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gen, und eines 20jährigen Bauernsohnes in Moosheim, welche sich am 28. und 30. Mai erhängten; während am 14. d. M. eine 53jährige Weibsperson in Beizlofen in der Ostrach ihren Tod suchte und fand, und am 17. d. M. ein 5ljähriger Taglöhner in Altshausen sich erhängte. Am 7. d. M. fiel ein Bauernknecht in Fulgenstadt in das im Garten seines Dienstherrn befindliche Wasserloch, welches nur 3 Fuß lang, 2'/- Fuß breit und 2 Fuß tief ist, wobei er den Kopf unter einen vom Wasser unterspülten Stein brachte, und der Leib in das enge Loch sich so einzwängte, daß der Erstickungstod erfolgte. Ter Verunglückte hatte die Gewohnheit, aus diesem unreinen, zum Bewässern des Gartens benützten Wasser sich alle Nacht einen 2>/e Maß haltenden Wasserkrug voll zu schöpfen und dieses Wasser zu trinken, und mußte so diese sonderbare Lust mit dem Tode büßen. Die Legalinspektion hatte diese Veranlassung des Todes unzweifelhaft herausgestellt. (St. A.)
— Frankfurt a. M., 22. Juli. Gestern Abend um 8 Uhr verkündeten 21 weit hin dröhnende Salutschüsse das offizielle Ende des Bundesschießens. Heute Nachmittag 4 Uhr findet die Preisverth eilung statt. Bei Uebergabe der 12 ersten Preise vurch die Festjungsrauen werden wiederum je 4 Kanonenschüsse (im Ganzen also 48) gelöst und der Schluß des ganzen Festes wird dann durch 101 Kanonenschüsse angezeigt. Später folgt ein großartiges Feuerwerk. — Der Senat übersandte heute dem Schützenfestkomite ein Dankschreiben für das große, schöne Fest, dem eine noch weitaus größere, schönere Bedeutung beigemessen werden dürfe. — Hauptschießgewinne: Scheibe Heimath, erster (nur von einem Deutschen zu gewinnender) Preis: Siegrist aus Müllheim (Baden) (unter Vorbehalt, daß er, der in der Schweiz ansäßig ist, den Nachweis liefere, daß er ein Deutscher, bez. daß er, wie er behauptet, Bürger in Müllheim ist.) Scheibe Schill, erster Preis: drei Konkurrenten. Scheibe Körner, erster Preis: Fried. Surry, Köln. Scheibe Hofer, erster Preis: Friedolin Schmieder, Kanton Glarus. Scheibe Palm, erster Preis: zwei Konkurrenten. Scheibe Deutschland, erster: Bechtel aus Hanau. Scheibe Rhein, erster: Karl Enslin, Schwab. Gmünd. Scheibe Donau, erster: A. Bergmann, Innsbruck. Scheibe Elbe, erster: Paul Spamann, Ravensburg. Scheibe Weser, erster: Hausmann, Erlen (Schweiz). Scheibe Oder, erster: Lorenz Faller, Lenzkirch. (Schw. M.)
— München, 18. Juli. So viel man hört, sind wegen der nächsten deutschen Industrieausstellung, die im Jahr 1865 in Wien abgehalten werden soll, bereits Unterhandlungen im Gange, bei welchen die österreichische Regierung sich geneigt erklärt hat, den Vorrang an München abzutreten, da diese Stadt im Jahr 1854 von dem bekannten Unglück betroffen worden und einen für solche Ausstellungen vollkommen geeigneten Glaspalast besitzt.
Pole». »Warschau, 18. Juli. Heute früh hat Gen. Lü- tcrs unsere Stadt verlassen und sich nach Berlin begeben, um daselbst seine weitere Genesung abzuwarten. — Von der polnischen Grenze, 22. Juli. Nach authentischen Mittheilungen ist die Regierung einer weitverzweigten Verschwörung auf der Spur, in Folge dessen bedeutende nächtliche Verhaftungen, worunter auch von Zöglingen der Vorbereitungsschule, vorgenommen wurden.
Frankreich. Paris, 21. Juli. Nacki der „Patrie" haben Frankreich und Rußland sich entschieden, in der serbischen Frage ein gemeinsames Verfahren einzuhalten. — Nach der „Presse" wird der Bestand des nach Mexiko bestimmten Expeditionscorps auf 30,000 Mann gebracht werden. — Paris, 25. Juli. (Tel. d.Schw.M.) Tie Patrie schreibt: Man versichert, Garibaldi sei entschlossen, mit 6000 Freiwilligen an der römischen Küste zu landen. Sechs französische Kriegsschiffe sind ausgesandt worden, um die Küste zu überwachen.
Italien. Turin, 21. Juli. In verschiedenen Theilen Italiens zeigen sich Spuren von Werbungen für eine bevorstehende Expedition. 25 römische Emigrirte, welche in der. Nähe von Sora an der Grenze Aktionskomites bilden wollten, sind durch das Ministerium Rattazzi zuerst nach Caserta und später nach Livorno geschasst worden. Tie adriatischen Küsten werden scharf überwacht, um jeden Freiwilligenzug nach der Türkei zu verhindern. An der toskanischen Küste, wo eine bewaffnete Landung vcrmuthet wurde, wurden Streitkräfte zusammengezogen, um sie abzuwehren. Doch scheint diese Befürchtung grundlos gewesen zu sein. (S. folg. Tel.) " Turin, 2 3. Juli. (Tel, d. S chw. M.) Die Journale melden,
daß aus mehreren Städten junge Leute sich nach Genua begeben. Man vermuthet, daß sie dort nach Palermo eingeschifst werden.
