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Unterhaltendes.

Menschliches Wollen. Göttliches Walte».

Novelle aus der Wirklichkeit von Eduard Franke.

(Fortsetzung.)

Sehr vernünftig. Seltenheit bei Verliebten dopplte Sel­tenheit bei den weiblichen gefällt mir also auch doppelt und soll befriedigt werden," sagte Brauser lakonisch. Er zog sein Portefeuille und nahm den Bleistift heraus.Dieß Couvert hat eine Adresse dieß nicht. Er schrieb nun mit Bleistift auf das leere Couvert:An Fräulein Hedwig Marlow!" Vergleichen Sie gütigst, ob das eine und dieselbe Handschrift ist," sagte er und hielt ihr beide Adressen vor.Genügt Ihnen der Beweis, daß die Ver­wechslung durch meine Hand vollbracht wurde?"

Hedwig warf einen Blick auf beide Adressen, die Gleichheit der Schristzüge war durchaus nicht in Abrede zu stellen.Dafür genügt mir der Beweis; allein"

Nicht, daß ich nun auch rechtmäßiger Besitzer des Lotterie­looses bin? Wieder sehr vernünftig. Sie gefallen mir ausneh­mend, und wenn ich bedenke, daß Jeder sich selbst der Nächste ist, unverheirathet bin ich noch, ich könnte mich oder offen gestanden ich habe mich schon in Sie"

Sie begreifen wohl, daß ich jetzt gerne allein zu fein wünschte," rief Hedwig ihn rasch unterbrechend, und nahm ihm das Couvert mit Herrmann's Brief aus der Hand, drückte Hcrrmann's hervor- gezogenen Brief ^sichtlich an ihr Herz, an ihre Lippen. "

Sehr begreiflich, wie Figura zeigt," sagte Brauser lächelnd; aber wenn Ihr Spiegel Ihnen die Wahrheit sagt, müssen Sie es eben so begreiflich finden, daß auch ich noch gerne länger bei Ihnen verweile."

Ich wünsche jetzt allein zu sein, mein Herr!" sagte Hedwig sehr entschieden, ging zum Fenster, setzte sich und kehrte ihm den Rücken.

Jetzt", betonte Brauser.Hm, das heißt: Tu darfst wieder- tcmmcn, nicht wahr?"

Hedwig antwortete ihm nicht.Keine Antwort auch eine Antwort. Jeder kann es deuten wie er will und Jeder deu­tet es gewöhnlich zu seinen Gunsten. Also jetzt," er hob das Wort stark hervor,gehe ich und sage aus baldiges Wiedersehen! Ich will wetten, Sie finden mich dann auch interessanter und liebenswürdiger als jetzt." Er verbeugte sich und ging zur Thüre hinaus.

Dem baldigen Wiedersehen wollen wir doch einen Riegel vorschieben," sagte Hedwig ausstehend und den Nachtriegel des Thürschlosses vorschiebend; dann entfaltete sie Herrmanns Brief und durchlas denselben.

Ein wehmüthiges Gefühl überkam sie und es wurde ihr nun vollends klar, daß das Loos nicht Herrmaiin gehört hatte, sonst hätte er gewiß mit einer Silbe dessen erwähnt, und der Fremde war also der rechtmäßige Besitzer und der letzte Hoffnungsstrahl erbleicht.Du gleichst der Welle des rieselnden Wiesenbaches, trügerische Hoffnung," sagte sie.Wie jene den duftigen Mund jedes Blüinleins küßt, ihin von Liebe vorplaudert, indem sie vor- überrauscht, und doch keinem Wort haltend weiter, immer weiter eilt, unbekümmert, ob die in Sehnsucht der Wiederkehr Harrenden indeß trostlos dahinwelken, so gaukelst auch du dem Menschen tau­send schöne Erfüllungsbilder vor, zeigst ihm das Ziel seiner Wünsche oft so nahe, daß er es zu erreichen wähnt, wenn er aber darnach hascht, entfliehst du und hüllst seine Zukunft wieder in Nacht und Dunkel." Ihr Haupt neigte sich auf ihre Brust herab und große Tropfen rieselten über die Wangen hernieder.Doch, wie es auch komme," sprach sie nach einer Pause mit Erhebung,ich bleibe dein, Herrmann, so lange dieses Herz schlägt." Sie stützte die Hand, in welcher sie Herrmann's Brief hielt, auf einen Stuhl, ließ die andere schlaff hcrabfallen uno starrte Nachdenkens vor sich hinaus.

