Amerika. New-Kork, 18. Aug. M'Clcllan hat Harrison Landing geräumt und ist ohne Zusammenstoß in Williamsburg eingetroffeu. Tie Secessionisten wurden beim Angriff auf Baton rouge mit großen Verlusten zurückgeworfen, doch ist der bündische General Williams gefallen. In einer Schlacht in Arkansas sind die Secessionisten geschlagen worden. — 19. Aug. Die Lage wird ^ nun als günstiger für die Bündischen angesehen; die Anwerbungen liefern erwünschte Resultate; doch haben in Kentucky die Secessionisten einige neue Punkte besetzt. Ein Theil von M'Clellan's Armee wird mit Pope zusammen operiren. (Fr. A.)
Unterhaltendes.
Der G lii cks - G nld en.
(Fortsetzung)
Einige Wochen später ward Thomas eines Abends, da der Kammerdiener unwohl war, gerufen, um seinem Herrn beim Anziehen zu Helsen. Der Herr fragte ihn bei dieser Gelegenheit, ob er mit seiner Stelle zufrieden sei.
„O Herr, ich habe keine Worte, um meine Dankbarkeit, meine Zufriedenheit, mein Glück auszusprechen. Gestern habe ich meinen alten Vater besucht und ihn sehr in der Besserung gefunden. Tie guten Schwestern sorgen so für ihn. Er sagte mir, daß er Ihnen die Füße küssen, unh tausendfachen Segen auf Sie herabflehen wolle!"
— „Und fehlt Dir selbst Nichts?" !
„Nichts, nichts, mein guter Herr; ich habe Alles im Ueber-
sluß. Nur Eins wünsche ich, ehe ich sterbe."
— „Und das ist?"
„Daß ich noch einmal die gute junge Dame sehen möge, die mir den Gulden gab. Sie war der Anfang all' meines Glückes, denn hätte sie mich nicht bemerkt, so würden auch Sie, edler Herr, nicht auf mich aufmerksam geworden sein. Gewiß müssen Sie sie kennen und werden mir meine Kühnheit, mit der ich frage, verzeihen."
— „Ich kenne die Dame wirklich nicht, mein guter Junge; würde sie auch nicht wieder erkennen können, trenn ich sie sähe."
„O, ich könnte sie in einer Minute beschreiben: sie war so schön! und ihre Stimme! — o, wie sanft sprach sie zu dem Mädchen, das bei ihr war. Ich will eine Messe lesen lassen von meinem Lohn; vielleicht wird es mir dadurch vergolten, daß ich sie wieder treffe."
Der Herr billigte die fromme Absicht seines Dieners und wünschte in seinem Innern, daß der Erfolg >o sein möge; aber es ereignete sich nichts von der Art, und nach einiger Zeit verließ er Warschau in Begleitung seines Dieners, und nahm seinen Aufenthalt aus einem Gute, das er in der Nähe von Krakau besaß.
* H *
Die junge Dame und ihre Dienerin beeilten sich auf ihrem Wege so viel sie konnten; beinahe hatten sie das Haus erreicht, als ihnen eine Kutsche, von vier Postpferden gezogen, begegnete, die mit solcher Schnelligkeit ihnen entgegensuhr, Laß sie kaum Zeit hatten, auszuweichcn. Ganz erschrocken und sehr ermüdet kamen sie endlich an, und die ersten Worte, mit denen sie beim Eintreten empfangen wurden, waren:
„Wie konntet Jbr doch so lange ausbleiben? Vor einer vollen Stunde schon hättet Ihr zurück sein müssen! Und es war so wichtig, Zosia, daß Tu hier gewesen wärest. Wer kann wissen," fuhr die Mutter fort, indein sie ihre Tochter in's Zimmer führte, „ob Tu nicht durch dieses höchst verdrießliche Ausbleiben Dein ganzes künftiges Glück zerstört hast!"
— „O, das denke ich nicht, beste Mutter; wenn Du erst weißt, was mein Verspäten verursacht hat." Und nun erzählte sie der Mutter vcn dem armen Knaben, dem sie ein Almosen von dem für die Droschke bestimmten Gelde gegeben.
„Das war Alles sehr recht und gut," erwiederte die Mutter; „aber unterdessen ist Dein Cousin Gustav hier gewesen."
— „Gustav! von Wien! War er wohl in der Kutsche mit den Postpserden? wie lange ist's her, daß er Dich verließ?"
„Keine fünf Minuien. Er bringt wichtige Depeschen nach St. Petersburg und durste sich kauni eine Stunde in Warschau aujhaltcn. Es war sehr artig von ihm, daß er selbst bei dieser Eile uns einen Besuch machte. Er erkundigte sich mit vieler
Wärme nach Dir. Ich kann es nicht genug bedauern, daß Du nicht zu Hause warst. Du weißt, daß iw aus ihn alle meine Hoffnung für Deine Zukunst setze, und er kennt Dich noch kaum. Hätte er Dich doch gesehen! O, diese unglückliche Verspätung! Ich kan» mich gar nicht darüber zufrieden geben."
