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lag ja auf ihrem Herzen, zu groß war die Freude, kein Schlaf senkte sich mehr auf ihr Auge. Der erste Morgcnstrahl riß sie ge­waltsam vom Lager empor, zog sie lauschend zu des Bruders Zim­mer; aber wie stark auch die Sehnsucht ihn zu sehen, zu sprechen, an ihr liebendes Herz zu schließen war, eine heilige Scheu hielt sie stets zurück, den mehrmals ergriffenen Thürdrücker auszuklinken, um seine Ruhe nicht zu stören; denn die Ahnung, daß sein Er­scheinen nur ihr und der Ihrigen Glück zum Zwecke haben konnte, stand mit glühender Schrift vor ihrer Seele. Dennoch möchten wir bezweifeln, ob nicht die Sehnsucht endlich über alle diese Em­pfindungen gesiegt hätte, wenn nickt die Stimme des kleinen Ernst, dessen sie heute ganz vergaß, ihre Mutterpflicht, ihn wie jeden Mor­gen anzukleiden, in Anspruch genommen und in ihr Zimmer zu- rückgerusen hätte.

Während sie hier beschäftigt war, war auch Herrmann erwacht und hatte, von gleicher Sehnsucht getrieben, Frau Thomar in die­ser Beschäftigung überrascht.

Wollten wir jetzt, nach so langer Trennung, nach so mannig­fachen dazwischenliegenden wichtigen Ereignissen die Freuden eines glücklichen Wiedersehens zwischen sich wahrhaft liebenden Geschwi­stern umschweifend schildern, würde cs uns zu weit führen, und die Lösung, nach welcher sich dD mit dergleichen in schönen Wor­ten geschilderten Wiedersehensmomenten wohl schon längst vertraute Leser sehnt, zu sehr hinausschieben. Wir überheben uns also des­selben und ebenso der Wiederholung aller Mittheilungen, welche Herrmann und die Thomar'schen Eheleute sich machten, da sie dem Leser aus dem Dorhergegangenen gleichfalls bekannt genug sind und Herrmanns Ansicht über Remers ganz schlechten Charakter nur noch mehr bestätigten. Ließ war das einzige, worin die Ehe­leute nicht mit eiustimmen wollten. Ging nun auch Herrmann auf Thomar's Ansicht, daß das längere Stehen der Suppe im kupfernen Gefässe wohl Grünspan angesetzi, welches durck das Umrüh­ren der Frau Thomar sich abgelöst, der Suppe mitgetheilt und so die Vergiftung der Thiere herbcigesührt habe, ein, so war doch Frau Thomar durchaus wieder nicht davon abzubringen, daß der un­heimliche Schlag im Innern des Hauses ein geheimnißvolles An­zeichen gewesen sei, und da sich kein anderer Grund dafür auffin­den ließ, so mußte er Herrmanns unvermuthete Ankunft vorverkün­det haben. Sie begründete dieß durch vielfache Beispiele, wo sich dergleichen, kurz vor wichtigen Familienereigniffen zugetragen haben sollte, und die Männer bekämpften den Wahn nicht weiter, da sie noch wichtigere Angelegenheiten zu erwägen hatten. Man war ja schon glücklich und Herrmanns Mittheilungen waren geeignet, jede Zukunstssorge verschwinden zu machen; so überließ man sich für jetzt diesen Gefühlen ganz und dachte nicht weiter darüber nach.

26.

Herrmann hatte gestern bei seiner späten Durchreise durch Warschau an das dortige Bankierhaus, aus welches sein Wechsel ausgestellt war, einen Brief zurückgelassen, gebeten, ihm morgen, im Laufe des Vormittags, den Wechselbetrag in das Thomar'sche Gasthaus bei Praga zu übermachen, und nachdem er den Versatz der Erbschafts-Vollmacht an Samuel Wolfssohn durch Remcr er­fahren, diesen sogleich schriftlich beordert, sich ebenfalls noch vor Tische daselbst oinzustellen, um sein Geld in Empfang zu nehmen.

Wir wollen sogleich alles Unangenehme beseitigen und uns dann in vollkommener Ruhe der Freude ungestörten Beisammen­seins hingeben," sagte er,wollen auch nicht weiter an Reiner denken, über dessen Charakter streiten. Ich behalte meine Ueber- zeugung und weiß, er wird nicht wiederkehren, denn er hat sein Ziel, das Geld, erreicht. Freilich verliert er durch die glückliche Schicksalsfügung unendlich mehr, als er gewinnt, da ich durch die in Händen habenden Beweise seines beabsichtigten und zum Theil ausgeführten Betruges nicht mehr verpflichtet bin, noch obenein die mündlich versprochene verhältnißmäßige Entschädigung an ihn zu leisten. Auch glaube ich wird er sich diesen Beweisen gegenüber hüten, eine" solche jemals zu beanspruchen. Ihr seid gerettet, seid glücklich, ick bin es auch und er mußte die Triebfeder zu unserem Glücke werden. Das war die gerechte Strafe des Himmels, wel­cher menschliches böses Wollen durch sein göttliches Walten stets zu Schanden macht. Also nichts mehr von dem Bösen, laßt uns das Gute genießen und dem Herrn mit Inbrunst dafür danken."