Der SchisfskapitR Brauser hatte indeß Hcdwig's Vater aus­gesucht, hatte demselben zuerst im Namen Herrmrnn Lange's, wel­cher. sich aus ihm bekannten Gründen scheue, sein Haus zu betre- len, aber das vortheilhaste Geschäft mit dem Amerikaner doch nickt in andere Hände geben wollte, die Schiffsladung angetragen und so Len Alten gleich wieder für Herrmann gewonnen. Da ihm

dieß gelungen war, so erzählte Mauser dem alten Marlow auch sein Zusammentreffen beim Eintritt in dieses Haus mit seiner Tochter Hedwig, in deren Händen er sein Eigenthnm, das Lotterie­loos 16,551, worauf der Haupttreffer gefallen war, gesunden habe, und welches durch eine Verwechslung in ein falsches Couvert hier- hergclangt sei. Ob auch das Mährchen, wie dieß geschehen, wo­durch und weßhalb, noch so unwahrscheinlich war, denn Herrmanns Brief erwähnte Brauser absichtlich nicht: der alte Marlow hatte dafür jetzt keinen Sinn. Zuerst die Aussicht auf den reichen Schiffs- gewinn, dann den vermeintlich Glücklichen vor sich zu sehen, wel­cher 200,000 Thalcr gewonnen, dessen Geständniß, daß seine Toch­ter einen solchen Eindruck auf den Lovsbesitzer hervorgebracht, daß er es wage, um deren Hand bei ihm anzuhalten und hoffe, Mar­low werde diese dem glücklichen Gewinner, dieß letzte Zweideutige betonte er ganz besonders, nicht versagen, machten Len Alten ganz verwirrt. Er sah und hörte nicht mehr. Er wühlte in Gedanken mit dem reichsten Doppelgcwinn, versprach, willigte in Alles, und ging, seine Tochter sogleich von dem ehrenvollen Anträge zu unter­richten, den Schiffskapitän Brauser bittend, ihm in einer Viertel­stunde zu folgen und das Jawort zu empfangen.

Brauser eilte indeß zu Herrmann, fand ihn wieder vollkommen wohl, seiner Rückkehr mit Sehnsucht entgegensehend, machte ihn glücklich durch seine Mittheilungen und beeilte sich dann mit ihm zur festgesetzten Frist in Marlow's Haus wieder einzutresfen.

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Marlow, dem jede Sekunde Verzögerung gefährlich schien, fand zu seinem Verdrusse Hedwigs Thüre verschlossen.Was sind denn das wieder für Narrheiten?!" ries er unwillig und pochte heftig.

Hedwig ließ erschreckt den Brief auf den Stuhl herabfallcn, eilte, den Riegel zurückznschieben und sah ihren Vater sogleich her­einstürmen.

Du hast ja geweint!" rief er verwunderungsvoll.Warum? Weßhalb? Ist es wegen dem Verlust des Looses, so mag'S hin­gehen."

. Hedwig sah ihren Vater erstaunt an. Der Fremde war also bei ihm gewesen, hatte ihm alles mitgethcilt.

Wäre es aber anderer Tollheiten willen," fuhr Marlow, ihr Erstaunen nicht beachtend, fort,so würde ich mit einem Donner"

seine Augen waren dabei rings im Zimmer nmhergeflogen, er erblickte den Brief, ergriff ihn hastig, las, fuhr wie ein angeschossc- ncr Eber auf Hedwig los und schrie:Ungerathene, Abscheuliche!

Ein Rendezvous aus offener Promenade! Mein Kind mit einem elenden"

Hedwig fand schnell ihre ganze Entschiedenheit wieder. Sic legte rasch ihre Hand auf des Vaters Mund.Nicht weiter, Va­ter", sagte sie.Schmähe nicht den Unschuldigen! Deine Schmä­hung würde das Bild des Geliebten nur in reinerem Glanze auf . den Altar meines Herzens stellen. Widerstand ist der Prüfstein wahrer Liebe. Ich werde in der Prüfung bestehen und das Bilk des Geliebten im Herzen zu bewahren wissen." .

Wirst Du? Gut. Bewahre es meinetwegen im Herzen, sc » lange Du willst; aber über Deine Hand habe ich zu verfügen unk werde meine Rechte gleichfalls geltend zu machen wissen. Leider zwingt die Jugend immer das Alter, ihre Thorheiten gut machen zu müssen, sic wirft übermüthig das Geld weg, weil sie seinen hohen Werth noch nicht kennt und kann noch von Glück sagen, wenn ihr Je mand zur Seite steht, der es aufhebt, bis sie zur Erkenntniß komm! Ich will es für Dich aufhcben und Du wirst mir noch einst danken, daß ich Dich zu Deinem Glücke gleichsam gezwungen habe."

felgt.)

Auslösung des Scherz-Anagramms in Rro. 5i: Schuft F u t s ch.

Nagoldwärme. 1862. 30. Juli 17,3°. 31. Juli 16,6° ll 1. August 15,0 k. ^

Gottesdienste.

Sen» tag, den 3. August- Vorm. (Predigt): Herr Helfer Riege r. Kindcrlchre mit den Sühnen 2^ Klaffe. Nachm. (P redigt),: Hr. vr- Gn >> des)-

Nrdigirt, gedruckt und verlegt von A. Vetschtägcr.

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