— „Du wirst sehen, liebe Mama, daß es nicht so unglücklich ausfallen wird, wie Du denkst. Ich habe eine Ahnung, daß sich Alles zum Guten wenden wird."
„Gott gebe es, mein Kind! Aber ich hätte so sehr gewünscht, daß Gustav Dich gerade jetzt gesehen hätte. Du siehst so reizend aus in dem Hut, und Du hast eine so schöne Farbe."
Die liebende Mutter saß noch lange in Nachdenken versunken. Als Wittwe eines Offiziers, der früh gestorben, war sie ohne Vermögen; aber wegen der Zukunft ihrer Tochter war sie beruhigt, da cs schon lange zwischen ihr und ihrer Schwester verabredet war, daß Zosia die Gatten des einzigen Sohnes ihrer Schwester, Gustav, werben solle, der außerdem, daß er ein großes Vermögen besaß, einen bedeutenden Posten bei der Negierung bekleidete. Das junge Mädchen selbst hatte keine besondere Neigung für diese Hei- rath, denn Gustav war auswärts erzogen, war fünfzehn Jahre älter als sie, und sie hatte ihn nur zwei oder drei Male gesehen, als sie »och ein Kind war. Es war daher nicht zu verwundern, daß sie völlig gleichgültig gegen ihn war.
Fast drei Monate später saß Zosia's Mutter wieder in ihrem Wohnzimmer, aber dießmal war sie nicht nur gedankenvoll, sondern weinte bitterlich über einem geöffnet vor ihr liegenden Briefe. Die Tochter, die rasch eintrat, erschrack, als sie die Mutter in Thrä- nen sah.
„Was hast Du, Mama? Was ist vorgefallen? Darf ich's wissen?"
— „Du darfst es nicht nur, sondern Du mußt es wissen. Hier ist ein Brief von Gustav. Er ist im Begriff, sich zu verhei- rathen, aber nicht mit Dir. Der Reichthum und die Schönheit einer jungen Engländerin hat ihn eingenommen; er bittet mich in seinem Briefe, ihn von seinem Verlöbniß mit Dir frei zu machen und meint, da er nicht das Vergnügen gehabt habe, seine Cousine seit ihrem siebenten Jahre zu sehen, es ihr Wohl nickt schwer werden würde, diese Verbindung aufzugeben. Du siehst nun, Zosia, wie richtig meine Vorahnung war, daß Dein damaliges Ausbleiben für uns die Ursache eines großen Unglücks werden würde.
„Wer weiß denn, ob es so kommen wird, theure Mama. Aber schreibe, ich bitte Dich, sogleich an Gustav, daß ich ihm nicht zürne, weil er eine Andere zur Gattin nimmt. Es ist nur traurig, daß er seine Wahl nicht unter seinen Landsmänninen getroffen hat, und daß die Sache Dir, liebe Mutter, sehr viel Kummer verursacht."
— „Wie sollte ick mich nicht betrüben, liebes Kind, daß ich Dich nun einer ffo glänzenden Stellung im Leben beraubt sehe, aus die ich mit solcher Sicherheit gerechnet hatte." '
„O, ich fürchte fast, meine gute Mutter ist meiner ganz überdrüssig, da sie so sehr wünscht, mich los zu werden! Aber, gute Mama, was ist denn so Schlimmes an der Sache? Wir haben Alles, was wir wünschen können, und wir sind zusammen. Was könnte mir all' dieser Reichthum und all' diese Ehre nützen, wenn ich Dich verlassen müßte? Und es hat doch mit meinem Heirathen wahrlich nicht solche Eile; ich bin ja erst im achizehnten Jahre — das vergißt doch mein Mütterchen nicht?" (Forts, folgt.)
Frankfurter Gold-Cours vom 1. September.
fl. kr.
Pistolen . . . . S 37-38
Fricdrichsd'or . . . 8 56 —57 Holland. It> fl.-Stiicke S 45'/,-46' / Nand-Pukaten ... 5 3L—33 2V-Frankenstücke . . S 22'2—23'/, Engl. Sovereigns . . II 47-51 Preuk. Halsenschcinc . 1 44//,—45',
Cours
der k. w. S'taatskalfrn-Verwaltu.rg für Goldmünze».
Unveränderlicher Hours: Württ. Dukaten . . 5 st. 45 kr. Veränderlicher Eours:
Dukaten.5 fi. 3! kr.
Prenfl. Pistolen . . . 9 fl. 54 kr.
Andere ditto . . . . 9 fl. 36 kr.
20-Franke„stücke . . . 9 fl. 22 kr.
Stuttgart, 1 September 1862.
K. TtaatSkassenverwaltung.
Nagoldwärme. 1862. 30. Aug. 13,9° k. 31. Aug. 13,8" U. 1. Sept. 'l4,0° k. 2. Sept. 14,4° kl.
Nedigirt, gedruckt und verlegt von A. Del sch lägen.
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