Amen!" erscholl cs aus dem Munde der Eheleute Thomar, welche mit frommem Sinne die Hände zum Himmel erhoben hatten.

Da klopfte es an der Thüre und herein trat ein Commis des Banquierhauses aus Warschau, um Herrmanns Ordre gegen Em­pfang des Wechsels nachzukommen. Herrmann ging den Wechsel zu holen, der Commis zählte indeß das Geld in Goldstücken aus den uns bekannten großen Holztisch in der Gaststube. Herrmann kehrt zurück, überzählt die Summe, händigt den Wechsel aus unv geleitet den sich Empfehlenden zur Thüre hinaus. Indem sprang der kleine Ernst durch die geöffnete Thüre an ihnen vorüber. Des Goldes auf dem Tische ansichtig werdend, eilt er sogleich voll Freuden dorthin, langt mit den Händchen hinauf, reißt einige Gold­stücke herab und klatscht, als diese ans der Erde dahinrvlletr, freu­dig und laut jubelnd in die Hände, indem er ruft:

Ah, das sind Zahlpfennige gerade so schön und groß wie die, welche mir Herr Rcmer bei seiner Abreise zu schenken versprach, wenn ich alles verschweige. Ich habe mein Wort gehalten, aber er nicht, der böse Herr Reiner!" setzte er unwillig hinzu und beugte sich zur Erde, um die Goldstücke auszuhebcn. .

Frau Thomar war eiligst hinzugesprungen, verwies dem Kna­ben die Unart und wollte demselben die Goldstücke wieder nehmen; aber auch Herrmann, den bei des Knaben Worten ein eigonthüm- liches Gefühl durchzuckte, war herbeigeeilt.

Laß, laß," sagte er zu seiner Schwester, faßte des Knaben Hand, zog ihn etwas bei Seite und fragte:Wofür wollte Herr Reiner Dir die Zahlpfennige geben? Was solltest Du verschweigen?"

Der Knabe erzählte nun nach kindlicher Art den ganzen Vor­gang bei der Futterkiste mit allen Nebenumständen und vollendete dadurch eine Empfindung, eine so besondere Gedankensolge in Allen, daß sie sich erstaunt und überrascht anblickten, als er geen­det und doch über keine Lippe ein Laut der Gefühle sich Bahn machte, welche Alle ergriffen hatten.

Ich will Dir zeigen, wo es war," rief nun der Kleine. Komm Onkel!" Er faßte Herrmanns Hand, zog ihn mit sich > zur Thüre hinaus der Futterkiste zu. Alle folgten willenlos wie Herrmann selbst. Die Ueberraschung über das Gehörte hielt ihre Sinne noch umfangen, so umfangen, daß sie selbst im Folgen die ( Thüre des Gastzimmers weit offen stehen ließen, und der großen Summe Geldes vergaßen, welche dort auf dem Tische ausgebreitet einem indeß Eindringenden zur willkommenen, leicht erreichbaren Beute werden konnte.

Siehst Du, dort steht das Brett, hinter dem ich mich ver­steckt hatte," rief jetzt der kleine Ernst, auf den Winkel zeigend, ließ Herrmanns Hand fahren, sprang voraus, riß das Brett fort und schrie plötzlich:Ach lieber Gott, da da!"

Das Brett entfiel seiner Hand, er selbst war im Nu zur Erde - hernieder.Eins, Zwei, Drei, Vier," rief er auflesendhelft mir, helft mir, da liegen noch Viele!"

Des Knaben Ausrufe beflügelte der Folgenden Schritte; sieht standen sie vor der KisteGold", ertönte es zu gleicher Zeit überrascht aus Aller Mund. Es ist wahrhaftig Gold!" rief Herr­mann ein Stück erhebendUnbegreiflich!" riefen die Eheleute. Herrmann durchzuckte eine Ahnung. Mit Blitzesschnelle riß er den Deckel der Kiste in die Höhe blieb aber, unfähig eines Worte?, entsetzt und erstarrt stehen. (Forts, folgt.)

R ä t h s e l.

Willst Du mich'Dienste leisten sehen. Dann mußt Du stets herum mich drehen. Nimmst Du den Kaps und Fuß jetzt mir. Dann nenne ich e'n Laubhrlz dir.

Auslösung -es Näthscls in Ars. 63:

Achre Ehre.

Nagoldwärme. 1862. 13. Aug. 13A°K. 14. Aug. 14,4° ll-' 15. Aug. 15,0° k.

GotteSvlcnite.

-onntag. den 17. August. Bann. (Predigt): Herr Helfer Riege^r. - (DaS Opfer ist für den Kirchenbaufond bestimmt.) Kindcrlehre mit den Sohn-: 1. Klaffe. Nachm. (Predigt): H r. Vcka r H ä r l c voii^Slmmozhekm. .

Ucdigirt, gedruckt und verlegt von A.» vclsch l st »er.

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