniger nach dem Punkte hin gerichtet, an welchem das Boot landen mußte. — Da stiegen, schwach auslcuchtcnd drei Raketen in die Luft: — Glanville und seine Tockter befanden sich in Sicherheit!
— „Und wohin nun?" fragte Lieutenant Durand, der, von diesem unbemerkt, hinter dem Capitän gestanden.
Van Borbcck strich mit der Hand durch das Haar und etwas wie ein Seufzer entrang sich seiner Brust.
„Kehren wir nach Antwerpen zurück!" antwortete er endlich. (Forts, folgt.)
Äuflosung de» Näthsel» in Uro. 79 :
M >' h^r cn._—
Nrdigirt, gedruckt und verlegt von A. Delschlägcr.
Latwkr Woche Uau erickeint wo>1 e> >>'» oveimal. n'm>
Mittwoch » Sainftl
nbomiementsvreio bo j-l,rl.-i4kr.durckdieP gezogen inWurttemb 1 st. 15 kr. — Einze Nummern kosten 2
Nro. 8
Amtliche
Fo
8
Ueber die 2
Kandel
im Staatswald «7 fl. berechnet Mittn ein Abstreichs-2 Zusammenk alten Badstraßl Hirsau, der Ä
Hierorts sc verschiedet
vorgenommen r lag um 8 U finden wird.
Äußern
F
neu ibre! lick voll Begleitung zu msdcsondere g,n wir hierr
l
wurden, sow zu ibrer R» träger» sag.
Nächsten
zu babcn kn
5
verkauft