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anlaßt, ihre bisherige Arbeit zu unterbrechen und wieder in der Küche nachzusehen, ob auch das Feuer so fortgebrannt, daß die Speisen warm geblieben. Sie schürte das fast verglommene Feuer schnell ein wenig, schüttete, als die Suppe aufwallte, das abge­schmolzene gebräunte Mehl hinein, rührte das Ganze tüchtig durchs einander und begann anzurichten.

Jetzt fand sich auch Thomar vorn in der Gaststube ein, mit ihm der Haushund. Dieser scherwenzelte zuerst um die Kinder her­um, dann schnupperte er hungrig nach dem gedeckten Tisch hinaus; auch die anwesende Katze verkünrete durch Miauen, daß sie bei Appetit sei.

Indem schlug die alte Wanduhr die zwölfte Stunde, und kaum hatte diese ausgeschlagen, hörte man auch die nahenden Tritte der Hausfrau, welche in beiden Händen die mit der Suppe ge­füllte große Schüssel trug. Thomar ging ihr entgegen und öffnete die Thüre.

Auch Remer war zu dieser Zeit über den Plankenzaun gestie­gen und befand sich bereits im Hofraum, als Frau Thomar mit der Suppe nach vorne ging. Aber wieder in der Nähe des Scha­tzes, vergaß er das beabsichtigte Berbergen, es zog ihn allgewaltig nach der Kiste. Er trat zur Hofthüre, lauschte, und als alles stille war, schlich er hinein, erhob leise Len Kistendeckel und sah in das Innere derselben.

Er mußte -jetzt etwas entdecken, was ihn sofort zu näherer Untersuchung anlockte, denn er erhob, den Kistendeüel noch immer haltend, das eine Bein und schlug es so über die niedere Vorder­wand in das Innere der Kiste, als ob er hineinsteigen wolle.

In demselben Augenblicke ertönt vorne im Gastzimmer ziem­lich starkes Geräusch, zwischen demselben ein heftiges Aufschreien. Die Angst vor Entdeckung läßt Remer den Kistendeckel schnell hin­ter den losen Eisenriegel oben an der Wand Wersen und das an­dere Bein nachziehen, um sich in der Kiste zu verbergen. Er ver­liert dabei etwas das Gleichgewicht, und fällt, obgleich der Raum dieser Abthcilung enger ist, ziemlich tief in die Kiste herab. In­dem er sich mühsam erheben will, um eine bequemere Lage zu ge­winnen, stürzt der nicht genug befestigte, durch die Bewegung dem Eisenriegel entgleitende gewaltige Kistendcckel herab, versetzt ihm einen betäubenden Schlag auf den Kopf und quetscht ihn in die schmale Abtheilung zurück, fällt aber nun so unglücklich für ihn zu, daß die eiserne Deüelkrampe über den gleichen Bügel außerhalb an der Unterwand der Kiste eingleitet und Remer, selbst wenn er bei vollem Bewußtsein gewesen wäre, es jetzt nicht vermocht haben würde, sich zu befreien; in dem Zustande aber, wo er sich bereits befand, wenn nicht die schnellste zufällige Hilfe von Außen kam, in kurzer Zeit rettungslos verloren war.

Der Grund des Geräusches, welches Reiner so eilig in den Kasten trieb, war folgender: Frau Thomar war mit der Suppe vorne in das Gastzimmer getreten. Der Haushund, Wohl aus Freude, daß das ersehnte Essen endlich kam, sprang schnell und heftig an Frau Thomar hinauf. Diese erschrack so, daß sie wankte, kaum noch die Schüssel aus den Tisch bringen konnte und dann zitternd in einen Stuhl sank. Der Hund sprang hier von neuem ungeduldig an seiner Herrin hinauf. Thomar, ärgerlich, greift nach einem Stöckchen, welches tztr solche Fälle gewöhnlich aus der über dem Tische angebrachten Lampe lag. Er sieht dabei nicht hin, er­saßt die morsche Schnur, reißt diese mit der Lampe selbst herab. Die Lampe fällt auf den Rand der Suppenschüssel, zerschmettert sie völlig und deren Inhalt ergießt sich über den Tisch auf den Erdboden. Frau Thomar hatte, als die Lampe die Schüssel zer­schmetterte, laut aufgeschrieen und war dann ohnmächtig geworden. Fast unmittelbar war auch außerhalb ein starker dröhnender Schlag gehört worden, aber die Ohnmacht der Frau Thomar nahm Alle, bis auf den kleinen Ernst, so in Anspruch, daß dieser Schlag wei­ter keine große Einwirkung aus sie machte. Thomar sprang seiner Frau hilfreich bei, seine Tochter Marie brachte auf seinen Befehl schnell Essig und es gelang auch durch Einreiben desselben an Stirn und Schläfe der Frau Thomar, diese bald wieder zur Be­sinnung zurückzurusen, aber der Schrecken sollte sich sofort erneuern.

