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Ich bin Kaufmann, Sir," antwortete der Britta,Kaufmann, wie ich Ihnen bereits gesagt. Ta mir nun von einen, entfernten Verwandten in England eine kleine Erbschaft zugesallen, so wollte ich dieselbe persönlich in Empfang nehmen. Sie wissen," setzte er hinzu,ein Kaufmann kann immer Geld brauchen, und je schneller ick in den Besitz meiner Erbschaft gelange, um so besser jür mich!"

Tie Zurückhaltung, mit welcher Glanville über seine Verhält­nisse sprach, brachten van Borbeck auf Len Gedanken, daß das Glück seinen Gast wohl nur wenig begünstigt haben möge, eine Vermuthung, die durch das wenige Gepäck, welches der Brille mit sich führte, einen hohen Grad von Wahrscheinlichkeit gewann.

Uebrigens war der Capitän ein zuvoructheilsfreier Charakter, um den Werth eines Mannes allein nach den Glücksgütern abzu­schätzen, welche demselben zu Theil geworden; ja man darf behaup­ten, daß die Entdeckung, welche er in Bezug aus seinen Gast ge­macht zu haben glaubte, van Borbeck vielmehr veranlaßte, densel­ben mit doppelter Rücksicht zu behandeln.

Und wie konnten ^sie es über sich gewinnen, Miß Mary jetzt den Gefahren einer Seereise auszusetzen?" fragte der Ca- pitain.

Ich hatte Niemand, unter dessen Schutz ich meine Tochter hätte in Jamaika zurücklasscn können." antwortete der Britte,ich bin Wittwer."

Und ich," fügte Miß Glanville hinzu,würde nie eingewil- ligt haben, mich von meinem Vater zu trennen!"

Sie sprach diese Worte in einem Ton, welcher den überzeu­gendsten Beweis abgab von der Wahrheit und der Stärke des Ge­fühls, welches dieselben dictirte. Allein in dieser Liebe zwischen Vater und Kind lag kein Kokettiren, kein Paradiren, kein absicht­liches zur Schau stellen; sie äußerte sich warm, einfach und natürlich!

Allmälig stellte sich zwischen Glanville und dem Capitän ein gewissermaßen vertrauliches Verhältniß her, soweit die Verschieden­heit ihrer beiderseitigen Charaktere dieß überhaupt zu ließ.

Van Borbeck gab sich dem Britten mit einer Offenheit hin, die denjenigen vielleicht überraschte, der des Capitäns sonstige Schweigsamkeit und Verschlossenheit kannte. Aber van Borbeck, ein wissenschaftlich gebildeter, zu ernsten Studien hinneigender Geist, war auf dem Schiffe eben so isolirt durch seinen Geschmack und seine Neigungen wie durch seine äußere Stellung. Man muß wo­chenlang in den engen Raum eines Schiffes zusammengedrängt auf dem Meere zugebracht haben, um die Sehnsucht nach dem Umgang mit einer gebildeten, uns geistig ebenbürtigen Persönlichkeit ganz zu begreifen. Kein Wunder daher, wenn van Borbeck sich enger an den einzigen Mann anschloß, gegen den er seine Gedanken und Ansichten auszusprechen vermochte.

Eines nur war dem Britten ein unlösbares psychologisches Räthscl. Wie konnte ein Mann von van Borbeck's Geist, Bildung und Kenntnissen, dem er zudem eine Reihe schätzensweriher Eigen­schaften nicht abzusprechcn vermochte, das Gewerbe eines Kaper- Capitäns ergreifen und an demselben Geschmack finden? Eine Unterredung mit dem Capitän sollte ihm jedoch auch darüber Licht verschaffen.

Sie sind nicht National-Franzose?" fragte er van Vor­deck einst. Ihr Name wenigstens deutet auf einen niederländischen Ursprung."

Ich bin in Brabant geboren, habe aber einen Theil meiner Erziehung in Frankreich empfangen," erwiederte der Capitän.

Also ist Ihre Familie wahrscheinlich nach Frankreich übergesiedelt?"

Das nicht. Mein Vater, in seiner Eigenschaft als Mitglied der Stände von Brabant, war in jene Bewegung verwickelt, welche man die Brabanter Revolution oder spottweise den Patriotcntrom- mel getauft hat. Er befand sich als eines der Häupter unter den Insurgenten, welche van der Mersch in Vreda gesammelt und starb hier in Folge eines Sturzes mit dem Pferde. Bald darauf verlor ich auch meine Mutter, die seit den, Tode ihres Gatten in tiefster Einsamkeit auf den in der Campine zwischen Antwerpen und Turn­st out gelegenen Stammschlosse meiner Familie gelebt hatte. Ter

Tod meiner Mutter war für mich der härteste Schlag, welcher mich treffen konnte, denn in ihr verlor ich das einzige Wesen aus der Welt, welches mich wahrhaft geliebt hatte und an welchem auch iw mit ganzer Seele hing."