Amerika. New York, 14. Juli. Die Sonderbündler haben Murfreesbrough genommen und ein Regiment Bundestruppen von 1500 Mann zu Gefangenen gemacht. Nach einem Gerücht sollen jedoch die Bundestruppen Baton Rouge eingenommen haben.
Unterhaltendes.
Menschliches Wollen. — Göttliches Walten.
Novelle au» der Wirklichkeit von Eduard Franke.
(Fortsetzung,)
„An ihr Fenster? Nicht in ihre Hände? Brauser!" rief Herrmann drohend überlaut. »
„Schreit doch nicht immer gleich. Bellende Hunde beißen selten. Daß ich das öfter erprobt und das Bellen also nicht fürchte, müßtet Ihr doch sckon wissen. — Darin liegt ja eben daS Wunderbare, daß alles so kommen, daß ich die Ziehung verschnarchen mußte. Kam es anders — wer weiß, was dann geschehen wäre. Dankt Gott — aber nicht mit Geschrei — die lauten Beter sind in der Regel Scheinheilige; wahre Frömmigkeit will nie beobachtet werden, sie weiß, daß die Worte nur für die Menschen da sind und der da oben in's Innere schaut. Na, hat er bisher auch bei mir eben nicht viel Erfreuliches gesehen, wenn er hier meinen Glauben nicht täuscht, so — so will ich wahrhaftig ein besserer Mensch werden."
„Brauser!" rief Herrmann, „wenn es so ist, wie Ihr sagt, so söhnt Ihr mich völlig mit Euch aus und alles soll vergeben und vergessen sein." Er umfaßte ihn freudig.
„Vergeben und vergessen? Was denn? Na, Verliebte befinden sich immer im Stadium der Halbnarrheit, bei denen darf man die Worte nie auf die Wagschale legen. Uebrigens merke ich doch, daß Ihr wißt, wozu ein Strick alles zu gebrauchen ist," setzte er mit derbem Humor hinzu und reckte sich so in die Höhe, daß der etwas kleinere Herrmann wirklich an ihm hing. „Man kann sich, wie Figura zeigt, nötigenfalls in Freud und Schmerz daran aufhängen. Hahaha!" lachte er und schaukelte den Hängenden hin und her. „Aber nun, ehe wir weiteres unternehmen, laßt uns eine Hauptsache nicht vergessen. Remer war in geschäftlicher Beziehung stets sehr pünktlich, daher auch das große Vertrauen, was er sich trotz manchem nicht Lobenswerthen in der hiesigen Kaufmannswelt erworben hatte, und es sollte mich sehr wundern, wenn wir in seinen Büchern nicht die Loosnummer verzeichnet fänden. Hätte ich daran gleich gedacht, so wäre Euer Jrrthum vielleicht schon aufgeklärt. Na, jetzt wird es auch noch dazu dienen, Euch mehr Vertrauen zu mir fassen zu lassen; denn die Vorfälle haben mich wirklich bekehrt und für Euch gewonnen und anderntheils erfahren wir so zuerst, ob ein Gewinn auf die Nummer gefallen ist, dann ist's Zeit demselben mit Ernst nachzusorschen."
Er zog einige Geschäftsbücher hervor. „Klatte" las er auf der Rückseite des einen. „Laßt mal sehen." Er blätterte darin. „Da haben wir es ja schon," rief er und las. „Von dem Kapitän des Adrian, als Provision für die gut verwerthete Schiffsladung erhalten 5 Säcke St. Domingo-Kaffee. Dieselben gegen ein Lotterieloos zur laufenden Ziehung, Nr. 16,551 verhandelt an — da seht selbst. Auch das Datum stimmt genau mit dieser Ziehung. Ich kenne meinen Mann besser als Ihr, was Geschäftssachen betrifft, ist bei ihm immer alles in der schönsten Ordnung gewesen. Habt Ihr dieß gelesen, so lest nun auch die Nummer von jenem Loose, da werdet Ihr Eures Jrrthums vollkommen inne werden und nicht länger im Zweifel herumvagiren." .
Herrmann las, verglich beide Nummern und sagte: „Es scheint richtig zu sein was Ihr sagtet." , . ^ ^ .
„Potz Thorheit und kein Ende! rres Brauner. „Es scheuu nicht, es ist und damit Ihr ganz überzeugt werdet, so laßt uns Anstalten treffen, das andere Loos wieder zu erhalten, damit Euch endlich der Staar gestochen wird."
Itagoldwärrne. 1862. 22. Juli 14,6° R. 23. Juli 14,8° II. Juli'14,7° 6. 25. Juli 14, 8° k. - __
Gottesdienste.
Sonntag, den 27. Juli. Bonn. (Predigt): Herr Dekan HeberIe. — Kindcnehre mitten Tückrcrn 1.Klaffe. — Narbm. (Bibelstd.i: Hr. Helfer Rie ger.
Nedigirt, gedruckt und verlegt von Ai Del sch lüg er.
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