Haushund und -Katze hatten sich alsbald über die auf dem Boden schwimmende, kühlgewordene Suppe hergemacht und ver­schlangen sie mit großer Begierde. Sonst sehr einträchtig, gerie­ten sie dießmal in Feindschaft. Der Haushund wollte nicht lei­

den, daß die Katze der Stelle zu nahe kam, wo er Brocken und Suppe heißhungrig verzehrte, knurrte sie gewaltig an, indeß die Katze nicht weichend ihm entgegenzischte und mit den Vorderpfoten ihm derbe Ohrfeigen zu versetzen drohte. Das amüsirte den kleinen Ernst. Er kauerte sich hinunter und lachte aus vollem Halse. Plötzlich fällt die Katze um, und fängt am ganzen Körper zu zucken an. Ter Knabe bemüht sich, sie wieder aus die Beine zu bringen, vergebens, das Thier vermag es nicht sich daraus zu erhalten und erhebt jetzt ein ganz erbärmliches Miauen.

Ach Gott, was ist dem Peter geschehen? Mama, Papa, seht nur her!" ruft der Knabe. Aber Frau Thomar ist noch nicht ganz wieder bei sich, Gatte und Tochter sind zu emsig mit ihr beschäf­tigt, um auf den Knaben zu hören oder zu beachten, was um sie weiter vorgebt. Es zeigt sich weißer Schaum vor dem Munde der Katze und jetzt fällt auch der Hofhund in heftigen Zuckungen zu­sammen. Der Knabe springt ganz außer sich auf, eilt zu den Eltern, faßt des Vaters Hand und zieht ihn gewaltsam zu den Thieren. Thomar steht ganz überrascht und erstaunt bei dem Anblicke da, er ist keines Wortes mächtig. Auch vor dem Maule des Hundes erscheint jetzt weißer Schaum, er knirscht mit den Zähnen.

Indessen hatte sich Frau Thomar wieder völlig erholt, in­stinktmäßig treibt es sie in die Höhe und zu der Scene. Die Katze zuckte nur noch schwach, der Hund in heftigeren Krämpfen, bald aber streckt auch er sich und beide Thiere liegen regungslos da.

So überraschend, ja unbegreiflich die Sache den Thomar'schen Eheleuten auch war, in ihrer arglosen Seele tauchte kein Gedanke aus, welcher der währen Ursache nahe gekommen wäre. Thomar suchte die Sache aus ganz natürlichem Wege zu erklären, schob es auf das außergewöhnlich lange am Feuer Stehen der Suppe in metallenem Gefäße, hob von der Suppe auf, was er noch zusam­menraffen konnte, damit der Apotheker des Städtchens dieselbe spä­ter einer näheren Prüfung unterwerfen und seine Angehörigen überzeugen solle, daß seine Ansicht richtig gewesen sei. So beruhigte man sich für jetzt, dachte nicht weiter darüber nach und verscharrte die tobten Thiere in den Düngerhaufen des Hosraums, gebrauchte jedoch die Vorsicht, auch das Fleisch nicht zu berühren und be­gnügte sich für heute mit ganz frugaler Kost, Butter, Brod und etwas Käse. Als die Eheleute aber am Abend allein zusammen­sitzend, die Vorgänge genauer und ruhiger an sich vorüber gehen ließen, erinnerten sie sich auch wieder des unheimlichen Schlages außerhalb, und da keine eigentliche Ursache dasür aufzufinden war, verfiel Frau Thomar, wie das Frauen gewöhnlich eigen ist, aus Uebernatürliches. Sie erinnerte sich jetzt Plötzlich erst, daß auch Herr Remer von der Suppe genossen hatte es mußte nun auch ihm ein Unglück zugestoßen und jener unheimliche Schlag ein An­zeichen desselben gewesen fein. Die eindringlichsten Ermahnungen und Vorstellungen Thomars, solchen thörickten Gedanken nicht Raum zu geben, zu erwägen, daß Remer die Bouillon vor dem Stehen der Suppe genossen habe, vermochten es nicht, sie zu beruhigen. Die schwärzesten Bilder verfolgten sie bis tief in die Nacht hinein und quälten sie selbst im Schlafe durch entsetzliche Träume.

War auch ihre Ahnung nicht in ihrem Sinne richtig, so war doch jener Schlag der Todesschlag für Remer geworden und höhe­rer Wille hatte ihn ganz in ihre Nähe gebannt, während sie ihn fern glaubten. Ja, ihre Hand hätte die fliehenden Lebensgeister vielleicht noch einmal zum Aufflackern bringen können, wenn jener Schlag unter andern Umständen erfolgt wäre und sie nachforschend sogleich zur Kiste geführt hätte; aber es sollte nicht sein. Die Vorsehung hatte sich Vorbehalten, menschliches böses Wollen durch ihr göttliches Walten zu vernichten, den Sünder zu strafen und in Amsterdam den Bruder, hier die Schwester und ihre Familie vom Verderben zu retten.

(Fortsetzung folgt.)

R ä t h s c l.

Wenn ich geschlagen und zermalmt worden, lebt der Mensch von mir, wenn mir aber bloß der Kopf abgeschnitten, lebt er für mich.

Nagoldwärme. 1862 . 9 . Aug. 14 , 8 °K. lO.Aug. 13 , 6 °U. 12 . Aug. 12 , 8 °.

11. Aug.13,0° k.

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