Und was veranlaßte Sie, den Erben eines aristokratischen Namens und bedeutender Güter, Seemann zu werden?" fragte Glanville, den es inleressirte, die Schicksale eines Mannes kennen zu lernen, der durch die Ereignisse ihm Plötzlich nahe getreten und außerdem sein eigenes Geschick momentan in seinen Händen hielt.

Wie ich Seemann wurde?" fragte van Borbeck. O! aus die einfachste Weise von der Welt. Mein Vormund, ein alter Ad­vokat in Brüssel, war, als begeisterter Freund Frankreichs, ein glü­hender Anhänger der französischen Revolution. Tie österreichischen Niederlande waren mittlerweile mit dcr französischen Republik ver­einigt worden, und nun behauptete mein Vormund, Laß der Mili­tärdienst in Len Reihen der französischen Armee die einzige meiner würdigen Karriere fei. Ter Militärdienst, dem ich mich, früh oder- spät der Conscription anheimsallend, ohnedieß nicht hätte entziehen können, sagte meinem feurigen, nach kriegerischen Abenteuern dür­stenden Geiste zu, nur gab ich, von einer brennenden Begierde, fremde Länder zu sehen, erfaßt, der Marine den Vorzug vor der Landarmee. Ich trat also in das Seeinstitut in Brest, avancirte später zum Lieutenant am Bord der Thetis und nahm dann mei­nen Abschied."

Sie nahmen Ihren Abschied?"

Ja; jch hatte immerwährende Reibungen mit meinem Capi­tän, und dann ermüdete mich das Einerlei meines Dienstes. Die Flotte verfaulte, von der überlegenen englischen Seemacht in Schach gehalten, in den Häfen von Brest, Toulon und Boulogne, auf der Rhede von Bordeaux oder in den Bassins von Antwerpen, und für den mir innewohnenden Thatendrang fand ich wenig oder keine Nahrung. So verließ ich denn den Dienst, ließ mir in Bor­deaux nach meiner eigenen Angabe ein Sck iff bauen und besorgte mir einen Kaperbrief. Seitdem ist der Ocean meine Welt, das Sckiss meine Heimath."

Und behagt Ihnen das Leben, welches Sie führen?"

Warum nicht? Ich bin frei, ich bin unabhängig. Hier

am Bord der Hirondelle bin ich Herr im vollsten Sinne des Wor­tes, und der Kampf mit den Elementen und der Krieg mit den Menschen beschäftigt mich, erfüllt meinen Geist, für Len Alles, was Gefahr heißt, einen eigenthümlichen Reiz besitzt. Und indem ich als Kaper das Meer durchfurche und Frankreichs Feinde be­kriege, diene ich meinem Vaterlande."

Allein Frankreich ist nicht Ihr Vaterland!" wandte Glan­ville ein.Sie sind nicht Franzose, sondern Niederdeutscher, nicht das Französische, sondern das Niederländische ist Ihre Mut­tersprache ; Ihr Vaterland ist 'Frankreich widernatürlich auf dem Wege der Eroberung annexirt."

Alles das ist richtig," antwortete van Borbcck mit Entschie­denheit;allein so lange mein Vaterland die französische Herrschaft anerkennt, so lange Frankreichs Tricolore auf den Thürmen und Wällen unserer Städte weht, so lange sind Frankreichs und mei­nes Vaterlandes Interessen identisch. Auch ich bin der Meinung, daß die französische Herrschaft Belgien kein Glück gebracht hat, aber ich allein kann dasselbe von Frankreich nicht lvsreißen, und wenn ich Frankreich diene, so diene ich, wie die Tinge jetzt stehen, meinem Vaterlande."

«Fortsetzung folgt.)

Frankfurter Gold-Cours vom 2. Oktober.

ft. lr.

Pistolen . . . . S S8'^-SS'/, Friedrichsd'or . . 8 SS5?

Holland. kV st.-Ktückr S 4S'/,-4S'/, Nand-Dukaten . . . S 3S'/,SS'/, SV-Franstenstücke . . 9 SS24 Lngl. Sovereign» . . N 4SSS Preuß. Kajsenscheinc . 1 44-/,4S',

Cours

der k. w. Staatskassrn-Verwatkvag für Goldmünzen.

Unveränderlicher Sourst Württ. Dukaten . . 5 st. 45 kr.

Beräud erlichrr Sours:

Dukaten.ö st. 3t kx.

Preust. Pistolen . . 9 fl. 54 kr^

Andere ditto . . . . 8 st. 38 tr.

Äl-Frankenstätke . . . 8 st. 22 I>.

Stuttgart. 1. Oktober ,882 §k. Staatskassenverwaltung.

Gottesdienste.

Sonn tag. den 5. Oktober. Bon». (Predigt): Herr Dekan Heberte. Ninderiekre mit den Söhnen 2. Klaffe.Nacdm. (MiGsstd.): Är vr. Gandere.

Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Geischkäger.

Da» kLalwer dvoc

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